Montag, 3. Juni 2024
02.06.24
Sonntag. Ich stehe um 5:20 auf. Die Katze verweigert das Futter, nachdem ich gestern 18 Dosen davon gekauft habe, da es das Einzige war, das sie am Tag zuvor fressen wollte. Man kennt es ja und ist selber schuld, aber es stresst schon auch. Ich weiß wenigstens sofort, was sie will, nämlich die neuen Leckerlis, die ich ebenfalls gestern gekauft habe und die sie spitze fand. Ich streue welche drüber und sie frisst zufrieden. Und ich habe sie wieder erfolgreich darauf konditioniert, mich zu manipulieren.

Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, aber gehe dann doch spazieren. Es ist grau und feucht, es fühlt sich an, als ob jemand mit der Blumenspritze etwas Regen versprüht. Die einzigen Menschen, die ich sehe sind ein paar Jugendliche, die offensichtlich gerade nachhause gehen, gut gelaunt und zumindest nicht merklich betrunken. Nicht mal Hundeleute sind unterwegs. Ich kürze die Runde leicht ab, es ist wirklich ungemütlich.

Zuhause koche ich Kaffee und logge in ESO ein. Ich richte das neue Gelände weiter ein, es macht Spaß und stresst nicht. Dann putze ich das Bad. Richte wieder ein bisschen ein. Frühstücke, koche 3 Mahlzeiten vor, um sie einzufrieren. Backe 3x Frühstück vor, zum Mitnehmen für die Arbeit. Richte weiter ein.

S textet zwischendurch, sie kommt später, als ich gedacht hatte. Es war ihre Idee, heute nach ihrem Wochenendausflug noch bei mir vorbeizukommen. Ich habe zugestimmt, um keinen Ärger zu bekommen, aber eigentlich war da eine Stimme in mir, die fragte "wieso eigentlich, wenn wir doch das Wochenende getrennt vorneinander verbringen wollten". Ich hätte nein sagen sollen, auf diese Stimme hören sollen. Wenn ich eine Pause brauche und will, dann will ich sie nicht abgekürzt bekommen.

Sie kommt um 16:15, ich freue mich, fühle mich aber auch belastet. Weil ich richtig reagieren muss, das richtige Gesicht machen muss, ich fühle mich unter Druck. Ich bin nicht mehr bei mir.

Und ich habe keine Lust auf ihre ständigen Kommentare über meine Gewichtsabnahme, das ständige oberflächliche, blinde Lob, das ich gar nicht hören will, gar nicht brauche. Ich will mich doch nur wohl fühlen, nicht ständig Kommentare über meinen Körper hören. Und ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass das irgendwann kipppt und sie dann negative Sprüche raushaut. Und dieser Punkt kam heute, doch früher als ich dachte und traf mich überraschend und an einer sehr verletzenden Stelle. Ich bin beleidigt, tief verletzt. Ziehe mich sofort komplett zurück, fühle nur noch eine brennende Stelle in meinem Bauch, wo mein Vertrauen zu ihr war.

Bin auch wütend über die Gleichgültigkeit, mit der sie diese beleidigende Formulierung mir gegenüber gebraucht. Weil sie wußte, dass es mir etwas ausmacht, dort ebenfalls abzunehmen, ich habe es ihr letzte Woche gesagt, da hat sie reagiert, als sei ich übermäßig selbstkritisch.

Wieso macht sie überhaupt ständig Bemerkungen über meinen Körper, es fühlt sich an, als ob sie an mir herumzerrt. Ich will nicht ständig bewertet werden. Gleichzeitig beschwert sie sich darüber, dass ich ihr nicht genug Komplimente mache. Was für mich bedeutet, dass sie die ganzen Sprüche nur bringt, weil sie glaubt, das ich das hören will. Was soll das alles?

Sie bleibt knapp 2 Stunden und ja, das hätten wir uns komplett sparen können. Ich fühle mich durchdrungen, unfrei, gefesselt. Bewertet und abgeurteilt. Sie weint, weil ich mich nicht verliebt genug verhalte. Ich kann mich gar nicht mehr verhalten, bin erstarrt. Bin froh, dass sie geht, bin erleichtert. Wir verabschieden uns normal, nicht im Streit. Es wird nicht steif sein zwischen uns die nächsten Tage, aber es ist ein weiterer Riss im Graben zwischen unseren beiden Kontinenten.

Spüle, um etwas zu tun zu haben und esse dann. Ein neues Gericht, gutes Sommergericht mit Hüttenkäse, Mandelmus und Pfirsichen. Spüle dann den Rest. Mache mich bettfertig. Laufe nicht weg, bin einfach froh, allein zu sein. Schaue Designated Survivor. Bestelle spontan ein günstiges Paar weiße Sneaker, die ich bereits in einer anderen Farbe habe. Wenn die ok sind, habe ich alles für den Sommer.

Text S, dass ich sie liebe und meine es auch so. Meine Liebe zu ihr steht nicht in Frage. Mache um 21:50 das Licht aus und schlafe schnell ein.

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