Samstag, 2. März 2024
01.03.24
Freitag. Schon März. Die Zeit wartet nicht auf mich. Wartet nicht, bis ich fertig getrauert habe. 4:15 Katze gefüttert, dann noch bis 5:50 geschlafen. Fühle mich ausgepowert. Vielleicht hilft Kaffee.

Und ein bisschen freue ich mich natürlich auch auf den Frühling. Auf Wärme und Leichtigkeit und mehr Licht.

Aber ich habe auch Angst vor dem Gefühl des Überrundetwerdens. Sehr grinchiges Gefühl. Verliebtheit und gute Laune nicht um sich herum haben wollen, lieber weiter grauer Winter, weil ich scheinbar nichts anderes kann. Tsts. Ich habe große Angst davor, im Frühling alleine zu sein. Aber genau das wird vermutlich der Fall sein, also Augen auf und durch. Nett zu mir selbst sein.

Wegen des Streiks muss ich heute Abend mit der S-Bahn zum 80. Geburtstag fahren und ich hasse die S-Bahn. Ich mag auch normale Straßenbahnen nicht besonders aber die S-Bahn ist wie eine ausgewachsene Monsterversion der Straßenbahn. Also ein Abenteuer. Yay.

Ein Rant nach dem anderen. Ich finde es ganz gut, dass mir auffällt, dass vieles nicht gut war, das vieles an S Verhalten mir nicht gut getan hat. Aber ich hätte schon auch Verantwortung für mich selbst, für mein Wohlbefinden, übernehmen müssen und das klar äußern und ich habe mich auch selbst sehr negativ verhalten. Also Rant, ok, aber nicht reinsteigern bitte. Was übrig bleiben soll ist, dass es so (ohne gute Kommunikation) nicht funktioniert.

März, das bedeutet sich strecken, etwas keimen lassen. Energie ausgeben in Veränderung.

Das habe ich das letzte Mal 2018 erlebt, als ich S kennenlernte. Und in den Jahren davor oft nur leicht wehmütig die in mir hochkommende Frühlingsleichtigkeit bemerkt, die nicht wußte, wohin. Weil niemand da war. Also schon, aber nicht körperlich, zum Anfassen. Nur als Gesprächspartner, als Freund, der weit weg wohnte.

Ich weiß nicht, wo ich Kraft und Energie zum Keimen hernehmen soll. Vielleicht kommt sie von alleine, wenn das Wetter sich ändert. Ich glaube nicht daran. Im Moment verstärkt der Gedanke an Frühlingsgefühle meine Einsamkeit und ist mir deshalb unangenehm. Oder nicht verstärkt, er wirft Licht darauf, macht sie deutlicher. Sich dagegen wehren hilft aber nicht. Ich möchte ja, dass es Frühling wird. Ich möchte mehr Licht, weniger Kleidung, mehr Bewegung, mehr Grün, mehr Blüten, besser riechende Luft. Und die Traurigkeit, alleine zu sein, gehört trotzdem zu mir.

Also diese Rant-Phase ist irgendwie anstrengend. Ich rege mich auf über Dinge, die Vergangenheit sind, ich nicht ändern kann und von denen ich nicht mal wirklich weiß, ob sie überhaupt so waren und vergesse noch dazu meinen eigenen Anteil daran. Das kann gerne wieder aufhören.

Ich habe Lust, den Balkon schön zu machen. Ich hoffe, die Lust hält an, bis ich Zeit dafür habe, übernächste Woche habe ich Urlaub.

Nach der Arbeit gehe ich zum Supermarkt und kaufe das, was ich gestern nicht bekommen habe.

Es ist so krass, was alles schief gelaufen ist. Wie schlecht die Kommunikation von Anfang an war. Und S trotzdem so zu vermissen.

Ich habe mich von ihr an die Wand gedrückt gefühlt. Sie hat so viel heller gestrahlt als ich und alles, was ich mühsam und unsicher versucht habe, an Sozialkontakten aufzubauen war im Vergleich zu ihrer Art, auf Menschen zuzugehen, völlig minderwertig. Ich hatte das Gefühl, sie nimmt mir das weg. Habe mich komplett zurückgezogen.

Vom Selbstgefühl her geht es mir jetzt besser, ohne diese Beziehung. Trotzdem sehnt sich etwas in mir nach ihr. Nach der Sicherheit, die sie gibt, die sie ausstrahlt. Der Leichtigkeit. Dem nicht alleine sein.

Um 17:30 habe ich bereits gekocht und gegessen, es war sehr lecker. Nun eine Stunde Zeit bis ich zur S-Bahn muss. Sitze still auf der Couch und fühle, ja, was? Müdigkeit. Vermissen. Stille. Alleinsein. Unruhe.

Vor einem Jahr waren wir auch ein paar Tage getrennt, dann doch wieder zusammen. Das Jahr hat für die Beziehung nichts gebracht. Vielleicht waren es aber die letzten notwendigen Schritte bis zu diesem Punkt.
Vielleicht sind alle besser als ich aber niemand ist ich. Das habe ich vor einem Jahr erkannt aber nichts draus machen können. Jetzt bin ich an einem Punkt, an dem es keine Alternative mehr zum Alleinsein gibt.

Ich gehe zu früh los aus Nervosität. Um zu meinem Gleis zu gelangen muss ich durch eine Unterführung des Grauens, die eine direkte Verbindung ins Upside Down zu sein scheint. Ich atme tief ein und gehe schnell durch, fühle wie die Wände enger werden und nach mir greifen und etwas auf meine Ohren drückt. Das Gute ist, dass ich später nicht mehr da durch muss, da der Zug aus der Stadt ja auf dem anderen Gleis hält.

Die S-Bahn kommt 5 Minuten zu spät, ich bin aber immer noch zu früh in der Stadt und setze mich noch 10 Minuten an einem kleinen Platz auf eine Bank. Ich finde den Weg gut, habe den Kartenausschnitt ausgedruckt (ja, schon gut, aber orientierungslos zu sein ist mein Alptraum) und es gibt ja auch noch das Handy.

Auf der Feier kenne ich nur wenige Menschen und setze mich zu denen. Dann sitze ich 3 Stunden sehr verkrampft auf dem Stuhl, was ich aber erst später merke, also wie verkrampft ich da offensichtlich war. Es gibt werden Fotos von früher in Dauerschleife an die Wand geworfen, auch meine Mutter ist zu sehen. Komisches Gefühl, vertraut aber nicht angenehm. Die Party ist so wie sie auch beim 50. hätte sein können und so ist sie auch gedacht. Dass es der 80. Geburtstag ist, merkt man nur an den grauen gewordenen Haaren der Kinder.

Ich trinke nur Wasser, verzichte auf das Buffet. Um 22:30 merke ich, dass es nun reicht, keine Energie mehr. Ich verabschiede mich schnell und ohne große Umarmungen. Dann gehe ich zurück zur S-Bahn und merke, wie steif und verkrampft mein Rücken ist. Mein Knie ziept, mein Rücken schmerzt, mein Kreislauf sackt ab und mir wird übel. Ich gehe weiter, schwanke etwas, wie immer wenn ich nicht gut gehen kann. Wie immer ist es mir peinlich so zu wirken, als wäre ich angetrunken. Ich gehe weiter, bleibt nur 2-3 mal ganz kurz stehen und versuche den Rücken zurechtzudrücken. An der Station muss ich 20 Minuten auf die S-Bahn warten, im Stehen und im Durchzug, ich setze die Kapuze auf und lenke mich mit dem Handy ab. Das erste Tattoostudio hat nun doch geantwortet. Vielleicht war ich einfach zu ungeduldig. Aber ich bleibe bei meiner Entscheidung, fühle mich mit dem zweiten besser. In der Bahn sage ich dem ersten ab. Die Fahrt in der S-Bahn ist bequem, leider ist mir weiterhin etwas übel.

Dann 15 Minuten Fußweg bis nach Hause und endlich Entspannung. Ich ziehe mich um und setze mich noch 20 Minuten auf die Couch, gucke das Ende von Let's Dance. Wünsche mir S herbei.
Taue nicht wirklich auf und gehe mit kalten Füßen um 0:20 ins Bett. Es dauert, bis ich einschlafen kann, auch weil mir immer noch leicht übel ist.

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