Montag, 8. Januar 2024
07.01.24
Sonntag. Ich mag keine Sonntage.

Heute vor 6 Jahren, es war auch ein Sonntag, wurde ich von meinem besten Freund verlassen. Das schmerzt immer noch und vermischt sich heute sehr schön mit dem aktuellen Trennungsschmerz. Gefühlt habe ich in den letzten 6 Jahren nichts erreicht aber meinem Gefühl ist ja eh nicht zu trauen.

Um 12:30 Uhr war ich gerade kurz aufgewacht und lag so, dass ich das Fenster sehen konnte, da ging draußen eine verspätete Rakete los. Ein lauter Knall, ein paar rote Funken, es wirkte als ob die Rakete zu früh losgegangen wäre. Kurz gewartet, ob jemand um Hilfe schreit und ich den Notarzt rufen muss. Dann das gekippte Fenster geschlossen und auf die andere Seite gedreht. Und dann kam ein Angstanfall, wie ich ihn zum Glück nur noch selten habe. Als ich klein war, kam das öfter vor. Der Knall, das Erschrecken, schien was getriggert zu haben.
Angst ohne Namen, ohne Form, Angst die mich bewegungslos, schwitzend im Bett liegen läßt. Die Vision einer Hand.
Dankbarkeit, dass ich das Gewicht meiner Katze auf mir spüren konnte.
Der Anfall dauerte nur 1-2 Minuten und ich konnte dann wieder einschlafen.

Um 5:00 Uhr aufgestanden, Katze versorgt, Kaffee gekocht, an den Schreibtisch gesetzt, alles wie immer, nichts wie immer. Mir gewünscht, ich hätte ein Spiel, das mich fesselt. Gebloggt.

8:30 Uhr. Es ist dunkel draußen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will nicht allein sein.
Kann mich nicht konzentrieren.

Immer wieder überrumpeln und überrollen mich Trauer und Verlassenheit. Das Gefühl, endgültig allein zu sein, lebenserstickend allein.

Kleiderschrank und Unterbett-Aufbewahrungsdinger ausgeräumt und sortiert. Viele Erinnerungen, viele Altlasten. Zeug, in das ich schon ewig nicht mehr hineinpasse und immer weiter behalte weil ich könnte ja bald wieder reinpassen. Ich sortiere ein paar Sachen aus, die ich nicht gerne trage und lege ein paar Wollsachen in den Schrank, da es ja kalt werden soll ab morgen. Ansonsten ordne ich nur. Klamotten sind auch so ein Leidensthema. Es gibt kaum etwas, in dem ich mich wohl fühle, da ich mich ja eh nie in mir wohl fühle. Egal jetzt, an diese Baustelle gehe ich noch nicht ran.

Der Sonntag hat es echt in sich, was Trauer und Sehnsucht angeht. Ich möchte so gerne jetzt mit S. spazieren gehen. Stattdessen gehe ich alleine, mache eine große Runde, anderthalb Stunden, 8078 Schritte.

Wieder zuhause mache ich mir einen Tee und versuche es mir auf der Couch gemütlich zu machen aber ohne Erfolg. Ich lege mich eine halbe Stunde ins Bett, schlafe wohl auch ein paar Minuten.

Ich hasse Sonntage. Allerdings war ich auch in der Beziehung ab Sonntagnachmittag immer alleine, ist jetzt also eigentlich alles wie immer.

Die Katze hat heute auch einen Quengeltag. Vielleicht hasst sie Sonntage auch.

Erkenntnis des Tages: Ich sage oft Ja, ohne auf meine Gefühle zu schauen, aus Angst sonst negativ bewertet zu werden oder allein zu sein. Und dann bin ich überfordert, ziehe mich komplett zurück und sage oft Nein. Und aus Angst, dadurch negativ bewertet zu werden, ziehe ich mich noch weiter zurück und bin dann ganz allein. Meine Gefühle zu erkennen und zu respektieren und zu wissen, was ich in dem Moment kann und möchte und dann erst zu entscheiden, ob ich Ja oder Nein sage, das wäre mal ein gutes Ziel.

Auch der Rest des Tages war von Trauer, Verlustgefühl und Grübeleien durchzogen. Abendessen gekocht, gespült, bettfertig gemacht. Ein halbe Stunde lang versucht, eine normale Deutsche zu sein und den Tatort zu gucken aber der war mir zu gewollt, wie so oft. Licht ausgemacht um kurz vor 21:00 Uhr.

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Sonntag, 7. Januar 2024
06.01.24
Samstag. Wochenende. "Wieviel Zauber liegt in diesem Wort."

Früh aufgewacht, aber da ich ja gestern auch früh schlafen war, fühlt es sich ok an. 4:20 Uhr aufgestanden und mit Kaffee an den Rechner gesetzt, wie immer. Aber gebloggt, anstatt wie sonst am Wochenende ein Spiel zu spielen.

Tja, was mache ich nun mit diesem Tag, mit diesem Wochenende. Ich kenne keine Person, mit der ich mich verabreden könnte und will das ja auch gar nicht.

Spontan die Finanz-/Ausgaben-Übersicht auf aktuellen Stand gebracht und verhalten stolz auf mich, denn mich selbst zu organisieren und strukturieren fällt mir unglaublich schwer.

Da ich so schön in Schwung war, noch die Ablage in Angriff genommen. Habe ich seit letzten März nicht mehr gemacht. Dabei kurz starke Sehnsucht nach Azeroth bekommen. Heile Welt, die aber leider auch ihre Fallstricke und Frustauslöser hat.

Servietten-/Untersetzer-Schublade aufgeräumt. Danach Leerlauf, 8:18 Uhr. Fühle mich nun doch leicht müde.

Denke an S., die um diese Zeit immer noch schläft. Sie ist noch so präsent, gehört in meinen Gedanken noch so zu mir. Sie könnte auch einfach nur ein paar Tage verreist sein, bald an der Tür klingeln, mich anlachen. Sie könnte verschlafen aus meinem Schlafzimmer tapern, zu mir an den Schreibtisch kommen, mich umarmen, mein Kopf an ihrer Brust. So wie noch vor zwei Wochen.

Weiter Beschäftigung gesucht, Altpapier und Müll weggebracht.

Urlaubsfotos lachen mich am Kühlschrank an. Kann sie noch nicht abhängen.

10:15 Uhr gefrühstückt, danach geduscht. Danach auf der Couch so ein Schrödinger Parallellwelt Gefühl gehabt. Normalerweise würde ich um diese Uhrzeit am Wochenende in der Küche unser Geschirr abräumen während S. in ihren Handy herumscrollt. Wenn ich jetzt in die Küche gehe, ist es vielleicht genauso. Solange ich nicht hingehe, weiß ich nicht sicher, ob dort nicht vielleicht gerade alles wie immer ist. Irgendwie witziges Gefühl.

Dann kommt eine Nachricht von S., sie möchte mir meine Sachen vor die Tür stellen, zusammen mit einer Portion des Essens, über das sie gestern gepostet hatte. Ich freue mich über die Nachricht und über ihre Absicht, mir etwas von dem Essen zu bringen, das ich ja normalerweise gerne mag. Aber ich fühle mich auch überfahren. Ich möchte nicht hier sitzen während sie draussen etwas abstellt und dann um die Ecke fährt um mir Bescheid zu geben, dass ich runter kommen kann. Das finde ich total unnötig emotional anstrengend. Davon abgesehen würde ich das Essen gerade nicht genießen können. Ich lehne freundlich ab.

Kurz zum Baumarkt, neuen Wischmop holen. Dann kann ich demnächst auch mal wieder schön den Flur putzen, yay. Lande aus Versehen an einer Selbstzahlerkasse und werde von einer freundlichen jungen Person angeleitet. Komme mir alt vor. Kann doch nicht wahr sein, Selbstzahlerkasse muss ich bei Gelegenheit mal üben.

Obwohl ich es eigentlich gut von mir fand, den Vorschlag von S. abzulehnen, habe ich doch das unangenehme Gefühl, sie vielleicht wieder enttäuscht zu haben. Ich schreibe nochmal, sie antwortet "Alles gut". Eine Standardsituation aus der Beziehung. Ich verunsichert, sie antwortet bedeutungslos, denn ich weiß, dass oft nicht alles gut ist. Wir brauchen leider wirklich länger Abstand von einander und ich habe Angst, dass wir es niemals hinkriegen, normal (= für beide Seiten angenehm) miteinander umzugehen.

Dann fahre ich in die Stadt, Schaufenster bummeln. Ist komisch alleine. Ich fühle mich wie eine Fremde, eine Außenseiterin, die nicht da hin gehört. Mein Gang ist unbeholfen, ich muss mich darauf konzentrieren, meine Füsse gerade zu setzen. Nach einer Stunde läßt die Energie deutlich nach. Das Café, in dem ich einen Cappuccino trinken wollte hat leider zu und ich finde auf die Schnelle kein anderes Café, in das ich mich setzen möchte. Dann fahre ich wieder nach Hause.

Das Handy sagt, ich habe heute 9024 Schritte gemacht, das ist nicht schlecht. Der Impuls, zu rauchen, war 1-2 mal da aber gut zu händeln. Der 3. rauchfreie Tag, finde ich gut! Und meine Bronchien danken es mir jetzt schon, ich huste weniger.

Mein Nachmittags-/Abendprogramm könnte langweiliger nicht sein, hat aber auch etwas seltsam ... harmonisches? An diesem Post geschrieben, dann ganz in Ruhe Abendessen gemacht. Beim Essen eine Klatschsendung geschaut und mich ganz gut unterhalten gefühlt. Festgestellt, dass ich es in meinem Wohnzimmer schon ganz gut aushalten kann. Mit S. gab es hier viele Reibungsfaktoren. Es war ihr zu kalt, zu hell, der Fernseher zu leise, der Tisch zu weit weg vom Sofa. Dann spüle ich und putze noch spontan das Badezimmer. Um 20:15 Uhr schaue ich eine RTL Show, werde aber wie üblich schon eine Stunde später müde.

Um 21:15 Uhr gehe ich ins Bett. Ich fühle mich unsicher, traurig. Ein bisschen neidisch auch auf das, was S. in meiner Vorstellung hat: Gesellschaft, Freundschaftliche Unterstützung, die Überzeugung, dass zwar alles traurig ist aber nicht ihre Schuld, den Mut, auf Neues zuzugehen und sich darauf einzulassen. Das hätte ich auch gerne.

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Samstag, 6. Januar 2024
05.01.24
Freitag. Tag 9 nach der Trennung. Tag 2 nach der letzten Zigarette.

Um 5:00 Uhr von der Katze geweckt worden, die Frühstück will. Kurz liegen geblieben und mich etwas gestreckt, sehr angenehmes Gefühl. Sollte ich öfter machen.

Ich bin froh über das bald-ist-Wochenende-Gefühl, obwohl ich ja nun alleine bin. Aber es ist trotzdem gut, einfach keinerlei Zeitdruck zu haben, keine Pflichten.

Die Katze ist heute wieder wählerisch, die erste angebotene Sorte ignoriert sie. Von der zweiten isst sie dann ein Häppchen.

Ich habe leichte Kopfschmerzen über dem rechten Auge und nehme an, das ist der Nikotinentzug.

Mir fällt ein, dass ich nun keine Unternehmung mehr fürs Wochenende habe, da das Kegeln ja ausfällt. Ich überlege zu fragen, ob wir uns einfach trotzdem treffen sollen aber traue mich nicht. Wer fragt muss organisieren und das will ich nicht.

Das Frühstückskekse-Rezept, auf das ich mich gefreut hatte, ist ein kompletter Reinfall, bzw. vielleicht meine Schuld, da ich das Rezept geändert hatte. Möglicherweise kann man Reisprotein nicht einfach mit Wheypulver ersetzen beim Backen. Da ist irgendwas Chemisches passiert, Fett und Protein fast komplett getrennt. Musste ich leider wegwerfen. Banane zum Früstück.

Beim Zubereiten der Kekse noch Tabletten von S. gefunden, die hinter die Dose mit dem Whey gerutscht waren. Die sind rezeptpflichtig und wichtig für sie, müssen also noch per Brief verschickt werden. Von wegen Ende der Interaktionen gestern. Aber bald gibt es nichts mehr zu tun, zu sagen, dann kommt das schweigende Entlieben und Entfremden. Es graut mir davor.

Kopfschmerzen sind weg aber noch etwas Druck hinter den Augen. Und müde, erschöpft. War ich vor der Trennung aber auch schon monatelang.

Ich kreise um das Gefühl, nicht mehr gewollt zu werden. Ein Störfaktor zu sein, ohne den es S. besser geht. Zurückzubleiben ohne zu wissen, wer ich bin und was ich mit mir anfangen soll und es vor lauter Kummer, Scham, Verletztheit auch nicht herausfinden zu können. Genau die Altlasten, die ich seit ich denken kann mit mir herumtrage.

Impuls zu Rauchen hält sich in Grenzen, ist gut händelbar. Ich spüre keine "Entzugserscheinungen" aber damit habe ich auch nicht gerechnet. Die Gründe fürs Rauchen sind bei mir psychisch, richtig geschmeckt hat es mir nie. Zur Unterdrückung des Hungergefühls käme es mir jetzt allerdings recht, das verkorkste Frühstück macht sich bemerkbar.

Nach der Arbeit Besorgungen, Post (der Brief), Packstation, Lebensmittel einkaufen, Drogeriemarkt. Ich teile die Besorgungen aus und gehe zweimal, weil ich es kann, weil ich die Zeit habe, weil ich mich bewegen will.

Als ich gerade wieder zuhause ankomme, kommt eine Nachricht von S., sie hat das Paket bekommen und bedankt sich. Sie stellt Warum-Fragen, ohne Vorwürfe, ohne Antworten zu erwarten. Warum ticken wir nur so extrem unterschiedlich? Warum war da immer dieser scheiss Abstand zwischen uns?
Auf die zweite Frage könnte ich etwas antworten aber will ich nicht. Ist sinnlos und kostet Kraft, die ich nicht habe.

Um 17:39 Uhr Abendessen, da ich sehr hungrig bin, schaue beim Essen fern.

Auf dem Handy sehe ich einen Social Media Post von ihr, sie zeigt ein Bild von ihrem Herd mit dem Gericht, das sie gerade kocht. Ich sehe den Ausschnitt ihrer Wohnung, die ich so gut kenne und es tut weh. So selbstverständlich wie ein Atemzug kommt die Vorstellung, hinter ihr zu stehen, während sie den Topf umrührt, sie zu umarmen, ihren Nacken zu küssen, wie ich es so oft getan habe. Schmerz, Trauer.

Früh ins Bett, finde keine Serie oder Film, nichts scheint mir für meine Stimmung verdaulich genug zu sein. Ich möchte etwas Unterhaltsames sehen, OHNE Romanzen, ohne heile Welt aber auch ohne Drama, ohne Intrigen. Schwierig. Wahrscheinlich wird es die nächste Zeit nur auf Dokus und Kochshows hinauslaufen. Oder Quizsendungen im Fernsehen.

Um kurz nach 20:00 mache ich das Licht aus, fertig mit der Welt für heute.

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Freitag, 5. Januar 2024
04.01.24
Donnerstag. Um 2:30 aufgewacht und so unklug gewesen, in die Mails zu schauen. Die Antwort wirkt lieb und gefühlvoll, sie schreibt wie immer, benutzt unsere Kosewörter noch. Sie schreibt wie sie spricht, spontan. Ich dagegen hocke im Chaos, weiß weder was ich fühle, noch was richtig oder falsch ist, weder was mir gut tut, noch was von mir erwartet wird. Wie zu erwarten, konnte ich danach dann nur sehr schlecht wieder einschlafen.

Um 6:00 klingelt der Wecker bzw. zwitschern die Vogelstimmen, die ich als Weckton eingestellt habe. Kurz nach 6 dann müde aufgestanden und Kaffee gekocht.

Die Katze hatte um 2:30 bereits Futter bekommen, wollte aber einen Nachschlag. Ich weiß nicht, wie sie das macht, sie ist alt, sie schläft den ganzen Tag und sie setzt kein Gramm Fett an.

Wie lange es wohl dauert, bis ich Mittwoch als Tag nicht mehr mit S. verbinde, nicht mehr als "unseren" Tag sehe. Vielleicht genauso lange, wie es dauern wird, bis ich nicht mehr hoffe, ihr Auto zu sehen, wenn ich aus dem Haus gehe.

Erstaunlich geringen Drang zu rauchen, obwohl das jetzt (kurz nach 7:00) genau die Zeit für die erste Zigarette wäre.

Ah, halbe Stunde später, gerade gedacht, dass ich ihr nun auch wieder antworten sollte, denn es gab wieder eine Frage in der Mail. Sofort spüre ich einen sehr starken Pull Richtung Rauchen. Interessant. Bin aber noch ganz guter Dinge und rechne nicht damit, gleich zum Büdchen zu laufen und alles neu zu kaufen (gestern Tabak, Blättchen und Papier weggeschmissen).

Ich kann mich weiterhin nicht konzentrieren. Das kann ich auch sonst bei den meisten Beschäftigungen nicht aber jetzt grad bin ich völlig zerfranst. Ich müsste etwas vorbereiten für die Arbeit, schaffe es aber nicht. Dann muss ich halt improvisieren, was auch nicht meine Stärke ist aber auf den Termin hat eh keiner der Beteiligten Lust.

Ich möchte ... ich weiß es gar nicht. Ein anderes Leben, ein anderer Mensch sein. Einen Platz haben, wo ich hingehöre. Eine Person, mit der ich alles besprechen kann und die mich trotzdem liebt. Ich möchte organisiert sein, bereit sein. Mit allen Baustellen auch mal spontan sein und mal loslassen, mal Freude empfinden.

12:30 Uhr, bislang 2-3 mal den Impuls zu rauchen verspürt. Ging aber, war nicht schwer, es nicht zu tun.

Wenn ich mich grad wieder an den Schmerz gewöhnt habe und anfange zu verdrängen, kommt ein Gedanke wie ein Schock und es zieht wieder an der Wunde. Dieses jetzt immer ohne sie, jenes jetzt immer ohne sie.

BH weggeschmissen, der total zerfetzt war, den ich aber immer gern getragen habe und sogar dieser "Abschied" tut weh. Bin an der Stelle wohl grad überreizt.

14:15 Uhr der xte Trennungs-Erkenntnis-Schock des Tages, jetzt möchte ich grad echt sehr gerne eine rauchen. Ich bin müde, ich will abschalten. Ich will in den Arm genommen werden.
Aber ich rauche nicht bzw. hole mir keinen Tabak am Büdchen. Das ist nicht das, was ich grad will.

Pünktlich Schluss gemacht und Besorgungen erledigt. Das Paket an sie ist nun unterwegs. Es wird dann irgendwann zurückkommen und meine restlichen Sachen enthalten und das war dann alles. Keine weitere Interaktion erforderlich.

Ich beschliesse, den Rest des Abends zu versuchen, nicht mehr zu grübeln, mich berieseln zu lassen von Handy und Fernseher.

Während ich esse kommt die Nachricht, dass das Kegeln am Samstag ausfällt wegen doppelter Terminvergabe. Das bedeutet, ich kann es den Kegelmenschen nicht persönlich am Samstag sagen. Das bedeutet, ich muss jetzt was schreiben in WhatApp. Das Essen bleibt mir im Hals stecken.
Ich denke mir einen Text aus, der in meinen eigenen Augen steif und komisch klingt aber so fühle ich mich auch immer dort, steif und komisch. Ungeholfen und unauthentisch. Ich schicke den Text ab. Es kommt nun eine einzige Reaktion, dafür sehr lieb. Ich frage mich, wer nun alles außerhalb der Gruppe an S. schreibt. An mich schreibt niemand. 2 Stunden später schreibt sie einen Abschiedspost in die Gruppe, souverän, holt groß aus, emotional. Ein bißchen übertrieben aber eindrucksvoll. Sie wird vermisst werden, neben ihr fühle ich mich noch mehr wie das fünfte Rad am Wagen, wie immer.

Ich gehe ins Bett, überlege, etwas aus der Mediathek zu schauen aber meine Energie reicht nur noch für ein paar Minuten Reels. Das Einschlafen fühlt sich an, als ob mein Bewustsein langsam wegtrocknet.

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Donnerstag, 4. Januar 2024
03.01.24
Mittwoch. Der Wochentag, an dem wir uns sonst immer gesehen haben und Tag 7 nach der Trennung.

Nachts nur einmal aufs Klo gegangen und Wasser getrunken.

4:40 Uhr wach und aufgestanden, Kaffee gekocht. Der Wecker hätte sowieso heute früher geklingelt, da ich mich früh einloggen muss, um für die Arbeit etwas zu erledigen.

Den Blogeintrag über gestern fertig geschrieben. Ich glaube, ich muss mich irgendwann kürzer fassen. Aber das wird sich schon einpendeln. Im Moment ist immer noch Alarm. Das alte Leben bricht weg, ich will es festhalten, habe Angst vor dem Neuen, vor dem Alleinsein. Ich möchte den Schmerz festhalten, weil ich Angst habe, dass danach gar nichts mehr kommt. Nichts außer grauer Einsamkeit.

Rezept beim Hausarzt bestellt per Mail. Bin gespannt, ob das klappt.

Ich muss auch aufpassen, nicht zu glauben, dass ich diesem Blog irgendwie Rechenschaft schuldig bin. Es soll vor allem ein Ventil bleiben. Über das ich im Moment halt viel Alltag ablasse, weil der sich schmerzhaft verändert (und ja auch verändern soll).

Die Therapeutin hat noch nicht geantwortet. Von einer Antwort gehe ich fest aus, ich male mir also aus, dass ich etwas falsch gemacht habe bei der Mail. 3x die Adresse kontrolliert. Habe ich so schlimm formuliert, dass sie erst lange nachdenken muss, bevor sie mir eine vernichtende Antwort schickt? Natürlich ist sie vermutlich einfach in Urlaub oder sonstwie verhindert aber ich bin stark verunsichert. Ich beruhige mich, zweifele wieder, kontrolliere meinen Maileingang, repeat.

Es fällt mir schwer, mich auf die Arbeit zukonzentrieren, d.h. noch schwerer als sonst. Der Kopf kreist um das was war und das was vielleicht sein wird in einer Zukunft, zu der ich den Weg noch nicht kenne.

10:15 Uhr sehe ich die Antwortmail der Therapeutin und bin erleichtert.

Das Paket mit ihren letzten vergessenen Dingen fertig gemacht und einen kurzen Brief dazu geschrieben. Krass, wie schwer mir das fällt aber ich konnte noch nie gut mit der Hand schreiben. Linkshänderin, immer alles verschmiert, zu verkrampfte Handhaltung und jetzt natürlich komplett aus der Übung dank Handy und Email.

Pancakes mit Bananen und Himbeeren zum späten Frühstück, sehr lecker. Habe brav aufgegessen.

Arbeitsmäßig ist es ruhig und ich habe Zeit zum Grübeln. Um kurz vor 14:00 Uhr merke ich, dass ich müde werde. Das ist so meine Zeit, da habe ich immer ein Tief. Naja, was heißt Tief, es kommt danach meist keine Aufwärtsbewegung mehr für den Tag. Meine Energie reicht ca. von 5:00 - 14:00, das sind immerhin 9 Stunden.

Um 15:46 Uhr mit dem Rauchen aufgehört. Ich bin sehr unsicher, ob ich es durchhalte. Das Rauchen tat mir nicht gut und ich möchte mir doch schließlich dieses Jahr gut tun. Bzw. lernen, mir gut zu tun. Dieses "mich kurz aus der Zeit nehmen" muss ich nun anders bewerkstelligen - oder darauf verzichten und in der Zeit bleiben, in der ich ja eigentlich sowieso bleibe.

Nachmittags eine Dreiviertelstunde Spaziergang, um vor die Tür zu kommen, mich zu bewegen, wenigstens einmal am Tag.

Reste von gestern aufgewärmt und vor dem Fernseher gegessen, Rateshow geguckt. Konnte mich kaum konzentrieren, zu viel gegrübelt, zu viele Gedanken und Gefühle und Träumereien, die niemals wahr werden, den ganzen Tag.

Im Bett noch 2 Fogen der Serie geguckt, es ging eine zweite Staffel, yay. Aber hat mich nicht gepackt. Anscheinend sind Reels das einzige Format, für das ich gerade die Nerven habe.

Ihre Mail war so nett, es war sogar eine Frage drin. Da antwortet man doch drauf, wieso mache ich das nicht, kann ich denn gar keine sozialen Regeln. Gefühlt, dass ich fremdele vor ihr, die bis vor einer Woche noch meine Partnerin war. Darf ich sie noch ansprechen? Immer ziehe ich mich komplett zurück in diese Leere, in der ich vor Einsamkeit so unendlich traurig werde. Aus Angst vor den anderen, was sie sagen was sie denken, was ich alles nicht verstehe.

Kurz, ich habe ihr auf die Mail geantwortet. Nichts, für das ich mich schämen muss oder bereuen werde, also vom Text her.

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Mittwoch, 3. Januar 2024
02.01.24
Dienstag.

Unruhige Nacht, oft aufgewacht mit viel Durst. Um 5:00 Uhr schließlich aufgestanden, Kaffee gekocht, Katze versorgt und an den Rechner gesetzt. Gebloggt. Mein Deo und eine Seife bestellt, die es hier im Laden nicht gibt.

Eine Zigarette auf dem Balkon geraucht. Die Nacht war nicht erholsam, ich bin müde und traurig.

Geduscht, nach 3 Tagen das erste Mal. Ab heute geht die Arbeit wieder los. Ich mache jetzt seit 3 Jahren fast nur noch Homeoffice. Es kommt mir gar nicht so lang vor.

Eingeloggt nach 10 Tagen Urlaub. Alles ist wie immer. Und alles ist anders, weil S. nicht mehr zu meinem Leben gehört. In meinem Leben klafft nun überall ihre Abwesenheit.

Zwischendurch schicke ich die Mail an unsere Paartherapeutin ab. Nächste Woche hätten wir den nächsten Termin gehabt. ... Wir beenden die Therapie, wir haben uns einvernehmlich getrennt, es ist traurig aber so am besten ...

Lauter Abschiede, alles loslassen, überall den Schmerz spüren.

Die Audiokonferenz mit dem Team ist wie immer, als ob nichts passiert wäre. Aber ich fühle mich wie ein anderer Mensch, wie komplett aus dem Alltag gefallen. Das merkt aber niemand.

Per Mail das Hotel für unser Wochenende abgesagt, es fallen Gebühren an, die ich sofort überweise. Wir hatten uns seit Jahren vorgenommen, mal in diesem Städtchen zu übernachten, dann hatte ich endlich gebucht und sie damit überrascht. Ich war stolz, mal diejenige zu sein, die eine Reise organisiert. Dann musste der Ausflug erst wegen Krankheit verschoben werden und nun wegen der Trennung abgesagt.

Loslassen. Fällt mir sehr schwer.

Spätes Frühstück. Es lohnt nicht, Zutaten für eine Einzelportion einzukaufen, dabei wird zu viel schlecht. Also gibt es wieder Pastinaken-Pancakes. Ich kriege nicht alles runter, obwohl es gut schmeckt. Aber dem Kind in mir kullern Tränen über die Wangen und es dreht den Kopf weg. Ich zwinge es nicht zum Essen. Der Appetit wird wieder kommen.

Halbherzig gearbeitet, ich bin abgelenkt. Rauche zu viel. Halte mich zu sehr an dem fest, was ich noch organisieren muss. Ich bin nicht bei mir, wie es wohl heißt in solchen Fällen. Um mich herum Abgründe aber ich gucke nicht hin, pfeife ein Liedchen und starre auf meine Aufgaben. Ich gestatte mir keine Zusammenbrüche.

Überlegt, was ich mir Gutes tun könnte aber es fällt mir nichts ein. Es fällt mir wirklich nichts ein, womit ich mir eine Freude machen könnte. Also worüber ich wirklich Freude empfinden würde. Kein Wunder, dass es mir so leicht fällt, Leute von mir fern zu halten. Was für ein Sauertopf bin ich eigentlich?

Draußen Dauerregen.

Dann habe ich doch etwas gefunden. Beim Scrollen in Mastodon einen guten Artikel über Maren Kroymann gefunden und gelesen, daraufhin spontan ein Ticket für Maren Kroymann live gekauft. Ist zwar erst in zwei Monaten aber was solls, da freue ich mich drauf!

Stichpunkte zum Urlaubsplan aufgeschrieben, den ich diese Woche einreichen soll. Nach 6 Jahren wieder die freie Auswahl, was ich wann machen möchte. Kein Stress mehr, wegen unterschiedlicher Vorstellungen von Urlaub. Das ist positiv. Doch, das ist positiv. Aber ich sehne mich doch grad so nach unseren Urlauben.

Nach der Arbeit durch den Regen zur Post gegangen. Draußen ist ebenfalls alles grau und sehr ungemütlich und der Schirm verstärkt den Tunnelblick. Paket gekauft, bzw. ein Stück Pappe, das zum Paket wird, wenn man es korrekt faltet. Außerdem Luftpolsterfolie, mehrere Paketscheine (falls ich mich verschreibe) und schwarze Stabilos. Ich habe Bauchschmerzen vor dem Brief, den ich zum Paket legen will. Was mir schwer fällt, ist das Schreiben, nicht die Formulierungen. Ich hoffe, die Stabilos helfen.

Zum Abendessen Reste von gestern. Ich esse auf der Couch im Wohnzimmer, vor dem Fernseher. Illusion von Geselligkeit, klar. Aber wenn es vielleicht hilft? Ich schaue eine Rateshow, die ich gerne mag und rate laut mit. Das ist ok. Besser als im Bett zu essen.

Gespült und mich bettfertig gemacht. So richtig mit Gesichtwaschen, Zahnseide vor dem Zähneputzen usw., was gut ist, denn das vernachlässige ich sonst oft.

Dann Netflix im Bett. Um 21:00 Uhr, pünktlich zum Ende der Staffel, kommt ein Angstanfall, plötzlich und sehr schnell. Ich spüre wie die Welle mich überrollt. Ich sehe mich krank, alt, allein, hilflos, mittellos, hoffnungslos, sinnlos. Die Welt wird zu einem Geisterhaus.
Ich stehe auf, gehe durch meine Wohnung, streichele meine Katze, mache Licht an. Nichts ist gut aber ich darf nicht in diesen Abgrund fallen. Es gibt niemand, der mich da wieder rausholt.

Zum Einschlafen eine Folge Wohnung 17 auf dem Handy geschaut und mich über die unglaubliche Farbharmonie gewundert. Wohnung, Klamotten, Haarfarben, alles top aufeinander abgestimmt. Sogar das Essen.

Beim Einschlafen gedacht, dass ich vielleicht doch jetzt schon mit dem Rauchen aufhöre.

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Dienstag, 2. Januar 2024
01.01.24
Montag, Neujahr. Tag 5 nach der Trennung.

5:45 Uhr wach, 6:00 Uhr am Rechner. Langen Blogeintrag geschrieben. Ich bin eine langsame Schreiberin, suche nach den richtigen Formulierungen, sie müssen sich im Bauch richtig anfühlen.

Auf dem Balkon geraucht. Aufhören wird bald zum Thema werden aber nicht heute. Gehört auch nicht zu meinen Neujahrsvorsätzen.

Die Küche von ungesundem Essen befreit, denn das gehört zu meinen Vorsätzen. Katzenklo gesäubert.

Ich habe niemanden zum Reden. Allein schon aus mangelnder Gewohnheit, wüßte ich auch gar nicht, was ich erzählen soll.
S. und ich sind kein Paar mehr. Und du so?
Ohje, wie geht es dir damit?
Meine Stimmung ist zurückgezogen, ich fühle mich abwesend und grau. Das will doch niemand hören.

Eine Liste der noch gemeinsam geplanten Termine erstellt. Dahinter jeweils geschrieben, zu welchen der Termine ich nun alleine gehe, zu welchen S. nun alleine geht. Welche komplett abgesagt werden müssen, wie der Wochenendausflug, den ich ihr zum Geburtstag geschenkt habe. Aus welchen WhatsApp-Gruppen ich raus will, weil ich nicht mehr dahin gehöre und weil es sowieso zu sehr schmerzen würde, dort noch mitzulesen.

Müll rausgebracht und am Büdchen Tabak geholt.

Gefrühstückt nach meinem Low Carb Wochenplan. Pastinaken-Pancakes oder so ähnlich. Es ist angenehm, wieder nach Plan zu essen und es schmeckt ganz gut, auch wenn ich eigentlich nicht wirklich Hunger habe.

Dann eine Mail an S. formuliert wegen der Termine und der WhatsApp-Gruppen. Und um ihr zu sagen, dass ich sie zu sehr vermisse, um sie in nächster Zeit zu treffen. Es würde zu weh tun. Die restlichen Sachen möchte ich per Päckchen austauschen, es ist nicht mehr viel. Vor dem Abschicken länger gezögert, denn in der Mail ist soviel Endgültigkeit. Andererseits auch Druck gespürt, die Mail abzuschicken, damit sie mir nicht zuvorkommt. Wenn S. etwas entscheidet, setzt sie es meist gleich um. Ohne große Absprache. Ich möchte mir diese Entscheidungen aber nicht aus der Hand nehmen lassen. Zigarette geraucht auf dem Balkon. Die Mail abgeschickt.

To-dos für die kommende Woche aufgeschrieben, eine Mail an unsere Paartherapeutin angefangen, die aber noch nicht abschickbar ist. Die Therapeutin war gut, sie kann nichts dafür.

Mit dem Handy auf der Couch gesessen und ihre Abwesenheit gefühlt.

Angst bekommen, dass meine Mail an S. zu extrem war. Das ganze Organisatorische. Aber ich kann das nicht auf mich zukommen lassen, ich bin dafür nicht spontan genug. Ich brauche das Gefühl der Kontrolle, des Planens.

14:40 Uhr Netflix mit Notebook auf dem Bett.

Dann kommt die Antwortmail, liebevoll, zustimmend. S. ist spontan, sie braucht nicht lange, um zu formulieren. Ich hatte geschrieben, dass sie sich die Zeit nehmen soll, die sie braucht. Aber auch für sie ist die Trennung endgültig und sie schreibt sofort etwas in die Familiengruppe. Große Geste, kein Zögern. Keine Unsicherheit aber viel Gefühl. Ich kann fast unmittelbar danach aus den WhatsApp-Gruppen austreten. Damit ist unsere Beziehung für den Großteil ihres Familien- und Freundeskreises offiziell beendet.

Ich laufe weinend durch meine Wohnung, gebe komische Laute von mir, bemühe mich, leise zu sein in diesen hellhörigen Wänden.

Ich habe es noch niemandem erzählt. Am Samstag wird es meine Kegelrunde erfahren. Meine Kollegin vielleicht nächste Woche.

S. und ich sind völlig unterschiedlich und wir konnten nichts daraus machen. Die Unterschiedlichkeit war immer Quell von Reibung und Konflikt, es gab kaum Synergien.

18:00 Uhr Abendessen nach Plan, Topinambur Püree mit Rinderhack. Die Topinambur hätte ich wohl länger kochen bzw. in gleichmäßigere Stücke schneiden sollen. Manche Stücke sind noch relativ hart. Dann gespült und Küche aufgeräumt. Beim Kochen und Essen fiel mir auf, wie gestresst ich bin. Total angespannt, fast hektisch. Dabei habe ich doch jetzt so viel Zeit.

Nochmal etwas geschrieben. Lautlose Klage ins Internet. Wörter müssen raus, auch wenn mir niemand zuhört.

Netflix bis 21:00 Uhr, dann Licht ausgemacht.
Mein Herz stolpert unruhig vor sich hin. Ich bin allein.

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Montag, 1. Januar 2024
31.12.23
Sonntag. Sylvester. Tag 4 nach der Trennung.

In der Nacht träume ich unangenehm.

Zunächst muss ich einen Platz für meine Matratze, auf der ich schlafen werde, in einem sehr engen Keller finden. Vom unteren Teil der Wände bröckelt aufgequollener weißer Putz, der Putz hängt auch an den vielen Spinnweben dort. Spinnen sind keine da. Nur ich, die ich meine Matratze durch den engen Keller ziehe, aus der Suche nach einem Schlafplatz. Die Matratze schleift an den Wänden des Gangs durch das Gemisch aus angebröckeltem Putz und alten Spinnweben.

Dann drücke ich eine Taste auf meinem Handy und es geht eine Glücksspielseite auf. Ein buntes Glücksrad dreht sich und mir wird klar, dass ich einen Malware Link angeklickt habe. Das Handy wurde gehackt. Ich drücke weiter Tasten und bei jedem Klick schrumpft das Handy, wird schmaler. Ich weiß nicht, wie ich das Glücksrad wegbekomme. Alle anderen Funktionen sind weg, verschlüsselt, verschwunden. Ich klicke verzweifelt auf dem Handy herum.

Ich werde wach, trinke Wasser. Schlafe wieder ein.

Ich gehe durch einen größeren Gang. Dass es ein Gang ist, erkennt man nur an den Gerippen von Metallgerüsten, die alle paar Meter kommen. Der Gang ist in einer riesigen Fabrikhalle. Alles ist über und über behängt mit kleinen Papierfetzen, es rieselt Papierfetzen, alles ist voll: Fussboden, die Metallgerippe, die Fabrikwände um uns herum, die sich ausweiten zu einer kriegsartigen Landschaft voller Wohnblockgerippe, alles behängt mit Papier. Ich gehe mit mehreren Menschen diesen Gang entlang. In einem Haus sehen wir andere Menschen. Es fängt an zu brennen. Die Menschen müssen da raus. Es brennt jetzt überall, kleine Brandherde überall in den Hausgerippen. Ich habe keine Angst zu verbrennen aber die Stimmung ist dringlich.

4:55 Uhr aufgewacht weil draußen auf der Straße zwei Männer diskutieren. Nicht unfreundlich aber energisch. Ich verstehe nicht genug um zu erkennen, worum es geht. Ich bin froh, dass ich wach bin. Komischerweise fand ich den Handytraum am unangenehmsten. Vielleicht weil ich da selbst schuld war. Hätte ja die Taste nicht drücken müssen.

Kaffee gekocht, Palia gespielt, gebloggt.

Wäsche abgehängt und weggeräumt. Dabei erinnere ich mich an unsere Urlaube. Freudige Erwartung, Reisefieber, Zweisamkeit. Im Urlaub war das Zusammensein immer vollkommen ok. Ich stelle mir vor, alleine in Urlaub zu fahren. Ich kann das auch alleine. Vielleicht ist es dann genauso schön. Ich frage mich, welche Art von Trauerphase das ist. Ich kaufe mir das ja selbst nicht ab. Klar kannst du das, Naivchen. Aber es ist dann was anderes. Du bist dann alleine.

Ich habe Hunger, hole mir einen der Joghurts aus dem Kühlschrank, die S. so gerne mag und deshalb für die Feiertage in Mengen gekauft hatte. Mir wird nach zwei Löffeln leicht schlecht. Ich hätte nicht gedacht, dass man Hunger und Übelkeit gleichzeitig verspüren kann. Aber es geht, wenn der Körper Hunger signalisiert und das Selbstgefühl oder was auch immer auf red alert steht und die Energie von den lebenserhaltenden Systemen auf die Schutzschilde übertragen wurde.

Die Arbeitsplatte links vom Herd geputzt, wo die Flaschen mit Essigen und Ölen stehen und auch die Flasche billiger Rotwein, den S. so gerne trinkt. Ich räume die Flasche weg.

Um 9:30 Uhr schnell zur Packstation. Um diese Zeit wird noch nicht geböllert, da traue ich mich noch raus. Ich bin nicht schussfest.

Meine Gedanken kreisen um die Termine, die wir noch zusammen geplant haben. Wer wo alleine hingeht, was abgesagt werden muss. Wir müssen noch ein paar restliche Sachen austauschen, nichts Wichtiges aber ich habe das Gefühl, dass ich diesen Abschluss brauche. Oder ist das ein Aufschub? Vielleicht schicke ich ihr einfach ein Paket. Ich will sie nicht sehen. Das tut so weh und ich würde ihre Hand halten wollen.

Immer wieder Gefühle wie Paukenschläge. Die Leere, ihre Abwesenheit. Verlust, Lücke, Alleinsein. Einsamkeit. Erkenntnis, dass es wirklich vorbei ist. S. ist vorbei. Der Beginn einer neuen Ära. Der Schock läßt nach und die Zukunft scheint eine graue, einsame Masse zu sein, in der ich mich nicht sehen kann.

Auch heute halte ich das alles nur bis Mittag aus und verkrieche mich dann hinter mein Notebook, lenke mich mit Netflix ab. Rauche auf dem Balkon, zuviel. Schaue ständig auf mein Handy. Weine. Wir wünschen uns keinen guten Rutsch.

21:30 Uhr, ich versuche zu schlafen aber mein Herz böllert im Takt mit den Idioten draußen. Ich habe keine Worte. Mein Gehirn produziert Traumbilder während ich noch wach bin. Ich schlafe kurz ein, werde wieder wach. Es wird schon viel geböllert.

Um 23:59 Uhr werde ich wach, wie erwartet. Das Geböllere hat volle Stärke erreicht, es fehlen nur noch die Kirchenglocken, die um 0:00 einsetzen. Ich setze mich auf die Couch, lasse die Balkontür zu, da die schwerhörige Katze neben der Tür schläft. Nach ein paar Minuten wird sie doch wach und ängstigt sich vor den Lichtern am Nachthimmel. Sie verschwindet unterm Bett. Ich sitze auf der Couch und tue mir leid.

0:10 Uhr kommt eine Nachricht. "Ich wünsche dir ein frohes und gutes neues Jahr! Alles Liebe für dich!" Es macht mich fertig, wie abgeklärt das klingt. Wir sind nicht mehr zusammen. Ich brauche 10 Minuten um zu antworten. Ich habe kein Recht mehr auf Gefühle. Ich werde nie mehr ihre Hand halten. Aber zumindest heute Nacht weiß ich, dass es ihr genauso geht wie mir. "Ja, das wünsche ich dir auch, S."

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Sonntag, 31. Dezember 2023
30.12.23
Samstag, kein Wecker. Wach um 5:45 Uhr.

Aufgestanden, Katze gefüttert, Kaffee gekocht.

Ich trinke morgens ca. 3 Becher relativ schwachen Kaffee. Meine Kaffeemaschine presst das Wasser sehr schnell durch den Kaffee, der Kaffee schmeckt dadurch sehr mild und mir sehr gut. Für S. habe ich immer die Hälfte des Wassers für die gleiche Menge Kaffee genommen. Sie wollte immer sehr starken Kaffee, da der ihre Verdauung anregen würde. Dann hat sie nach ein paar Jahren angefangen, sich sehr viel Kaffeepulver in einen Becher zu häufen und mit kochendem Wasser zu übergießen, wie French Press ohne Press. Ach ja, der Grund war, das sie keine Milch mehr im Kaffee getrunken hat und ihr der Kaffee so nun besser schmeckte. Ich hatte immer Angst, dass die Pulverreste in der Tasse meinen Ausguss verstopfen, der leider dazu neigt, schnell zu verstopfen. War gekränkt, weil ihr meine Bedenken scheinbar egal waren. Und war auch ein bisschen beleidigt, weil ich ein großer Fan meiner Kaffeemaschine bin. Ein morgendlicher Becher Kaffee, der sowieso nur Samstag und Sonntag stattfand. Einer der vielen kleinen Streitpunkte, die nie für beide Seiten zufriedenstellend oder zumindest abschließend beiseite gelegt werden konnten.

Ende spontaner Kaffee-Exkurs, weiter mit dem Samstag.

Bis ca. 7:00 Uhr Palia gespielt. Glaube nicht, dass mich das Spiel noch lange hält aber im Moment lenkt es noch ausreichend ab.

Dann gebloggt und die erste Zigarette geraucht. Zigarette rauchen während der Himmel langsam heller wird ist auch so ein komisches Aufschiebemanöver von mir. Über dem Morgen schweben und die Zeit kurz anhalten. Ich denke, dass ich mit dem Rauchen wieder aufhören werde aber diese Momente möchte ich mir erhalten. Vielleicht klappt es ja auch mit Kaffee.

Dann nochmal in Palia eingeloggt um das zurückgesetzte Chappa-Nest zu suchen. Dem Sog der Dailies entziehe ich mich noch nicht.

Gespült. Haltbare Lebensmittel in den Keller verfrachtet. Pflanzen gegossen. Müll weggebracht.

Essensplan für Mo-Do erstellt bzw. überarbeitet. Ich möchte netter zu mir sein. Dazu gehört auch, mich besser zu versorgen.

Das gelüftete Plumeau vakuumiert und auf den Kleiderschrank gehievt, von dem Staubflocken schneiten. Unter dem Bett wäre es weniger undekorativ aber dort würde die Katze das Plastik durchlöchern und dann wäre es das mit der Vakuumlagerung. Erfahrungswerte.

Geduscht. Erste Einträge in meinen Jahresplaner für 2024 getätigt, mein Weihnachtsgeschenk an mich selbst.

Zwischendurch gefühlte 27x aufs Handy geschaut. Die Zahl wird sich bis zum Abend noch weiter steigern.

Gegen 12:30 Uhr wieder Rückzug aufs Bett. The Diplomat geschaut und sehr gemocht. Tolle Hauptdarstellerin, interessante und spannende Geschichte. Impuls, S. davon zu erzählen. Erkenntnis, dass das nicht mehr angebracht ist. Nicht mehr passieren wird. Dass sie nun weg ist.

Mit niemandem geredet außer mit mir selbst und mit meiner Katze.

21:00 Uhr Licht aus gemacht.

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Samstag, 30. Dezember 2023
29.12.23
Freitag, Tag 2 nach der Trennung.

Um 4:00 Uhr aufgewacht und der Schmerz war sofort präsent. Verlust, Leere. Lücke, die S. hinterläßt.

Wir haben uns "einvernehmlich" getrennt, es gibt keine andere Person, keine Eifersucht. Nur Verlust, das Gefühl des Versagthabens. Sehnsucht. Einsamkeit.

Aufgestanden, Katze versorgt und Kaffee gekocht. Dann ein bisschen Palia gespielt. Halbherzig, so richtig packt es mich nicht aber es lenkt ab.

Ich habe schon am ersten Tag der Trennung gedacht, dass ich mich nächstes Jahr nun wohl endlich mal um mich selbst kümmern muss. Das mit dem Selbsthass ist auf Dauer so absurd sinnlos.

Das Gefühl zu ersticken, weil ich alles falsch mache, weil ich alles schuld bin, weil ich mich über alles aufrege, was passiert, fällt nun weg. Als ob ein Sturm sich legt, es kehrt Ruhe ein und man betrachtet die Verwüstung. Betrauert die Zerstörung.

Ich brauche ein Ventil und ich brauche Regeln. Jeden Tag schreiben. Nett zu mir sein. Mich gut behandeln.
Tagebuchbloggen. Jammern. Die Schwärze um mich herum betrachten. Licht hineinlassen, irgendwann.

Zwei Mon Chéri gefrühstückt weil grad alles egal ist, zwischen den Tagen und zwischen den Alltagen.

Geraucht. Die Weihnachsdeko eingepackt und in den Keller gebracht. Ich hatte sie nur für S. herausgeholt und S. ist weg, der Anblick schmerzt. Das Wegpacken auch.

Das zweite Plumeau abgezogen und gelüftet. Die leere Matratze mit Kissen belegt. Eine Maschine Wäsche gewaschen und aufgehängt.

Halbe Tafel Schokolade um 10:00 Uhr, siehe oben.

Ein Paket entgegen genommen. Einkaufen gewesen.

Um 12:00 Uhr war die Energie alle. Immerhin acht Stunden als halbwegs normaler Mensch durchgegangen. Dann läßt die Kraft nach und die Schwärze schlägt über mir zusammen.

Den Rest des Tages auf dem Bett gesessen unsd Serien auf dem Notebook geguckt. Geweint, ungesund gegessen. Ab und zu auf dem Balkon eine Zigarette geraucht.

Irgendwann habe ich den Ring wieder angelegt, den ich am ersten Abend der Trennung abgelegt hatte. Das Zugehörigkeitsgefühl gespürt. Die Nähe. Aber auch die Selbstvorwürfe. Das Versagen. Ring wieder abgelegt. Die leichte Delle am Ringfinger zeigt das Fehlen an.

Um 21:00 Uhr eingeschlafen.

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