Montag, 11. März 2024
10.03.24
Sonntag. Ich stehe um 5:00 auf, koche Kaffee, setze mich an den Schreibtisch.

Die Nacht war nicht gut, das erste Mal seit der Ernährungsumstellung hatte ich wieder Sodbrennen. Es muss an irgendwas im Salat gelegen haben, den habe ich gestern zum ersten Mal gemacht. Den Fenchel würde ich eher ausschließen, vielleicht die rohen Zwiebeln oder der Thunfisch oder die rohen Tomaten. Jedenfalls bin ich um 23:00 aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen, bin irgendwann auf die Wohnzimmercouch umgezogen, wo ich eigentlich immer einschlafen kann, nur nicht länger schlafen, da sie relativ kurz ist. Es hat aber gereicht, um alles wieder zu bruhigen und um 1:00 konnte ich wieder ins Bett umziehen. Schade, den Salat fand ich lecker und auch praktisch zum Vorbereiten. Einen Versuch bekommt er noch.

Heute gehe ich ins Fußballstadion, bin gespannt und freue mich. Es ist ein Event, Lokalbands werden auftreten und die Hymne mitsingen und es wird sicher voll. Die große Frage wird sein, wie viel zu früh ich losgehen muss, um mit der Straßenbahn pünktlich am anderen Ende der Stadt anzukommen.

Ich backe einen angeblichen Zitronenkuchen, der mit meiner Vorstellung davon aber nach Fertigstellung nur wenig gemeinsam hat. Egal, er wird aus den Muffinformen gekratzt und ist nun 3 Tage lang mein Frühstück. Vielleicht. Danach möchte ich mediterrane Muffins backen, die wiederum enden in einer Auflaufform. Was den Geschmack angeht, schwant mir nichts Gutes aber erstmal abwarten, wie es mir heute Abend schmeckt. Wenigstens mal neue Rezepte ausprobiert, die Zeit nehme ich mir nur selten.

Mir kommen ein paar mal Tränen. Ich vermisse S stark und hätte sie gerne heute dabei. Das Kunststück wäre, bei mir zu bleiben, auch wenn sie da ist. Mein Fokus auf sie war Mist.
Und auch wenn wir nie wieder nah miteinander sind, kommt ja vielleicht jemand anders. Auch da muss ich auf mich achten, nicht wieder den kompletten Fokus auf das Verhalten der anderen richten. Nur wie? Rausfinden, was mir Spaß macht, ist schon mal gut.

Ich fahre relativ früh los zum Fußball. In der Stadt steige ich um, gehe ein paar Schritte über den Antikmarkt, der quasi neben der Haltestelle stattfindet. Denke an die vielen Flohmarktbesuche mit S. Zum gemütlich gucken und schlendern ist es zu voll, die Sachen sind schön aber vermutlich auch sehr teuer. Es stehen schon viele Fans an der Haltestelle, ich fahre doch lieber weiter. Am Stadion sind viele Familien mit kleinen Kindern, da es auch spezielle Aktionen für Kinder gibt. Es ist ein Highlightspiel, was auch immer das bedeutet. Es wurde sehr viel Werbung für diesen Spieltag gemacht, so bin ich ja auch darauf aufmerksam geworden.

Ich spaziere herum, schaue mich um. Lerne, dass man im Station nur mit Karte bezahlen kann, die ich leider zuhause gelassen habe. Also kein lässiges Getränk für mich. Setze mich irgendwann auf meinen Platz und genieße die Stimmung. Ich finde meinen Platz sehr gut, ich bin erstaunt, dass das Spielfeld doch nicht so riesig ist, wie es im Fernsehen wirkt. Die neue Stadionsprecherin wird vorgestellt, sie klingt sympathisch. Dann geht es langsam los. Ich bin komplett emotional als Hennes einläuft, für mich der Star des Tages. Dann die Hymne, ich filme sie und mir fällt erst nachher auf, dass ich sie niemandem zeigen werde. Nächstes Mal einfach nur mitsingen, dafür muss ich aber textsicherer werden.

Es macht Spaß, das Spiel live zu sehen. Die Stimmung im Stadion gefällt mir. Ich weiß nicht, ob es am Frauenfußball oder dem speziellen Spieltag liegt oder ob es sonst auch so ist, die Stimmung ist jedenfalls sehr friedlich und gut gelaunt. Irgendwann fällt mir auf, wie angenehm es ist, dass es keine Sprecher gibt, die ständig mit todernster oder völlig angespannter Stimme Namen nennt, die ich nicht kenne und dazu eine dieser immer gleichen Experten-Floskeln. So wie es halt im Fernsehen ist, wo ich Fußball immer gleichzeitig langweilig und übertrieben finde. Hier kann ich einfach nur zugucken, unsere Frauen anfeuern und jetzt verstehe ich auch, warum die Leute unsere sagen, ich fand das eigentlich immer albern. Aber ich werde mitgerissen, stehe auf und klatsche wenn es spannend wird und weil ich Kölnerin bin. Fein, das mache ich gerne irgendwann nochmal.

Obwohl ich mich dort alleine nicht unwohl fühle, ist das Vermissen wieder sehr präsent. Ich wünsche mir, mit S dort zu sein und im Anschluß mit ihr in unser gemeinsames Zuhause zurückzufahren. Ein gemeinsames Zuhause, das wir nie hatten.

Schmerz, Trauer, Vermissen brennen in mir, machen mich ernst. Die Rückfahrt ist problemlos, es sind viele Sonderbahnen im Einsatz. Ich steige eine Haltestelle zu früh aus und gehe durch den kleinen Park zurück zu meiner Wohnung.

Zuhause zeigt sich, dass das Abendessen leider völlig ungenießbar ist, ich bekomme es nicht herunter. Esse nur ein paar Bissen und gebe dann auf. Ich schmeiße nicht gerne Lebensmittel weg aber in diesem Fall führt kein Weg dran vorbei.

Ich drehe mich im Kreis, ums Vermissen, möchte sie sehen, weiß dass es nicht gut gehen würde, verstehe nicht wieso es so weh tut, möchte bei ihr sein, weiß dass es nicht funktioniert, vermisse sie so.

Nicht bei ihr melden, weitermachen im Abendprogramm, spülen, bettfertig machen. Eine Folge The Man in the High Castle schauen.

Irgendwann kurz vor 21:00 mache ich das Licht aus.

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