Freitag, 22. März 2024
21.03.24
Donnerstag. 12 Wochen nach der Trennung. Ich weiß gar nicht, ob die Zeitspanne noch wichtig ist. Sie steht in keinem direkten Bezug zu meinen Gefühlen, ob nun 11, 12 oder 14 Wochen, was sagt das schon.

Ich habe allerdings immer noch das Bedürfnis, nicht Frühling sondern fucking Frühling zu sagen, wann immer ich daran denke, dass jetzt alles ganz toll neu, frisch und hoffnungsvoll sein soll.

Stehe um 5:00 auf, kann gar nicht glauben, dass die Katze schon quengelt, der Wecker schon klingelt. Habe auch gleich wieder ein Unwohlsein im Magen, verdammt. Ist aber nicht so schlimm wie gestern.

Heute haben wir um 10:00 den Tierarzttermin für die Depot-Schmerzspritze. Die Katze riecht morgens schon Lunte, ich bin schon zu nervös. Es tut mir leid, dass sie nun den Morgen über Angst hat, aber ich kann meine eigene Aufgeregtheit und Nervosität wegen der Termine heute nicht abstellen. Ich lenke mich ab, sie legt sich ins Körbchen und bleibt dort auch bis wir losmüssen. Beim Tierarzt geht es schnell, die Tierärztin scheint aber erkältet zu sein. So wie die Kollegin, die am Dienstag in mein Büro geniest hat.

Das Bauchweh ist weg, ich vertrage Kaffee und Frühstück gut.

Ich entdecke, dass es Fahrrad- und Wanderrouten-Apps gibt. Also theoretisch wußte ich das wohl aber als praktische Möglichkeit für mich war es mir bislang nicht bewußt.

Meinem Kreislauf geht es noch immer nicht besonders gut, ich schiebe es aufs Wetter. Zu schnell zu warm geworden, außerdem komisches Licht, viel zu weiß alles draußen. Ich bin müde und möchte mich am liebsten wieder hinlegen, werde den Termin aber heute durchziehen.

Um 15:30 fahre ich zu dem Beratungstermin für die Laser-Haarentfernung, bin zu früh dran. Die Praxis ist mitten in der Fußgängerzone also gehe noch in ein großes Bekleidungsgeschäft, registriere, dass zur Zeit ein ganz schönes Grün modisch ist und kaufe ein (nicht grünes) T-Shirt mit Peanuts Aufdruck. Es hat genau die Form, die ich mag, nicht zu lang, nicht zu eng. Und die Peanuts mag ich auch.

Am Hauseingang weisen mehrere Schilder darauf hin, dass es Videoüberwachung gibt, der Hausflur ist geschäftsmäßiger kahler Marmor und es riecht komisch. In der Praxis wird mir ein mehrseitiges Formular ausgehändigt, das ich ausfülle, während ich warte. Die Beratung ist dann sehr kurz. Ich frage als erstes, ob es bei meiner Haarfarbe überhaupt Sinn macht, ich soll dann meine Haarfarbe herzeigen, was ich auch mache und mir dabei sehr unpassend vorkomme vor der Beraterin, die mit ihrem Äußeren auch gut in eine Reality Show passen würde. Dann wird mir höflich mitgeteilt, dass es bei mir keinen Sinn macht, es gäbe bei meiner Haarfarbe nur eine 30%ige Erfolgschance, das sei das Geld nicht wert, denn ich müsste mit ca. 1300,- rechnen. Die Summe überrascht mich nicht, die niedrige Erfolgschance schon. Ich hatte auf 80% gehofft.

Bedröppelt verlasse ich die Praxis wieder und gehe über die Fußgängerzone zurück zur Bahn. Weil ich schon mal dort vorbei komme, nehme ich bei Apple nochmal die neuen iPhones in die Hand und schaue in einem Sportgeschäft Laufschuhe an. Ich bin aber nicht in der Stimmung zum Schuhe anprobieren, auch wenn ich mal neue bräuchte für meine vielen Spaziergänge. Vermutlich auch mal eine fachkundige Beratung dazu, da ich meinen rechten Fuß immer verdrehe. Überlege, ob ich das 'gesparte' Geld für ein neues Handy ausgeben soll.

Ich fahre nachhause, die Bahn ist unangenehm voll. Ich sitze eingequetscht zwischen zwei Frauen, die erst kurz vor mir aussteigen. Wenigstens riechen sie gut.

Ich bin enttäuscht und finde es schade, dass es nicht klappt. Ich habe es mir so praktisch vorgestellt, es hätte mir einiges erspart. Darunter spüre ich aber noch ein altbekanntes Gefühl. Zurückgewiesen werden. Unpassend sein. Nicht geeignet sein. Es fühlt sich nicht gut an. Ich habe das Bedürfnis, mich zu trösten. Spüre Unruhe in mir, kann nicht gut damit umgehen. Bin sauer, gekränkt. Labil irgendwie. Die Stimmung, in der ich sonst Trost in Ablenkung gesucht hätte, in Süßigkeiten, in der ich "abgeschaltet" hätte. Es gibt keinen Mensch in meinem Leben, der Trost spenden kann, gab es noch nie.

Mache aber weiter mit meinem gewohnten Ablauf. Abendessen, Quizshow, Spülen, Badezimmer.

Im Bett habe ich keine Lust auf eine Serie, ich scrolle im Handy. Sehe ein Meme, dass zur Beziehung mit S passt, ein riesiger Haufen emotional luggage rollt mit Wucht in eine neue Beziehung hinein. Schicke es an S und schreibe etwas, wie ich hoffe, Liebes dazu. Sie antwortet und hat vom Meme wohl hauptsächlich die Hintergrundmusik mitbekommen, I will always love you. Auch das ist typisch für uns, vollkommen unterschiedlicher Fokus. Ich auf Text, sie auf Ton, vielleicht auch weil ihr Handy immer auf volle Lautstärke steht und bei mir der Ton meist aus oder ganz leise ist. Könnte auch wieder ein Meme sein.

Wir schreiben ein paarmal hin und her, es scheint alles unverändert aber irgendwie distanziert. Traurig aber nicht emotional. Dann wünsche ich gute Nacht und mache um 21:00 das Licht aus.

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