... newer stories
Sonntag, 7. April 2024
06.04.24
garelia, 07:43h
Samstag. Ich stehe um 5:50 auf und koche Kaffee, setze mich an den Schreibtisch. Die Katze ist unruhig, kann sich nicht für einen Schlafplatz entscheiden. Ich blogge und mache meinen Orgakram.
S schickt einen Gruß direkt nach dem Aufwachen mit einem Selfie. Ich freue mich sehr, fühle Liebe, Verliebtheit, Freude. Schicke ein Selfie zurück. Sie ist verreist bis Sonntag und ich bin ganz froh darum. Ein bisschen Angst habe ich vor dem ersten Wochenende, an dem wieder Alltag ins Spiel kommt. Denn die funkelnden Nächte fast ohne Schlaf werden Ausnahmen sein.
Ich erkenne in mir das bekannte Gefühl wieder, dass sie mir Energie abzieht. Ein Gefühl der Unfreiheit, Fremdgesteuertheit. Aber ich erkenne auch, dass das nicht sie macht. Das mache ich, das macht mein Kopf. Ich denke konstant an alles, was ich falsch machen könnte, bewerte alles was ich denke bis ich nicht mehr weiß was ich denke. Meine Unsicherheit zieht mir die Energie ab. Stehe da wie ein Reh im Scheinwerferlicht der vermeintlichen Bewertung von außen, die eigentlich eine Bewertung von innen ist.
S ist nicht da, ich kann dieses Wochenende alles frei entscheiden. Ich bin immer noch genauso ungebunden wie vor einer Woche. Muss es bleiben, wenn sich etwas ändern soll. Es ist alles in meinem Kopf.
Bei schönstem Frühlingswetter gehe ich in Sommerhose zum Baumarkt und möchte sehr viel Erde kaufen für die Balkonkästen. Ich habe rankende Jasmin und viel Zitronenthymian bestellt. Den Kauf von Töpfen bzw. Kästen für den Jasmin verschiebe ich, da ich nicht sicher bin, wie groß die Ballen sein werden. Weil mir so frühlingshaft ist und die Pflanzenreihen so schön bunt sind, stehe ich schließlich mit 3 Pflanzen, einer Vogeltränke und nur 15 Litern Erde an der Kasse. Macht nichts, ich gehe dann nochmal, wenn die bestellten Pflanzen da sind.
Ich bringe alles nachhause und wechsele gut gelaunt ein paar Worte mit dem aufdringlichen Nachbarn von nebenan. Sogar mit dem unangenehmen Nachbarn von unten tausche ich einen Gruß und eine Bemerkung zum Wetter aus. Es ist wirklich klischeehaft schön, die Menschen lächeln auf der Straße und ich auch. Denke an S und fühle Hoffnung in mir blühen.
Dann gehe ich wieder los und kaufe Katzenstreu und ein paar Dosen von sehr fischig riechendem Katzenfutter. Die Katze liebt dieses Futter und ich freue mich, dass sie sich freut.
Ich topfe die gekauften Pflanzen in Tontöpfe um und stelle sie auf den Balkon. Gebe Wasser in die Tränke und lege ein paar Steine in die Mitte, damit da keine Insekten ertrinken.
Nach dem Frühstück sauge ich die Wohnung und fege den Hausflur, danach wische ich durch. Das mache ich nicht gern aber egal, es stand auf der Liste, ich mache es, habe es danach hinter mir.
Bin dann gut durchgeschwitzt und setze mich noch eine halbe Stunde in die Küche, um runterzukommen bevor ich zum Kieser gehe. Ich fahre direkt zum Kieser, das Wetter lädt zwar zu einem Spaziergang ein aber ich möchte nicht abgekämpft dort ankommen, das ist nicht gut für mich.
Ich hatte mir vorgenommen 'durchzuziehen' aber schaffe es nicht bei allen Maschinen. Bei 1-2 habe ich Fragen, nächstes Mal ist begleitetes Training, da bekomme ich dann Antworten. Zwischendurch einfach fragen, denn dafür sind die Leute dort ja da, muss ich mir noch angewöhnen. Bzw. wie jetzt erstmal den Gedanken zulassen, dass das eine reale Möglichkeit ist. Krass, wie sehr ich mich im Schatten, im Hintergrund bewege, nicht auffallen will, nicht lästig fallen will. Wie sehr ich das gewohnt bin.
Auch mit der Frau, die mir meine Karte im Tausch für den Spindschlüssel zurückgibt, wechsele ich Worte über das Wetter. Ich fange sogar damit an und es fühlt sich gut an.
Ich fahre nicht nachhause sondern in die Stadt, mitten in die vollste Stelle, zur Fußgängerzone, zu dem Laden, mit dem ich im Winter ein Date verabredet hatte. Es ist noch nicht so weit, dass ich dort nach Hosen suche, aber ich brauche neue Pullis. Ich habe heute gesehen, dass der Pulli, den ich anhabe, hinten ein Loch am Ärmel hat und es ist nicht der einzige Pulli mit Loch in meinem Schrank. Der ist auch locker 7 Jahre alt und viel getragen, da kommt das vor. Ich möchte etwas Neues haben, ich kann es mir leisten, ich mache das jetzt.
Als ich aus der U-Bahn-Station hochfahre und mir die Menschenmenge entgegenschlägt muss ich lachen. Es sind so übertrieben viele Menschen, ich hasse es so und es ist mir heute fast egal. Ich passe mich an, gehe mal langsam, mal schneller, suche Lücken, bin alleine, passe auch durch kleine Lücken. Mir kommt eine Frau entgegen, in deren Gesicht ich eine Mischung aus Leiden und Trotz lese, das kommt mir bekannt vor. Sie geht genau auf mich zu. Sie hat genug, ist auf dem Rückweg, will hier weg. Wir stoppen kurz voreinander, nur eine Millisekunde, blicken uns an, weichen dann genauso viel zur Seite wie nötig und gehen weiter.
Im Geschäft ist es nicht so voll, wie ich gefürchtet habe. Ich schlendere durchs Erdgeschoss, die anderen Stockwerke sind für spätere Expeditionen. Falte Oberteile auseinander, nehme einiges mit zu den nächsten Tischen. Gehe schließlich in eine Umkleide und probiere alles an. Denke nicht, dass ich furchtbar aussehe. Vieles passt und gefällt mir. Ich schlendere weiter und gehe schließlich mit drei neuen Pullis zur Kasse. Standardsachen für den Alltag, genau was ich gesucht habe. Freue mich und bin stolz auf mich.
Fahre zurück nachhause, werfe den löchrigen Pulli, den ich anhatte, in den Müll. Setze mich eine halbe Stunde auf den Balkon, genieße die milde Luft. Morgen soll es schon wieder grau werden.
Ich habe nichts mehr vor und viel geschafft heute. Koche eins meiner Lieblingsessen und esse vor dem Fernseher. Spüle, mache mich bettfertig. Schaue Let's Dance von gestern. Schaue zu oft aufs Handy, das Ding ist auch so ein Energiemagnet.
Gegen 21:15 meldet sich S und wir texten lange, fast eine Stunde. Ich bin eine langsame Tipperin am Handy, habe es mir nie angewöhnt mit zwei Fingern zu tippen. Das stresst mich etwas. Aber S telefoniert nicht gerne. Es fühlt sich trotzdem nah an, sie schreibt wie sie spricht. Ich weiß nicht, wie ich klinge. Gegen 22:15 mache ich das Licht aus.
S schickt einen Gruß direkt nach dem Aufwachen mit einem Selfie. Ich freue mich sehr, fühle Liebe, Verliebtheit, Freude. Schicke ein Selfie zurück. Sie ist verreist bis Sonntag und ich bin ganz froh darum. Ein bisschen Angst habe ich vor dem ersten Wochenende, an dem wieder Alltag ins Spiel kommt. Denn die funkelnden Nächte fast ohne Schlaf werden Ausnahmen sein.
Ich erkenne in mir das bekannte Gefühl wieder, dass sie mir Energie abzieht. Ein Gefühl der Unfreiheit, Fremdgesteuertheit. Aber ich erkenne auch, dass das nicht sie macht. Das mache ich, das macht mein Kopf. Ich denke konstant an alles, was ich falsch machen könnte, bewerte alles was ich denke bis ich nicht mehr weiß was ich denke. Meine Unsicherheit zieht mir die Energie ab. Stehe da wie ein Reh im Scheinwerferlicht der vermeintlichen Bewertung von außen, die eigentlich eine Bewertung von innen ist.
S ist nicht da, ich kann dieses Wochenende alles frei entscheiden. Ich bin immer noch genauso ungebunden wie vor einer Woche. Muss es bleiben, wenn sich etwas ändern soll. Es ist alles in meinem Kopf.
Bei schönstem Frühlingswetter gehe ich in Sommerhose zum Baumarkt und möchte sehr viel Erde kaufen für die Balkonkästen. Ich habe rankende Jasmin und viel Zitronenthymian bestellt. Den Kauf von Töpfen bzw. Kästen für den Jasmin verschiebe ich, da ich nicht sicher bin, wie groß die Ballen sein werden. Weil mir so frühlingshaft ist und die Pflanzenreihen so schön bunt sind, stehe ich schließlich mit 3 Pflanzen, einer Vogeltränke und nur 15 Litern Erde an der Kasse. Macht nichts, ich gehe dann nochmal, wenn die bestellten Pflanzen da sind.
Ich bringe alles nachhause und wechsele gut gelaunt ein paar Worte mit dem aufdringlichen Nachbarn von nebenan. Sogar mit dem unangenehmen Nachbarn von unten tausche ich einen Gruß und eine Bemerkung zum Wetter aus. Es ist wirklich klischeehaft schön, die Menschen lächeln auf der Straße und ich auch. Denke an S und fühle Hoffnung in mir blühen.
Dann gehe ich wieder los und kaufe Katzenstreu und ein paar Dosen von sehr fischig riechendem Katzenfutter. Die Katze liebt dieses Futter und ich freue mich, dass sie sich freut.
Ich topfe die gekauften Pflanzen in Tontöpfe um und stelle sie auf den Balkon. Gebe Wasser in die Tränke und lege ein paar Steine in die Mitte, damit da keine Insekten ertrinken.
Nach dem Frühstück sauge ich die Wohnung und fege den Hausflur, danach wische ich durch. Das mache ich nicht gern aber egal, es stand auf der Liste, ich mache es, habe es danach hinter mir.
Bin dann gut durchgeschwitzt und setze mich noch eine halbe Stunde in die Küche, um runterzukommen bevor ich zum Kieser gehe. Ich fahre direkt zum Kieser, das Wetter lädt zwar zu einem Spaziergang ein aber ich möchte nicht abgekämpft dort ankommen, das ist nicht gut für mich.
Ich hatte mir vorgenommen 'durchzuziehen' aber schaffe es nicht bei allen Maschinen. Bei 1-2 habe ich Fragen, nächstes Mal ist begleitetes Training, da bekomme ich dann Antworten. Zwischendurch einfach fragen, denn dafür sind die Leute dort ja da, muss ich mir noch angewöhnen. Bzw. wie jetzt erstmal den Gedanken zulassen, dass das eine reale Möglichkeit ist. Krass, wie sehr ich mich im Schatten, im Hintergrund bewege, nicht auffallen will, nicht lästig fallen will. Wie sehr ich das gewohnt bin.
Auch mit der Frau, die mir meine Karte im Tausch für den Spindschlüssel zurückgibt, wechsele ich Worte über das Wetter. Ich fange sogar damit an und es fühlt sich gut an.
Ich fahre nicht nachhause sondern in die Stadt, mitten in die vollste Stelle, zur Fußgängerzone, zu dem Laden, mit dem ich im Winter ein Date verabredet hatte. Es ist noch nicht so weit, dass ich dort nach Hosen suche, aber ich brauche neue Pullis. Ich habe heute gesehen, dass der Pulli, den ich anhabe, hinten ein Loch am Ärmel hat und es ist nicht der einzige Pulli mit Loch in meinem Schrank. Der ist auch locker 7 Jahre alt und viel getragen, da kommt das vor. Ich möchte etwas Neues haben, ich kann es mir leisten, ich mache das jetzt.
Als ich aus der U-Bahn-Station hochfahre und mir die Menschenmenge entgegenschlägt muss ich lachen. Es sind so übertrieben viele Menschen, ich hasse es so und es ist mir heute fast egal. Ich passe mich an, gehe mal langsam, mal schneller, suche Lücken, bin alleine, passe auch durch kleine Lücken. Mir kommt eine Frau entgegen, in deren Gesicht ich eine Mischung aus Leiden und Trotz lese, das kommt mir bekannt vor. Sie geht genau auf mich zu. Sie hat genug, ist auf dem Rückweg, will hier weg. Wir stoppen kurz voreinander, nur eine Millisekunde, blicken uns an, weichen dann genauso viel zur Seite wie nötig und gehen weiter.
Im Geschäft ist es nicht so voll, wie ich gefürchtet habe. Ich schlendere durchs Erdgeschoss, die anderen Stockwerke sind für spätere Expeditionen. Falte Oberteile auseinander, nehme einiges mit zu den nächsten Tischen. Gehe schließlich in eine Umkleide und probiere alles an. Denke nicht, dass ich furchtbar aussehe. Vieles passt und gefällt mir. Ich schlendere weiter und gehe schließlich mit drei neuen Pullis zur Kasse. Standardsachen für den Alltag, genau was ich gesucht habe. Freue mich und bin stolz auf mich.
Fahre zurück nachhause, werfe den löchrigen Pulli, den ich anhatte, in den Müll. Setze mich eine halbe Stunde auf den Balkon, genieße die milde Luft. Morgen soll es schon wieder grau werden.
Ich habe nichts mehr vor und viel geschafft heute. Koche eins meiner Lieblingsessen und esse vor dem Fernseher. Spüle, mache mich bettfertig. Schaue Let's Dance von gestern. Schaue zu oft aufs Handy, das Ding ist auch so ein Energiemagnet.
Gegen 21:15 meldet sich S und wir texten lange, fast eine Stunde. Ich bin eine langsame Tipperin am Handy, habe es mir nie angewöhnt mit zwei Fingern zu tippen. Das stresst mich etwas. Aber S telefoniert nicht gerne. Es fühlt sich trotzdem nah an, sie schreibt wie sie spricht. Ich weiß nicht, wie ich klinge. Gegen 22:15 mache ich das Licht aus.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories