Sonntag, 5. Mai 2024
04.05.24
Samstag. Ich wache um 5:30 auf, bin müde, die Nacht war unruhig. Bleibe noch bis kurz nach 6 liegen, dann stehe ich auf, ziehe mich an und verabschiede mich leise von S, die das mit einem Brummen quittiert und sich später nicht daran erinnern wird.

Der Blick aus dem Dachfenster ist ein Postkartenmotiv, das Wetter ist kühl und klar, Kranhäuser im Sonnenaufgang, sehr schön. Für ein Foto müsste ich das Fenster aber öffnen und S würde aufwachen, also mache ich keins.

Gehe über die leere Geschäftsstrasse zur Haltestelle und bin die Einzige, die dort auf die Bahn wartet. Als ich bei mir aussteige, ist es kurz nach 7 und der Supermarkt hat schon auf, ich gehe kurz rein, habe Lust auf frische Erdbeeren, aber die wurden noch nicht ausgepackt.

Die Katze freut sich, mich zu sehen und ich freue mich auch. Ich hebe sie kurz hoch, sie läßt es sich gefallen, schnurrt und macht sich weich. Katze füttern, Katzenklo säubern, Kaffee und Schreibtisch. Tagebuchbloggen, Orgakram, dann Frühstücken.

Ich habe vor ein paar Wochen eine Karte für eine Tattoo Convention gekauft, die heute stattfindet. Eigentlich wollte ich alleine hin, dann frage ich doch spontan S ob sie mitkommen möchte und sie möchte. Wir treffen uns dort, schauen uns die Wannados an und die Leute, die sich vor Ort tätowieren lassen, trinken einen Kaffee.

Dann fährt S zu sich nach Hause und ich fahre weiter in die Stadt, nach einer Sommerjacke schauen und vielleicht ein paar Blusen, finde aber nichts. Fühle mich unwohl in meinen Klamotten und sehe auch so aus. Probiere aber tapfer Sachen an. Kaufe schließlich ein Halstuch und ein langärmeliges Shirt, kann ich auch brauchen aber die Jacke wäre dringender. Andererseits auch bald egal, denn demnächst beginnt wieder die jackenfreie Zeit. Dann gehe ich zu Fuß zu S und wir fahren von dort mit ihrem Auto zu mir.

Wir kochen zusammen bzw. nebeneinander, es klappt relativ gut, für meinen Geschmack zu chaotisch aber immerhin keine schlechte Stimmung. Wir essen, alles ist ok, bis sie etwas erwähnt und ich mir Sorgen um ihre Gesundheit mache. Dann geht ein Abwärtsstrudel los, in dem ich mich jetzt, 12 Stunden später, immer noch befinde und den ich nicht richtig erfassen kann. Ich weiß, dass ich zu massiv, zu streng und vermutlich übergriffig war, zu eindringlich gesagt habe, dass sie kürzertreten soll, auf sich aufpassen soll. Das war nicht gut. Sie war sauer. Darauf hatte mein Hirn anscheinend nur gewartet und sofort die Ich-mache-alles-falsch-Fanfare geblasen und mich in den Ich-bin-nicht-richtig-Kerker geschmissen. Woraufhin ich den nächste Fehler gemacht habe und darüber reden wollte, also erzählen wollte, was da gerade bei mir passiert. Das funktioniert aber nicht mit S oder vielleicht nur mit großem Abstand, jedenfalls nicht in der Situation selbst. Also nächste Stufe der Spirale gezündet: Ich-werde-abgelehnt. Rückzug. Verzweiflung. Nebel schlägt über mir zusammen. Weinend eingeschlafen.

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