Donnerstag, 18. September 2025
18.09.2025
garelia, 14:12h
Die Katze ist tot. Sie ist nicht mehr da, kommt nie wieder.
Sie hinterlässt einen Hohlraum in mir, in meiner Wohnung. Leere Plätze, die immer noch ihr gehören.
Das Fußende von meinem Bett, unwillkürlich schaue ich durch die Schlafzimmertür dorthin, wenn ich im Flur bin.
Das leere Körbchen steht noch auf dem Teppich vor der Balkontür. Es sieht aus, als ob die Katze verreist wäre. In Urlaub, vielleicht in Griechenland. Aber sie kommt nicht wieder. Ich werde das Körbchen wohl morgen wegräumen.
Die Lehne der Couch, wo sie in den letzten Jahren gesessen hat, wenn sie auf mich gewartet hat. Denn von dort konnte sie sehen, ob die Wohnungstür aufgeht. Seit sie nichts mehr gehört hat, war das ihre bevorzugte Warteposition.
In meinen Ohren hallt das Geräusch ihrer zu langen Hinterkrallen auf dem Laminat nach. Ein Klacken, Schleifen, unüberhörbar, unverwechselbar.
Nachts dann nach dem Klacken eine kurze Stille, wenn sie über den Teppich vor meinem Bett ging, dann die sanfte Landung auf meiner Hüfte. Sie kam kurz nach oben und schnupperte an meinem Kopf, legte sich dann auf die Kuhle zwischen Hüfte und Oberkörper zum Schlafen hin. Sie war leicht, der Druck ihres Körpers beruhigend und nie zu schwer.
Die Wohnung ist jetzt viel ruhiger. Ich bin ruhiger. Eine große Sorge und Verantwortung fällt nun weg aus meinem Leben. Aber es fehlt auch etwas, das ich nicht richtig beschreiben kann. Ein Bezugspunkt, ein Kanalisierungspunkt für meine Liebe.
Sie war keine Katze, die Menschen mit Liebe überschüttet hat. Aber es war klar, dass wir zusammen gehören. Sie hat meine Zuneigung gesucht und bekommen. Von anderen Menschen wollte sie sich nicht anfassen lassen.
Und ich habe für sie funktioniert, in Zeiten, in denen ich für mich selbst nicht funktioniert habe.
Ich habe jetzt mehr Energie zur Verfügung. Einen Punkt weniger, bei dem ich permanent das Gefühl habe, alles falsch zu machen, allem nicht gerecht zu werden. Ein Stück ständig schlechtes Gewissen weniger. Der Wegfall von Druck ist eine Erleichterung, selbst wenn ansonsten gar nichts Gutes passiert. Ich bin jetzt allein, nur noch für mich selbst verantwortlich. Das fühlt sich tatsächlich wie eine deutliche Veränderung an. Ich hoffe, dass sich irgendetwas Positives daraus ergibt, während ich den Verlust noch sehr deutlich spüre.
Sie hinterlässt einen Hohlraum in mir, in meiner Wohnung. Leere Plätze, die immer noch ihr gehören.
Das Fußende von meinem Bett, unwillkürlich schaue ich durch die Schlafzimmertür dorthin, wenn ich im Flur bin.
Das leere Körbchen steht noch auf dem Teppich vor der Balkontür. Es sieht aus, als ob die Katze verreist wäre. In Urlaub, vielleicht in Griechenland. Aber sie kommt nicht wieder. Ich werde das Körbchen wohl morgen wegräumen.
Die Lehne der Couch, wo sie in den letzten Jahren gesessen hat, wenn sie auf mich gewartet hat. Denn von dort konnte sie sehen, ob die Wohnungstür aufgeht. Seit sie nichts mehr gehört hat, war das ihre bevorzugte Warteposition.
In meinen Ohren hallt das Geräusch ihrer zu langen Hinterkrallen auf dem Laminat nach. Ein Klacken, Schleifen, unüberhörbar, unverwechselbar.
Nachts dann nach dem Klacken eine kurze Stille, wenn sie über den Teppich vor meinem Bett ging, dann die sanfte Landung auf meiner Hüfte. Sie kam kurz nach oben und schnupperte an meinem Kopf, legte sich dann auf die Kuhle zwischen Hüfte und Oberkörper zum Schlafen hin. Sie war leicht, der Druck ihres Körpers beruhigend und nie zu schwer.
Die Wohnung ist jetzt viel ruhiger. Ich bin ruhiger. Eine große Sorge und Verantwortung fällt nun weg aus meinem Leben. Aber es fehlt auch etwas, das ich nicht richtig beschreiben kann. Ein Bezugspunkt, ein Kanalisierungspunkt für meine Liebe.
Sie war keine Katze, die Menschen mit Liebe überschüttet hat. Aber es war klar, dass wir zusammen gehören. Sie hat meine Zuneigung gesucht und bekommen. Von anderen Menschen wollte sie sich nicht anfassen lassen.
Und ich habe für sie funktioniert, in Zeiten, in denen ich für mich selbst nicht funktioniert habe.
Ich habe jetzt mehr Energie zur Verfügung. Einen Punkt weniger, bei dem ich permanent das Gefühl habe, alles falsch zu machen, allem nicht gerecht zu werden. Ein Stück ständig schlechtes Gewissen weniger. Der Wegfall von Druck ist eine Erleichterung, selbst wenn ansonsten gar nichts Gutes passiert. Ich bin jetzt allein, nur noch für mich selbst verantwortlich. Das fühlt sich tatsächlich wie eine deutliche Veränderung an. Ich hoffe, dass sich irgendetwas Positives daraus ergibt, während ich den Verlust noch sehr deutlich spüre.
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Montag, 15. September 2025
15.09.2025
garelia, 10:47h
Heute ist der letzte Lebenstag der Katze. Gleich haben wir einen Termin beim Tierarzt.
Sie ist sehr alt geworden, aber sie hatte auch viele Beschwerden zum Schluss.
Ich bin so unsicher, ist es zu früh? Aber dann erinnere ich mich daran, dass sie nicht mehr frisst. Und dass sie das, was sie frisst, nach ein paar Stunden wieder erbricht. Dass sie Schmerzen zu haben scheint, trotz der Schmerzmittel.
Ich möchte nicht, dass sie leidet.
Vielleicht möchte sie lieber leiden als sterben.
Aber ich habe mich entschieden.
Habe große Angst vor dem Termin. Vor dem Punkt, an dem es keine Rückkehr gibt. An dem sie weg ist.
Für mich ist das ein sehr großer Einschnitt in meinem Leben, eine sehr große Veränderung. Die Katze war mein Bezugspunkt, hat viele Regeln aufgestellt. Was in der Wohnung stehen kann, ob Fenster offen sein können, wie lange ich in Urlaub fahren kann, wann ich spätestens wieder in den Supermarkt muss.
Sie hat jeden Tag mit mir am Schreibtisch gesessen, hat sich ein Loch in den Bauch gefreut, wenn ich aus dem Urlaub zurück kam. Sie hat mir Halt gegeben, meine Gefühle kanalisiert.
Ihre Lebenszeit ist zu Ende. Ich bin sehr, sehr traurig.
Sie ist sehr alt geworden, aber sie hatte auch viele Beschwerden zum Schluss.
Ich bin so unsicher, ist es zu früh? Aber dann erinnere ich mich daran, dass sie nicht mehr frisst. Und dass sie das, was sie frisst, nach ein paar Stunden wieder erbricht. Dass sie Schmerzen zu haben scheint, trotz der Schmerzmittel.
Ich möchte nicht, dass sie leidet.
Vielleicht möchte sie lieber leiden als sterben.
Aber ich habe mich entschieden.
Habe große Angst vor dem Termin. Vor dem Punkt, an dem es keine Rückkehr gibt. An dem sie weg ist.
Für mich ist das ein sehr großer Einschnitt in meinem Leben, eine sehr große Veränderung. Die Katze war mein Bezugspunkt, hat viele Regeln aufgestellt. Was in der Wohnung stehen kann, ob Fenster offen sein können, wie lange ich in Urlaub fahren kann, wann ich spätestens wieder in den Supermarkt muss.
Sie hat jeden Tag mit mir am Schreibtisch gesessen, hat sich ein Loch in den Bauch gefreut, wenn ich aus dem Urlaub zurück kam. Sie hat mir Halt gegeben, meine Gefühle kanalisiert.
Ihre Lebenszeit ist zu Ende. Ich bin sehr, sehr traurig.
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Mittwoch, 13. August 2025
13.08.25
garelia, 07:45h
Irgendwie habe ich heute Morgen das Gefühl, ich möchte auch mal was Lustiges oder wenigstens Interessantes erzählen. Woraufhin natürlich sofort die gehässig-strenge Stimme im Kopf mich runtermacht, dafür muss man ja erstmal was Lustiges oder Interessantes erleben bzw. man muss überhaupt irgendwas erleben und sich nicht nur jeden Abend schwitzend unter der Decke verkriechen, wie schon als Kind, als die Einsamkeit schon genauso schlimm war wie jetzt und nix dazugelernt seitdem.
Als ich heute aufstand dachte ich "nein, eigentlich kann ich noch nicht arbeiten." Eigentlich möchte ich mich weiter krank melden, möchte schlafen, kann mich auf nichts konzentrieren. Ich traue mich aber nicht. Und habe ja auch keine Hoffnung, das mein Zustand besser wird, wenn ich nicht arbeite. Ich bin halt nicht effektiv, aber das kümmert niemand.
Die Nächte laufen immer nach dem gleichen Schema ab, es hat etwas Beruhigendes, gibt eine gewisse Sicherheit, so anstrengend und unerholsam sie auch sind. Ich schlafe früh ein, meist döse ich weg beim Schauen einer Serie, auf die ich mich ab 19:00 Uhr sowieso nicht mehr konzentrieren kann. Dann räume ich das Notebook weg und lege mich richtig hin. Wache dann nach ca. 1,5 Studen schweißgebadet auf und liege dann schwitzend 1-2 Stunden wach. Schlafe dann wieder ein usw., schwitzen, aufwachen, wachliegen, einschlafen, Kissen wechseln weil nass, Shirt wechseln weil nass.
Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Positionswechsel aufgrund der relativ frischen Wunde in der Brust nicht wirklich möglich, also immer auf der rechten Seite liegen, auf dem Rücken kann ich nicht schlafen. Versuchen im Kopf einen Happyplace zu finden, meist erfolglos. Versuchen, wenigstens mich nicht zu sehr selbst zu quälen, klappt manchmal.
5:30 zwitschert der Wecker, spät für meine Verhältnisse, möchte dann eigentlich weiterschlafen, weil so müde, aber gleichzeitig auch so unruhig, also doch aufstehen.
Wechseljahre auf Drogen, so schlimm war es nicht, als sie von alleine kamen damals, vor fast zehn Jahren. Danke, Letrozol. Und ja, ja klar bin ich wirklich dankbar, es hilft ja, damit der Krebs sich in mir nicht wohlfühlt. Ich kann das ertragen. Aber ich kann nicht gleichzeitig arbeitsfähig sein.
Irgendwas muss ich ändern und ja klar, es läuft wieder darauf hinaus, dasss ich meine Ernährung, meinen Lebensstil umkrempele. Das Blöde ist nur, dass das im Moment der einzige Happyplace ist, den ich habe. Abend entspannen, wenigstens die kuzen 2-3 Stunden bevor die beschissene Nacht losgeht, da freue ich mich drauf. Etwas Süßes essen, mich trösten.
Die Katze muss ihre Ernährung auch umstellen, sie hatte viel Durchfall und Kotzerei in den letzten Wochen. Jetzt bekommt sie sauteures Futter vom Tierarzt, es hilft aber schon. Sie hat mich, um dafür zu sorgen, dass sich gesund ernährt. Und ich habe mich nicht, kann nicht gut für mich sorgen gerade, bin überfordert. Ich versuche den Schalter im Kopf umzulegen, aber er klemmt. Oder ich versuche es nicht genug, weil ich mich so klein und weinerlich fühle und mich eigentlich nur verstecken will.
Ich kriege immer alles irgendwie soweit hin, dass ich nicht unangenehm auffalle in der Öffentlichkeit. Immer unter dem Radar, ich wirke nie wirklich hilfebedürftig. Ein Schattendasein, denke das Wort passt ganz gut. Und seit der Krebsdiagnose fühle ich mich gleichzeitig hoffnungslos und verzweifelt. Dabei ist ja nicht alles vorbei, so schlimm war die Diagnose nicht. Aber ich merke, wie wenig Kraft ich habe und wie wenig ich den Weg oder auch nur die Richtung kenne, um mal aus dem Schatten zu kommen.
Gestern eine Mail an eine Therapeutin geschrieben, ohne Hoffnung, aber trotzdem für mich als guten Schritt verbucht. Auch wenn ich tatsächlich keine Hoffnung habe, eine Therapie zu finden, die mir hilft. Irgendetwas in mir zu finden, das mir hilft.
Als ich heute aufstand dachte ich "nein, eigentlich kann ich noch nicht arbeiten." Eigentlich möchte ich mich weiter krank melden, möchte schlafen, kann mich auf nichts konzentrieren. Ich traue mich aber nicht. Und habe ja auch keine Hoffnung, das mein Zustand besser wird, wenn ich nicht arbeite. Ich bin halt nicht effektiv, aber das kümmert niemand.
Die Nächte laufen immer nach dem gleichen Schema ab, es hat etwas Beruhigendes, gibt eine gewisse Sicherheit, so anstrengend und unerholsam sie auch sind. Ich schlafe früh ein, meist döse ich weg beim Schauen einer Serie, auf die ich mich ab 19:00 Uhr sowieso nicht mehr konzentrieren kann. Dann räume ich das Notebook weg und lege mich richtig hin. Wache dann nach ca. 1,5 Studen schweißgebadet auf und liege dann schwitzend 1-2 Stunden wach. Schlafe dann wieder ein usw., schwitzen, aufwachen, wachliegen, einschlafen, Kissen wechseln weil nass, Shirt wechseln weil nass.
Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Positionswechsel aufgrund der relativ frischen Wunde in der Brust nicht wirklich möglich, also immer auf der rechten Seite liegen, auf dem Rücken kann ich nicht schlafen. Versuchen im Kopf einen Happyplace zu finden, meist erfolglos. Versuchen, wenigstens mich nicht zu sehr selbst zu quälen, klappt manchmal.
5:30 zwitschert der Wecker, spät für meine Verhältnisse, möchte dann eigentlich weiterschlafen, weil so müde, aber gleichzeitig auch so unruhig, also doch aufstehen.
Wechseljahre auf Drogen, so schlimm war es nicht, als sie von alleine kamen damals, vor fast zehn Jahren. Danke, Letrozol. Und ja, ja klar bin ich wirklich dankbar, es hilft ja, damit der Krebs sich in mir nicht wohlfühlt. Ich kann das ertragen. Aber ich kann nicht gleichzeitig arbeitsfähig sein.
Irgendwas muss ich ändern und ja klar, es läuft wieder darauf hinaus, dasss ich meine Ernährung, meinen Lebensstil umkrempele. Das Blöde ist nur, dass das im Moment der einzige Happyplace ist, den ich habe. Abend entspannen, wenigstens die kuzen 2-3 Stunden bevor die beschissene Nacht losgeht, da freue ich mich drauf. Etwas Süßes essen, mich trösten.
Die Katze muss ihre Ernährung auch umstellen, sie hatte viel Durchfall und Kotzerei in den letzten Wochen. Jetzt bekommt sie sauteures Futter vom Tierarzt, es hilft aber schon. Sie hat mich, um dafür zu sorgen, dass sich gesund ernährt. Und ich habe mich nicht, kann nicht gut für mich sorgen gerade, bin überfordert. Ich versuche den Schalter im Kopf umzulegen, aber er klemmt. Oder ich versuche es nicht genug, weil ich mich so klein und weinerlich fühle und mich eigentlich nur verstecken will.
Ich kriege immer alles irgendwie soweit hin, dass ich nicht unangenehm auffalle in der Öffentlichkeit. Immer unter dem Radar, ich wirke nie wirklich hilfebedürftig. Ein Schattendasein, denke das Wort passt ganz gut. Und seit der Krebsdiagnose fühle ich mich gleichzeitig hoffnungslos und verzweifelt. Dabei ist ja nicht alles vorbei, so schlimm war die Diagnose nicht. Aber ich merke, wie wenig Kraft ich habe und wie wenig ich den Weg oder auch nur die Richtung kenne, um mal aus dem Schatten zu kommen.
Gestern eine Mail an eine Therapeutin geschrieben, ohne Hoffnung, aber trotzdem für mich als guten Schritt verbucht. Auch wenn ich tatsächlich keine Hoffnung habe, eine Therapie zu finden, die mir hilft. Irgendetwas in mir zu finden, das mir hilft.
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Montag, 11. August 2025
11.08.25
garelia, 15:14h
Heute arbeite ich den ersten Tag wieder, nach über zwei Monaten Pause. Erst Urlaub, dann die OPs, die Krankschreibungen.
Zwei Monate, so viel Angst und Unwohlsein. Schweißgebadet im Bett liegen, nicht zur Ruhe finden. Quälende Gedanken von Verlassensein und Tod, Einsamkeit und demütigenden Zuständen.
Und jetzt plötzlich wieder die relative Normalität. Nichts hat sich verändert, alles genauso unbefriedigend wie vorher. Und trotzdem, irgendwoher, neuer Lebenswille. Ein neuer Anfang, irgendwie. Auch wenn es sich wie immer anfühlt.
Ich habe nicht genügend Kontakt mit den Kollegen, als dass ich groß vermisst worden wäre. Trotz ein paar freundlicher Bemerkungen.
Vielleicht ist es das, was mir in den letzten Wochen so zugesetzt hat. Das Wissen, keine Kontakte zu haben, wie leicht es ist, ins Vergessen zu rutschen, zu sterben, bevor ich tot bin. Nichts bleibt. Und immer wieder das alte Lied, ich weiß nicht, was mir Freude macht. Ich weiß nicht, wie ich mich am Leben halten soll.
Das Wetter, der Himmel, so schön heute, gestern auch schon. Sommer wie in der Kindheit, nicht zu heiß. Vielleicht läuft es darauf hinaus. Sonne auf dem Pelz, mehr gibt es nicht. Ein neuer Tag, essen, trinken, hoffen, dass man in der Nacht nicht stirbt.
Ich wünsche mir Sicherheit und nicht allein zu sein. Mehr ist nicht drin in meinem Kopf.
Ich spüre die Wunde in der Brust, nichts ist mehr wie immer. Auch daran gewöhnt man sich dann wohl irgendwann, aber es löst sofort Fluchtreflexe aus.
Müdigkeit und gleichzeitig nagende Unruhe. Innerliches Herumzappeln und gleichzeitig wie gelähmt sein, alles denken, nichts zu Ende bringen. Unkonzentriert, zerfasert, aufgelöst. Nervös, schreckhaft, geräuschüberempfindlich. Ausgelaugt.
Keine Zuflucht mehr. Wenn ich wenigstens gut schlafen könnte.
Zwei Monate, so viel Angst und Unwohlsein. Schweißgebadet im Bett liegen, nicht zur Ruhe finden. Quälende Gedanken von Verlassensein und Tod, Einsamkeit und demütigenden Zuständen.
Und jetzt plötzlich wieder die relative Normalität. Nichts hat sich verändert, alles genauso unbefriedigend wie vorher. Und trotzdem, irgendwoher, neuer Lebenswille. Ein neuer Anfang, irgendwie. Auch wenn es sich wie immer anfühlt.
Ich habe nicht genügend Kontakt mit den Kollegen, als dass ich groß vermisst worden wäre. Trotz ein paar freundlicher Bemerkungen.
Vielleicht ist es das, was mir in den letzten Wochen so zugesetzt hat. Das Wissen, keine Kontakte zu haben, wie leicht es ist, ins Vergessen zu rutschen, zu sterben, bevor ich tot bin. Nichts bleibt. Und immer wieder das alte Lied, ich weiß nicht, was mir Freude macht. Ich weiß nicht, wie ich mich am Leben halten soll.
Das Wetter, der Himmel, so schön heute, gestern auch schon. Sommer wie in der Kindheit, nicht zu heiß. Vielleicht läuft es darauf hinaus. Sonne auf dem Pelz, mehr gibt es nicht. Ein neuer Tag, essen, trinken, hoffen, dass man in der Nacht nicht stirbt.
Ich wünsche mir Sicherheit und nicht allein zu sein. Mehr ist nicht drin in meinem Kopf.
Ich spüre die Wunde in der Brust, nichts ist mehr wie immer. Auch daran gewöhnt man sich dann wohl irgendwann, aber es löst sofort Fluchtreflexe aus.
Müdigkeit und gleichzeitig nagende Unruhe. Innerliches Herumzappeln und gleichzeitig wie gelähmt sein, alles denken, nichts zu Ende bringen. Unkonzentriert, zerfasert, aufgelöst. Nervös, schreckhaft, geräuschüberempfindlich. Ausgelaugt.
Keine Zuflucht mehr. Wenn ich wenigstens gut schlafen könnte.
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Dienstag, 17. Juni 2025
17.06.25
garelia, 13:25h
Das Rauschen in meinem Kopf ist zu laut, ich komme nicht an meine Gefühle.
Ist vermutlich so beabsichtigt.
Die Geräusche von draußen sind zu laut, schneidend.
Ich bin froh, dass ich allein bin. Kann mich nicht erklären.
Die Katze drückt leise schnurrend ihren Kopf in meine Hand. Sie braucht keine Erklärung, nur Nähe. Ein Moment der gegenseitigen Versicherung. Wir sind unsere Gruppe.
Ich möchte diese OP hinter mir haben.
Ist vermutlich so beabsichtigt.
Die Geräusche von draußen sind zu laut, schneidend.
Ich bin froh, dass ich allein bin. Kann mich nicht erklären.
Die Katze drückt leise schnurrend ihren Kopf in meine Hand. Sie braucht keine Erklärung, nur Nähe. Ein Moment der gegenseitigen Versicherung. Wir sind unsere Gruppe.
Ich möchte diese OP hinter mir haben.
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Montag, 16. Juni 2025
16.06.25
garelia, 11:49h
Am Mittwoch werde ich operiert. Ich habe Angst. Kann mich nicht konzentrieren. Bin für heute und morgen krank geschrieben.
Wenigstens habe ich heute morgen nicht mehr von toten Menschen geträumt sondern etwas Optimistisches. Freundliche Profitänzer aus Let's Dance haben mir gesagt, dass wir das schon schaffen. Na wer sagt es denn, wenigstens meine Lieblings-Fernsehshow liefert ab.
Aus irgendeinem Grund habe ich vor dem Zugang am meisten Angst. Glaube, weil das als Kind so ein Horror für mich war. Vielleicht ändert sich das ja am Mittwoch, vielleicht merke ich dann, dass der Zugang gar nicht so schlimm ist, so wie ich ja auch irgendwann gemerkt habe, dass Blutabnahme gar nicht so schlimm ist. Und wenn ich Pech habe, merke ich dann, dass es viel Schlimmeres gibt.
Aber das wird schon. Ich habe ja jetzt das optimistische Lächeln des Profitänzers, das ich mir Herbeidenken kann. Bzw. das dazu gehörende geborgene Gefühl.
Wenigstens habe ich heute morgen nicht mehr von toten Menschen geträumt sondern etwas Optimistisches. Freundliche Profitänzer aus Let's Dance haben mir gesagt, dass wir das schon schaffen. Na wer sagt es denn, wenigstens meine Lieblings-Fernsehshow liefert ab.
Aus irgendeinem Grund habe ich vor dem Zugang am meisten Angst. Glaube, weil das als Kind so ein Horror für mich war. Vielleicht ändert sich das ja am Mittwoch, vielleicht merke ich dann, dass der Zugang gar nicht so schlimm ist, so wie ich ja auch irgendwann gemerkt habe, dass Blutabnahme gar nicht so schlimm ist. Und wenn ich Pech habe, merke ich dann, dass es viel Schlimmeres gibt.
Aber das wird schon. Ich habe ja jetzt das optimistische Lächeln des Profitänzers, das ich mir Herbeidenken kann. Bzw. das dazu gehörende geborgene Gefühl.
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Montag, 2. Juni 2025
02.06.25
garelia, 08:09h
Das Wochenende war ein Aufschub vor dem antizipierten Stress dieser zwei Tage vor dem Urlaub.
Heute und morgen habe ich drei Arzttermine, muss zu einem vierten Arzt Papiere abholen, von denen ich noch nicht mal weiß, ob ich sie auch bekomme, ich brauche sie aber unbedingt. Ich muss telefonieren, Fragen stellen, nett sein, aufmerksam sein, es wird mit Nadeln in mich gepiekt und mit lauten Geräten an mir hantiert.
Das macht mir Angst und großes Unbehagen und ich bin halb weg im Kopf und muss aber da sein und mitmachen und aufpassen und Fragen stellen, es ist sehr, sehr unangenehm. Und als ob das nicht schon genug Symptome bei mir verursachen würde, habe ich zusätzlich vermehrt Hitzewallungen, Herzklopfen und Gelenkschmerzen durch die Antihormontherapie. Yay. Aber dann eine Woche Urlaub vor der OP.
Heute und morgen habe ich drei Arzttermine, muss zu einem vierten Arzt Papiere abholen, von denen ich noch nicht mal weiß, ob ich sie auch bekomme, ich brauche sie aber unbedingt. Ich muss telefonieren, Fragen stellen, nett sein, aufmerksam sein, es wird mit Nadeln in mich gepiekt und mit lauten Geräten an mir hantiert.
Das macht mir Angst und großes Unbehagen und ich bin halb weg im Kopf und muss aber da sein und mitmachen und aufpassen und Fragen stellen, es ist sehr, sehr unangenehm. Und als ob das nicht schon genug Symptome bei mir verursachen würde, habe ich zusätzlich vermehrt Hitzewallungen, Herzklopfen und Gelenkschmerzen durch die Antihormontherapie. Yay. Aber dann eine Woche Urlaub vor der OP.
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Freitag, 30. Mai 2025
30.05.25
garelia, 15:40h
Der Feiertag war nicht schön. S war stiller als sonst und ist früh gefahren.
Ich bin Spazieren gegangen, weil ich dachte, es hilft vielleicht. Aber eigentlich nicht, ich hatte keinen klareren Kopf, kein besseres Gefühl. Nur das Gefühl, allein zu sein und wütend und hilflos zu sein. Danach habe ich S angerufen und am Telefon sehr geweint. Mein erster Weinanfall, seit ich die Diagnose bekommen habe. Ich bin sehr verunsichert, was S angeht, was sie auf die Hormonumstellung zurückführt. Ich weiß es nicht.
In der Nacht auf Freitag viel geträumt, paar normale Träume und zweimal Alpträume, den ersten habe ich schon verdrängt, im zweiten ging es um S und meine Wut und Hilflosigkeit und ich glaube auch um Metastasen. Sehr unangenehm und Erleichterung nach dem Aufwachen. Allein das Wort Metastasen macht mir Angst, wenn ich es aufschreibe, mir wird ein bisschen schlecht davon.
Der Freitag beginnt mit dem Warten auf den Anruf vom ZPM. Und mit Hausarbeit, nochmal gründlich sauber machen, bevor ich in Urlaub und danach ein paar Wochen gehandicaped bin. Wäsche waschen, was ich sowieso vor dem Urlaub machen würde. Urlaubsvorfreude kommt nur sehr gedämpft auf, aber ein bisschen freue ich mich schon auf den Sand und das Wellenrauschen und den Geruch von gebratenem Fisch. Und auch auf die Sonne, die am Meer immer besser zu ertragen ist als hier.
Ich staube die Deckenlampen ab und mache sie dann eine halbe Stunde an, damit der letzte Staub an den Birnen weggebrannt wird. Ich mache sie nie an und denke selten daran, sie Abzustauben, deshalb sammelt sich da immer viel an und riecht dann schlimm, wenn jemand anderes mal die Lichter anmacht.
Um 10:00 kommt endlich der Anruf wegen des Termins beim ZPM. Montag, ich soll mich auf lange Wartezeit einstellen. Na klar, darin habe ich Übung.
Erleichterung. Obwohl, das ist das falsche Wort. Druck fällt von mir ab, was ja auch zu Erleichterung führt, aber nicht zu Erleichterung wie in 'da freue ich mich aber'. Jetzt kann ich endlich noch ein paar andere Dinge regeln, andere Termine verschieben, einen Zeitplan für die nächsten Tage machen.
Heute Abend wollen wir essen gehen, ich freue mich drauf.
Ich bin Spazieren gegangen, weil ich dachte, es hilft vielleicht. Aber eigentlich nicht, ich hatte keinen klareren Kopf, kein besseres Gefühl. Nur das Gefühl, allein zu sein und wütend und hilflos zu sein. Danach habe ich S angerufen und am Telefon sehr geweint. Mein erster Weinanfall, seit ich die Diagnose bekommen habe. Ich bin sehr verunsichert, was S angeht, was sie auf die Hormonumstellung zurückführt. Ich weiß es nicht.
In der Nacht auf Freitag viel geträumt, paar normale Träume und zweimal Alpträume, den ersten habe ich schon verdrängt, im zweiten ging es um S und meine Wut und Hilflosigkeit und ich glaube auch um Metastasen. Sehr unangenehm und Erleichterung nach dem Aufwachen. Allein das Wort Metastasen macht mir Angst, wenn ich es aufschreibe, mir wird ein bisschen schlecht davon.
Der Freitag beginnt mit dem Warten auf den Anruf vom ZPM. Und mit Hausarbeit, nochmal gründlich sauber machen, bevor ich in Urlaub und danach ein paar Wochen gehandicaped bin. Wäsche waschen, was ich sowieso vor dem Urlaub machen würde. Urlaubsvorfreude kommt nur sehr gedämpft auf, aber ein bisschen freue ich mich schon auf den Sand und das Wellenrauschen und den Geruch von gebratenem Fisch. Und auch auf die Sonne, die am Meer immer besser zu ertragen ist als hier.
Ich staube die Deckenlampen ab und mache sie dann eine halbe Stunde an, damit der letzte Staub an den Birnen weggebrannt wird. Ich mache sie nie an und denke selten daran, sie Abzustauben, deshalb sammelt sich da immer viel an und riecht dann schlimm, wenn jemand anderes mal die Lichter anmacht.
Um 10:00 kommt endlich der Anruf wegen des Termins beim ZPM. Montag, ich soll mich auf lange Wartezeit einstellen. Na klar, darin habe ich Übung.
Erleichterung. Obwohl, das ist das falsche Wort. Druck fällt von mir ab, was ja auch zu Erleichterung führt, aber nicht zu Erleichterung wie in 'da freue ich mich aber'. Jetzt kann ich endlich noch ein paar andere Dinge regeln, andere Termine verschieben, einen Zeitplan für die nächsten Tage machen.
Heute Abend wollen wir essen gehen, ich freue mich drauf.
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Donnerstag, 29. Mai 2025
28.05.25
garelia, 07:26h
Die Nacht war verschwitzt und unterbrochen, aber nicht schlimmer als sonst, zählt eigentlich sogar als gute Nacht, da keine Grübeleien.
Stehe auf, versuche beim Kaffeekochen weiter, mich mit der neuen Mischbatterie anzufreunden, deren Wasserdruck viel höher ist als ich es bislang gewohnt war. Ich muss sie viel vorsichtiger angehen, sonst Überschwemmung. Außerdem liegt der Handgriff ungünstig, da habe ich mir keine Gedanken drum gemacht, das war wohl ein Fehler. Versuche mir zu sagen, dass sowas jetzt gerade irrelevant ist, aber es fällt halt täglich mehrmals auf. Ich hoffe, ich gewöhne mich dran und muss nicht nochmal so einen Akt machen mit Klempner anrücken lassen.
Ich gehe heute ins Büro, letzter Arbeitstag vor Urlaub und Krankenhaus. Ein paar Dinge noch übergeben, ein paar Besprechungen, dann weg. Ich werde es nicht vermissen. Und die Zeit wird sicher schnell vergehen und schon beschäftige ich mich wieder mit der Arbeit.
Vormittags rufe ich die Ärztin an, es ist mir unangenehm, aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Sie ist im OP, reagiert aber freundlich und und sagt, dass sie mich später zurückruft. Ich bin froh, dass ich angerufen habe, auch wenn es mir unangenehm ist, so aufzufallen. Dann also weiter warten, aber mit mehr Aussichten auf Erlösung.
Eine der Gruppenleiterinnen sagt dreimal 'Alles Gute für dich' als ich gehe, sie weiß also schon Bescheid. War klar, aber ist schon etwas unangenehm und klingt auch nicht ehrlich gemeint, sondern weil man das halt so sagt und ich bin froh, dass ich schnell verschwinden kann, als ob ich ganz normal mal zwei Wochen in Urlaub gehe.
Als ich schon aus dem Gebäude aber noch auf den Gelände bin, ruft die Ärztin zurück. Es gibt noch kein Protokoll der Tumorkonferenz, sie glaubt aber, dass nur die Frage offen ist, ob die Sentinel Lymphknoten mit rausoperiert werden oder nicht. Sie wird mir Bescheid geben, sobald sie das weiß, Wegen des Vorgesprächs mit der Anästhesie war es gut, dass ich sie angerufen habe, denn sie wundert sich, dass sich noch niemand bei mir gemeldet hat. Sagt, sie gibt dort nochmal Bescheid und wenn ich Freitag bis Mittag nichts gehört habe, soll ich dort anrufen, sie gibt mir die Telefonnummer. Ich bin sehr erleichtert.
Der Abend mit S ist wie so oft zeitweise anstrengend für mich und ich eskaliere wieder mal kurz, werde böse, sauer, kann nicht mit ihrer Art umgehen. Mein Fehler, unsouverain wie so oft. Ich gebe kurz darauf zu, dass es eine schlechte Reaktion war, es scheint ok zu sein. Ich disse mich auch selbst in meinem Kopf dafür, mehr als sie vermutlich, sie hat es bald wieder vergessen, ich nicht. Same old same old.
Ich schlafe auf der Couch ein, an sie gelehnt und wache davon auf, dass mir der linke Arm einschläft. Putze mir die Zähne, gehe ins Bett, kann aber nicht schnell wieder einschlafen.
Später schläft S auf der Couch ein und wird mit erst wieder wach, als ich ein Glas Wasser trinken gehe. Man könnte meine, es wäre abends mit uns nix los, aber eigentlich brauchen wir nur eine bequemere Couch, dann wäre das Einschlafen darauf zumindest erholsam.
Stehe auf, versuche beim Kaffeekochen weiter, mich mit der neuen Mischbatterie anzufreunden, deren Wasserdruck viel höher ist als ich es bislang gewohnt war. Ich muss sie viel vorsichtiger angehen, sonst Überschwemmung. Außerdem liegt der Handgriff ungünstig, da habe ich mir keine Gedanken drum gemacht, das war wohl ein Fehler. Versuche mir zu sagen, dass sowas jetzt gerade irrelevant ist, aber es fällt halt täglich mehrmals auf. Ich hoffe, ich gewöhne mich dran und muss nicht nochmal so einen Akt machen mit Klempner anrücken lassen.
Ich gehe heute ins Büro, letzter Arbeitstag vor Urlaub und Krankenhaus. Ein paar Dinge noch übergeben, ein paar Besprechungen, dann weg. Ich werde es nicht vermissen. Und die Zeit wird sicher schnell vergehen und schon beschäftige ich mich wieder mit der Arbeit.
Vormittags rufe ich die Ärztin an, es ist mir unangenehm, aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Sie ist im OP, reagiert aber freundlich und und sagt, dass sie mich später zurückruft. Ich bin froh, dass ich angerufen habe, auch wenn es mir unangenehm ist, so aufzufallen. Dann also weiter warten, aber mit mehr Aussichten auf Erlösung.
Eine der Gruppenleiterinnen sagt dreimal 'Alles Gute für dich' als ich gehe, sie weiß also schon Bescheid. War klar, aber ist schon etwas unangenehm und klingt auch nicht ehrlich gemeint, sondern weil man das halt so sagt und ich bin froh, dass ich schnell verschwinden kann, als ob ich ganz normal mal zwei Wochen in Urlaub gehe.
Als ich schon aus dem Gebäude aber noch auf den Gelände bin, ruft die Ärztin zurück. Es gibt noch kein Protokoll der Tumorkonferenz, sie glaubt aber, dass nur die Frage offen ist, ob die Sentinel Lymphknoten mit rausoperiert werden oder nicht. Sie wird mir Bescheid geben, sobald sie das weiß, Wegen des Vorgesprächs mit der Anästhesie war es gut, dass ich sie angerufen habe, denn sie wundert sich, dass sich noch niemand bei mir gemeldet hat. Sagt, sie gibt dort nochmal Bescheid und wenn ich Freitag bis Mittag nichts gehört habe, soll ich dort anrufen, sie gibt mir die Telefonnummer. Ich bin sehr erleichtert.
Der Abend mit S ist wie so oft zeitweise anstrengend für mich und ich eskaliere wieder mal kurz, werde böse, sauer, kann nicht mit ihrer Art umgehen. Mein Fehler, unsouverain wie so oft. Ich gebe kurz darauf zu, dass es eine schlechte Reaktion war, es scheint ok zu sein. Ich disse mich auch selbst in meinem Kopf dafür, mehr als sie vermutlich, sie hat es bald wieder vergessen, ich nicht. Same old same old.
Ich schlafe auf der Couch ein, an sie gelehnt und wache davon auf, dass mir der linke Arm einschläft. Putze mir die Zähne, gehe ins Bett, kann aber nicht schnell wieder einschlafen.
Später schläft S auf der Couch ein und wird mit erst wieder wach, als ich ein Glas Wasser trinken gehe. Man könnte meine, es wäre abends mit uns nix los, aber eigentlich brauchen wir nur eine bequemere Couch, dann wäre das Einschlafen darauf zumindest erholsam.
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Mittwoch, 28. Mai 2025
27.05.25
garelia, 05:52h
Um 2:10 schrecke ich nassgeschwitzt hoch, glaube kurz, verschlafen zu haben. Das Handy schreibt 'hello', als ob es mich nicht kennt, es hat ein Update eingespielt. Ich stehe auf, muss um 2:30 sowieso aufstehen, bin wach durch den Schreck.
So früh am Morgen funktioniert das Denken bei mir ganz gut. Bevor das bisschen Energie, das ich pro Tag habe, ganz weggesaugt ist.
Tatsächlich scheint die Erkenntnis, dass ich nun in die Krebs-Maschinerie von Krankenhaus/OP/Untersuchungen geraten bin, etwas an meinem Denken zu verändern. Oder der Erwachsenen-Anteil an mir ist grad stärker aktiviert, was natürlich für die Umstände günstig wäre.
Jedenfalls habe ich das Gefühl, manches etwas deutlicher zu erkennen. Mein eigenes Trauma und das zugehörige Familientrauma.
Ich frage mich, ob dann auch bald das große Heulen und Zähneknirschen der Reue kommt. Reue über das 'verschwendete' Leben. Aber dafür hätte ich mich ja irgendwann bewusst dafür entscheiden müssen, zu leiden. Hätte bewusst die Alternative ausschlagen müssen. Da war nie so. Ich kannte keine Alternative.
Und so scheisse es auch ist, das ist mein Leben. Das bin ich.
Ich glaube nicht, dass jetzt die große Wandlung kommt, der Uncle Scrooge Moment, in dem ich Vergangenheit und Zukunft sehe und dann plötzlich die Gegenwart ändern kann. Aber ich bin trotzdem ganz froh um das Gefühl, zu verstehen, warum es so gekommen ist.
Was mich grad am meisten stresst, sind die nicht kommenden Anrufe der Ärztin und des ZPM. Ist vermutlich noch zu früh. Morgen versuche ich selbst jemand zu erreichen. Heute warte ich noch.
Nachmittags gehe ich zum Kieser, danach einkaufen. Feuchte Tücher für die Tage im Krankenhaus, an denen ich nicht duschen kann. Honigmelone, weil ich da Lust drauf habe.
Ich esse früh, geniesse die Geschmacksmischung aus gebratenem Huhn und Zucchini mit Schwarzkümmel und der Honigmelone mit frischem Basilikum, darüber Olivenöl. Sehr lecker.
Habe keine Lust, zu spülen und denke wie so oft, dass ich ja morgen nach dem Abendessen spülen kann, wenn S da ist. Frage mich, warum ich von der wenigen Zeit, die wir zusammen haben, immer einen Teil beschäftigt sein möchte. Weil ich den Anblick, wie sie in der Küche oder auf der Couch sitzt und in ihr Handy starrt und keine Lust hat, mit mir zu reden nicht gut vertrage. Weil es keinen Zweck hat, zu versuchen, ein Gespräch zu beginnen. Es endet in Streit oder damit, dass ich mich furchtbar fühle und mochte, dass sie nicht da ist.
An meine Gefühle komme ich ja selbst nicht wirklich ran und der Anteil an mir, der einfach nur sauer ist, ist leider meist im Vordergrund.
Dann ein unerfreuliches Telefonat mit S. Ich habe das Gefühl, dass mein großes Thema bei ihr schon wieder Nachrichten von gestern sind und das fasst mich total an. Ich ziehe mich zurück und kann kaum noch reden, bin komplett verschlossen, bis auf den Schmerz, der aus mir herausrinnt, den man aber vermutlich mit bloßem Auge nicht sieht. Man sieht nur die Unfreundlichkeit, das abweisende Verhalten.
Hinterher schickt sie mir per Mail ohne Erläuterung einen Link, der ins Nichts führt, auf eine Seite ohne Informationen mit ausgegrauten Optionen. Sehr symbolträchtig, wie ich im Nachinein finde. Ich ziehe ihr per Textnachrichten aus der Nase, dass das angeblich die Reservierung für unsere Sitzplätze auf dem Hinflug ist. Sie schickt mir dann noch einen Screenshot, auf dem die relevanten Infos zu sehen sind. Ich finde diese Art von Informationsweitergabe völlig uneffektiv. Aber das sage ich nicht.
Schaue noch ein paar Folgen einer kitschig oberflächlichen Ärztinnenserie, die mich genug ablenkt, ohne mich allzusehr aufzuregen. Ich habe mich jahrelang oder fast jahrzehntelang nicht für die Serie interessiert, jetzt dachte ich, ich schaue mal, was dran ist und ob eine Krankenhausserie mich vielleicht irgendwie abstumpft für das, was kommt. Kann ich bis jetzt noch nicht sagen, aber der Unterhaltungsfaktor ist ok.
Mache sehr früh das Licht aus und schlafe schnell ein.
So früh am Morgen funktioniert das Denken bei mir ganz gut. Bevor das bisschen Energie, das ich pro Tag habe, ganz weggesaugt ist.
Tatsächlich scheint die Erkenntnis, dass ich nun in die Krebs-Maschinerie von Krankenhaus/OP/Untersuchungen geraten bin, etwas an meinem Denken zu verändern. Oder der Erwachsenen-Anteil an mir ist grad stärker aktiviert, was natürlich für die Umstände günstig wäre.
Jedenfalls habe ich das Gefühl, manches etwas deutlicher zu erkennen. Mein eigenes Trauma und das zugehörige Familientrauma.
Ich frage mich, ob dann auch bald das große Heulen und Zähneknirschen der Reue kommt. Reue über das 'verschwendete' Leben. Aber dafür hätte ich mich ja irgendwann bewusst dafür entscheiden müssen, zu leiden. Hätte bewusst die Alternative ausschlagen müssen. Da war nie so. Ich kannte keine Alternative.
Und so scheisse es auch ist, das ist mein Leben. Das bin ich.
Ich glaube nicht, dass jetzt die große Wandlung kommt, der Uncle Scrooge Moment, in dem ich Vergangenheit und Zukunft sehe und dann plötzlich die Gegenwart ändern kann. Aber ich bin trotzdem ganz froh um das Gefühl, zu verstehen, warum es so gekommen ist.
Was mich grad am meisten stresst, sind die nicht kommenden Anrufe der Ärztin und des ZPM. Ist vermutlich noch zu früh. Morgen versuche ich selbst jemand zu erreichen. Heute warte ich noch.
Nachmittags gehe ich zum Kieser, danach einkaufen. Feuchte Tücher für die Tage im Krankenhaus, an denen ich nicht duschen kann. Honigmelone, weil ich da Lust drauf habe.
Ich esse früh, geniesse die Geschmacksmischung aus gebratenem Huhn und Zucchini mit Schwarzkümmel und der Honigmelone mit frischem Basilikum, darüber Olivenöl. Sehr lecker.
Habe keine Lust, zu spülen und denke wie so oft, dass ich ja morgen nach dem Abendessen spülen kann, wenn S da ist. Frage mich, warum ich von der wenigen Zeit, die wir zusammen haben, immer einen Teil beschäftigt sein möchte. Weil ich den Anblick, wie sie in der Küche oder auf der Couch sitzt und in ihr Handy starrt und keine Lust hat, mit mir zu reden nicht gut vertrage. Weil es keinen Zweck hat, zu versuchen, ein Gespräch zu beginnen. Es endet in Streit oder damit, dass ich mich furchtbar fühle und mochte, dass sie nicht da ist.
An meine Gefühle komme ich ja selbst nicht wirklich ran und der Anteil an mir, der einfach nur sauer ist, ist leider meist im Vordergrund.
Dann ein unerfreuliches Telefonat mit S. Ich habe das Gefühl, dass mein großes Thema bei ihr schon wieder Nachrichten von gestern sind und das fasst mich total an. Ich ziehe mich zurück und kann kaum noch reden, bin komplett verschlossen, bis auf den Schmerz, der aus mir herausrinnt, den man aber vermutlich mit bloßem Auge nicht sieht. Man sieht nur die Unfreundlichkeit, das abweisende Verhalten.
Hinterher schickt sie mir per Mail ohne Erläuterung einen Link, der ins Nichts führt, auf eine Seite ohne Informationen mit ausgegrauten Optionen. Sehr symbolträchtig, wie ich im Nachinein finde. Ich ziehe ihr per Textnachrichten aus der Nase, dass das angeblich die Reservierung für unsere Sitzplätze auf dem Hinflug ist. Sie schickt mir dann noch einen Screenshot, auf dem die relevanten Infos zu sehen sind. Ich finde diese Art von Informationsweitergabe völlig uneffektiv. Aber das sage ich nicht.
Schaue noch ein paar Folgen einer kitschig oberflächlichen Ärztinnenserie, die mich genug ablenkt, ohne mich allzusehr aufzuregen. Ich habe mich jahrelang oder fast jahrzehntelang nicht für die Serie interessiert, jetzt dachte ich, ich schaue mal, was dran ist und ob eine Krankenhausserie mich vielleicht irgendwie abstumpft für das, was kommt. Kann ich bis jetzt noch nicht sagen, aber der Unterhaltungsfaktor ist ok.
Mache sehr früh das Licht aus und schlafe schnell ein.
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