Freitag, 12. Januar 2024
11.01.24
Donnerstag, eine Woche nach der letzten Zigarette aber das läuft so nebenher mit. Ich bin froh, dass es so ist aber das war es auch schon. Ist auch keine Anstrengung und fühlt sich deshalb vermutlich unspektakulär an.

Wieder mal sehr früh von der Katze geweckt worden, die das ihr kredenzte Futter dann nicht goutierte, um sich anschließend lautstark über den schlechten Service zu beschweren. Schwer auszuhalten. Also um 4:40 Uhr aufgestanden, andere Dose geöffnet und Kaffee gekocht.

Heute gehe ich mal wieder ins Büro.

Über die Geburtstagswünsche gestern wurde sich anscheinend nicht gefreut, es kommt heute morgen ein knappes "Dankeschön" zurück, nicht mal ein Smiley. Aber egal, ich fand es gut, dass ich das spontan gemacht habe.

Meinen Kalender ansehen und merken, dass es keine Termine mit S. mehr geben wird. Keine Ausflüge, keine Urlaube, keine gemeinsamen Einladungen. Schmerz und Verlust.

Der arme Kaktus im Büro, den ich mir vor einigen Jahren von S. habe aufdrängen lassen (Ableger, der für ihr Büro zu groß geworden war), hat offensichtlich stark Durst. Er tut mir leid. Ich mochte ihn nie wirklich und seit Homeoffice bekommt er nur alle 4-6 Wochen mal ein freundliches Wort und Wasser. Er ist nie ein Stück gewachsen, hat immer nur so gerade überlebt. Wie unsere Beziehung. Beim Kaktus lag das offensichtlich an mir bzw. meiner mangelenden Pflege und Hingabe, denn bei S. gedeihen Pflanzen gut. Sofort frage ich mich wieder, ob es bei der Beziehung auch nur an mir lag, obwohl ich beim Grübeln auf dem Arbeitsweg eigentlich zu einem anderen Schluss gekommen war. Schuldgefühle drücken auf mich ein, sehr unangenehm.

Überhaupt ist es unangenehm im Büro, es ist kalt und sehr ungemütlich und laut wegen technischer Geräte, die bei uns abgestellt wurden und laute Lüftergeräusche haben. Ich beschließe, wieder ins Homeoffice umzuziehen. Wenigstens habe ich so einen Spaziergang in der Morgensonne, das tut gut. Später werde ich erinnert, dass der Nachmittagstermin tatsächlich vor Ort geplant war und mir fällt auch wieder ein, dass das der Grund war, wieso ich heute ins Büro wollte. Aber ist nicht so schlimm, der Termin kann sehr gut verschoben werden. Trotzdem leicht peinlich und ich komme mir vor wie ein Weichei, dass ich wieder nachhause gegangen bin.

Mittags großer Trauerschub. Schreibe einen Brief und fange mich gottseidank noch rechtzeitig, bevor ich ihn abschicke. Ist in /dev/null besser aufgehoben.

Ich schleppe mich durch den Rest der Arbeitszeit. Verabrede einen Kontrolltermin beim Kiefernchirurgen und einen Beratungstermin im Reisebüro. Dieses Jahr werde ich dann allein eine Woche verreisen. Gar nicht verreisen möchte ich mir nicht antun. Ich möchte schauen, ob ich das auch alleine kann.

Ich bin gespannt auf das Orgelkonzert und glaube, dass ich ganz schrecklich frieren werde.

Es sind nun zwei Wochen und ich fange an, auszufransen. Ich fühle mich weinerlich und bedürftig und möchte, dass es doch irgendwie weitergeht. Dass ich doch nicht verlassen bin.
Ich möchte sie zurückhaben, dass sie wieder hier ist, ganz normal, so wie es war.

Dann habe ich doch eine Textnachricht geschrieben, kurz und traurig. S. antwortet sofort, ebenfalls traurig. Illusion von Nähe im gemeinsamen Schmerz.

Versuchen, das Unvermeidliche zu vermeiden ist meine Spezialität. Mich rauswinden, es schaffen, mich dem Schrecklichen doch nicht zu stellen. Aber diesmal muss ich da durch, will ich da durch.

Die 2 Stunden, die ich vor dem Konzert noch Zeit habe, verbringe ich mit Grübeln.
Was mache ich da? Was will ich? Mich doch wieder verbiegen, damit es weiter geht? Ich bin nicht so weit, brauche noch sehr viel Übung mit mir selbst.
Ich bin sowas von nicht bereit. Allein der Gedanke, unter Menschen zu sein, fühlt sich so schlimm an wie immer. Ich habe noch nichts geübt, vertraue mir selbst noch nicht.

Warten auf den Termin, unruhiges Herumtigern. Schichten von Kleidung herauslegen: Unterhose, lange Unterhose, zwei Paar Strümpfe, zwei Unterhemden, T-Shirt, Sweatshirt, Wollpulli. Der Abend ist von außen geprägt, ich bin geblendet vom Termin und von meinem kindlichen Drang, S. wieder bei mir zu haben. Ich fühle mich unwohl. Sie soll mir was schreiben bitte. Angespanntheit. Mir ist heiß, weil ich schon die ersten Schichten angezogen habe.

Ich will S. wieder an meiner Seite haben wegen dem, was mir gut tat und will nicht wahrhaben, dass ich keine Chance habe, an dem, was mir nicht gut tat, jetzt plötzlich etwas zu ändern. Ich würde es nicht schaffen. Es ist vorbei. Ich kann das noch nicht akzeptieren. Ich will nicht alleine weitermachen müssen.

Es gehen noch ein paar Texte hin und her. Ich lese Trauer, Vermissen, Sehnsucht, aber keine Absicht, es nochmal zu versuchen.

18:40 gehe ich los zum Konzert, der Mantel ging wider Erwarten noch zu. Ich freue mich auf den Dom, den ich völlig frei von religiösen Gedanken lieb habe.

Der riesige Innenraum ist nicht so zugig, wie ich erwartet habe aber die Schichten waren doch sinnvoll, es ist saukalt. Orgelmusik ist anscheinend nicht meins. Ob der Organist gut ist, kann ich nicht beurteilen aber wird schon, wenn er im Dom orgeln darf. Er steigert sich zeitweise in unerwartete Lautstärken hinein und da man ihn von unten nicht sieht, stelle ich mir vor, dass dort auf der Orgelbühne das Tier aus der Muppetshow sitzt und sich die Pfoten wund spielt. Einige der Ansagen durch einen Mann, der offenbar zum Dom gehört, sind unfreiwillig komisch. Diese bedächtige Wort-zum-Sonntag-Sprechweise ist auch nicht meins.

Während wir auf den Beginn des Konzerts warten, erzähle ich von der Trennung. Das erste Mal, wenn man von der Textnachricht an die Kegler absieht. Es rückt plötzlich alles in eine andere Perspektive, weniger tragisch, normaler. Wer weiß, was aus der Beziehung geworden wäre, hätte ich Freund*innen zum Reden gehabt. Aber dass ich die nicht habe, ist ja eine der anderen Folgen des Problems. Mir wird geraten, Therapie zu machen.

22:10 Uhr wieder zuhause, die Katze schläft tief und wacht nicht auf, als ich hereinkomme.

Die letzte Entscheidung des Tages: Fotos auf die Plattform hochladen, die mir etwas sympatischer ist oder dort, wo S. auch ist und dann sehen würde, dass ich ohne sie nicht nur trübselig zuhause rumhänge sondern was unternehme? Ich entscheide mich für die erste und finde das ganz gut und erwachsen von mir. Wenigstens etwas heute.

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Donnerstag, 11. Januar 2024
10.01.24
Mittwoch. 2 Wochen nach der Trennung.

Als die Katze mich um 2:30 Uhr weckt, habe ich leichte Kopfschmerzen und fühle mich nicht wohl, die Banane und paar Nüsse waren definitiv zu wenig als Abendessen. Nach Fütterung der Katze und Gang zur Toilette lege ich mich wieder hin, kann aber nur schlecht wieder einschlafen. Ein paar wirre Traumfetzen später (u.a. war wieder mein Handy unbenutzbar) stehe ich um 5:30 Uhr auf.

Gestern bei der Beratung habe ich am Anfang meine Lesebrille aufgesetzt, weil ich mir etwas aufgeschrieben hatte. Dann habe ich vergessen, die Brille wieder zu wechseln und mich die ganze Zeit gewundert, wieso mein Gegenüber so relativ unscharf war und gedacht es liegt am wenigen Licht. Ganz zum Schluss ist es mir dann aufgefallen, als ich etwas aufschreiben wollte und die Brille dafür wechseln wollte. Ich habe es gesagt und wir haben drüber gelacht und die Beraterin sagte "Das haben sie aber ganz schön lange ausgehalten."
Ja leider, habe ich, bin ich so gewohnt. Unangenehme Situationen aushalten, es mir nicht wert sein, da etwas dran zu ändern oder es wenigstens zu versuchen. Nach mehr Licht fragen, kontrollieren, welche Brille ich auf habe - kam gar nicht als aktive Handlungsmöglichkeit für mich in Frage. Alles aushalten, still sein, nicht unangenehm auffallen, mich nicht unbeliebt machen. Da habe ich echt noch viel zu üben.

Heute nochmal die Low Carb Kekse versucht und siehe da, mit den richtigen Zutaten gibt es keine Katastrophe. Schmecken aber gewöhnungsbedürftig, sehr sehr trocken. Den letzten habe ich nicht mehr runterbekommen.

Heute ist die Trennung seltsam weit weg, vielleicht ist das jetzt die Verdrängungsphase. Macht mir fast mehr Angst als die Gefühle davor. Der nächste Aufprall kommt ja auf jeden Fall. Es ist sicherer, wenn mir schmerzhaft bewusst ist, dass S. nun weg ist. Dieses latente "Sie ist ja noch nicht ganz weg, sie liebt mich noch" tut mir nicht gut.

Jedenfalls sind nun alle Dinge ausgetauscht, alle Termine geregelt, alle WhatsApp Gruppen verlassen. Es gibt keine Veranlassung mehr für Kontakt. Auch wenn ich zwischendurch den Impuls habe, ihr eine Nachricht zu schicken, ich tue es natürlich nicht. Mein Herz ist noch im alten Rhythmus, möchte ihr zeigen, dass ich an sie denke aber das ist nun unangebracht.

Spontan einer Bekannten zum Geburtstag gratuliert. Eigentlich kennen wir uns zu schlecht dafür und normalerweise hätte ich gedacht "Nee, wie sieht denn das aus, so aus dem blauen Himmel heraus, total unpassend". Heute habe ich gedacht "Ach warum nicht, vielleicht freut sie sich ja darüber". Das gefällt mir besser als Einstellung.

Um 13:45 Uhr das erste Mal heute ans Rauchen gedacht, wenn auch nur als flüchtiger Impuls. Der Anlass fürs dran Denken war die Arbeit aber eher aus Gewohnheit. Ich habe keinen Drang zu rauchen und bin froh, dass das so ist.

Ich quäle mich durch den Tag, bin unruhig, denke die ganze Zeit sinnlos an das, was ich später noch machen will aber bin nicht im Moment. Das Alleinesein nagt an mir und ich wünsche mir, dass sie zur Tür herein kommt und ich sie umarmen kann. Es tut im Bauch nicht weh grad, ist mehr so ein Bedürfnis, ein Pol, der meine Gedanken magnetisch anzieht.

Ich mache pünktlich Schluss und nutze das klare Wetter für Besorgungen. Der Weg führt die ganze Zeit an der häßlichen großen Straße entlang, vorbei an häßlichen Häusern und muntert mich nicht auf, nur das Wetter ist gut, im Vergleich zu den letzten Wochen.

Auf dem Rückweg gehe ich in "unseren" Supermarkt, in dem wir "immer" die Wochenend-Frühstücksbrötchen gekauft haben. Eigentlich kenne ich den Laden seit ich ein Kind war aber nun hat sie da ihren Stempel aufgedrückt. Geht vermutlich auch irgendwann vorbei. Dort meldet sich dann die kleine Stimme in mir, die sich so gerne mit einem Berg Süßigkeiten total zurückzieht aber ich bekomme das gut geregelt. Die Vorstellung, meine eigene Freundin zu sein, nehme ich vielleicht noch etwas zu wörtlich, denn ich rede in meinem Kopf so mit mir als wäre ich meine Freundin, andererseits weiß ich auch nicht, wie es sonst geht oder wie das andere machen. Impulsives Handeln "ohne zu denken" kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. OK, außer beim Kauf von Süßigkeiten und da habe ich es ja heute dann anders (und gut) gemacht.

Beim Abendessen dann nochmal ein Vermissen-Tief. Ich sehe sie vor mir, wie sie mir immer gegenüber saß. Es ist Mittwoch, sie wäre heute hier. Ich könnte sie anfassen, mit ihr lachen. Ich vermisse ihre Anwesenheit sehr und komme in Versuchung, zu fragen, ob wirklich alles vorbei ist, ob es nicht doch einen Weg gibt. Aber das wäre sinnlose Quälerei. An dem Punkt waren wir ja im März, wo ich dachte, wir probieren es jetzt nochmal richtig und mit Unterstützung durch Paarberatung. Auch da waren wir im Grunde beide nicht bereit, nochmal so sehr aufeinander zuzugehen, dass das wirklich ein neuer Anfang hätte sein können.

Ich halte den Abend aus und gehe gegen 21:00 Uhr schlafen.

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Mittwoch, 10. Januar 2024
09.01.24
Dienstag. Geburtstag von Simone de Beauvoir.

Um 2:40 Uhr von der Katze geweckt worden, die Hunger hatte. Dann konnte ich eine Stunde nicht mehr einschlafen. Zur Beruhigung die Phantasie schweifen lassen.

Dann wirre Träume. Miss Katz, die Haushälterin (ja, eine richtige Katze) ist so abgelenkt von den ganzen rosa Kugeln, die auf den Boden fallen, dass sie mir keinen Sekundenkleber für meine kaputte Brille besorgen kann. Irgendeine blonde Frau sagt, ich soll nicht so vertraut mit ihr tun, wir wären keine Freundinnen. Wir könnten aber gerne zusammen eine rauchen gehen. Um 5:00 klingelt der Wecker und reisst mich aus einem Wunschtraum. Mein Kopf zwischen ihren Brüsten, sie sagt liebevoll "vielleicht finden wir ja doch einen Weg", ich antworte "aber dann halten uns doch alle für bekloppt" und sie lächelt "ist doch egal".

Ich muss früh raus zu einem Kontrolltermin beim Augenarzttermin. Ich versuche "bei mir sein" zu üben und das läuft ganz gut für den Anfang. Ich achte darauf, wie mir zumute ist, ob ich bequem sitze, ob ich es warm genug habe und wenn nicht, was man da machen könnte (benötige Winterschuhe offensichtlich). Und ich hole mir dort gleich den Termin für die nächste Netzhautkontrolle, etwas vor dem ich unsäglich viel Angst habe. Gut gemacht. Auch die Höhenangstauslösende Fußgängerbrücke auf dem Rückweg nehme ich mit Schwung, die Momente, in denen die doppelspurige Straße unter mir ist, muss ich aber doch wie immer veratmen.

Wieder zuhause bemühe ich mich, mich nicht davon hetzen zu lassen, dass die nächste Runde Videokonferenz schon angefangen hat, das läuft naja mittel.

Die Warterei auf das Paket geht weiter, früh morgens kam die erste Nachricht von DHL, dass es nun (wieder) unterwegs ist. Ich wünsche mir, ich könnte mit jemand darüber reden.

Ich finde mich während des Arbeitstermins selbst inaktiv und unbeteiligt. Es fällt mir unter den besten Bedingungen schon schwer, mich zu konzentrieren oder aktiv teilzunehmen und heute sind miese Bedingungen.

Ich überlege mir, dass ich das Paket am besten erst nach der Arbeit öffne, um auf meine Gefühle zu achten und den Rest des Termins nicht so zerstört zu sein.

14:15 Uhr kommt endlich das Paket und ich mache es sofort auf, kann nicht bis nach der Arbeit warten. Diese Art von Selbstkontrolle (und Selbstschutz) muss ich wohl noch üben.
Ich bin geschockt als ich sehe, dass nicht nur meine paar Klamotten darin sind sondern auch Sachen, die sie für mich gekauft hatte, damit ich sie in ihrer Wohnung nutzen kann. Will sie mich so sehr loswerden? Wieso wälzt sie diese Erinnerungen auf mich ab und schmeisst das nicht einfach weg, wenn sie es nicht mehr sehen will? Ein Karte ist dabei, liebevoll und sehr traurig. Die Formulierung "ein letztes Herz von mir" reißt an der Wunde in meinem Bauch.

Ein alter Aufkleber an dem als Stopfmaterial genutzten Papier ist unbeabsichtigt und auf filmreife Art komisch.



Ich räume die Klamotten in den Schrank, die schmerzhaft nach ihrer Wäsche riechen und Erinnerungen auslösen. Das andere Zeug räume ich einfach aus meinem Blickfeld. Per Testnachricht gebe ich Bescheid, dass das Paket angekommen ist und bedanke ich mich dafür. Es kommt eine lange Nachricht zurück, es geht ihr nicht gut und sie erzählt von ihrer Arbeit, fast wie früher.
Ich freue mich darüber, habe aber auch Angst, dass durch solche Annäherung die Trennung wieder verschwimmt. Bei mir ist das jedenfalls sofort der Fall, vermutlich ist die Angst deshalb berechtigt. Es fühlt sich sofort an wie "sie ist ja gar nicht richtig weg" und ich bin froh darüber aber merke auch, wie sofort wieder alle meine Gedanken davon magnetisch angezogen werden und das "bei mir sein" unendlich schwerer wird. Ich habe Angst, umso härter zu fallen nach so etwas.

Für eine Antwort habe ich keine Zeit, sage ich mir, ich muss los zum Beratungstermin und fühle mich unter Druck, denn eigentlich "müsste" ich auf so eine Nachricht doch sofort antworten. Ist es richtig, mir erstmal Zeit damit zu lassen?

Ich bin gespannt auf die Beratung, möchte mir Unterstützung dabei suchen, meinen Weg zu finden. Das Gespräch ist sehr gut, ich erzähle davon, was ich glaube, wie es zu meinen Problemen gekommen ist und hole dabei weit aus. Der nächste Termin wird erst in fünfeinhalb Wochen sein aber ich bin froh, diesen Leuchtturm in der Zeit zu haben.

Wieder zuhause ist es bereits fast 20:00 Uhr und ich habe außer einer Banane nichts gegessen seit dem Frühstück. Ich esse ein paar Nüsse und antworte endlich auf die Nachricht von S.. Es kommt nur eine knappe Antwort zurück.

Außerdem werde ich sehr unerwartet von einer Kollegin gefragt, ob ich am Donnerstag mit auf ein Orgelkonzert kommen möchte. Das freut mich sehr, ich sage sofort zu.

Ich bin müde. Falte noch die Wäsche und spüle das Geschirr, dann mache ich mich bettfertig, ziehe eines der nach S. riechenden Shirts an und lege mich schlafen.

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Dienstag, 9. Januar 2024
08.01.24
Montag. Geburtstag von Elvis Presley. Das neue Jahr wird langsam zur Normalität, zumindest auf dem Kalender. Tag 12 nach der Trennung. 4 Tage nicht geraucht.

Um 4:00 Uhr von der Katze geweckt worden, Futter serviert und dann wieder ins Bett aber der Schlaf war vorbei. Also wieder aufgestanden, Kaffee gekocht und gebloggt.

Der Knoten von Trauer und Verlust, den ich gestern so stark gespürt habe, scheint sich nun dauerhaft in Magen/Brust/Hals festgesetzt zu haben. Keine plötzlichen Schocks und Heulanfälle mehr aber ein dauerhafter dumpfer Druck, ähnlich wie Angst.

Die Schulferien sind vorbei, es geht jetzt also arbeitsmäßig richtig los mit dem Jahr. Ich bin sowas von nicht bereit.

Vor der Arbeit Organisatorisches. Festgestellt, dass zum geplanten Herbst-Kurzurlaub die Catsitterin nicht kann, also muss ich das ggfs. verschieben.

Kurz vor 8:00 Uhr. Normalität wäre jetzt ein "Guten Morgen mein Schatz! <3 Ich wünsche dir einen schönen Tag!" per Handy. Das war die Normalität von letztem Jahr, von der ich noch nicht entwöhnt bin. Wieder habe so ein Parallelwelt-Gefühl, als ob ich es einfach schreiben könnte, als wäre diese Normalität noch irgendwo real vorhanden außer in meiner Erinnerung. Ich schreibe aber natürlich nichts und arbeite weiter.

Erkenntnis des Tages: Ich kann nichts mehr ändern von dem, was schief gelaufen ist. Das Einzige, was ich jetzt noch beeinflussen kann, ist wie es weitergeht mit mir und meinem Leben.

Ich warte auf das Paket von S., das DHL mir angekündigt hat. Unsere vermutlich vorerst letzte Interaktion. Die Warterei macht mich nervös und macht mir auch irgendwie Angst und Bauchschmerzen. Meine Sachen zu sehen, was hat sie eingepackt, hat sie was dazu geschrieben. Und wenn das die letzte Interaktion ist, macht mir das auch Angst. Wirres Gemisch aus Angst, Liebe, Sehnsucht, Verletzheit, Scham, Schmerz.

Zwischendurch habe ich das erste Mal ganz kurz ein Vergangenheitsempfinden für die Beziehung. Ich will aber noch nicht loslassen, habe Angst davor. Ich bin noch nicht so weit, loszulassen. Ich kann ihr nicht mal von Herzen alles Gute wünschen weil alles Gute bedeutet, dass ich nicht mehr dabei bin, dass sie über mich hinweg ist und bei irgendeiner anderen Frau bekommt, was sie sich wünscht. Ich wünsche mir, dass ich ihr das bald wünschen kann. Aber noch bin ich nicht so weit.

Ich habe Angst vor dem Zurückgelassen sein, ausgemistet sein. Ihr Leben, ihre Welt dreht sich weiter und ich bleibe allein zurück.

Sehr lange Videokonferenz, teilweise ablenkend wenn ich was erklären kann aber wenn ich zuhören muss, schweifen meine Gedanken ab.

Danach gehe ich schnell einkaufen, hoffe, das Paket nicht zu verpassen.
Kochen, Essen, Spülen, Fahrplan für Arzttermin morgen früh checken.

Um 19:00 Uhr sehe ich in der Paketverfolgung, dass es heute nicht mehr kommt. "Mögliche Gründe: Abbruch der Zustelltour aufgrund von Krankheit, Unfall, Überschreitung der Arbeitszeit." Dann also morgen, vielleicht.

Ich bin müde. Müde von einem vollen Tag Bauchweh wegen eines Pakets, das nicht gekommen ist. Müde von der Trauer, müde von dem Gefühl der Wertlosgikeit, des Schuldseins, des Zurückgelassenwerdens. Und zu alldem noch 7 Stunden Videokonferenz, wobei ich zwischendurch die Kamera abgeschaltet habe, das war ok, es ging ja nur um eine technische Sichtung.

Ich gehe selbst für meine Verhältnisse früh ins Bett.

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Montag, 8. Januar 2024
07.01.24
Sonntag. Ich mag keine Sonntage.

Heute vor 6 Jahren, es war auch ein Sonntag, wurde ich von meinem besten Freund verlassen. Das schmerzt immer noch und vermischt sich heute sehr schön mit dem aktuellen Trennungsschmerz. Gefühlt habe ich in den letzten 6 Jahren nichts erreicht aber meinem Gefühl ist ja eh nicht zu trauen.

Um 12:30 Uhr war ich gerade kurz aufgewacht und lag so, dass ich das Fenster sehen konnte, da ging draußen eine verspätete Rakete los. Ein lauter Knall, ein paar rote Funken, es wirkte als ob die Rakete zu früh losgegangen wäre. Kurz gewartet, ob jemand um Hilfe schreit und ich den Notarzt rufen muss. Dann das gekippte Fenster geschlossen und auf die andere Seite gedreht. Und dann kam ein Angstanfall, wie ich ihn zum Glück nur noch selten habe. Als ich klein war, kam das öfter vor. Der Knall, das Erschrecken, schien was getriggert zu haben.
Angst ohne Namen, ohne Form, Angst die mich bewegungslos, schwitzend im Bett liegen läßt. Die Vision einer Hand.
Dankbarkeit, dass ich das Gewicht meiner Katze auf mir spüren konnte.
Der Anfall dauerte nur 1-2 Minuten und ich konnte dann wieder einschlafen.

Um 5:00 Uhr aufgestanden, Katze versorgt, Kaffee gekocht, an den Schreibtisch gesetzt, alles wie immer, nichts wie immer. Mir gewünscht, ich hätte ein Spiel, das mich fesselt. Gebloggt.

8:30 Uhr. Es ist dunkel draußen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will nicht allein sein.
Kann mich nicht konzentrieren.

Immer wieder überrumpeln und überrollen mich Trauer und Verlassenheit. Das Gefühl, endgültig allein zu sein, lebenserstickend allein.

Kleiderschrank und Unterbett-Aufbewahrungsdinger ausgeräumt und sortiert. Viele Erinnerungen, viele Altlasten. Zeug, in das ich schon ewig nicht mehr hineinpasse und immer weiter behalte weil ich könnte ja bald wieder reinpassen. Ich sortiere ein paar Sachen aus, die ich nicht gerne trage und lege ein paar Wollsachen in den Schrank, da es ja kalt werden soll ab morgen. Ansonsten ordne ich nur. Klamotten sind auch so ein Leidensthema. Es gibt kaum etwas, in dem ich mich wohl fühle, da ich mich ja eh nie in mir wohl fühle. Egal jetzt, an diese Baustelle gehe ich noch nicht ran.

Der Sonntag hat es echt in sich, was Trauer und Sehnsucht angeht. Ich möchte so gerne jetzt mit S. spazieren gehen. Stattdessen gehe ich alleine, mache eine große Runde, anderthalb Stunden, 8078 Schritte.

Wieder zuhause mache ich mir einen Tee und versuche es mir auf der Couch gemütlich zu machen aber ohne Erfolg. Ich lege mich eine halbe Stunde ins Bett, schlafe wohl auch ein paar Minuten.

Ich hasse Sonntage. Allerdings war ich auch in der Beziehung ab Sonntagnachmittag immer alleine, ist jetzt also eigentlich alles wie immer.

Die Katze hat heute auch einen Quengeltag. Vielleicht hasst sie Sonntage auch.

Erkenntnis des Tages: Ich sage oft Ja, ohne auf meine Gefühle zu schauen, aus Angst sonst negativ bewertet zu werden oder allein zu sein. Und dann bin ich überfordert, ziehe mich komplett zurück und sage oft Nein. Und aus Angst, dadurch negativ bewertet zu werden, ziehe ich mich noch weiter zurück und bin dann ganz allein. Meine Gefühle zu erkennen und zu respektieren und zu wissen, was ich in dem Moment kann und möchte und dann erst zu entscheiden, ob ich Ja oder Nein sage, das wäre mal ein gutes Ziel.

Auch der Rest des Tages war von Trauer, Verlustgefühl und Grübeleien durchzogen. Abendessen gekocht, gespült, bettfertig gemacht. Ein halbe Stunde lang versucht, eine normale Deutsche zu sein und den Tatort zu gucken aber der war mir zu gewollt, wie so oft. Licht ausgemacht um kurz vor 21:00 Uhr.

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Sonntag, 7. Januar 2024
06.01.24
Samstag. Wochenende. "Wieviel Zauber liegt in diesem Wort."

Früh aufgewacht, aber da ich ja gestern auch früh schlafen war, fühlt es sich ok an. 4:20 Uhr aufgestanden und mit Kaffee an den Rechner gesetzt, wie immer. Aber gebloggt, anstatt wie sonst am Wochenende ein Spiel zu spielen.

Tja, was mache ich nun mit diesem Tag, mit diesem Wochenende. Ich kenne keine Person, mit der ich mich verabreden könnte und will das ja auch gar nicht.

Spontan die Finanz-/Ausgaben-Übersicht auf aktuellen Stand gebracht und verhalten stolz auf mich, denn mich selbst zu organisieren und strukturieren fällt mir unglaublich schwer.

Da ich so schön in Schwung war, noch die Ablage in Angriff genommen. Habe ich seit letzten März nicht mehr gemacht. Dabei kurz starke Sehnsucht nach Azeroth bekommen. Heile Welt, die aber leider auch ihre Fallstricke und Frustauslöser hat.

Servietten-/Untersetzer-Schublade aufgeräumt. Danach Leerlauf, 8:18 Uhr. Fühle mich nun doch leicht müde.

Denke an S., die um diese Zeit immer noch schläft. Sie ist noch so präsent, gehört in meinen Gedanken noch so zu mir. Sie könnte auch einfach nur ein paar Tage verreist sein, bald an der Tür klingeln, mich anlachen. Sie könnte verschlafen aus meinem Schlafzimmer tapern, zu mir an den Schreibtisch kommen, mich umarmen, mein Kopf an ihrer Brust. So wie noch vor zwei Wochen.

Weiter Beschäftigung gesucht, Altpapier und Müll weggebracht.

Urlaubsfotos lachen mich am Kühlschrank an. Kann sie noch nicht abhängen.

10:15 Uhr gefrühstückt, danach geduscht. Danach auf der Couch so ein Schrödinger Parallellwelt Gefühl gehabt. Normalerweise würde ich um diese Uhrzeit am Wochenende in der Küche unser Geschirr abräumen während S. in ihren Handy herumscrollt. Wenn ich jetzt in die Küche gehe, ist es vielleicht genauso. Solange ich nicht hingehe, weiß ich nicht sicher, ob dort nicht vielleicht gerade alles wie immer ist. Irgendwie witziges Gefühl.

Dann kommt eine Nachricht von S., sie möchte mir meine Sachen vor die Tür stellen, zusammen mit einer Portion des Essens, über das sie gestern gepostet hatte. Ich freue mich über die Nachricht und über ihre Absicht, mir etwas von dem Essen zu bringen, das ich ja normalerweise gerne mag. Aber ich fühle mich auch überfahren. Ich möchte nicht hier sitzen während sie draussen etwas abstellt und dann um die Ecke fährt um mir Bescheid zu geben, dass ich runter kommen kann. Das finde ich total unnötig emotional anstrengend. Davon abgesehen würde ich das Essen gerade nicht genießen können. Ich lehne freundlich ab.

Kurz zum Baumarkt, neuen Wischmop holen. Dann kann ich demnächst auch mal wieder schön den Flur putzen, yay. Lande aus Versehen an einer Selbstzahlerkasse und werde von einer freundlichen jungen Person angeleitet. Komme mir alt vor. Kann doch nicht wahr sein, Selbstzahlerkasse muss ich bei Gelegenheit mal üben.

Obwohl ich es eigentlich gut von mir fand, den Vorschlag von S. abzulehnen, habe ich doch das unangenehme Gefühl, sie vielleicht wieder enttäuscht zu haben. Ich schreibe nochmal, sie antwortet "Alles gut". Eine Standardsituation aus der Beziehung. Ich verunsichert, sie antwortet bedeutungslos, denn ich weiß, dass oft nicht alles gut ist. Wir brauchen leider wirklich länger Abstand von einander und ich habe Angst, dass wir es niemals hinkriegen, normal (= für beide Seiten angenehm) miteinander umzugehen.

Dann fahre ich in die Stadt, Schaufenster bummeln. Ist komisch alleine. Ich fühle mich wie eine Fremde, eine Außenseiterin, die nicht da hin gehört. Mein Gang ist unbeholfen, ich muss mich darauf konzentrieren, meine Füsse gerade zu setzen. Nach einer Stunde läßt die Energie deutlich nach. Das Café, in dem ich einen Cappuccino trinken wollte hat leider zu und ich finde auf die Schnelle kein anderes Café, in das ich mich setzen möchte. Dann fahre ich wieder nach Hause.

Das Handy sagt, ich habe heute 9024 Schritte gemacht, das ist nicht schlecht. Der Impuls, zu rauchen, war 1-2 mal da aber gut zu händeln. Der 3. rauchfreie Tag, finde ich gut! Und meine Bronchien danken es mir jetzt schon, ich huste weniger.

Mein Nachmittags-/Abendprogramm könnte langweiliger nicht sein, hat aber auch etwas seltsam ... harmonisches? An diesem Post geschrieben, dann ganz in Ruhe Abendessen gemacht. Beim Essen eine Klatschsendung geschaut und mich ganz gut unterhalten gefühlt. Festgestellt, dass ich es in meinem Wohnzimmer schon ganz gut aushalten kann. Mit S. gab es hier viele Reibungsfaktoren. Es war ihr zu kalt, zu hell, der Fernseher zu leise, der Tisch zu weit weg vom Sofa. Dann spüle ich und putze noch spontan das Badezimmer. Um 20:15 Uhr schaue ich eine RTL Show, werde aber wie üblich schon eine Stunde später müde.

Um 21:15 Uhr gehe ich ins Bett. Ich fühle mich unsicher, traurig. Ein bisschen neidisch auch auf das, was S. in meiner Vorstellung hat: Gesellschaft, Freundschaftliche Unterstützung, die Überzeugung, dass zwar alles traurig ist aber nicht ihre Schuld, den Mut, auf Neues zuzugehen und sich darauf einzulassen. Das hätte ich auch gerne.

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Samstag, 6. Januar 2024
05.01.24
Freitag. Tag 9 nach der Trennung. Tag 2 nach der letzten Zigarette.

Um 5:00 Uhr von der Katze geweckt worden, die Frühstück will. Kurz liegen geblieben und mich etwas gestreckt, sehr angenehmes Gefühl. Sollte ich öfter machen.

Ich bin froh über das bald-ist-Wochenende-Gefühl, obwohl ich ja nun alleine bin. Aber es ist trotzdem gut, einfach keinerlei Zeitdruck zu haben, keine Pflichten.

Die Katze ist heute wieder wählerisch, die erste angebotene Sorte ignoriert sie. Von der zweiten isst sie dann ein Häppchen.

Ich habe leichte Kopfschmerzen über dem rechten Auge und nehme an, das ist der Nikotinentzug.

Mir fällt ein, dass ich nun keine Unternehmung mehr fürs Wochenende habe, da das Kegeln ja ausfällt. Ich überlege zu fragen, ob wir uns einfach trotzdem treffen sollen aber traue mich nicht. Wer fragt muss organisieren und das will ich nicht.

Das Frühstückskekse-Rezept, auf das ich mich gefreut hatte, ist ein kompletter Reinfall, bzw. vielleicht meine Schuld, da ich das Rezept geändert hatte. Möglicherweise kann man Reisprotein nicht einfach mit Wheypulver ersetzen beim Backen. Da ist irgendwas Chemisches passiert, Fett und Protein fast komplett getrennt. Musste ich leider wegwerfen. Banane zum Früstück.

Beim Zubereiten der Kekse noch Tabletten von S. gefunden, die hinter die Dose mit dem Whey gerutscht waren. Die sind rezeptpflichtig und wichtig für sie, müssen also noch per Brief verschickt werden. Von wegen Ende der Interaktionen gestern. Aber bald gibt es nichts mehr zu tun, zu sagen, dann kommt das schweigende Entlieben und Entfremden. Es graut mir davor.

Kopfschmerzen sind weg aber noch etwas Druck hinter den Augen. Und müde, erschöpft. War ich vor der Trennung aber auch schon monatelang.

Ich kreise um das Gefühl, nicht mehr gewollt zu werden. Ein Störfaktor zu sein, ohne den es S. besser geht. Zurückzubleiben ohne zu wissen, wer ich bin und was ich mit mir anfangen soll und es vor lauter Kummer, Scham, Verletztheit auch nicht herausfinden zu können. Genau die Altlasten, die ich seit ich denken kann mit mir herumtrage.

Impuls zu Rauchen hält sich in Grenzen, ist gut händelbar. Ich spüre keine "Entzugserscheinungen" aber damit habe ich auch nicht gerechnet. Die Gründe fürs Rauchen sind bei mir psychisch, richtig geschmeckt hat es mir nie. Zur Unterdrückung des Hungergefühls käme es mir jetzt allerdings recht, das verkorkste Frühstück macht sich bemerkbar.

Nach der Arbeit Besorgungen, Post (der Brief), Packstation, Lebensmittel einkaufen, Drogeriemarkt. Ich teile die Besorgungen aus und gehe zweimal, weil ich es kann, weil ich die Zeit habe, weil ich mich bewegen will.

Als ich gerade wieder zuhause ankomme, kommt eine Nachricht von S., sie hat das Paket bekommen und bedankt sich. Sie stellt Warum-Fragen, ohne Vorwürfe, ohne Antworten zu erwarten. Warum ticken wir nur so extrem unterschiedlich? Warum war da immer dieser scheiss Abstand zwischen uns?
Auf die zweite Frage könnte ich etwas antworten aber will ich nicht. Ist sinnlos und kostet Kraft, die ich nicht habe.

Um 17:39 Uhr Abendessen, da ich sehr hungrig bin, schaue beim Essen fern.

Auf dem Handy sehe ich einen Social Media Post von ihr, sie zeigt ein Bild von ihrem Herd mit dem Gericht, das sie gerade kocht. Ich sehe den Ausschnitt ihrer Wohnung, die ich so gut kenne und es tut weh. So selbstverständlich wie ein Atemzug kommt die Vorstellung, hinter ihr zu stehen, während sie den Topf umrührt, sie zu umarmen, ihren Nacken zu küssen, wie ich es so oft getan habe. Schmerz, Trauer.

Früh ins Bett, finde keine Serie oder Film, nichts scheint mir für meine Stimmung verdaulich genug zu sein. Ich möchte etwas Unterhaltsames sehen, OHNE Romanzen, ohne heile Welt aber auch ohne Drama, ohne Intrigen. Schwierig. Wahrscheinlich wird es die nächste Zeit nur auf Dokus und Kochshows hinauslaufen. Oder Quizsendungen im Fernsehen.

Um kurz nach 20:00 mache ich das Licht aus, fertig mit der Welt für heute.

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Freitag, 5. Januar 2024
04.01.24
Donnerstag. Um 2:30 aufgewacht und so unklug gewesen, in die Mails zu schauen. Die Antwort wirkt lieb und gefühlvoll, sie schreibt wie immer, benutzt unsere Kosewörter noch. Sie schreibt wie sie spricht, spontan. Ich dagegen hocke im Chaos, weiß weder was ich fühle, noch was richtig oder falsch ist, weder was mir gut tut, noch was von mir erwartet wird. Wie zu erwarten, konnte ich danach dann nur sehr schlecht wieder einschlafen.

Um 6:00 klingelt der Wecker bzw. zwitschern die Vogelstimmen, die ich als Weckton eingestellt habe. Kurz nach 6 dann müde aufgestanden und Kaffee gekocht.

Die Katze hatte um 2:30 bereits Futter bekommen, wollte aber einen Nachschlag. Ich weiß nicht, wie sie das macht, sie ist alt, sie schläft den ganzen Tag und sie setzt kein Gramm Fett an.

Wie lange es wohl dauert, bis ich Mittwoch als Tag nicht mehr mit S. verbinde, nicht mehr als "unseren" Tag sehe. Vielleicht genauso lange, wie es dauern wird, bis ich nicht mehr hoffe, ihr Auto zu sehen, wenn ich aus dem Haus gehe.

Erstaunlich geringen Drang zu rauchen, obwohl das jetzt (kurz nach 7:00) genau die Zeit für die erste Zigarette wäre.

Ah, halbe Stunde später, gerade gedacht, dass ich ihr nun auch wieder antworten sollte, denn es gab wieder eine Frage in der Mail. Sofort spüre ich einen sehr starken Pull Richtung Rauchen. Interessant. Bin aber noch ganz guter Dinge und rechne nicht damit, gleich zum Büdchen zu laufen und alles neu zu kaufen (gestern Tabak, Blättchen und Papier weggeschmissen).

Ich kann mich weiterhin nicht konzentrieren. Das kann ich auch sonst bei den meisten Beschäftigungen nicht aber jetzt grad bin ich völlig zerfranst. Ich müsste etwas vorbereiten für die Arbeit, schaffe es aber nicht. Dann muss ich halt improvisieren, was auch nicht meine Stärke ist aber auf den Termin hat eh keiner der Beteiligten Lust.

Ich möchte ... ich weiß es gar nicht. Ein anderes Leben, ein anderer Mensch sein. Einen Platz haben, wo ich hingehöre. Eine Person, mit der ich alles besprechen kann und die mich trotzdem liebt. Ich möchte organisiert sein, bereit sein. Mit allen Baustellen auch mal spontan sein und mal loslassen, mal Freude empfinden.

12:30 Uhr, bislang 2-3 mal den Impuls zu rauchen verspürt. Ging aber, war nicht schwer, es nicht zu tun.

Wenn ich mich grad wieder an den Schmerz gewöhnt habe und anfange zu verdrängen, kommt ein Gedanke wie ein Schock und es zieht wieder an der Wunde. Dieses jetzt immer ohne sie, jenes jetzt immer ohne sie.

BH weggeschmissen, der total zerfetzt war, den ich aber immer gern getragen habe und sogar dieser "Abschied" tut weh. Bin an der Stelle wohl grad überreizt.

14:15 Uhr der xte Trennungs-Erkenntnis-Schock des Tages, jetzt möchte ich grad echt sehr gerne eine rauchen. Ich bin müde, ich will abschalten. Ich will in den Arm genommen werden.
Aber ich rauche nicht bzw. hole mir keinen Tabak am Büdchen. Das ist nicht das, was ich grad will.

Pünktlich Schluss gemacht und Besorgungen erledigt. Das Paket an sie ist nun unterwegs. Es wird dann irgendwann zurückkommen und meine restlichen Sachen enthalten und das war dann alles. Keine weitere Interaktion erforderlich.

Ich beschliesse, den Rest des Abends zu versuchen, nicht mehr zu grübeln, mich berieseln zu lassen von Handy und Fernseher.

Während ich esse kommt die Nachricht, dass das Kegeln am Samstag ausfällt wegen doppelter Terminvergabe. Das bedeutet, ich kann es den Kegelmenschen nicht persönlich am Samstag sagen. Das bedeutet, ich muss jetzt was schreiben in WhatApp. Das Essen bleibt mir im Hals stecken.
Ich denke mir einen Text aus, der in meinen eigenen Augen steif und komisch klingt aber so fühle ich mich auch immer dort, steif und komisch. Ungeholfen und unauthentisch. Ich schicke den Text ab. Es kommt nun eine einzige Reaktion, dafür sehr lieb. Ich frage mich, wer nun alles außerhalb der Gruppe an S. schreibt. An mich schreibt niemand. 2 Stunden später schreibt sie einen Abschiedspost in die Gruppe, souverän, holt groß aus, emotional. Ein bißchen übertrieben aber eindrucksvoll. Sie wird vermisst werden, neben ihr fühle ich mich noch mehr wie das fünfte Rad am Wagen, wie immer.

Ich gehe ins Bett, überlege, etwas aus der Mediathek zu schauen aber meine Energie reicht nur noch für ein paar Minuten Reels. Das Einschlafen fühlt sich an, als ob mein Bewustsein langsam wegtrocknet.

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Donnerstag, 4. Januar 2024
03.01.24
Mittwoch. Der Wochentag, an dem wir uns sonst immer gesehen haben und Tag 7 nach der Trennung.

Nachts nur einmal aufs Klo gegangen und Wasser getrunken.

4:40 Uhr wach und aufgestanden, Kaffee gekocht. Der Wecker hätte sowieso heute früher geklingelt, da ich mich früh einloggen muss, um für die Arbeit etwas zu erledigen.

Den Blogeintrag über gestern fertig geschrieben. Ich glaube, ich muss mich irgendwann kürzer fassen. Aber das wird sich schon einpendeln. Im Moment ist immer noch Alarm. Das alte Leben bricht weg, ich will es festhalten, habe Angst vor dem Neuen, vor dem Alleinsein. Ich möchte den Schmerz festhalten, weil ich Angst habe, dass danach gar nichts mehr kommt. Nichts außer grauer Einsamkeit.

Rezept beim Hausarzt bestellt per Mail. Bin gespannt, ob das klappt.

Ich muss auch aufpassen, nicht zu glauben, dass ich diesem Blog irgendwie Rechenschaft schuldig bin. Es soll vor allem ein Ventil bleiben. Über das ich im Moment halt viel Alltag ablasse, weil der sich schmerzhaft verändert (und ja auch verändern soll).

Die Therapeutin hat noch nicht geantwortet. Von einer Antwort gehe ich fest aus, ich male mir also aus, dass ich etwas falsch gemacht habe bei der Mail. 3x die Adresse kontrolliert. Habe ich so schlimm formuliert, dass sie erst lange nachdenken muss, bevor sie mir eine vernichtende Antwort schickt? Natürlich ist sie vermutlich einfach in Urlaub oder sonstwie verhindert aber ich bin stark verunsichert. Ich beruhige mich, zweifele wieder, kontrolliere meinen Maileingang, repeat.

Es fällt mir schwer, mich auf die Arbeit zukonzentrieren, d.h. noch schwerer als sonst. Der Kopf kreist um das was war und das was vielleicht sein wird in einer Zukunft, zu der ich den Weg noch nicht kenne.

10:15 Uhr sehe ich die Antwortmail der Therapeutin und bin erleichtert.

Das Paket mit ihren letzten vergessenen Dingen fertig gemacht und einen kurzen Brief dazu geschrieben. Krass, wie schwer mir das fällt aber ich konnte noch nie gut mit der Hand schreiben. Linkshänderin, immer alles verschmiert, zu verkrampfte Handhaltung und jetzt natürlich komplett aus der Übung dank Handy und Email.

Pancakes mit Bananen und Himbeeren zum späten Frühstück, sehr lecker. Habe brav aufgegessen.

Arbeitsmäßig ist es ruhig und ich habe Zeit zum Grübeln. Um kurz vor 14:00 Uhr merke ich, dass ich müde werde. Das ist so meine Zeit, da habe ich immer ein Tief. Naja, was heißt Tief, es kommt danach meist keine Aufwärtsbewegung mehr für den Tag. Meine Energie reicht ca. von 5:00 - 14:00, das sind immerhin 9 Stunden.

Um 15:46 Uhr mit dem Rauchen aufgehört. Ich bin sehr unsicher, ob ich es durchhalte. Das Rauchen tat mir nicht gut und ich möchte mir doch schließlich dieses Jahr gut tun. Bzw. lernen, mir gut zu tun. Dieses "mich kurz aus der Zeit nehmen" muss ich nun anders bewerkstelligen - oder darauf verzichten und in der Zeit bleiben, in der ich ja eigentlich sowieso bleibe.

Nachmittags eine Dreiviertelstunde Spaziergang, um vor die Tür zu kommen, mich zu bewegen, wenigstens einmal am Tag.

Reste von gestern aufgewärmt und vor dem Fernseher gegessen, Rateshow geguckt. Konnte mich kaum konzentrieren, zu viel gegrübelt, zu viele Gedanken und Gefühle und Träumereien, die niemals wahr werden, den ganzen Tag.

Im Bett noch 2 Fogen der Serie geguckt, es ging eine zweite Staffel, yay. Aber hat mich nicht gepackt. Anscheinend sind Reels das einzige Format, für das ich gerade die Nerven habe.

Ihre Mail war so nett, es war sogar eine Frage drin. Da antwortet man doch drauf, wieso mache ich das nicht, kann ich denn gar keine sozialen Regeln. Gefühlt, dass ich fremdele vor ihr, die bis vor einer Woche noch meine Partnerin war. Darf ich sie noch ansprechen? Immer ziehe ich mich komplett zurück in diese Leere, in der ich vor Einsamkeit so unendlich traurig werde. Aus Angst vor den anderen, was sie sagen was sie denken, was ich alles nicht verstehe.

Kurz, ich habe ihr auf die Mail geantwortet. Nichts, für das ich mich schämen muss oder bereuen werde, also vom Text her.

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Mittwoch, 3. Januar 2024
02.01.24
Dienstag.

Unruhige Nacht, oft aufgewacht mit viel Durst. Um 5:00 Uhr schließlich aufgestanden, Kaffee gekocht, Katze versorgt und an den Rechner gesetzt. Gebloggt. Mein Deo und eine Seife bestellt, die es hier im Laden nicht gibt.

Eine Zigarette auf dem Balkon geraucht. Die Nacht war nicht erholsam, ich bin müde und traurig.

Geduscht, nach 3 Tagen das erste Mal. Ab heute geht die Arbeit wieder los. Ich mache jetzt seit 3 Jahren fast nur noch Homeoffice. Es kommt mir gar nicht so lang vor.

Eingeloggt nach 10 Tagen Urlaub. Alles ist wie immer. Und alles ist anders, weil S. nicht mehr zu meinem Leben gehört. In meinem Leben klafft nun überall ihre Abwesenheit.

Zwischendurch schicke ich die Mail an unsere Paartherapeutin ab. Nächste Woche hätten wir den nächsten Termin gehabt. ... Wir beenden die Therapie, wir haben uns einvernehmlich getrennt, es ist traurig aber so am besten ...

Lauter Abschiede, alles loslassen, überall den Schmerz spüren.

Die Audiokonferenz mit dem Team ist wie immer, als ob nichts passiert wäre. Aber ich fühle mich wie ein anderer Mensch, wie komplett aus dem Alltag gefallen. Das merkt aber niemand.

Per Mail das Hotel für unser Wochenende abgesagt, es fallen Gebühren an, die ich sofort überweise. Wir hatten uns seit Jahren vorgenommen, mal in diesem Städtchen zu übernachten, dann hatte ich endlich gebucht und sie damit überrascht. Ich war stolz, mal diejenige zu sein, die eine Reise organisiert. Dann musste der Ausflug erst wegen Krankheit verschoben werden und nun wegen der Trennung abgesagt.

Loslassen. Fällt mir sehr schwer.

Spätes Frühstück. Es lohnt nicht, Zutaten für eine Einzelportion einzukaufen, dabei wird zu viel schlecht. Also gibt es wieder Pastinaken-Pancakes. Ich kriege nicht alles runter, obwohl es gut schmeckt. Aber dem Kind in mir kullern Tränen über die Wangen und es dreht den Kopf weg. Ich zwinge es nicht zum Essen. Der Appetit wird wieder kommen.

Halbherzig gearbeitet, ich bin abgelenkt. Rauche zu viel. Halte mich zu sehr an dem fest, was ich noch organisieren muss. Ich bin nicht bei mir, wie es wohl heißt in solchen Fällen. Um mich herum Abgründe aber ich gucke nicht hin, pfeife ein Liedchen und starre auf meine Aufgaben. Ich gestatte mir keine Zusammenbrüche.

Überlegt, was ich mir Gutes tun könnte aber es fällt mir nichts ein. Es fällt mir wirklich nichts ein, womit ich mir eine Freude machen könnte. Also worüber ich wirklich Freude empfinden würde. Kein Wunder, dass es mir so leicht fällt, Leute von mir fern zu halten. Was für ein Sauertopf bin ich eigentlich?

Draußen Dauerregen.

Dann habe ich doch etwas gefunden. Beim Scrollen in Mastodon einen guten Artikel über Maren Kroymann gefunden und gelesen, daraufhin spontan ein Ticket für Maren Kroymann live gekauft. Ist zwar erst in zwei Monaten aber was solls, da freue ich mich drauf!

Stichpunkte zum Urlaubsplan aufgeschrieben, den ich diese Woche einreichen soll. Nach 6 Jahren wieder die freie Auswahl, was ich wann machen möchte. Kein Stress mehr, wegen unterschiedlicher Vorstellungen von Urlaub. Das ist positiv. Doch, das ist positiv. Aber ich sehne mich doch grad so nach unseren Urlauben.

Nach der Arbeit durch den Regen zur Post gegangen. Draußen ist ebenfalls alles grau und sehr ungemütlich und der Schirm verstärkt den Tunnelblick. Paket gekauft, bzw. ein Stück Pappe, das zum Paket wird, wenn man es korrekt faltet. Außerdem Luftpolsterfolie, mehrere Paketscheine (falls ich mich verschreibe) und schwarze Stabilos. Ich habe Bauchschmerzen vor dem Brief, den ich zum Paket legen will. Was mir schwer fällt, ist das Schreiben, nicht die Formulierungen. Ich hoffe, die Stabilos helfen.

Zum Abendessen Reste von gestern. Ich esse auf der Couch im Wohnzimmer, vor dem Fernseher. Illusion von Geselligkeit, klar. Aber wenn es vielleicht hilft? Ich schaue eine Rateshow, die ich gerne mag und rate laut mit. Das ist ok. Besser als im Bett zu essen.

Gespült und mich bettfertig gemacht. So richtig mit Gesichtwaschen, Zahnseide vor dem Zähneputzen usw., was gut ist, denn das vernachlässige ich sonst oft.

Dann Netflix im Bett. Um 21:00 Uhr, pünktlich zum Ende der Staffel, kommt ein Angstanfall, plötzlich und sehr schnell. Ich spüre wie die Welle mich überrollt. Ich sehe mich krank, alt, allein, hilflos, mittellos, hoffnungslos, sinnlos. Die Welt wird zu einem Geisterhaus.
Ich stehe auf, gehe durch meine Wohnung, streichele meine Katze, mache Licht an. Nichts ist gut aber ich darf nicht in diesen Abgrund fallen. Es gibt niemand, der mich da wieder rausholt.

Zum Einschlafen eine Folge Wohnung 17 auf dem Handy geschaut und mich über die unglaubliche Farbharmonie gewundert. Wohnung, Klamotten, Haarfarben, alles top aufeinander abgestimmt. Sogar das Essen.

Beim Einschlafen gedacht, dass ich vielleicht doch jetzt schon mit dem Rauchen aufhöre.

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