Sonntag, 28. April 2024
27.04.24
Samstag. Die Nacht ist unruhig, ich wache oft auf. Träume, an die ich mich morgens nicht mehr erinnern kann. Die Katze bekommt um 4:30 Futter, frisst zu schnell, kotzt es wieder aus ins Wohnzimmer. Quengelt dann nach Nachschub, dringlich und ausdauernd. Ich streichele sie, möchte sie zum Schlafen überreden, sie beißt mir in die Hand, nicht fest aber so dass ich weiß, dass sie Essen und nicht Schlafen möchte.

Ich stehe schließlich auf, gebe ihr neues Fressen. Sie frisst einen Happen und legt sich dann schlafen.

Der Allergieanfall ist verschwunden. Leichte Benommenheit ist noch da, aber die Nase ist frei, kein Niesreiz mehr, keine Kopfschmerzen. Ein bisschen Energie ist auch wieder da, es ist Wochenende und ich habe viel vor.

Als ich das Datum schreibe fällt mir auf, dass es heute 4 Monate sind. Vor 4 Monaten haben wir uns getrennt. Habe ich gesagt, ich kann nicht mehr.
Und seit nun fast 4 Wochen sehen wir uns wieder, weil wir nicht aufgehört haben, uns zu lieben. Weil so viel Gefühl doch irgendwo hinführen muss, zu irgendetwas Gutem führen muss.
Aber die Fallstricke sind noch da und auch wenn ich nun fitter bin, kann ich nicht jedem ausweichen, ich wüßte gar nicht, wie.
Was ich aber weiß ist, dass es nicht meine Schuld ist. Diese Fallstricke sind da, weil wir sind wie wir sind. Und nicht weil ich nicht ausreiche. Und so schlimm insta-banal das auch klingt, der Weg zu mehr wir führt über mehr ich. Das zumindest habe ich in den drei Monaten alleine verstanden.

Ich mache meinen Orgakram und spüle dann das Geschirr von gestern. Wasche zwei Maschinen Wäsche. Gehe Katzenstreu kaufen. Frühstücke.

Fahre zum Kieser, ganz angenehm mal so früh am Tag, das ist viel mehr meine Zeit als am Nachmittag. Es ist trotzdem anstrengend und ich bin hinterher müde. Fahre danach in die Stadt, denn das Wäschegeschäft hat angerufen, meine bestellten BHs sind da. Alle 3 Modelle passen und ich nehme alle. Ich bin mir noch nicht sicher, wie praktikabel Bügel-BHs wirklich für mich sind, stelle aber fest, dass sie nicht so unangenehm sind, wie ich sie in Erinnerung hatte. Das liegt vermutlich daran, dass sie diesmal gut passen. Es ist auch ein Modell ohne Bügel dabei, was mich beruhigt. Und die Suche nach guten Modellen geht ja auch noch weiter, dafür gebe ich gerne noch etwas Energie aus.

Auf dem Rückweg in der Bahn fallen mir die Augen zu, es tut weh, mich wachzuhalten. Zuhause lege ich mich eine halbe Stunde hin, bin mir hinterher nicht sicher, ob ich geschlafen habe. Ich dusche lange.

Danach koche ich, ein neues Rezept, viel zu schnibbeln. Ich bin immer noch müde, es dauert mir zu lang. Schmeckt aber sehr gut, zumindest am ersten Tag. Morgen vermutlich nicht mehr so, aber es ist mir zu viel Arbeit, jeden Tag zu kochen, ich mache es nur alle zwei Tage.

Nach dem Essen spüle ich und mache mich dann fertig, heute ist Kegelabend.

Ich bin etwas zu früh da, die Kneipe ist voll und ich warte draußen. Gehe schließlich rein und bestelle etwas zu trinken, erfahre, dass die anderen schon unten sind, es war ihnen oben zu voll.
Wir sind nur 4 Kegeler*innen heute und es wird mehr erzählt als gekegelt. Sie Stammbesetzung ist um die 80, so wie es meine Mutter wäre, wenn sie noch leben würde. Es sind die Leute meiner Mutter, ihre ehemalige Kegelrunde, ich bin erst seit nach ihrem Tod dabei, kenne aber die meisten seit ich 14 bin.
Es wird vermutlich in dieser Form der letzte Kegelabend gewesen sein, wir beschließen, uns demnächst anders zu treffen. Die Gelenke machen bei vielen nicht mehr mit und die Kneipe hat in den letzten Jahren das Publikum gewechselt, es macht keinen Spaß mehr. Wir sitzen und erzählen bis 22:30 an der Kegelbahn, gehen dann hoch und verabschieden uns. Ich hoffe, ich sehe alle wieder.

Auf dem Weg zur Bahn rufe ich S an, wie verabredet und wir vereinbahren, dass wir uns auf dem Weg zu ihrer Garage treffen und dann zu mir fahren.
Die U-Bahn-Station ist voll und stinkig, ein unheimlich aussehender Obdachloser mit einer Decke über dem Kopf bettelt die Leute an, bekommt von niemandem etwas, die Leute weichen ihm aus, ich auch, er macht mir Angst. Die Innenstadt am Wochenende ist mehr Zombieinvasion als pralles Leben, ich mag es nicht. Glasige Augen, zu laute Stimmen, schlechter Geruch, Rempeln, grölendes Lachen. Ich bin froh, als ich aussteigen und eine Nebenstraße zu S nehmen kann. Parallel zu einer der bekanntesten Kneipenstraßen eine ruhige Gasse mit Bäumen, allerdings erwarte ich jeden Moment dass mir torkelne Zombies aus einer Nebenstraße entgegenkommen und ich um mein Leben rennen muss.

Ich erkenne S schon als ich nur ein Stück ihres Arms sehe und freue mich, wie immer wenn ich sie sehe. Wir fahren zu mir, die Katze begrüßt uns verschlafen. Wir gehen sofort ins Bett und ich kann nicht gut einschlafen. Mein Dilemma: Ich möchte nicht alleine sein, ertrage die Anwesenheit anderer aber nicht gut.

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