Samstag, 17. Februar 2024
16.02.24
Freitag. In der Nacht bin ich zu den selben Zeiten wie immer aufgewacht und habe mich jeweils an seltsame Träume erinnert, die jetzt untergegangen sind. Nur an den letzten, kurz vor dem Aufstehen, kann ich mich noch nebelhaft erinnern, es ging um Sportgeräte, irgendwas mit Hanteln, die aussahen wie Flugzeugpropeller. Ich hatte getestet, wie schwer sie sind und das einer Person erzählt, die mit mir durch eine große Halle ging.

Ich stehe um 4:30 auf fühle mich müder als sonst.

Ich glaube, die schlechte Laune gestern kommt von den Schuldgefühlen. Es hat sich ein paar Tage wieder alles darum gedreht, was S (nicht mehr) will. Damit komme ich nicht weiter. Ich will die Beziehung ja selbst nicht mehr. Wir kommen nicht zusammen, sind mit unterschiedlichen Voraussetzungen gestartet, hatten unterschiedliche Routen, landen letztlich ganz woanders. Wir hätten diese Beziehung so gerne gehabt und haben dabei so ziemlich alles falsch gemacht.

Trotzdem bleibt das Gefühl, dass ich jetzt da bin, wo ich schon lange mal hin musste. Bei all der Trauer um das, was ich nicht erleben konnte, ist das jetzt der Weg, den ich gehen muss.

Leider geht die Genervtheit weiter. Ich kämpfe mich durch, projiziere, bin gereizt. Vielleicht doch irgendwie Zeit für den Rhein einplanen am Wochenende.

Um 10:30 haben die Katze und ich einen Termin beim Tierarzt für die monatliche Depotspritze, ich muss rechtzeitig die Schlafzimmertür schließen, um die Fluchtmöglichkeiten einzuschränken.

Die Katze nimmt meine Anspannung wahr und versteckt sich in einem Fach der Kommode aber ich kenne das schon. Wir bringen es schnell hinter uns. Sie schreit ein bisschen im Treppenhaus und ist dann ganz still, bis wir wieder zuhause sind.

Morgen hätte ich den nächsten Beratungstermin bei der Therapeutin gehabt, leider ist sie erkrankt und sagt den Termin ab. Schade, ich hatte dort auf Hilfe bei der Orientierung gehofft. Wie es nun weitergehen soll, ob ich doch eine "richtige" Therapie beantrage und was das nützen könnte. Ich hoffe, es geht ihr bald besser.

Das Wochenende gähnt mich nun leer an und fletscht die Zähne.

Wieder ein Wochenende ohne S, ohne überhaupt Gesellschaft, ohne Gespräche, ohne Sinn. Ja, ich muss Dinge erledigen und ja, das kommt mir vor, als ob ich etwas leiste oder "mache" aber eigentlich ist das ja nur das normale Grundgrundrauschen, was man sowieso macht, vor dem, was dann richtig Spaß macht. Also für die anderen, normalen Menschen, wie S. "Was richtig Spaß macht", habe ich nicht, kenne ich nicht.

Das Grundrauschen auf die Reihe zu bekommen, ist meine momentane Leistung. Absolut nicht selbstverständlich bei mir.

Leben, zuhause sein, bedeutet immer noch S. Ihre Abwesenheit prägt meine Gefühle, meinen Blick, mein Sein.

Es ist Freitag und ich mache früh Schluss. Möchte raus aus der Wohnung, mache Besorgungen und werde dabei sehr nass. Egal.

Von irgendwoher habe ich das Gefühl, dass mir die Zeit wegläuft. Ich bleibe zurück. Alle anderen sind weit voraus.

Ich möchte mir irgendwem chatten, mich unterhalten, Belanglosigkeiten austauschen, das Gefühl haben, nicht allein zu sein. Aber ich kann das nicht, nicht mal das.
Wo S an Fremde Romane schreibt, fällt mir nichts ein. Ich bin leer. Und immer wieder der Vergleich. Ich kann nur verlieren.

Abends stelle ich fest, dass es doch eine Art Anleitung für Booking Anfragen bei dem Tattoo-Studio gab und dass demnach in meiner Mail Angaben und Fotos fehlen. Das mach mich sehr unruhig. Ich habe sofort das Bedürfnis, meine Mail zu korrigieren, nachzubessern, aber ich glaube, dass ich dafür den Rechner brauche. Denn will ich aber nicht mehr anmachen. Außerdem habe ich Hunger und müsste eigentlich jetzt kochen. Außerdem insgesamt ein nicht so gutes Bauchgefühl dazu, dass es kein persönliches Vorabgespräch geben soll, wie ich vermute.

Ich koche, überlege, komme zu dem Entschluss, dass ich es wenigstens dort versuchen möchte und deshalb die Angaben nachliefern werde, esse, dann schreibe ich am Handy eine weitere, ergänzte Mail. Und bin stolz auf mich, dass ich das am Handy gemacht habe, denn das ist das eigentlich Besondere an der ganzen Episode und es macht mich flexibler.

Danach kann ich beruhigt den Abwasch machen.

Es geht mir nicht gut. Also, haha, sowieso. Aber es geht mir heute noch schlechter, anders schlecht. An S denken schmerzt scharf. Keine Tränen. Es wäre besser, wenn ich weinen könnte aber das Weinen vom Sonntag ist weit weg. Seit Montag spüre ich vor allem Schuldgefühle und Abgelehntsein. Ich krümme mich innerlich weg. Das ist so nah am Trauma, das wird mit Nebel und Sand übersprüht, mit dumpfer Schwärze, ich werde ins Upside Down gezogen, ich resigniere. Das macht mir Angst, ich möchte wach bleiben, ich möchte hingucken.

Den Beratungstermin hätte ich echt gut gebrauchen können. Ich bin müde, gehe ins Bett und schaue Hijack mit Idris Elba. Sehr gut, sehr spannend, aber mein Kopf hat Sperrstunde nach 1,5 Folgen. Ich fühle mich müde und fertig, mein Köper möchte Ruhe. Ich mache um 20:45 das Licht aus.

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Freitag, 16. Februar 2024
15.02.24
Donnerstag. Sieben Wochen nach der Trennung.

Wenn S jetzt vor mir stünde, würde ich alles über Bord werfen, was ich seit der Trennung gedacht habe. So toll weit bin ich schon gekommen.

Ich bin sehr froh und erleichtert, dass Karneval vorbei ist und auch der Valentinstag. Das Profilbil habe ich bereits wieder geändert. Der nächste Brocken wird Ostern. Nicht zu viel drüber nachdenken, nichts ist vorhersehbar.

Alles, was auch nur andeutungsweise mit Familie und Zuhausesein zu tun hat, jede kleine Erinnerung, löst Schmerz aus. Bestimmte Wörter, wie sie ausgesprochen wurden, Haushaltstätigkeiten, der Anblick bestimmter Lebensmittel.

Terminanfrage an ein Tattoostudio gestellt. Ich möchte mir ein Motiv stechen lassen, das mir vor sechs Jahren so große Hoffnung gegeben hat und mich immer noch sehr berührt. S ist nun nicht mehr Teil dieser Hoffnung aber ja, das Motiv wird mich auch an sie erinnern. Immerhin besser, als sich einen Namen tätowieren lassen.

Ich möchte rausgehen, mich bewegen, etwas tun, stattdessen sitze ich am Schreibtisch und die Zeit zieht sich zäh dahin.

Ich bin genervt wie seit Wochen nicht mehr. Gestresst, überfordert. Projiziere meine Selbstvorwürfe und Schuldgefühle auf andere. Die jammernde Katze, um die ich mich gefühlt nicht genug kümmere. Die nervenden Kollegen, weil ich das Gefühl habe, selbst nicht genug zu tun. Ich mag mich so nicht.

Es ist so ein Tag, an dem man am Rhein den Schiffen hinterherschauen und Bier trinken müsste. Aber ich mag kein Bier und ich werde nicht zum Rhein fahren. Schade, dass ich nicht zu Fuß hingehen kann, es ist zu weit. Wieder mal wünsche ich mir, ich würde in einer spannenderen Gegend wohnen.

Der Schmerz tritt zurück hinter der Genervtheit. Da ist mir der Schmerz eigentlich lieber. Ich will ihn nicht auf diese unsympathische Art verdrängen.

Stattdessen mache ich ganz normal weiter, gebe der Katze ein Leckerli und mache einen selbstironischen Scherz mit den Kollegen. Gehe nach der Arbeit zum Optiker, die neue Lesebrille abholen, kaufe Joghurt im Supermarkt.

Spule die Routine ab.

Bin auf eine seltsame, andere Art unglücklich, bin nicht bei mir sondern irgendwie losgelöst, schlecht gelaunt. Ich hoffe, ich werde nicht krank. Mittags ging die Stimme weg, wackelte und brach, ich habe mich angehört wie eine alte Frau. Jetzt geht es wieder.

Ich fühle mich unwohl, schwer, dumpf. Schlecht gelaunt. Benommen im Kopf.
S rutscht etwas weiter weg, aber der Schmerz darüber, dass sie mich nicht mehr haben will, bleibt. Und übertönt meinen ganz eigenen Schmerz über die gescheiterte Beziehung. Den Schmerz über meine eigenen, nicht zugelassenen Gefühle.

Freue mich aufs Bett.

Ich fange eine was-wäre-wenn Serie an, in der russische Astronauten als erste auf dem Mond landen. Mag das Setting optisch aber inhaltlich packt es mich nicht richtig. Mache um 21:20 das Licht aus und scrolle mich noch bis kurz vor zehn durch gute-Laune Reels.

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Donnerstag, 15. Februar 2024
14.02.24
Aschermittwoch. Der Wecker klingelt bzw. zwitschert um 4:30. Ich träume gerade von einem Haus, in dem es ungelüftet riecht und alt gewordenen Menschen, deren jüngere Schwägerin fleißiger ist als sie dachten. Was auch immer.

Um 6:00 muss ich mich schon einloggen, deshalb der frühere Wecker. Überschaubare Sachen wegarbeiten lenkt ab.

Der innere Walk of Shame geht weiter. Bauchweh, stummes Verharren im Schmerz, ich fühle mich kraftlos.

Es ist Valentinstag, mein Profilbild ist unsere Rose. Ob das nun passend ist oder nicht, ich fühle es jedenfalls.

Ich wünschte, ich hätte mehr kleine Sachen zu tun, für die großen reichen Energie und Konzentrationsfähigkeit nicht. Kann sie nur in kleine Schritte aufteilen, langsam, langsam. Ich mache, was ich machen muss, aber nicht die Kür.

Lenke mich ab mit der Suche nach einem Tattoo-Studio. Denke, ich habe eines gefunden, bin dann doch unsicher, frage keinen Termin an.

Ich bin unruhig und müde und voller Selbstanklagen. Ich möchte irgend jemand Vertrautes haben. Mein Leben bleibt stehen, wenn ich nicht vom Stuhl aufstehe, niemand bringt Alltag, niemand merkt es, wenn ich einfach nicht mehr aufstehe. Ich habe das Gefühl zu sinken.

Immerhin werde ich zum Kieser gehen.

Nach der Arbeit mache ich mich auf den Weg. Kieser ist sehr angenehm, aber die Anstrengung ist schon in Sicht, die Gewichte werden im Moment ja noch jedes Mal schwerer. Meine Oberschenkelmuskulatur ist wirklich sehr, sehr schwach geworden. Das habe ich natürlich schon lange gemerkt, jede Treppe hat sie komplett ausgepowert. Zu viel Sitzen, zu wenig Bewegung, der Klassiker. Depression, Antriebslosigkeit, Introvertiertheit und den Rest hat ihnen dann der Lockdown gegeben.

Das Bauchweh bleibt, der Verlust hat nun die zusätzliche Note "Sie will mich nicht mehr", scharf und bitter, der dazugekommene Schmerz richtet es sich gemütlich ein, bleibt wohl länger.

Auf dem Rückweg vom Kieser in der Straßenbahn habe ich gedacht, dass es doch eigentlich total legitim ist, wenn ich mir mit mir selbst einen gemütlichen Fernsehabend mache. Wo ich doch schließlich die Frau bin, die ich dieses Jahr kennen lernen möchte, mit der ich die meiste Zeit verbringen möchte. Das Jahr soll sich um mich drehen, ich möchte mir eine gute Gefährtin sein. Da gehört so etwas doch dazu. Einfach mal abschalten ohne schlechtes Gewissen weil ich ja "nur allein bin und damit mal wieder versagt habe".

Aber im Moment spüre ich vor allem die Einsamkeit, wenn ich alleine auf der Couch sitze.

Die Abende zu zweit habe ich nicht als sonderlich entspannend oder harmonisch in Erinnerung. Es gab mir zu viel Unausgesprochenes, zu wenig Kommunikation, zu wenig Miteinander. Aber ich konnte ihre Hand halten, spüren, dass da ein Mensch neben mir sitzt, dass jemand zu mir gehört.

Meine Abende seit der Trennung sind einförmig aber nicht vollkommen unangenehm. Gesellschaft würde mich vermutlich überfordern. Ich muss erst mal selber klar kommen.

Ich halte mich an meiner Routine fest, binde mich damit quasi ans Steuerrad während ich Angst habe, dass die Wellen zu hoch werden, dass sich das Schiff doch irgendwann überschlägt.

Essen warm machen und gegen 17:30 essen, Tabletten nehmen, Rateshow gucken, spülen, aufräumen, heute keine Kochshow, da der Gastgeber mich nicht interessiert. Zähne putzen, Gesicht waschen, im Bett 2 Folgen Wohlfühlserie.

Wellenförmige Ungläubigkeit, dass mein Leben ohne S weitergehen soll. Wie denn nur? Als ob ein vertrauter Leuchtturm plötzlich ausgeschaltet wurde, um mal im Bild zu bleiben.

Auf Insta wieder etwas vielleicht Schlaues gehört. Kurz gefasst: zuviel grübeln über Warum ist nicht zielführend, nur mit fühlen des Was kommt man weiter.

Gegen 21:00 schlafe ich ein.

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Mittwoch, 14. Februar 2024
13.02.24
Dienstag. Bürotag. Ich wache um 4:20 auf und mache weiter. Katze füttern, Kaffee kochen, Blogeintrag für gestern zu Ende schreiben und posten, duschen, anziehen, Sachen zusammenpacken, losgehen.

Kobaltblauer Himmel, dort wo die Sonne bald aufgeht. Sehr schön, sehr hoffnungsvoll. Nur dass 'hoffnungsvoll' mir gerade den Magen umdreht, denn das war die Stimmung, als ich S kennenlernte. Als ich S kennenlernte, habe ich gefühlt, dass mein Leben noch nicht zu Ende war.

Die Gefühlsmischung aus Erinnerung, Wiederholung und ungedrehten Vorzeichen macht mich fertig. Verwirrt mich, als ob zwei Platten gleichzeitig abgespielt werden. Hoffnung und Verlust, Trauer und Verliebtsein.

Ich muss heute etwas präsentieren. Vollkommen irreal grade. Augen zu und durch, ist im Vergleich zu dem Scherbenhaufen um mich herum gerade weniger angstbesetzt als normalerweise. Es läuft wie erwartet und hinterlässt keine unangenehmen Gefühle.

Ich versuche mir das Gefühl zu beschreiben, das mir immer wieder in Wellen 'Bauchweh' macht. Das ich anscheinend nicht verdaut bekomme, würden die Freudianer jetzt wohl sagen.

Das Gefühl, versagt zu haben. Für meine Fehler bestraft zu werden. Dass S weg ist, ist meine Schuld. Dass sie unglücklich ist, meine Schuld.
Meine Verliebtheit war nicht ausreichend, ich weiß gar nicht, wie das geht und wußte es nie, nie genug Vertrauen, es ging mein Leben lang nie um meine Bedürfnisse. Ich fühle mich schuldig, schäme mich, fühle mich bestraft.

Warum, warum? Weil ich nicht bereit war. Weil ich vor lauter unbearbeiteten Themen nicht in der Lage war, gar nicht die Möglichkeit hatte, nicht die Freiheit hatte, mich richtig zu verlieben. So wie jetzt.

Immer wieder Schmerzen, als hätte ich unsere Beziehung vor den Bus gestoßen. Als wäre alles Elend meine Schuld. Ist es auch, ist es auch. Shame. Shame. Shame! Geifernder Mob kann mein Hirn gut.

Arbeiten, Besprechungen, Termine machen, Mails beantworten. Da ich auch sonst nicht überbordend fröhlich bin, merkt niemand was.

Nun doch die Kollegin gefragt, ob sie mit zum Vortrag kommt. Ein Schritt nach vorne, es soll ja weitergehen mit den Sozialkontakten.

Auf dem Weg zurück nach Hause komme ich an verkleideten Menschen vorbei, unser Veedelszug ist gerade zu Ende.
Ich stelle meinen Rucksack ab, füttere die Katze und gehe wieder los, brauche noch etwas Bewegung. Eine Runde um den Block, eine halbe Stunde Energie abbauen. Nachdenken im Rhythmus meiner Schritte. Noch mehr verkleidete Menschen, hier und da noch Musik und Party. Kinder, deren Erwachsene die vollen Bonbontaschen tragen.

Wieder zu Hause, diesmal ruhig genug um mir bequeme Klamotten anzuziehen und mein Essen warm zu machen.

Instagram zeigt mir Reels von wildfremdem Accounts, in denen mir Menschen sagen, dass ich selbst es bin, die mir verzeihen muss, dass ich durch meine Gefühle durch muss, dass niemand kommt, um mich zu retten sondern dass ich meine Gefühle durchleben muss ohne sie zu verdrängen oder mich zu verstecken, um sie zu verarbeiten. Zumeist englischsprachige Menschen sagen mir, dass ich ok bin, dass sie stolz auf mich sind, dass ich nicht aufgeben soll. Der Algorithmus ist wirklich beeindruckend.

Auch den Rest des Abends leide ich unspektakulär und leise vor mich hin, machen den Haushalt, lege mich ins Bett und schaue eine Serie, die ich schon kenne und von der ich weiß, das sie mich gut unterhält. Um 21:00 mache ich das Licht aus.

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Dienstag, 13. Februar 2024
12.02.24
Rosenmontag. 4:50 aufgestanden, nach höchstens 4 Stunden Schlaf. Egal, ich kann mich ja wieder hinlegen.

Nachts und auch seit dem Aufstehen, beim Aufschreiben des gestrigen Abends, kommen mir immer wieder die Tränen.

Noch im Bett hatte ich das Bedürfnis, mit S über den Moment zu reden, in dem sie mich so sehr verletzt hat, in dem ich mein Vertrauen in sie und in ihre Liebe verloren habe. Jetzt weiß ich nicht, was das bringen soll, außer unser Verhältnis noch mehr zu erschweren.

Vielleicht gerade lieber keine Entscheidungen treffen. Aus reinem Selbstschutz begebe ich mich nach Azeroth und dezimiere dort Gnolle und Banditen. Muss nach einer Stunde aufhören wegen Schulterschmerzen.

Die Katze meckert mich unentwegt an, gibt es echt keine, der ich gerecht werde?

Ich komme aus dem Weinen nicht raus. Als ob irgendein Damm gebrochen ist. Und ich habe niemanden, niemanden.

Ich frühstücke, gehe wieder ins Bett, schaue eine Serie. Heute ist so ein Tag.

Dann nehme ich doch Kontakt auf, denn heute ist so ein Tag.

Danach ist zumindest klar, dass es von ihrer Seite her keinen weiteren Versuch mehr geben wird, unserere Beziehung fortzuführen.

Ein Teil von mir ist erleichtert, schon weil nun diese ungeklärten Möglichkeiten hoffentlich aufhören, in mir herumzuspuken. Die Träumereien werden bleiben aber das Nachdenken über eine veränderte Beziehung ist damit überflüssig.

Diese Möglichkeit der Wiederannäherung hat mich nun schon seit Wochen beschäftigt und von dem abgelenkt, was ich mir für dieses Jahr vorgenommen hatte.
Dieses Jahr sollte ich selbst doch die Frau sein, um die mein Leben sich dreht.

Gestern und heute sind die Tage mit den meisten Tränen seit der Trennung. Ich finde das nicht schlimm. Ich fand es eher unheimlich, dass bei all der Trauer anscheinend nur so wenig Tränen in mir waren.

Der erleichtete Teil geht unter in der größen Schwärze, die ich nun vor mir sehe. Alleine sein, alleine alt werden, alleine sterben. Ohne Partnerin, ohne Freundinnen. Das ist im Moment der Ausgangspunkt. Was wird, weiß ich nicht.

Die Trennung ist wieder realer geworden und schmerzt umso mehr. Es fühlt sich immer noch so an, als würden meine Eingeweide herausgezogen. Ich stehe immer noch da und schreie verzweifelt "NEIN". Weiß nicht, wie ich loslassen soll, wohin der erste Schritt gehen soll. Jedenfalls nicht zurück.

Ich gehe doch noch spazieren, wenn auch kurz. Ich koche, esse, spüle, mache weiter. Schaue eine Serie. Putze meine Zähne, nehme meine Nachttablette. Mache das Licht aus. Vermisse sie schmerzlich und trauere um all die verpassten Möglichkeiten.

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Montag, 12. Februar 2024
11.02.24
Sonntag. Wieder habe ich ich mich nach dem Füttern nochmal hingelegt. Es war leider nicht die richtige Sorte, deshalb hat die Katze mich von meiner Hüfte aus weiter dringlich angeschnurrt. Trotzdem nochmal eingeschlafen und erst um 5:50 aufgestanden.

Noch im Bett habe ich die Dummheit begangen, in die Statusmeldungen zu schauen. Wäre ja unfair den anderen Kontakten gegenüber, ne? Durchsichtig, aber ich war noch zu verschlafen, um es selbst direkt zu merken. Und ja, es gab die Quittung. Nein, habe ihren Status nicht aufgerufen, nur das geänderte Profilbild gesehen. Ja, habe jetzt Bauchweh. Guten Morgen!

Ab 8:00 habe ich erstmal nichts mehr zu tun, die Gedanken wandern herum und produzieren einen großen Sehnsuchts- mit dazugehörendem Bauchwehschub. Danke für nichts.

Ich fühle mich einsam. Gelangweilt und unterfordert. So wie als Teenager. Lese, wie als Teenager. Lesen weil ich keine Freunde hatte. Ich hätte lieber Gesellschaft. Jemand zum Reden, Rausgehen, Lachen.

Ich wäre sogar beim Chatten verloren, so wenig Übung habe ich im Umgang mit Menschen. Ich bin zu langsam, verstehe die Regeln zu wenig. Keine Ahnung von Small Talk.

Und immer wieder das Gefühl, dass der Zug eh abgefahren ist. Ich bin zu alt, um mich zu ändern. Ich habe es verpasst. Verpasst, falsch gemacht, aussortiert.

Der Himmel ist grau und meine Gedanken sind noch viel grauer.

Ich gehe vor die Tür, 30 Minuten spazieren. Unter die Dusche. Bereite das Essen vor.

Bin aufgeregt wegen der Party nachher. Es gibt da so viele Unsicherheitsfaktoren.

Fühle mich zerfasert und zerbröselt. Ausgeschlossen, abgehängt. Ich stelle wieder Vergleiche mit S an, bei denen ich scheinbar nur verlieren kann. Das und die Anspannung sind so anstrengend, dass ich einfach abschalten möchte, mich ins Bett legen, zu Hause bleiben.

Meine sowieso dürftige Schutzhülle bröckelt weg, ich fühle mich ausgesetzt und fehl am Platz.

Der Vergleich ist es. Der Vergleich zieht mich so unsäglich herunter. Ich komme so vernichtend schlecht weg dabei. Warum mache ich das.

Ich möchte es bitte nochmal versuchen. Bitte lass mich hier nicht stehen. Bitte lass mich nicht allein.

Ich werde auf die scheiß Party gehen. Mit verheulten Augen, interessiert doch eh niemand.

Ja, und da war ich dann, nicht mit verheulten Augen, verhalten traurig. Die Party war nicht dolle, aber die anderen Frauen, Freundinnen von T., freundlich und gut gelaunt. Die meisten kannte ich vom Sehen von vor 20-25 Jahren. Ich habe S das erste Mal öffentlich meine Ex-Freundin genannt und das fühlte sich furchtbar an, furchtbar falsch. Ich habe den ganzen Abend nur Wasser getrunken, Bier hätte mir weder geschmeckt noch geholfen.

Die Location war meh, das restliche Publikum 30 Jahre jünger als wir. Als wir ankamen, hatte ich kurz Lust zu tanzen, dann nicht mehr und bin nur so herumgewippt, wie wir Introvertierten das so machen. Schmerzhafte Gedanken an S, ein riesengroßer Klumpen Vermissen. Irgendwann sind wir dann in eine andere Kneipe, weil die anderen Hunger hatten. Dort am Tisch war es ein bisschen schwieriger, nicht in Tränen auszubrechen aber ich konnte es abwenden. Lächeln, irgendwie, auch wenn es vielleicht nicht echt wirkt.

Sehr bedrückend war auch die Erkenntnis, dass scheinbar alle Frauen in meinem Alter gute Freundinnen haben, die sie seit 30 Jahren kennen. Zumindest alle da am Tisch und S ja auch und dann fiel noch der Name einer anderen ehemaligen Freundin von mir, die jemand beim CSD gesehen hatte und die dort auch mit einer alten Freundin war. Nur ich habe es nicht geschafft, Freundschaften aufzubauen und zu pflegen oder wenigstens Kontakte zu halten. Mein Selbstwertgefühl lag wimmernd am Boden.

Auf dem Weg zurück musste ich 25 Minuten auf die Anschlußbahn warten und habe sehr gefroren, innerlich wie äußerlich. Überhaupt war ich so unlocker den ganzen Abend, dass ich Gleichgewichtsprobleme bekommen habe. Ich fange dann an, unsicher zu gehen, als hätte ich Alkohol getrunken, was ja nicht der Fall war.

Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, dort hin zu gehen aber das ist jetzt müßig. Wer weiß, wie ich mich fertig gemacht hätte, wäre ich nicht gegangen.

Zuhause brach dann das Weinen aus mir heraus, in verzweifelten, leisen (wegen der Nachbarn) Schluchzern. Das Gefühl, mein ganzes Leben lang auf ganzer Linie versagt zu haben, Sehnsucht, Vermissen, uferlose Traurigkeit. S nicht loslassen können, wollen, das Gefühl, ohne sie zu ertrinken. Und mit ihr trotzdem nicht an Land zu kommen. Zurückgelassen werden, während alle anderen es schaffen, normal zu sein.

Nur ich weiß nicht, wie es geht, bin in einer Gedankenwelt gefangen, aus der ich keinen Ausweg sehe. Zu spät, zu alt, zu seltsam. Niemand, die man gerne um sich hat. Zu stumm, zu grau, zu blind. Zu hilflos, zu uncool, zu wenig Spaß.

Kurz vor Mitternacht ins Bett, irgendwann eingeschlafen.

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Sonntag, 11. Februar 2024
10.02.24
Samstag. Um 5:50 schlägt die Katze so richtig Hungeralarm, nachdem ich ihre weniger eindringlichen Hinweise seit 3:00 ignoriert habe. Ich stehe auf und freue mich, dass immerhin eine 5 vorne steht.

Ich beschließe, dass "bitte nicht antworten" bis Sonntagabend gilt, da ihr Karnevalsbesuch normalerweise das ganzen Wochenende bleibt. Also brauche ich erst am Montag zu antworten.

Nach dem Bloggen geht es weiter mit Orgakram, Listen aufdröseln, Ablage. Ich finde, ich mache das gut. Ich teile die Sachen in bewältigbare Schritte auf und halte mich dann auch daran. Fleißsternchen für mich!

Ein bißchen wehleidig fahre ich den Rechner herunter. Ich vermisse meine morgendlichen Spielesessions schon etwas. Die heile, immer gleiche Welt dort, alles berechenbar. Ich hätte nichts dagegen, dort noch ab und an etwas Zeit zu verbringen, aber ich glaube nicht daran, dass ich nochmal eine Person wie M. kennenlerne, mit der das möglich und schön wäre.

Gebe dann doch vormittags eine kurze Antwort, schon um mir selbst die Freiheit zu geben, ggfs. etwas zu posten von Sonntag. Und um ihren Besuch zu grüßen, den ich ja auch kenne.

Wie gerne wäre ich jetzt bei ihr, würde mithelfen, den Frühstückstisch zu decken, Eier kochen, S einen Kuss geben und sie anlächeln können.

Ich probiere das Schwamm-Teleskops-Dings aus, das ich im Baumarkt gekauft habe und schrubbe die deckenhohen Kacheln im Bad. Das Ergebnis ist ganz ok, nur eignet sich die glatte Seite nicht wirklich zum Trockenwischen, wie ich eigentlich gehofft hatte. Also doch noch recken und mit dem Abzieher hinterher. Und schauen, ob ich eine geeignete Stange für den Abzieher finde. Oder weiterhin recken, das tut vielleicht auch ganz gut.

Um 11:15 fahre ich zum Kieser, die Bahn ist voll, da sich schon Leute für Veedelszüge einfinden. Ich trage Maske, wie ich mir selbst versprochen hatte. Das Training ist sehr angenehm, Gewichte immer noch gut schaffbar, ich steigere langsam.

Auf dem Rückweg steige ich zwei Stationen früher aus, um noch einen Spaziergang dranzuhängen. Ich habe ja sonst nichts mehr zu tun für heute.

Um 14:45 bin ich frisch geduscht und habe 2-3 Stunden Zeit zu verbringen, was tun?
Mit Freundinnen plaudern wäre jetzt ideal, ich habe aber keine Freundinnen.
Ich spüre Sehnsucht nach Nähe aber das tut nicht gut, das Gefühl hat dunkle Gedanken im Schlepptau, Gedanken an an die letzten Beziehungsmonate, an alles das, was nicht mehr ging.

Also was tun? Ich versuche es mir, soweit es mit den Rückenschmerzen geht, bequem zu machen und fange ein Buch an, das ich schon sehr lange lesen wollte. In der Geschichte sehe ich bei allen Unterschiedlichkeiten auch Parallelen zu mir, sie berührt mich.

Trotzdem schweifen meine Gedanken zwischendurch ab. Aus meinem Wunsch nach Nähe treten Erinnerungen an meine Gefühle während der Beziehung heraus. Die ständigen Minderwertigkeitsgefühle, die ständige Überforderung. Die Einsamkeit, wenn all meine verzweifelten Erklärungsversuche mit Liebesentzug bestraft wurden. Wenn ich nicht angesehen wurde. Wenn nicht mit mir geredet wurde außer über Belanglosigkeiten.

Es gibt keinen Weg zurück, obwohl ich es mir wünsche. Warum wünsche ich mir so etwas? Weil es Sicherheit gab.

Ich fühle Scham über mein Verhalten in der Beziehung. Meine völlige Überforderung, meine Aufgewühltheit, meine totale Unsicherheit, mein "Drama".

Nach dem üblichen Abendprogramm aus Essen, Spülen, Aufräumen schaue ich die Slow Horses Staffel zu Ende. Wie immer werde ich früh müde, was ja auch klar ist bei meinen Aufstehzeiten. Ich weiß nicht, wie ich das verschieben kann oder soll.

Ich kann mir eigentlich gar nicht wirklich einen Abend mit Partnerin vorstellen. Meine Abende sind so kurz. Alleine eine Serie gucken ist auch nur Ablenkung, wie WoW, aber wenigstens höre ich dann die Stimmen der Schauspieler. Zusammen etwas mit deutscher Synchro gucken interessiert mich nicht. Habe es trotzdem manchmal gemacht, S zuliebe. S geht solche Kompromisse nicht ein. Wenn sie jetzt hier wäre, würde sich nichts ändern. Sie würde alles so machen wie immer. Was würde ich machen? Mich wachhalten bis 24:00? Am nächsten Morgen bis 10:00 schlafen? Nein.

Das alles war nicht wirklich unser größtes Problem. Warum es mich gestört hat, war mein Wunsch nach mehr Dialog, mehr Qualitätszeit. Weil eben so viel anderes nicht ok war.

Ich sehe, wie sehr ich in der Beziehung nicht ich selbst war. Ich habe mich zurückgezogen, bis ich selbst nicht mehr den Weg zu mir fand.
Mir fehlt hier jetzt der optimistische nächste Satz. Als ob nicht eh alles schon Textbook Kitsch genug wäre. Mit mir selbst in den Sonnenaufgang reiten, das wäre so das Bild. Aber ich weiß nicht, ob ich das in mir habe.

Ich mache um 21:00 das Licht aus und liege noch eine Weile wach.

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Samstag, 10. Februar 2024
09.02.24
Freitag. Ich stehe um 4:40 auf und bin immer noch angeschlagen von gestern Abend. Koche Kaffee und setze mich an den Rechner. Übertrage das Gekritzel aus meinem Notizbuch in das Blog-Tagebuch, lasse ein paar Gedankenkarussell-Runden weg, weil sie sich wiederholen und nur aufs Papier mussten, um den Druck abzulassen.

Die Scham ist noch präsent. Die Erleichterung aber auch, wenn ich die Chat App aufmache. S ist natürlich noch in meinen Kontakten. Was auch immer da mal kommt, ich möchte es sehen und damit umgehen.

Ich bin froh, dass Freitag und damit ein potentiell kürzerer Arbeitstag ist. Meine Konzentrationsfähigkeit ist immer noch mangelhaft.

Bei scheinbar unerwarteten Gelegenheiten springt mich Vermissen an. Es scheint oft was mit Haushalt zu tun zu haben, wie beim Wäsche falten. Oder beim Öffnen einer Dose Katzenfutter. Zuhause, jetzt die ohne-S-Edition.

Ich überlege wieder, wie auch gestern schon, in WoW einzuloggen aber es erscheint mir sinnlos. Sinnlos gewordene Ablenkung. Mit Gesellschaft wäre es etwas anderes aber alleine macht es im Moment keinen Sinn mehr, gibt mir nichts mehr.

Mein Hirn schreit aber nach Ablenkung und spielt die Disco Songs aus der Arte Doku ab. Never can say goodbye, no, no, no.

Ich fühle mich wund und müde und allein. Gehe Altpapier rausbringen. Kann nichts mit mir anfangen. Möchte wieder ins Bett und in den Arm genommen werden.

Das Frühstücksrezept schmeckt mir nur mäßig. Eher ein Dezember-Rezept mit Kakao und Zimt. Dafür gibt es heute Abend lecker Lachs mit Kohlrabi, Rucola und Apfel.

Die letzte Stunde Homeoffice schleppt sich dahin. Da vermutlich fast alle Brückentag machen, ist wenig zu tun, das macht es noch etwas zäher.

Die Katze möchte Nachschlag, frisst zu schnell, kotzt dann alles ins Wohnzimmer. Kaum habe ich die Spuren beseitigt, möchte sie weiteren Nachschlag, der Magen ist schließlich wieder leer.

Unüberlegt handeln, alles auskotzen, rinse & repeat. Nichts draus lernen. Macht man auch viel zu oft.

Endlich ausloggen und einen Moment das freudige "Wochenende" Gefühl haben, dann merken, dass S nicht gleich kommt, wir nicht den Abend und das Wochenende zusammen verbringen, dass nichts mehr davon Realität ist.

Müdigkeit.

Ich gehe zur Post, die Turnschuhe zurückschicken. Nach 30 Metern piept mein Handy im Nachricht-von-S-Ton. Ich hole es raus um nachzuschauen, kann es nicht glauben. Aber ja, sie hat geschrieben. Ich lese nur den ersten Satz im Sperrbildschirm weil ich wissen will, ob es gut oder schlecht ist. Schlecht wäre alles, was irgendwie mit "ich muss dir was sagen" anfängt. Tut es aber nicht. Den Rest möchte ich erst zuhause lesen, nicht auf der Straße, wo ich auch nicht antworten möchte.

Ich gehe nach der Post noch zum Drogeriemarkt, hole die Lieblingsbrekkies der Katze und ein paar andere Sachen. Sehe kaum verkleidete Menschen aber Karnevals-Freitag ist ja auch immer eher ein normaler Tag, zumindest tagsüber.

Zuhause lese ich die Nachricht komplett. Es wirkt fast so, als hätte sie mein Zurückschrecken vor den Statusbildern und -Filmen mitbekommen. Sie schreibt, ja, sie feiert Karneval aber das heißt nicht, dass es ihr gut geht, sie vermisst mich. Und ich soll nicht antworten, denn sie bekommt jeden Moment Besuch.

Ich erinnere mich, dass sie das öfter gemacht hat und es mich milde genervt hat: Zu schreiben, unmittelbar bevor sie was anderes macht, so daß ich dann nicht mehr antworten kann oder soll, weil das dann stören würde.

Andererseits ist es mir recht, dass ich nicht antworten soll. Auch für mich ist es sehr schwer und sehr traurig, ihr mitzuteilen, dass ich traurig bin, sie vermisse, dabei zu wissen, dass das alles zu keinem Aufeinanderzugehen mehr führt, so wie ich es eigentlich erwarten würde, wenn noch so viele Gefühle da sind.

Also keine Antwort, das ist ok, bis auf ein mildes Gefühl des Bevormundetwerdens ganz weit hinten, das kurz hochguckt und eine Augenbraue hochzieht. Der Rest, so ca. 95%, ist einverstanden.

Und was macht die Nachricht mit mir?
Ich freue mich, dass sie mir schreibt. Ich freue mich über die Aufmerksamkeit, die mir dadurch zuteil wird.
Ich fühle eine ungute Art der Beruhigung, dass sie mich, im Moment, auch noch vermisst. Auf so eine Beruhigung möchte ich mich aber nicht einlassen. Vermissen kann sich jederzeit ändern, ein entscheidender kleiner innerer Schritt in eine andere Richtung reicht aus. Im Weitergehen ist sie besser als ich.
Ich traue der Nachricht nicht. Weil ein Teil von mir sich daran klammern möchte und ich weiß, das sie nicht die Substanz dafür hat.
Es ist nur ein Hinweis "Trau den Bildern nicht", vielleicht aus Mitleid, vielleicht weil sie sich vorstellen kann, wie sie sich im umgekehrten Fall fühlen würde.

Vielleicht auch einfach mal heute alles ruhen lassen in diesem traurigen Status Quo. Zumindest heute sind wir beide traurig, vermissen uns, lieben uns, obwohl wir nicht zusammen glücklich sein können. Bis morgen einfach mal alles ruhen lassen.

Ich koche mein Abendessen und esse es mit Genuß. Der gebratene Lachs, der milde Kohlrabi, der süße Apfel und die herbe Rucola bieten perfekte Ablenkung und machen mich einen Moment lang zufrieden und glücklich.

Nach der üblichen Haushaltsroutine schaue ich im Bett noch ein paar Folgen Slow Horses. Manchmal muss ich auf Stop drücken, weil sich Gedanken in den Vordergrund drängen aber insgesamt klappt das mit Ruhen-lassen ganz gut. Ich mache gegen 21:00 das Licht aus und schlafe schnell ein.

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Freitag, 9. Februar 2024
08.02.24
Donnerstag. Um 2:30 von der Katze geweckt worden. Konnte erst nicht mehr einschlafen, weil ich dachte, ich bekomme vielleicht eine Erkältung und mich das so geärgert hat. Überlegt, jetzt wirklich immer eine Maske in der Straßenbahn zu tragen. Dann doch noch mal eingeschlafen, um 5:00 den Wecker ignoriert und um 6:00 aufgestanden.

Die Fußball-App zeigt mir morgens eine Ankündigung für ein Heimspiel der Damen und ich kaufe spontan eine Karte. Ich wollte schon immer mal sehen, wie es so im Fußballstadion bei einem Spiel ist, aber S. todernste und dabei hochemotionale Haltung zu Fußball hat mich abgeschreckt. Das war auch wieder sowas, bei dem ich ihr soviel Raum gegeben habe, dass für mich nichts mehr übrig blieb. Also jetzt hingehen und gucken, freue mich auf das Abenteuer.

Heute sind es sechs Wochen nach der Trennung. (Und Fünf Wochen seit ich nicht mehr rauche, kann man auch erwähnen, war aber im Vergleich zur Trennung fast business as usual.) Sechs Wochen, es kommt mir gleichzeitig viel länger und viel kürzer vor. Besonders meine Sinne können noch nicht glauben, dass ich sie nicht mehr als meine Partnerin sehen und anfassen darf, dass sie mich nicht mehr umarmt, dass wir nicht mehr Hand in Hand gehen oder auf der Couch sitzen. Dass ich ihre Füße nicht mehr nackt im Sand sehen werde, dass mich die Schnecke auf ihrem Rücken nicht mehr einäugig anschaut.

Aber es gibt auch gute Aspekte an der Trennung. Es ist viel Druck weg, viel Überforderung, viel Ärgern. Wir haben uns ständig gegenseitig negativ getriggert, das entfällt nun. Der Blick, mit dem ich jetzt auf mich schaue, ist zum Teil bereits in der Beziehung entstanden, war vielleicht immer schon da, nur nie im Vordergrund.

Trotzdem habe ich immer Liebe für S. gefühlt und fühle sie noch. Ich wünschte, es könnte eine Freundschaft entstehen aber ich glaube nicht daran. Die komische "ich wünschte" Form scheint hier passend zu sein, denn sie trägt das unausgesprochene "aber die Voraussetzungen stimmen nicht" schon in sich.

Ich falte Wäsche und werfe eine neue Maschine ein. Dabei ein Rage gegen die Beziehung bzw. meinen Zustand darin, gegen ihr nicht-reden-wollen. Vermisse sie trotzdem.

Wenn alles so ist wie in den Jahren vorher, macht sie heute um 12:00 Schluss und stellt sich dann auf die Straße zu den Jecken in ihrem Karnevalshochburg-Viertel. Ich war nie dabei obwohl wir 5 Sessionen lang zusammen waren. Im ersten Jahr wollte ich hinfahren, konnte dann aber nicht, weil ich wegen eines Notfalls lange arbeiten musste. Dann kam Corona. Und dann war alles schon so weit den Bach runter, dass ich keine Lust mehr hatte. Eigentlich gut, eine Sache weniger, die mich an sie erinnert. Also jetzt mal aufhören, eine Erinnerung draus zu machen.

Heute ist jedenfalls ganz normaler langer Arbeitstag geplant, alleine in die Stadt zu fahren reizt mich Null, sozusagen dreimol Null.

Ich bin gut gelaunt, warum auch immer.

Gespräch mit Kollegin. Ich finde, ich klinge als wüsste ich, was ich tue mit dem Umgang seit der Trennung, was ja eigentlich gar nicht der Fall ist. Vielleicht auch eine Art der Abwehr, es so zu erzählen. Auf jeden Fall meine übliche Verschlossenheit hinter der vermeintlichen Offenheit.

T. fragt, ob ich heute in die Stadt komme, sie ist ab 14:00 unterwegs. Ich freue mich, dass sie fragt aber sage dankend ab. Ich könnte erst ab 17:00 dazustoßen, zu spät an Weiberfastnacht und ingesamt auch zu plötzlich.

Nach dem Homeoffice lasse ich mir ein Bad ein.

Heute gehe ich mal nicht vor die Tür, es regnet und ich bin nicht in der Stimmung für die ganzen Jecken draußen.

Das Bad ist total entspannend, Rückenschmerzen wie weggeblasen solange das warme Wasser mich trägt.

Ich bin gut gelaunt und S. ist total präsent in meinem Kopf. Das ist doof. Ich bin alleine, will mir nichts anderes einreden lassen von meinem Hirn. Keine Ahnung, was für eine Droge es grad wieder an mir testet. Der Aufprall wird dann umso härter werden.

Die Beziehung ist vorbei und das ist gut so, ich möchte diese Beziehung nicht zurück haben. Aber ich vermisse S., ich möchte, dass sie hier bei mir ist. Das muss ich aushalten.

Und dann kommt der Aufprall, schneller als gedacht. Obwohl ich das Bauchgefühl hatte, es besser nicht zu tun, schaue ich in den Status einer ihrer besten Freundinnen und sehe ein Video von S. im Straßenkarneval, wie ich es mir heute Morgen vorgestellt habe.

Es ist alles wie immer, sie hat Spaß mit anderen, ich wäre eh nicht dabei gewesen. Ich sitze allein zuhause und, nicht wie immer, lenke mich nicht ab sondern versuche meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Bzw. versuche sie erstmal zu erkennen und dann aufzuschreiben.

Das Video wirft meine Gefühle um Wochen zurück. Minderwertigkeitsgefühle steigen in mir auf, ich werte mich und die Situation hart und komme schlecht dabei weg. S. hat Spaß und ein Leben und ich nicht. Neid lungert auch in einer Ecke herum. Ich mache alles falsch, es ist alles meine Schuld und ich bin ganz allein.

Hätte ich doch in die Stadt fahren sollen? Nein. Nicht so spät an Weiberfastnacht, das geht nur mittags. Ist so.

Mir wird schwindelig, in meinem Kopf breitet sich Nebel aus. Ich trete weg. Was halte ich denn grad nicht aus?

Niemand, außer mir selbst, sagt, dass ich wertlos bin. Warum beschimpfe ich mich selbst? Warum bin ich so gemein zu mir?

Vielleicht war das mal die einzige Erklärung, die mir einfiel. Aber sie ist Quatsch, einfach nicht wahr.

Weitermachen. Wie ein Nebelhorn: Weitermachen.

In meinem Kopf wirbelt alles durcheinander. S. geht weg von mir, ist jetzt schon eine Fremde. Aber sie ist überall in meinen Gedanken, die ganze Zeit. In meiner Wohnung, obwohl ich inzwischen so vieles weggepackt habe. Gestern erst den Ring aus dem Nachttisch genommen und in einen Briefumschlag gesteckt, in die Schublade zu den Fotos und Karten gelegt. Ich weiß nicht, wo ich ohne sie bin, wo ich hin soll. Sie war ein Maßstab, bei dem ich immer schlecht weggekommen bin. Ich wüßte schon nicht mehr, was oder wie ich mit ihr reden soll. Keine Vertrautheit mehr. Ich verschließe mich.

Ich verschließe mich.

Ich drehe mich in mir selbst im Kreis. Muss rausgehen, weitergehen, woanders hin.
Schauen, was kommt.

Das Video hat einen Rückfall ins Verzagen ausgelöst. Nicht mehr angucken so was. Aber das schaffe ich nicht.

Ich googlge, was die Bedingungen sind, um den Status angezeigt zu bekommen. Beide müssen die Handynummer in den Kontakten haben. Also lösche ich ihre Freundinnen und Verwandten aus meinen Kontakten, entfolge ihnen auf Social Media.
Ich verschließe mich. Es fühlt sich besser an, als alle von S. Leuten raus sind. Und gleichzeitig wie eine Niederlage. Ich schäme mich. Bin weggerannt, obwohl ich doch stark und cool sein wollte.

Es hätte doch sowieso keinen Kontakt gegeben. Nur Status gucken und mich dabei verletzen.

Der Panikbutton ist gedrückt. Stählerne Schutztüren schließen sich. Keiner kommt mehr rein aber es kommt auch keiner mehr raus.

Die Scham über meine Rückzug-Reaktion beschäftigt mich mehr als die Erleichterung, die sie mir bringt. Ich habe das Gefühl - wieder - albern und falsch reagiert zu haben. Mich eingeschlossen zu haben, mir selbst etwas genommen zu haben.

In der Realität wird es kaum jemand von denen interessieren, da es ja keine Interaktionen außer Geburtstagsgrüßen gab. Und dass ich solche Videos nicht gut ertrage, wird auch verständlich sein.

Weil ich nicht nicht-gucken konnte, habe ich mich komplett rausgezogen.
Und das ist ok so.

Irgendwann beruhige ich mich soweit, dass ich meine Folge Slow Horses weiter gucken kann. Um 21:30 mache ich das Licht aus.

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Donnerstag, 8. Februar 2024
07.02.24
Mittwoch. Dank quengelnder Katze ab 4:08 wach. Wie soll ich jemals wieder abends fit sein, wenn der Tag so früh beginnt?

Bei ganz vielen Dingen, denke ich immer noch darüber nach, wie S. wohl reagieren würde, wie sie es bewerten würde, was sie sagen würde.
Nicht mehr alles an S. (oder sonstigen anderen) messen. Sie kann nur der falsche Maßstab sein, denn sie ist nicht ich.

Was "weitergehen" bedeuten kann: Mich an meine Zeitpläne halten (Arbeit), meinen Körper fitter machen, Events wie die Party am Sonntag, meine Orga-Fortschritte. Zäh, langsam, ohne klares Ziel.

Homeoffice läuft gut, ich schaffe es, mich an zwei meiner Pläne zu halten.

Zwischendurch nochmal unvermittelt der Impuls, S. etwas per Textnachricht zu erzählen. Dann merken und kurz nicht begreifen, dass es nicht mehr geht.

Nach all dem Gegrübel gestern heute wieder starkes Vermissen, die Endgültigkeit der Trennung nicht fassen können. Das ist nicht nur eine schwierige Phase, wir nähern uns nicht mehr an.

Die Turnschuhe, die ich Sonntag spontan bestellt habe, werden geliefert und sind leider eine halbe Nummer zu klein. Außerdem sind sie mir zu hart. Ich mag biegsame Turnschuhe. Muss ich wohl doch mal in die Stadt fahren zum Anprobieren. Ich drucke den Retourenschein aus und packe sie wieder ein.

Rückenschmerzen waren gestern besser, heute aber wieder stärker. Um 16:30 habe ich den zweiten Kieser Termin, leider noch nicht mit der Rückenmaschine.

Das Abendessen, ein neues Rezept aus der App mit Huhn, Rosenkohl und Birne, bereite ich vorab zu, damit ich nach dem Training nicht noch groß kochen muss.

Das Training ist angenehm, die Gewichte sind ja noch gut schaffbar ohne zu schwitzen. Bei einigen Maschinen merke ich allerdings, wie ungewohnt diese Beschäftigung für meine Muskeln geworden ist. Ich freue mich darauf, das jetzt regelmäßig zu machen. Ich mag die ruhige, ablenkungsfreie Athmosphäre in den Studios und bin gerne dort. Allerdings brauche ich noch irgendeine Art von Zeitmesser, da ich ich an einigen Maschinen keinen Blick auf die Uhren dort habe. Das Problem hatte ich früher schon und habe dann mein Handy mitgenommen aber das lenkt mich zu sehr ab und könnte ja auch brummen, auf lautlos ist es sowieso immer.

Beim Umkleiden nach dem Training fällt mir das erste mal am Tag auf, dass ja Mittwoch ist, also "unser" Tag. Sechs Wochen ist die Trennung jetzt her und ich hätte nicht gedacht, dass die Wochentage sich so schnell wieder anders darstellen könnten. Jetzt ist der Mittwoch Kiesertag. Und in dem Moment, wo ich das schreibe, schaffe ich vermutlich eine neue Erinnerungsspur für "unsere" Mittwoche. Selbst schuld.

Wieder zuhause genieße ich das Essen, ich mag frisches Obst im Essen meist sehr gerne, besonders Äpfel und Birnen. Die Rateshow fällt aus wegen Wintersport, der mich nicht interessiert also schaue ich eine Klatschsendung beim Essen. Die Kochshow kann ich heute leider nicht gucken weil die Gastgeberin einen Sprachtick hat und alle zwei Sekunden ähh sagt, das ist vielleicht die Nervosität und nicht schlimm aber ich ertrage es leider heute nicht. Also schaue ich die Disco Doku auf Arte weiter und finde sie immer noch sehr gut, vor allem natürlich die Musik.

Wie immer früh mache ich das Licht aus aber ich bin auch wie immer früh müde. Der Rücken schmerzt und ich finde keine wirklich entspannte Position, schlafe aber trotzdem bald ein.

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