Donnerstag, 29. Mai 2025
28.05.25
garelia, 07:26h
Die Nacht war verschwitzt und unterbrochen, aber nicht schlimmer als sonst, zählt eigentlich sogar als gute Nacht, da keine Grübeleien.
Stehe auf, versuche beim Kaffeekochen weiter, mich mit der neuen Mischbatterie anzufreunden, deren Wasserdruck viel höher ist als ich es bislang gewohnt war. Ich muss sie viel vorsichtiger angehen, sonst Überschwemmung. Außerdem liegt der Handgriff ungünstig, da habe ich mir keine Gedanken drum gemacht, das war wohl ein Fehler. Versuche mir zu sagen, dass sowas jetzt gerade irrelevant ist, aber es fällt halt täglich mehrmals auf. Ich hoffe, ich gewöhne mich dran und muss nicht nochmal so einen Akt machen mit Klempner anrücken lassen.
Ich gehe heute ins Büro, letzter Arbeitstag vor Urlaub und Krankenhaus. Ein paar Dinge noch übergeben, ein paar Besprechungen, dann weg. Ich werde es nicht vermissen. Und die Zeit wird sicher schnell vergehen und schon beschäftige ich mich wieder mit der Arbeit.
Vormittags rufe ich die Ärztin an, es ist mir unangenehm, aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Sie ist im OP, reagiert aber freundlich und und sagt, dass sie mich später zurückruft. Ich bin froh, dass ich angerufen habe, auch wenn es mir unangenehm ist, so aufzufallen. Dann also weiter warten, aber mit mehr Aussichten auf Erlösung.
Eine der Gruppenleiterinnen sagt dreimal 'Alles Gute für dich' als ich gehe, sie weiß also schon Bescheid. War klar, aber ist schon etwas unangenehm und klingt auch nicht ehrlich gemeint, sondern weil man das halt so sagt und ich bin froh, dass ich schnell verschwinden kann, als ob ich ganz normal mal zwei Wochen in Urlaub gehe.
Als ich schon aus dem Gebäude aber noch auf den Gelände bin, ruft die Ärztin zurück. Es gibt noch kein Protokoll der Tumorkonferenz, sie glaubt aber, dass nur die Frage offen ist, ob die Sentinel Lymphknoten mit rausoperiert werden oder nicht. Sie wird mir Bescheid geben, sobald sie das weiß, Wegen des Vorgesprächs mit der Anästhesie war es gut, dass ich sie angerufen habe, denn sie wundert sich, dass sich noch niemand bei mir gemeldet hat. Sagt, sie gibt dort nochmal Bescheid und wenn ich Freitag bis Mittag nichts gehört habe, soll ich dort anrufen, sie gibt mir die Telefonnummer. Ich bin sehr erleichtert.
Der Abend mit S ist wie so oft zeitweise anstrengend für mich und ich eskaliere wieder mal kurz, werde böse, sauer, kann nicht mit ihrer Art umgehen. Mein Fehler, unsouverain wie so oft. Ich gebe kurz darauf zu, dass es eine schlechte Reaktion war, es scheint ok zu sein. Ich disse mich auch selbst in meinem Kopf dafür, mehr als sie vermutlich, sie hat es bald wieder vergessen, ich nicht. Same old same old.
Ich schlafe auf der Couch ein, an sie gelehnt und wache davon auf, dass mir der linke Arm einschläft. Putze mir die Zähne, gehe ins Bett, kann aber nicht schnell wieder einschlafen.
Später schläft S auf der Couch ein und wird mit erst wieder wach, als ich ein Glas Wasser trinken gehe. Man könnte meine, es wäre abends mit uns nix los, aber eigentlich brauchen wir nur eine bequemere Couch, dann wäre das Einschlafen darauf zumindest erholsam.
Stehe auf, versuche beim Kaffeekochen weiter, mich mit der neuen Mischbatterie anzufreunden, deren Wasserdruck viel höher ist als ich es bislang gewohnt war. Ich muss sie viel vorsichtiger angehen, sonst Überschwemmung. Außerdem liegt der Handgriff ungünstig, da habe ich mir keine Gedanken drum gemacht, das war wohl ein Fehler. Versuche mir zu sagen, dass sowas jetzt gerade irrelevant ist, aber es fällt halt täglich mehrmals auf. Ich hoffe, ich gewöhne mich dran und muss nicht nochmal so einen Akt machen mit Klempner anrücken lassen.
Ich gehe heute ins Büro, letzter Arbeitstag vor Urlaub und Krankenhaus. Ein paar Dinge noch übergeben, ein paar Besprechungen, dann weg. Ich werde es nicht vermissen. Und die Zeit wird sicher schnell vergehen und schon beschäftige ich mich wieder mit der Arbeit.
Vormittags rufe ich die Ärztin an, es ist mir unangenehm, aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Sie ist im OP, reagiert aber freundlich und und sagt, dass sie mich später zurückruft. Ich bin froh, dass ich angerufen habe, auch wenn es mir unangenehm ist, so aufzufallen. Dann also weiter warten, aber mit mehr Aussichten auf Erlösung.
Eine der Gruppenleiterinnen sagt dreimal 'Alles Gute für dich' als ich gehe, sie weiß also schon Bescheid. War klar, aber ist schon etwas unangenehm und klingt auch nicht ehrlich gemeint, sondern weil man das halt so sagt und ich bin froh, dass ich schnell verschwinden kann, als ob ich ganz normal mal zwei Wochen in Urlaub gehe.
Als ich schon aus dem Gebäude aber noch auf den Gelände bin, ruft die Ärztin zurück. Es gibt noch kein Protokoll der Tumorkonferenz, sie glaubt aber, dass nur die Frage offen ist, ob die Sentinel Lymphknoten mit rausoperiert werden oder nicht. Sie wird mir Bescheid geben, sobald sie das weiß, Wegen des Vorgesprächs mit der Anästhesie war es gut, dass ich sie angerufen habe, denn sie wundert sich, dass sich noch niemand bei mir gemeldet hat. Sagt, sie gibt dort nochmal Bescheid und wenn ich Freitag bis Mittag nichts gehört habe, soll ich dort anrufen, sie gibt mir die Telefonnummer. Ich bin sehr erleichtert.
Der Abend mit S ist wie so oft zeitweise anstrengend für mich und ich eskaliere wieder mal kurz, werde böse, sauer, kann nicht mit ihrer Art umgehen. Mein Fehler, unsouverain wie so oft. Ich gebe kurz darauf zu, dass es eine schlechte Reaktion war, es scheint ok zu sein. Ich disse mich auch selbst in meinem Kopf dafür, mehr als sie vermutlich, sie hat es bald wieder vergessen, ich nicht. Same old same old.
Ich schlafe auf der Couch ein, an sie gelehnt und wache davon auf, dass mir der linke Arm einschläft. Putze mir die Zähne, gehe ins Bett, kann aber nicht schnell wieder einschlafen.
Später schläft S auf der Couch ein und wird mit erst wieder wach, als ich ein Glas Wasser trinken gehe. Man könnte meine, es wäre abends mit uns nix los, aber eigentlich brauchen wir nur eine bequemere Couch, dann wäre das Einschlafen darauf zumindest erholsam.
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Mittwoch, 28. Mai 2025
27.05.25
garelia, 05:52h
Um 2:10 schrecke ich nassgeschwitzt hoch, glaube kurz, verschlafen zu haben. Das Handy schreibt 'hello', als ob es mich nicht kennt, es hat ein Update eingespielt. Ich stehe auf, muss um 2:30 sowieso aufstehen, bin wach durch den Schreck.
So früh am Morgen funktioniert das Denken bei mir ganz gut. Bevor das bisschen Energie, das ich pro Tag habe, ganz weggesaugt ist.
Tatsächlich scheint die Erkenntnis, dass ich nun in die Krebs-Maschinerie von Krankenhaus/OP/Untersuchungen geraten bin, etwas an meinem Denken zu verändern. Oder der Erwachsenen-Anteil an mir ist grad stärker aktiviert, was natürlich für die Umstände günstig wäre.
Jedenfalls habe ich das Gefühl, manches etwas deutlicher zu erkennen. Mein eigenes Trauma und das zugehörige Familientrauma.
Ich frage mich, ob dann auch bald das große Heulen und Zähneknirschen der Reue kommt. Reue über das 'verschwendete' Leben. Aber dafür hätte ich mich ja irgendwann bewusst dafür entscheiden müssen, zu leiden. Hätte bewusst die Alternative ausschlagen müssen. Da war nie so. Ich kannte keine Alternative.
Und so scheisse es auch ist, das ist mein Leben. Das bin ich.
Ich glaube nicht, dass jetzt die große Wandlung kommt, der Uncle Scrooge Moment, in dem ich Vergangenheit und Zukunft sehe und dann plötzlich die Gegenwart ändern kann. Aber ich bin trotzdem ganz froh um das Gefühl, zu verstehen, warum es so gekommen ist.
Was mich grad am meisten stresst, sind die nicht kommenden Anrufe der Ärztin und des ZPM. Ist vermutlich noch zu früh. Morgen versuche ich selbst jemand zu erreichen. Heute warte ich noch.
Nachmittags gehe ich zum Kieser, danach einkaufen. Feuchte Tücher für die Tage im Krankenhaus, an denen ich nicht duschen kann. Honigmelone, weil ich da Lust drauf habe.
Ich esse früh, geniesse die Geschmacksmischung aus gebratenem Huhn und Zucchini mit Schwarzkümmel und der Honigmelone mit frischem Basilikum, darüber Olivenöl. Sehr lecker.
Habe keine Lust, zu spülen und denke wie so oft, dass ich ja morgen nach dem Abendessen spülen kann, wenn S da ist. Frage mich, warum ich von der wenigen Zeit, die wir zusammen haben, immer einen Teil beschäftigt sein möchte. Weil ich den Anblick, wie sie in der Küche oder auf der Couch sitzt und in ihr Handy starrt und keine Lust hat, mit mir zu reden nicht gut vertrage. Weil es keinen Zweck hat, zu versuchen, ein Gespräch zu beginnen. Es endet in Streit oder damit, dass ich mich furchtbar fühle und mochte, dass sie nicht da ist.
An meine Gefühle komme ich ja selbst nicht wirklich ran und der Anteil an mir, der einfach nur sauer ist, ist leider meist im Vordergrund.
Dann ein unerfreuliches Telefonat mit S. Ich habe das Gefühl, dass mein großes Thema bei ihr schon wieder Nachrichten von gestern sind und das fasst mich total an. Ich ziehe mich zurück und kann kaum noch reden, bin komplett verschlossen, bis auf den Schmerz, der aus mir herausrinnt, den man aber vermutlich mit bloßem Auge nicht sieht. Man sieht nur die Unfreundlichkeit, das abweisende Verhalten.
Hinterher schickt sie mir per Mail ohne Erläuterung einen Link, der ins Nichts führt, auf eine Seite ohne Informationen mit ausgegrauten Optionen. Sehr symbolträchtig, wie ich im Nachinein finde. Ich ziehe ihr per Textnachrichten aus der Nase, dass das angeblich die Reservierung für unsere Sitzplätze auf dem Hinflug ist. Sie schickt mir dann noch einen Screenshot, auf dem die relevanten Infos zu sehen sind. Ich finde diese Art von Informationsweitergabe völlig uneffektiv. Aber das sage ich nicht.
Schaue noch ein paar Folgen einer kitschig oberflächlichen Ärztinnenserie, die mich genug ablenkt, ohne mich allzusehr aufzuregen. Ich habe mich jahrelang oder fast jahrzehntelang nicht für die Serie interessiert, jetzt dachte ich, ich schaue mal, was dran ist und ob eine Krankenhausserie mich vielleicht irgendwie abstumpft für das, was kommt. Kann ich bis jetzt noch nicht sagen, aber der Unterhaltungsfaktor ist ok.
Mache sehr früh das Licht aus und schlafe schnell ein.
So früh am Morgen funktioniert das Denken bei mir ganz gut. Bevor das bisschen Energie, das ich pro Tag habe, ganz weggesaugt ist.
Tatsächlich scheint die Erkenntnis, dass ich nun in die Krebs-Maschinerie von Krankenhaus/OP/Untersuchungen geraten bin, etwas an meinem Denken zu verändern. Oder der Erwachsenen-Anteil an mir ist grad stärker aktiviert, was natürlich für die Umstände günstig wäre.
Jedenfalls habe ich das Gefühl, manches etwas deutlicher zu erkennen. Mein eigenes Trauma und das zugehörige Familientrauma.
Ich frage mich, ob dann auch bald das große Heulen und Zähneknirschen der Reue kommt. Reue über das 'verschwendete' Leben. Aber dafür hätte ich mich ja irgendwann bewusst dafür entscheiden müssen, zu leiden. Hätte bewusst die Alternative ausschlagen müssen. Da war nie so. Ich kannte keine Alternative.
Und so scheisse es auch ist, das ist mein Leben. Das bin ich.
Ich glaube nicht, dass jetzt die große Wandlung kommt, der Uncle Scrooge Moment, in dem ich Vergangenheit und Zukunft sehe und dann plötzlich die Gegenwart ändern kann. Aber ich bin trotzdem ganz froh um das Gefühl, zu verstehen, warum es so gekommen ist.
Was mich grad am meisten stresst, sind die nicht kommenden Anrufe der Ärztin und des ZPM. Ist vermutlich noch zu früh. Morgen versuche ich selbst jemand zu erreichen. Heute warte ich noch.
Nachmittags gehe ich zum Kieser, danach einkaufen. Feuchte Tücher für die Tage im Krankenhaus, an denen ich nicht duschen kann. Honigmelone, weil ich da Lust drauf habe.
Ich esse früh, geniesse die Geschmacksmischung aus gebratenem Huhn und Zucchini mit Schwarzkümmel und der Honigmelone mit frischem Basilikum, darüber Olivenöl. Sehr lecker.
Habe keine Lust, zu spülen und denke wie so oft, dass ich ja morgen nach dem Abendessen spülen kann, wenn S da ist. Frage mich, warum ich von der wenigen Zeit, die wir zusammen haben, immer einen Teil beschäftigt sein möchte. Weil ich den Anblick, wie sie in der Küche oder auf der Couch sitzt und in ihr Handy starrt und keine Lust hat, mit mir zu reden nicht gut vertrage. Weil es keinen Zweck hat, zu versuchen, ein Gespräch zu beginnen. Es endet in Streit oder damit, dass ich mich furchtbar fühle und mochte, dass sie nicht da ist.
An meine Gefühle komme ich ja selbst nicht wirklich ran und der Anteil an mir, der einfach nur sauer ist, ist leider meist im Vordergrund.
Dann ein unerfreuliches Telefonat mit S. Ich habe das Gefühl, dass mein großes Thema bei ihr schon wieder Nachrichten von gestern sind und das fasst mich total an. Ich ziehe mich zurück und kann kaum noch reden, bin komplett verschlossen, bis auf den Schmerz, der aus mir herausrinnt, den man aber vermutlich mit bloßem Auge nicht sieht. Man sieht nur die Unfreundlichkeit, das abweisende Verhalten.
Hinterher schickt sie mir per Mail ohne Erläuterung einen Link, der ins Nichts führt, auf eine Seite ohne Informationen mit ausgegrauten Optionen. Sehr symbolträchtig, wie ich im Nachinein finde. Ich ziehe ihr per Textnachrichten aus der Nase, dass das angeblich die Reservierung für unsere Sitzplätze auf dem Hinflug ist. Sie schickt mir dann noch einen Screenshot, auf dem die relevanten Infos zu sehen sind. Ich finde diese Art von Informationsweitergabe völlig uneffektiv. Aber das sage ich nicht.
Schaue noch ein paar Folgen einer kitschig oberflächlichen Ärztinnenserie, die mich genug ablenkt, ohne mich allzusehr aufzuregen. Ich habe mich jahrelang oder fast jahrzehntelang nicht für die Serie interessiert, jetzt dachte ich, ich schaue mal, was dran ist und ob eine Krankenhausserie mich vielleicht irgendwie abstumpft für das, was kommt. Kann ich bis jetzt noch nicht sagen, aber der Unterhaltungsfaktor ist ok.
Mache sehr früh das Licht aus und schlafe schnell ein.
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Dienstag, 27. Mai 2025
26.05.25
garelia, 03:15h
Um 4:30 stehe ich auf, sehr durstig, trinke ein Glas Wasser und gebe der Katze Futter, was sie nicht mitbekommt. Sie miaut mich an, als ich zurück ins Schlafzimmer komme und ich gehe mit ihr noch mal in die Küche und zeige ihr den vollen Napf.
Lege mich nochmal hin, weil der Wecker erst um 5:30 klingelt und ich erst um 21:45 das Handy weggelegt habe. Schlafen geht aber nicht mehr und zum Ruhen bin ich zu unruhig.
Stehe auf, koche Kaffee, lege Socken zusammen, die auf dem Wäschereck in der Küche getrocknet sind. Als der Kaffee fertig ist, setze ich mich damit an den Rechner. Ratlos, rastlos, unruhig.
Heute werde ich viel warten müssen. Warten auf den Klempner, der heute Nachmittag endlich die Mischbatterie in der Küche tauscht, hoffentlich. Warten auf den Anruf der Ärztin. Ach ja, sie sagte, dass vielleicht eine Kollegin anruft, weil sie nicht da ist. Warten auf den Anruf des ZPM wegen des OP-Vergesprächs, obwohl der vermutlich nicht sofort heute kommt. Aber vielleicht doch.
Warten und dann on point funktionieren. Das ist anstrengend. Aber ich brauche eigentlich nur meine Nerven und schnellen Zugang zu meinem Terminkalender. Und eine aufgeräumte Küche. Letzteres ist leicht, aber macht mich aus irgendeinem Grund sehr nervös. Vielleicht weil da ein echter Mensch kommt, nicht nur eine Telefonstimme. Ein echter Mensch, das mag ich nicht.
2 Stunden später ist die Küche picobello. Ich mache Homeoffice und bin irgendwie losgelöst von der Arbeit. Als ob ich sehr lange, vielleicht gar nicht zurückkommen würde. Was ja hoffentlich nicht so ist.
Ich trudele, schwebe, erledige einiges, vermeide anderes. Im Bauch das übliche durchdringende Ziehen des Ausweichens, der Angst. Im Kopf dieses anstrengende Rauschen, das so müde macht, Konzentration verhindert. Dasein verhindert, Bewusstsein verhindert.
Nicht da sein, weil Dasein ein unmögliches Grauen ist. Ablenken. Zerstreuen.
Der Klempner kommt sogar eine halbe Stunde zu früh. Die neue Mischbatterie ist schön, aber der Wasserdruck viel höher als bei der alten, vielleicht weil sie nicht verkalkt ist. Erleichtert räume ich den Unterschrank wieder ein, eine Sorge weniger vor dem Urlaub. Fünf Wochen Wasser im Bad holen, zwei Wochen den Inhalt des Unterschranks auf Küchentisch und Regal verteilt, weil ich vorbereitet sein wollte. Jetzt sieht die Küche wieder normal aus, das ist beruhigend.
Ich texte mit S, es entsteht eines der üblichen Missverständnisse, weil sie meinen Worten eine andere Emotion unterstellt als die, die ich ausdrücken möchte. Wie in Internetforen. Als ob sie mit einer Fremden schreibt, deren Stil sie nicht interpretieren kann.
Das nervt mich, macht mich wütend. Wie so oft. Warum will sie immer texten, warum versteht sie meine Worte nicht? Mit ihr muss ich platt, klischeehaft und übertrieben schreiben, damit sie es versteht. Und mit einem Dutzend Emojis.
Ja, ja, wenn ich das weiß, bin ich ja selber schuld und brauche mich nicht aufzuregen, wenn ich nicht so schreibe und dann prompt missverstanden werde.
Ich hasse Sprachnachrichten, hasse es sie zu bekommen, aber noch mehr, sie erstellen zu sollen und vermeide das nach Möglichkeit. Es wäre aber vermutlich sicherer bei ihr.
Ich habe das Bild im Kopf, dass man als Beziehung abends telefoniert und sich den Tag erzählt, wenn man räumlich getrennt ist. Das funktioniert mit ihr auch nur in Ausnahmefällen.
Die Klinik meldet sich nicht.
Abends googele ich den OP-Ablauf und finde es doch größer, mehr als ich mir vorgestellt habe, obwohl die Ärztin es auch genauso kurz beschrieben hatte. Schlafe trotzdem schnell ein.
Lege mich nochmal hin, weil der Wecker erst um 5:30 klingelt und ich erst um 21:45 das Handy weggelegt habe. Schlafen geht aber nicht mehr und zum Ruhen bin ich zu unruhig.
Stehe auf, koche Kaffee, lege Socken zusammen, die auf dem Wäschereck in der Küche getrocknet sind. Als der Kaffee fertig ist, setze ich mich damit an den Rechner. Ratlos, rastlos, unruhig.
Heute werde ich viel warten müssen. Warten auf den Klempner, der heute Nachmittag endlich die Mischbatterie in der Küche tauscht, hoffentlich. Warten auf den Anruf der Ärztin. Ach ja, sie sagte, dass vielleicht eine Kollegin anruft, weil sie nicht da ist. Warten auf den Anruf des ZPM wegen des OP-Vergesprächs, obwohl der vermutlich nicht sofort heute kommt. Aber vielleicht doch.
Warten und dann on point funktionieren. Das ist anstrengend. Aber ich brauche eigentlich nur meine Nerven und schnellen Zugang zu meinem Terminkalender. Und eine aufgeräumte Küche. Letzteres ist leicht, aber macht mich aus irgendeinem Grund sehr nervös. Vielleicht weil da ein echter Mensch kommt, nicht nur eine Telefonstimme. Ein echter Mensch, das mag ich nicht.
2 Stunden später ist die Küche picobello. Ich mache Homeoffice und bin irgendwie losgelöst von der Arbeit. Als ob ich sehr lange, vielleicht gar nicht zurückkommen würde. Was ja hoffentlich nicht so ist.
Ich trudele, schwebe, erledige einiges, vermeide anderes. Im Bauch das übliche durchdringende Ziehen des Ausweichens, der Angst. Im Kopf dieses anstrengende Rauschen, das so müde macht, Konzentration verhindert. Dasein verhindert, Bewusstsein verhindert.
Nicht da sein, weil Dasein ein unmögliches Grauen ist. Ablenken. Zerstreuen.
Der Klempner kommt sogar eine halbe Stunde zu früh. Die neue Mischbatterie ist schön, aber der Wasserdruck viel höher als bei der alten, vielleicht weil sie nicht verkalkt ist. Erleichtert räume ich den Unterschrank wieder ein, eine Sorge weniger vor dem Urlaub. Fünf Wochen Wasser im Bad holen, zwei Wochen den Inhalt des Unterschranks auf Küchentisch und Regal verteilt, weil ich vorbereitet sein wollte. Jetzt sieht die Küche wieder normal aus, das ist beruhigend.
Ich texte mit S, es entsteht eines der üblichen Missverständnisse, weil sie meinen Worten eine andere Emotion unterstellt als die, die ich ausdrücken möchte. Wie in Internetforen. Als ob sie mit einer Fremden schreibt, deren Stil sie nicht interpretieren kann.
Das nervt mich, macht mich wütend. Wie so oft. Warum will sie immer texten, warum versteht sie meine Worte nicht? Mit ihr muss ich platt, klischeehaft und übertrieben schreiben, damit sie es versteht. Und mit einem Dutzend Emojis.
Ja, ja, wenn ich das weiß, bin ich ja selber schuld und brauche mich nicht aufzuregen, wenn ich nicht so schreibe und dann prompt missverstanden werde.
Ich hasse Sprachnachrichten, hasse es sie zu bekommen, aber noch mehr, sie erstellen zu sollen und vermeide das nach Möglichkeit. Es wäre aber vermutlich sicherer bei ihr.
Ich habe das Bild im Kopf, dass man als Beziehung abends telefoniert und sich den Tag erzählt, wenn man räumlich getrennt ist. Das funktioniert mit ihr auch nur in Ausnahmefällen.
Die Klinik meldet sich nicht.
Abends googele ich den OP-Ablauf und finde es doch größer, mehr als ich mir vorgestellt habe, obwohl die Ärztin es auch genauso kurz beschrieben hatte. Schlafe trotzdem schnell ein.
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Sonntag, 25. Mai 2025
25.05.25
garelia, 15:14h
Die Nacht war ok, keine Grübeleien. Ich träume von Fußball bzw. von Fußballfans. Arminiafans in blauen Karnevals-Plastikperücken. Ich weiß nicht mehr, ob ich so eine gestern im Fernsehen gesehen habe oder ob sich mein Kopf das ausgedacht hat. Sah jedenfalls gut aus.
Stehe um 5:45 auf und mache Kaffee, setze mich an den Rechner, schreibe und spiele dann eine Weile. Alles wie immer, nichts mehr wie immer.
Dann mache ich Listen, für den Urlaub, fürs Krankenhaus, für den Krebs. Bringe es hinter mich.
Frühstücke und möchte dann weiter spielen, bin müde. Spiele trotzdem weiter, weil alles andere zu schwer erscheint. Und außerdem ist doch Sonntag und S ist nicht da.
Räume eine Schublade auf, spiele weiter, bin weiter müde.
Lege mich auf die Couch, das hilft auch nicht.
Werde gereizt. Es ist Sonntag und ich hasse Sonntage. An Sonntagen bin ich einsam und traurig und möchte mich verkriechen und die Schmerzen abstellen.
Es regnet und raus gehen ist keine echte Option. Außerdem müsste ich vorher duschen und das ist auch keine echte Option heute.
Ich entscheide mich für Fernsehen und mache den Rechner aus.
Stehe um 5:45 auf und mache Kaffee, setze mich an den Rechner, schreibe und spiele dann eine Weile. Alles wie immer, nichts mehr wie immer.
Dann mache ich Listen, für den Urlaub, fürs Krankenhaus, für den Krebs. Bringe es hinter mich.
Frühstücke und möchte dann weiter spielen, bin müde. Spiele trotzdem weiter, weil alles andere zu schwer erscheint. Und außerdem ist doch Sonntag und S ist nicht da.
Räume eine Schublade auf, spiele weiter, bin weiter müde.
Lege mich auf die Couch, das hilft auch nicht.
Werde gereizt. Es ist Sonntag und ich hasse Sonntage. An Sonntagen bin ich einsam und traurig und möchte mich verkriechen und die Schmerzen abstellen.
Es regnet und raus gehen ist keine echte Option. Außerdem müsste ich vorher duschen und das ist auch keine echte Option heute.
Ich entscheide mich für Fernsehen und mache den Rechner aus.
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Samstag, 24. Mai 2025
24.05.25
garelia, 16:20h
Ich war gestern Nachmittag beim Kieser, halb gezwungen, weil ich einen Termin hatte, und halb, weil ich es wollte. Weil ich weiß, dass ich meinen Körper nun etwas besser behandeln muss, ihm Möglichkeiten geben muss. Muskeln sind gut, Bewegung ist gut.
Danach Erschöpfung auf der Couch, gepaart mit unruhigem Herzklopfen. Komische Kombination, fühlte sich nicht gut an. Die Erschöpfung hat gewonnen, das Herz hat sich wieder beruhigt. Vermutlich eine Nebenwirkung der Antihormontherapie, wie auch die Hitzewallungen, die nun wieder Alltag sind.
Mein Körper war mir noch nie wirklich vertraut, jetzt fremdele ich noch mehr mit ihm.
Die Wunde von der Stanzbiopsie tut immer noch weh, es hat aber fast eine Woche gedauert, bis mir aufgefallen ist, dass der Schmerz von dort kommt.
Die Nacht war ok. Neblig irgendwie, da waren Träume, an die ich mich aber gleich danach nicht mehr erinnern konnte. Kurze Momente der Angst, des Bewusstseins, dass nun endgültig die Uhr tickt und eben nicht nur wegen des fortgeschrittenen Alters sondern konkret weil ja, so wie vor mir meine Oma und meine Mutter, habe ich nun Krebs.
Ich schrecke vor den Worten zurück, fand sie schon immer angsteinflößend, jetzt noch mehr. Möchte sie nicht aufschreiben.
Zwischendurch auch andere Impulse, ich gebe noch nicht auf. Es ist heilbar, sagt die Ärztin. Ich werde noch nicht sofort sterben.
Ich möchte mich von Ballast befreien, endlich Dinge loslassen. Nicht zuletzt, damit sie nach meinem Tod niemand anders wegschmeissen muss. Aber auch, um mich jetzt leichter zu fühlen. Vielleicht eine Illusion, aber eine die mir im Moment hilft und eine Richtung gibt, etwas zu tun gibt.
S ist übers Wochenende verreist, ich habe Zeit für Vorbereitungen, Patientenverfügung etc.. Das ist gut, auch wenn ich S vermisse.
Es ist jetzt alles anders. Alles ist eingefärbt, bei jedem Gedanken wird "vielleicht zum letzten Mal" angehangen. Das ist vermutlich normal, ich habe den Befund ja erst vor zwei Tagen erfahren.
Aber es ist auch nicht gut. Ich will das nicht, ich will mich da nicht reinfallen lassen. Nicht rumheulen. Tue ich auch nicht, außer hier im Blog. Was ich denke, schreibe ich nur hier hinein. Deshalb sorry, falls hier wider Erwarten jemand mitliest, aber irgendwohin muss ich mit meinen Gedanken und das hier ist mein Überdruckventil. Einfach nicht mehr hier lesen, falls es runterzieht.
Ich verfolge den Flug von S auf Flightradar, bei der Landung werden zwei Flugzeuge aufeinander dargestellt, das finde ich beunruhigend. Es ist aber nur eine Verzögerung bei der Positionsaktualisierung. Sie schickt viele Bilder, genießt diesen Tag und ich freue mich für sie. Ich werde mir das Spiel heute Abend anschauen, falls ich nicht zu müde bin.
Vormittags erstelle ich eine Patientenverfügung und eine Bestattungsverfügung, drucke sie aus und unterschreibe sie. Dann erstelle ich ein Testament, handschriftlich, drücke wie immer viel zu fest mit dem linken Zeigefinger an den Stift und finde das sehr unangenehm. Ich schreibe nicht gern per Hand, obwohl ich mir handschriftliches viel besser merken kann.
Ich gehe einkaufen, wasche ein paar Maschinen Wäsche und hänge sie auf. Gieße die Balkonblumen kurz bevor es anfängt zu regnen. Esse Schokolade. Mache Ablage und bringe meine Abrechnungen auf Stand. Werde müde. Spüre den leichten Schmerz in der Brust.
Das Herumgetue und Beschäftigtsein lenkt ab, aber ich spüre das Grau im Hintergrund lauern. Die Hoffnungslosigkeit, die Aussichtslosigkeit.
Gleichzeitig einen Urlaub und einen Krankenhausaufenthalt zu planen ist komisch, vor allem weil der Urlaub vor dem Krankenhaus kommt. Andersherum wäre es günstiger. So hat die Urlaubsplanung was von 'das letzte Mal', obwohl das nicht wahrscheinlich ist, sagt die Ärztin. Aber es gibt ja noch andere Stellen an meinem Körper, denen ich nicht traue. Da hilft wohl nur, es anzugehen und ein paar weitere Vorsorgeuntersuchungen machen zu lassen. Dann weiß ich wenigstens für den Moment, was los ist. Ja, schlau gesagt.
Ich merke, dass ich mich auf das Fernsehen freue, auf diese Art Normalität, die Illusion von menschlicher Gesellschaft, die beim Zuschauen erzeugt wird. So weit ist es schon gekommen, dass ich mich auf ein Fussballspiel freue. Aber es ist auch besonders, weil ich weiß, dass S im Stadion sitzt.
Danach Erschöpfung auf der Couch, gepaart mit unruhigem Herzklopfen. Komische Kombination, fühlte sich nicht gut an. Die Erschöpfung hat gewonnen, das Herz hat sich wieder beruhigt. Vermutlich eine Nebenwirkung der Antihormontherapie, wie auch die Hitzewallungen, die nun wieder Alltag sind.
Mein Körper war mir noch nie wirklich vertraut, jetzt fremdele ich noch mehr mit ihm.
Die Wunde von der Stanzbiopsie tut immer noch weh, es hat aber fast eine Woche gedauert, bis mir aufgefallen ist, dass der Schmerz von dort kommt.
Die Nacht war ok. Neblig irgendwie, da waren Träume, an die ich mich aber gleich danach nicht mehr erinnern konnte. Kurze Momente der Angst, des Bewusstseins, dass nun endgültig die Uhr tickt und eben nicht nur wegen des fortgeschrittenen Alters sondern konkret weil ja, so wie vor mir meine Oma und meine Mutter, habe ich nun Krebs.
Ich schrecke vor den Worten zurück, fand sie schon immer angsteinflößend, jetzt noch mehr. Möchte sie nicht aufschreiben.
Zwischendurch auch andere Impulse, ich gebe noch nicht auf. Es ist heilbar, sagt die Ärztin. Ich werde noch nicht sofort sterben.
Ich möchte mich von Ballast befreien, endlich Dinge loslassen. Nicht zuletzt, damit sie nach meinem Tod niemand anders wegschmeissen muss. Aber auch, um mich jetzt leichter zu fühlen. Vielleicht eine Illusion, aber eine die mir im Moment hilft und eine Richtung gibt, etwas zu tun gibt.
S ist übers Wochenende verreist, ich habe Zeit für Vorbereitungen, Patientenverfügung etc.. Das ist gut, auch wenn ich S vermisse.
Es ist jetzt alles anders. Alles ist eingefärbt, bei jedem Gedanken wird "vielleicht zum letzten Mal" angehangen. Das ist vermutlich normal, ich habe den Befund ja erst vor zwei Tagen erfahren.
Aber es ist auch nicht gut. Ich will das nicht, ich will mich da nicht reinfallen lassen. Nicht rumheulen. Tue ich auch nicht, außer hier im Blog. Was ich denke, schreibe ich nur hier hinein. Deshalb sorry, falls hier wider Erwarten jemand mitliest, aber irgendwohin muss ich mit meinen Gedanken und das hier ist mein Überdruckventil. Einfach nicht mehr hier lesen, falls es runterzieht.
Ich verfolge den Flug von S auf Flightradar, bei der Landung werden zwei Flugzeuge aufeinander dargestellt, das finde ich beunruhigend. Es ist aber nur eine Verzögerung bei der Positionsaktualisierung. Sie schickt viele Bilder, genießt diesen Tag und ich freue mich für sie. Ich werde mir das Spiel heute Abend anschauen, falls ich nicht zu müde bin.
Vormittags erstelle ich eine Patientenverfügung und eine Bestattungsverfügung, drucke sie aus und unterschreibe sie. Dann erstelle ich ein Testament, handschriftlich, drücke wie immer viel zu fest mit dem linken Zeigefinger an den Stift und finde das sehr unangenehm. Ich schreibe nicht gern per Hand, obwohl ich mir handschriftliches viel besser merken kann.
Ich gehe einkaufen, wasche ein paar Maschinen Wäsche und hänge sie auf. Gieße die Balkonblumen kurz bevor es anfängt zu regnen. Esse Schokolade. Mache Ablage und bringe meine Abrechnungen auf Stand. Werde müde. Spüre den leichten Schmerz in der Brust.
Das Herumgetue und Beschäftigtsein lenkt ab, aber ich spüre das Grau im Hintergrund lauern. Die Hoffnungslosigkeit, die Aussichtslosigkeit.
Gleichzeitig einen Urlaub und einen Krankenhausaufenthalt zu planen ist komisch, vor allem weil der Urlaub vor dem Krankenhaus kommt. Andersherum wäre es günstiger. So hat die Urlaubsplanung was von 'das letzte Mal', obwohl das nicht wahrscheinlich ist, sagt die Ärztin. Aber es gibt ja noch andere Stellen an meinem Körper, denen ich nicht traue. Da hilft wohl nur, es anzugehen und ein paar weitere Vorsorgeuntersuchungen machen zu lassen. Dann weiß ich wenigstens für den Moment, was los ist. Ja, schlau gesagt.
Ich merke, dass ich mich auf das Fernsehen freue, auf diese Art Normalität, die Illusion von menschlicher Gesellschaft, die beim Zuschauen erzeugt wird. So weit ist es schon gekommen, dass ich mich auf ein Fussballspiel freue. Aber es ist auch besonders, weil ich weiß, dass S im Stadion sitzt.
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Freitag, 23. Mai 2025
22.05.25
garelia, 05:41h
Donnerstag, vor dem Gesprächstermin.
Today's the day.
Nein, ist er natürlich nicht. Das Ding wächst seit Jahren in mir. Aber heute bekomme ich einen Befund und eine medizinische Meinung dazu, wie es nun weitergehen sollte.
Nach ganz fest kommt ganz locker, anders kann ich mir meine relative Gelassenheit gerade nicht erklären. Ich bin seit 1:30 wach und seit 3:00 auf, trinke Kaffee, schwitze, schreibe. Bin, relativ, ruhig.
Ich hätte gerne ein Ventil für die kleinen Gedanken zwischendurch, aber bin mir nicht sicher, ob sowas überhaupt zulässig ist auf Mastodon. So viele Trigger wären das. Angst, Krebs, Krankenhaus, Einsamkeit, Depression, meine Güte, das will niemand lesen. Auch nicht mit CW.
Aber ein Ventil werde ich benötigen, wenn ich nicht komplett durchdrehen will.
Ich schreibe Fragen auf, auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass ich sie wirklich stellen kann. Vermutlich wird der Ablauf des Gesprächs nicht von mir bestimmt und durch Zeitmangel geprägt sein. Vielleicht auch nicht, vielleicht wird sich bei einem ernsten Befund mehr Zeit genommen als bei einer Routineuntersuchung bei irgendeinem Facharzt.
Ich bin wütend und enttäuscht von S. Sie sagt, ich bin nicht allein aber de facto bin ich das. Zumindest mit der Angst und mit den Überlegungen. Sie sagt mir gestern Abend, dass ich mir Fragen für das Gespräch aufschreiben soll, aber hat keine Lust, sich zu überlegen, welche Fragen denn wichtig sein könnten. "Nein Schatz, das ist dein Termin." 'Nicht allein' am Arsch.
Als ob ich da nicht selbst drauf komme, dass ich Fragen stellen sollte.
Aber was für Fragen soll ich stellen?
Wie lange lebe ich noch, wie viele Schmerzen und Angst muss ich bis dahin erdulden?
Wie sehr erniedrigt werde ich, wieviel Würde verliere ich?
Wer wird sich alles ein Urteil über meinen Körper bilden, wird abschätzig sagen, das kommt davon?
Werde ich vor der Katze sterben?
Nein, diese Fragen stelle ich nicht. Ich schreibe mir normale Fragen auf, vergesse vermutlich Wichtiges.
Ich weiß, ich bin schwierig. Ich bin eine Angstbeisserin. Aber ich brauche halt mehr als nur Sprüche, um Vertrauen aufzubauen. S hat mich zum zweiten Mal innerhalb einer extremen Woche enttäuscht. Ich hoffe, sie schafft es wenigstens, die Katze zu hüten, wenn ich im Krankenhaus bin. Schreibe das, schüttele über mich selbst den Kopf. Meine Abneigung gegen 'Sprüche' ist so extrem. Sie sind ein Zeichen von Gleichgültigkeit oder Unsicherheit. mit beidem kann ich nicht umgehen. Aber meine Reaktionen sind auch nicht gesund.
Die Wut hält mich über Wasser. Ich drucke meine Fragenliste aus, falte Wäsche, spüle. Gehe um 6:30 los ins Büro.
S schickt einige Fragen, ohne beleidigt zu sein. Gute Fragen. Meine Wut verfliegt. Aber die Maschinerie ist in Gang. In ca einer Stunde sitze ich im Sprechzimmer und höre den Befund. Stelle meine Fragen. Spüre die Leere in meinem Kopf, die Starre. Oder es kommt anders.
Donnerstag, nach dem Gesprächstermin.
Nein, es kommt nicht anders. Ich bekomme den Befund, mit dem ich gerechnet habe. Direkt, ohne Umschweife oder Beschönigungen, das finde ich gut. Kein Herumgerede. Die Ärztin macht das gut, hat vermutlich Routine. Sie ist schnell, konzentriert, aber strahlt keinen Zeitdruck aus.
Der schlimmste Fall tritt immerhin nicht ein, es wird nun nicht nach Metastasen gesucht, weil dafür keine Marker, Anzeichen, was weiß ich vorhanden seien. Es sei heilbar, die Ärztin strahlt Zuversicht aus. Sie möchte meinen Fall nächste Woche in der Tumorkonferenz vorstellen, danach will sie mich anrufen.
Medikamente, OP in einigen Wochen, Bestrahlung wiederum einige Wochen später, wenn die Wunde verheilt sei. Sie sagt, ich werde nächste Woche angerufen wegen der Termine, ein Vorgespräch mit der Anästhesie, Blutabhnahme, OP-Termin festmachen. Ich muss ansonsten nichts tun. Ich bekomme einen großen Ordner mit Unterlagen, Info-Material vom Tumorzentrum.
Ich gehe zurück ins Büro. Bin dankbar für die vertraute Umgebung, die so einen Kontrast zu der gerade erhaltenen Nachricht bildet. Das nach Plastik stinkende Zimmer, ein karger, austauschbarer Arbeitsplatz, keine persönlichen Gegenstände, da wir uns ja flexibel einbuchen müssen. Ich bin froh, wieder hier zu sein. Das passiert diesem Büro auch eher selten, nehme ich an.
Ich rufe S an. Sie ist erst gefasst, dann kommen ihr die Tränen, mir dann auch. Ich lege auf.
Informiere K, von der eine ungewohnt emotionale Antwort kommt. Informiere meinen Gruppenleiter, dass ich bald einige Wochen ausfallen werde.
Arbeite, absolviere eine lange Besprechung. Warte darauf, dass der Hammer fällt oder wie auch immer man das nennt. Ich bin vielleicht noch im Schock.
Eine Beklemmung in der Brust, die spüre ich später. Brustschmerzen, nicht gut. Atmen, weiteratmen, solange ich noch kann. Ich atme flach.
Die Stimmen der Kollegen aus den offenen Bürotüren klingen unwirklich. Ich möchte niemanden sehen, bin sehr froh, dass unsere Besprechungen seit Corona nur noch virtuell stattfinden. Und dass meine Kamera nicht funktioniert.
Der geplante Urlaub kann noch stattfinden, das ist gut. Und gut, dass S ihn nicht absagen konnte, dass ich die Absage auf morgen verschoben hatte. Eine Woche Griechenland vor der OP, das ist besser als zuhause sein.
Ich mache weiter, arbeite, schreibe Mails. Schaue, was ich noch erledigen muss, bevor ich dann länger nicht da bin. Starre aus dem Fenster. Plaudere mit einem Kollegen.
Nachmittags ein Friseurtermin. Im Laden alles lebhaft, lustig, normal, wie immer. In mir ein undefinierter Zustand von Angst. Angststarre. Die Art von Angst, bei der die Tiere in eine Ecke gedrängt sitzen, den Kopf zur Wand gedreht, sich nicht mehr wehren, nur noch zittern. Aber ich lache mit, mache zustimmende Geräusche.
Als ich nach Hause komme, ist S schon da. Sie sieht müde aus. Es ist schön, dass sie da ist. Wir essen, baden. Ich lege auf der viel zu kurzen Couch meinen Kopf in ihren Schoß, schlafe kurz ein. Ich bin müde.
Today's the day.
Nein, ist er natürlich nicht. Das Ding wächst seit Jahren in mir. Aber heute bekomme ich einen Befund und eine medizinische Meinung dazu, wie es nun weitergehen sollte.
Nach ganz fest kommt ganz locker, anders kann ich mir meine relative Gelassenheit gerade nicht erklären. Ich bin seit 1:30 wach und seit 3:00 auf, trinke Kaffee, schwitze, schreibe. Bin, relativ, ruhig.
Ich hätte gerne ein Ventil für die kleinen Gedanken zwischendurch, aber bin mir nicht sicher, ob sowas überhaupt zulässig ist auf Mastodon. So viele Trigger wären das. Angst, Krebs, Krankenhaus, Einsamkeit, Depression, meine Güte, das will niemand lesen. Auch nicht mit CW.
Aber ein Ventil werde ich benötigen, wenn ich nicht komplett durchdrehen will.
Ich schreibe Fragen auf, auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass ich sie wirklich stellen kann. Vermutlich wird der Ablauf des Gesprächs nicht von mir bestimmt und durch Zeitmangel geprägt sein. Vielleicht auch nicht, vielleicht wird sich bei einem ernsten Befund mehr Zeit genommen als bei einer Routineuntersuchung bei irgendeinem Facharzt.
Ich bin wütend und enttäuscht von S. Sie sagt, ich bin nicht allein aber de facto bin ich das. Zumindest mit der Angst und mit den Überlegungen. Sie sagt mir gestern Abend, dass ich mir Fragen für das Gespräch aufschreiben soll, aber hat keine Lust, sich zu überlegen, welche Fragen denn wichtig sein könnten. "Nein Schatz, das ist dein Termin." 'Nicht allein' am Arsch.
Als ob ich da nicht selbst drauf komme, dass ich Fragen stellen sollte.
Aber was für Fragen soll ich stellen?
Wie lange lebe ich noch, wie viele Schmerzen und Angst muss ich bis dahin erdulden?
Wie sehr erniedrigt werde ich, wieviel Würde verliere ich?
Wer wird sich alles ein Urteil über meinen Körper bilden, wird abschätzig sagen, das kommt davon?
Werde ich vor der Katze sterben?
Nein, diese Fragen stelle ich nicht. Ich schreibe mir normale Fragen auf, vergesse vermutlich Wichtiges.
Ich weiß, ich bin schwierig. Ich bin eine Angstbeisserin. Aber ich brauche halt mehr als nur Sprüche, um Vertrauen aufzubauen. S hat mich zum zweiten Mal innerhalb einer extremen Woche enttäuscht. Ich hoffe, sie schafft es wenigstens, die Katze zu hüten, wenn ich im Krankenhaus bin. Schreibe das, schüttele über mich selbst den Kopf. Meine Abneigung gegen 'Sprüche' ist so extrem. Sie sind ein Zeichen von Gleichgültigkeit oder Unsicherheit. mit beidem kann ich nicht umgehen. Aber meine Reaktionen sind auch nicht gesund.
Die Wut hält mich über Wasser. Ich drucke meine Fragenliste aus, falte Wäsche, spüle. Gehe um 6:30 los ins Büro.
S schickt einige Fragen, ohne beleidigt zu sein. Gute Fragen. Meine Wut verfliegt. Aber die Maschinerie ist in Gang. In ca einer Stunde sitze ich im Sprechzimmer und höre den Befund. Stelle meine Fragen. Spüre die Leere in meinem Kopf, die Starre. Oder es kommt anders.
Donnerstag, nach dem Gesprächstermin.
Nein, es kommt nicht anders. Ich bekomme den Befund, mit dem ich gerechnet habe. Direkt, ohne Umschweife oder Beschönigungen, das finde ich gut. Kein Herumgerede. Die Ärztin macht das gut, hat vermutlich Routine. Sie ist schnell, konzentriert, aber strahlt keinen Zeitdruck aus.
Der schlimmste Fall tritt immerhin nicht ein, es wird nun nicht nach Metastasen gesucht, weil dafür keine Marker, Anzeichen, was weiß ich vorhanden seien. Es sei heilbar, die Ärztin strahlt Zuversicht aus. Sie möchte meinen Fall nächste Woche in der Tumorkonferenz vorstellen, danach will sie mich anrufen.
Medikamente, OP in einigen Wochen, Bestrahlung wiederum einige Wochen später, wenn die Wunde verheilt sei. Sie sagt, ich werde nächste Woche angerufen wegen der Termine, ein Vorgespräch mit der Anästhesie, Blutabhnahme, OP-Termin festmachen. Ich muss ansonsten nichts tun. Ich bekomme einen großen Ordner mit Unterlagen, Info-Material vom Tumorzentrum.
Ich gehe zurück ins Büro. Bin dankbar für die vertraute Umgebung, die so einen Kontrast zu der gerade erhaltenen Nachricht bildet. Das nach Plastik stinkende Zimmer, ein karger, austauschbarer Arbeitsplatz, keine persönlichen Gegenstände, da wir uns ja flexibel einbuchen müssen. Ich bin froh, wieder hier zu sein. Das passiert diesem Büro auch eher selten, nehme ich an.
Ich rufe S an. Sie ist erst gefasst, dann kommen ihr die Tränen, mir dann auch. Ich lege auf.
Informiere K, von der eine ungewohnt emotionale Antwort kommt. Informiere meinen Gruppenleiter, dass ich bald einige Wochen ausfallen werde.
Arbeite, absolviere eine lange Besprechung. Warte darauf, dass der Hammer fällt oder wie auch immer man das nennt. Ich bin vielleicht noch im Schock.
Eine Beklemmung in der Brust, die spüre ich später. Brustschmerzen, nicht gut. Atmen, weiteratmen, solange ich noch kann. Ich atme flach.
Die Stimmen der Kollegen aus den offenen Bürotüren klingen unwirklich. Ich möchte niemanden sehen, bin sehr froh, dass unsere Besprechungen seit Corona nur noch virtuell stattfinden. Und dass meine Kamera nicht funktioniert.
Der geplante Urlaub kann noch stattfinden, das ist gut. Und gut, dass S ihn nicht absagen konnte, dass ich die Absage auf morgen verschoben hatte. Eine Woche Griechenland vor der OP, das ist besser als zuhause sein.
Ich mache weiter, arbeite, schreibe Mails. Schaue, was ich noch erledigen muss, bevor ich dann länger nicht da bin. Starre aus dem Fenster. Plaudere mit einem Kollegen.
Nachmittags ein Friseurtermin. Im Laden alles lebhaft, lustig, normal, wie immer. In mir ein undefinierter Zustand von Angst. Angststarre. Die Art von Angst, bei der die Tiere in eine Ecke gedrängt sitzen, den Kopf zur Wand gedreht, sich nicht mehr wehren, nur noch zittern. Aber ich lache mit, mache zustimmende Geräusche.
Als ich nach Hause komme, ist S schon da. Sie sieht müde aus. Es ist schön, dass sie da ist. Wir essen, baden. Ich lege auf der viel zu kurzen Couch meinen Kopf in ihren Schoß, schlafe kurz ein. Ich bin müde.
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Donnerstag, 22. Mai 2025
21.05.25
garelia, 03:34h
Eine miese Nacht reiht sich an die nächste. Es ist Mittwoch, und nur noch ein Tag bis Donnerstag.
Heute Bürotag, ich bin nicht abgeneigt, mich vom Arbeitsalltag ablenken zu lassen, auch wenn ich weiß, dass es eher umgekehrt sein wird und die Angst mich von der Arbeit ablenken wird. Wie auch immer, hier in der Wohnung in meiner Angst zu schmoren hat gestern nicht gut getan.
Einfach anfangen, loslegen, da sein, im Moment. Die Stimme in meinem Kopf meint es gut mit mir.
Es gibt nicht mehr als den Moment, sagt sie.
Oh doch.
Es gibt ein ganzes Leben in Angst, versteckt, zurückgezogen, mit eingekniffenem Schwanz und niedergeschlagenem Blick. Ein ganzes Leben, in dem die einzige Sicherheit der Rückzug war, der einzige Schutz die Abwesenheit von anderen Menschen.
Und nun wird die Maschinerie wieder losgehen, die mich begrüßt hat, als ich auf die Welt kam. Vor der ich mich mein Leben lang versteckt habe. Krankenhaus, Schmerzen, Angst. Fremde Menschen, für die ich eine Nummer bin. Vertraute Menschen, für die ich lästig bin, ein Klotz am Bein.
Der riesige, unverdaute Brocken in meinem Bauch. Ein leeres Leben, das nie richtig losging, nie richtig angefangen hat. Und jetzt, am (vielleicht) Ende, soll plötzlich alles anders sein?
Was auch immer es ist, es ist mein Leben und sicher nicht das Einzige, das auf diese Weise verlaufen ist. Nicht die Norm, klar, aber auch nicht unfassbar. Ein Leben unter dem Radar, unauffällig, unglücklich, voller Angst und Vermeidung, da gibt es sicher viele von.
---------------
Arbeitstag mit Angst überall an mir, in mir, Angst umwabert mich. Es scheint aber niemand etwas zu merken.
Ich bin ja nie besonders fröhlich, immer eher ernst und abwesend bis abweisend.
Angst kommt in Wellen. Routinekram wird erledigt, größeres geht nicht.
Im Spiegel auf dem Klo gucken mich große, ängstliche Augen an. Angstgeweitet, etwas starr, verständnislos.
Viel länger als morgen halte ich es nicht mehr aus. Wenn morgen alles schlimm wird oder wenn morgen immer noch Ungewissheit herrscht, versuche ich vielleicht doch, eine Krankschreibung zu bekommen. Um mich wenigstens auf meine zu erledigenden Dinge zu konzentrieren. Um vielleicht irgendwie an meine Gefühle zu kommen. Wenigstens mal weinen, das wäre schon ein Fortschritt. Gefühle zulassen. Andere Gefühle als Angst, als Angststarre.
Mir ist schlecht vor Angst. Schwindlig vor Angst. Starrr vor Angst.
Und doch, am Ende des Arbeitstages um 16:00 denke ich, dass es gut war, im Büro gewesen zu sein. Besser als zuhause im Homeoffice mit weniger Ablenkung.
Heute Bürotag, ich bin nicht abgeneigt, mich vom Arbeitsalltag ablenken zu lassen, auch wenn ich weiß, dass es eher umgekehrt sein wird und die Angst mich von der Arbeit ablenken wird. Wie auch immer, hier in der Wohnung in meiner Angst zu schmoren hat gestern nicht gut getan.
Einfach anfangen, loslegen, da sein, im Moment. Die Stimme in meinem Kopf meint es gut mit mir.
Es gibt nicht mehr als den Moment, sagt sie.
Oh doch.
Es gibt ein ganzes Leben in Angst, versteckt, zurückgezogen, mit eingekniffenem Schwanz und niedergeschlagenem Blick. Ein ganzes Leben, in dem die einzige Sicherheit der Rückzug war, der einzige Schutz die Abwesenheit von anderen Menschen.
Und nun wird die Maschinerie wieder losgehen, die mich begrüßt hat, als ich auf die Welt kam. Vor der ich mich mein Leben lang versteckt habe. Krankenhaus, Schmerzen, Angst. Fremde Menschen, für die ich eine Nummer bin. Vertraute Menschen, für die ich lästig bin, ein Klotz am Bein.
Der riesige, unverdaute Brocken in meinem Bauch. Ein leeres Leben, das nie richtig losging, nie richtig angefangen hat. Und jetzt, am (vielleicht) Ende, soll plötzlich alles anders sein?
Was auch immer es ist, es ist mein Leben und sicher nicht das Einzige, das auf diese Weise verlaufen ist. Nicht die Norm, klar, aber auch nicht unfassbar. Ein Leben unter dem Radar, unauffällig, unglücklich, voller Angst und Vermeidung, da gibt es sicher viele von.
---------------
Arbeitstag mit Angst überall an mir, in mir, Angst umwabert mich. Es scheint aber niemand etwas zu merken.
Ich bin ja nie besonders fröhlich, immer eher ernst und abwesend bis abweisend.
Angst kommt in Wellen. Routinekram wird erledigt, größeres geht nicht.
Im Spiegel auf dem Klo gucken mich große, ängstliche Augen an. Angstgeweitet, etwas starr, verständnislos.
Viel länger als morgen halte ich es nicht mehr aus. Wenn morgen alles schlimm wird oder wenn morgen immer noch Ungewissheit herrscht, versuche ich vielleicht doch, eine Krankschreibung zu bekommen. Um mich wenigstens auf meine zu erledigenden Dinge zu konzentrieren. Um vielleicht irgendwie an meine Gefühle zu kommen. Wenigstens mal weinen, das wäre schon ein Fortschritt. Gefühle zulassen. Andere Gefühle als Angst, als Angststarre.
Mir ist schlecht vor Angst. Schwindlig vor Angst. Starrr vor Angst.
Und doch, am Ende des Arbeitstages um 16:00 denke ich, dass es gut war, im Büro gewesen zu sein. Besser als zuhause im Homeoffice mit weniger Ablenkung.
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Mittwoch, 21. Mai 2025
20.05.25
garelia, 05:16h
Durchbrochene Nacht, Schlaf, wach liegen, hören wie die Nachbarn polternd ins Bett gehen, hören wie die Katze mit der Hinterpfote über das Laminat schleift, Angst fühlen, leichten Schmerz in der Brust, tauber Zeh, oberflächlicher Schlaf, keine Erinnerung an Träume. Um 4:00 zieht es mich aus dem Bett, ich bin zu unruhig um weiter liegen zu bleiben.
Mit Angst aufwachen, Nebel im Kopf. Heute Morgen anderer Arzttermin, andere Baustelle, auch angstbesetzt. Angst und Angst hebt sich nicht auf, ein Dauerzustand, anstrengend.
S wollte den Urlaub gestern stornieren und konnte nicht, sie hat mich gebeten, es zu tun. Es nähme sie zu sehr mit, sie hätte keine Stimme. Das überrascht mich nicht sehr, aber es enttäuscht mich trotzdem etwas. Und unterstreicht, dass sie beim Gespräch am Donnerstag nicht dabei sein sollte. Allein sein, etwas anderes bleibt mir nicht übrig.
Ich muss mich kümmern, Dinge regeln und bin gelähmt, erstarrt. Schock vermutlich. Alleine mit dem Schock, mit den zu regelnden Dingen. Alleine mit der sehr alten, gebrechlichen Katze. Alleine mit meiner Angst. Die Angst ist unbestimmt, Angst in der Unbestimmtheit, im Nichtwissen, wie es weitergeht.
Habe alles auf nach Donnerstag verschoben. Urlaub absagen, auch wenn die Stornogebühren dann höher sind. Mit der Reiseversicherung auseinandersetzen. Catsitterin absagen. Andere Termine absagen. Patientenverfügung. Private Dinge sortieren.
Das Gespräch am Donnerstag wird vermutlich viele weitere neue Fragen aufwerfen. Ich hätte wirklich gern jemand dabei, jemand ruhiges, besonnenes, eine Person, die die richtigen Fragen stellt und sich die Antworten merkt. Die an meiner Seite ist und mir hilft.
Der Arzttermin war ok, kein Befund, das ist gut. Irgendwann wird das nicht mehr so sein, irgendwann wird der Besuch bei der Augenärztin im Angstchaos enden. Aber heute nicht.
Der restliche Dienstag ist verschwendet als Tag. Sagt man doch so, wenn man nichts macht, nur auf der Couch und im Bett liegen, Serie schauen, sich ablenken. Wenigstens habe ich gespült.
Ich komme nicht zur Ruhe, schwitze, friere, kalte Finger und Zehen während die Hitzewallungen den Schweiß unter der Brust und am Rücken herunterrinnen lassen. Schade, dass ich die Hormone absetzen musste, die haben anscheinend doch etwas bewirkt. Aber ich schwitze auch ohne Hitzewallungen viel.
Sie ist wie immer. Die Nähe vom Wochenende ist nicht mehr zu spüren. Vermutlich auch bei mir nicht mehr.
Sie hat mir gesagt, ich soll mich jederzeit melden, wenn etwas ist. Ich soll sagen, was ich brauche. Als ob das jemals funktioniert hätte bei uns.
Ich brauche jemand, die einfach da ist, bei mir. Das kann sie nicht, sie braucht konkrete Aufträge. Wir werden sehen, wie das wird, ob es funktioniert und wie.
Mit Angst aufwachen, Nebel im Kopf. Heute Morgen anderer Arzttermin, andere Baustelle, auch angstbesetzt. Angst und Angst hebt sich nicht auf, ein Dauerzustand, anstrengend.
S wollte den Urlaub gestern stornieren und konnte nicht, sie hat mich gebeten, es zu tun. Es nähme sie zu sehr mit, sie hätte keine Stimme. Das überrascht mich nicht sehr, aber es enttäuscht mich trotzdem etwas. Und unterstreicht, dass sie beim Gespräch am Donnerstag nicht dabei sein sollte. Allein sein, etwas anderes bleibt mir nicht übrig.
Ich muss mich kümmern, Dinge regeln und bin gelähmt, erstarrt. Schock vermutlich. Alleine mit dem Schock, mit den zu regelnden Dingen. Alleine mit der sehr alten, gebrechlichen Katze. Alleine mit meiner Angst. Die Angst ist unbestimmt, Angst in der Unbestimmtheit, im Nichtwissen, wie es weitergeht.
Habe alles auf nach Donnerstag verschoben. Urlaub absagen, auch wenn die Stornogebühren dann höher sind. Mit der Reiseversicherung auseinandersetzen. Catsitterin absagen. Andere Termine absagen. Patientenverfügung. Private Dinge sortieren.
Das Gespräch am Donnerstag wird vermutlich viele weitere neue Fragen aufwerfen. Ich hätte wirklich gern jemand dabei, jemand ruhiges, besonnenes, eine Person, die die richtigen Fragen stellt und sich die Antworten merkt. Die an meiner Seite ist und mir hilft.
Der Arzttermin war ok, kein Befund, das ist gut. Irgendwann wird das nicht mehr so sein, irgendwann wird der Besuch bei der Augenärztin im Angstchaos enden. Aber heute nicht.
Der restliche Dienstag ist verschwendet als Tag. Sagt man doch so, wenn man nichts macht, nur auf der Couch und im Bett liegen, Serie schauen, sich ablenken. Wenigstens habe ich gespült.
Ich komme nicht zur Ruhe, schwitze, friere, kalte Finger und Zehen während die Hitzewallungen den Schweiß unter der Brust und am Rücken herunterrinnen lassen. Schade, dass ich die Hormone absetzen musste, die haben anscheinend doch etwas bewirkt. Aber ich schwitze auch ohne Hitzewallungen viel.
Sie ist wie immer. Die Nähe vom Wochenende ist nicht mehr zu spüren. Vermutlich auch bei mir nicht mehr.
Sie hat mir gesagt, ich soll mich jederzeit melden, wenn etwas ist. Ich soll sagen, was ich brauche. Als ob das jemals funktioniert hätte bei uns.
Ich brauche jemand, die einfach da ist, bei mir. Das kann sie nicht, sie braucht konkrete Aufträge. Wir werden sehen, wie das wird, ob es funktioniert und wie.
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Montag, 19. Mai 2025
19.05.25
garelia, 08:03h
Das Wochenende war, ich möchte schreiben: gut, aber gut ist eigentlich anders. Es war aber in manchen Teilen gut.
S kam Freitagnachmittag und wir waren Essen, man konnte draußen sitzen, es war angenehm. Schnitzel mit Pommes, beruhigend irgendwie. Äußere Normalität während ich innerlich ängstlich vor mich hinstarre. Ich habe Wein getrunken, S war sehr nett, sehr nah.
Ich merke, dass sie eine 'ich muss jetzt stark sein' Haltung hat und das kann sie gut, aber ich mache mir auch Gedanken, ein bißchen Sorge um sie. Und ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich bin schuld an dem Ärger jetzt. Natürlich ist das Quatsch, aber der Gedanke ist da, im Hintergrund, wie Schimmel an der Wand.
Abends haben wir Let's Dance geschaut und sind dann beide ins Bett, das war schön. Normalerweise bleibt sie länger auf. In der Nacht waren wir nah, näher als sonst. Wir haben beide Angst.
Auch der Samstag war gut, harmonisch, nah. Draußen sehr viel Hand halten. Ein Stück Kuchen und kleine Andenken beim Tierheimfest, eine Stunde schlafen während sie Fußball schaut, Einkaufen fahren, ESC, naja für mich nur der Anfang vom ESC.
Der Sonntagmorgen dann etwas stressiger, nicht wegen uns sondern wegen des Urlaubs, der nun so nicht stattfinden wird.
Der Urlaub muss abgesagt werden, ich hätte es ausgesessen bis ich am Donnerstag den Befund bekomme, aber dann wäre eine Frist überschritten und S möchte das Geld nicht komplett verlieren. Mir ist das Geld im Moment egal. Es ist traurig, den Urlaub abzusagen. Ich hatte mich drauf gefreut, trotz der immer vorhandenen Sorge wegen der Katze und der Flugangst und der Unruhe wegen allem. Ich mag unsere Urlaube sehr und bin traurig, sie auch. Sie legt größere Wichtigkeit in Urlaube als ich, glaube ich. Es tut mir aber auch weh.
Mittags dann noch ein schöner Spaziergang, der auch gut tat, trotz der Angst im Bauch und der Wehmut, die mir nun auf dem Rücken sitzt und über die Schulter schaut.
Am frühen Nachmittag fährt sie nachhause und ich koche, schaue irgendeine Serie, versuche den Schmerz zu betäuben. Es ist wie immer wenn sie am Sonntag geht, nur schlimmer, legitim schlimmer, reale Angst, Alarmzustand. Alles intensiver, ständige Angst im Bauch.
Eine durchbrochene Nacht, viel wach liegen, starke Schweißausbrüche. Ich kann mich nicht beruhigen, wie denn auch. Welche meiner selbstberuhigenden Träumereien soll denn jetzt noch wirken?
Ab und zu merke ich, dass ich wohl gerade doch geschlafen und geträumt habe, bin dann aber wieder wach. Wach und gleichzeitig müde. Ich möchte mich verstecken im Bett, möchte nicht aufstehen, stelle den Wecker weiter vor. Aber stehe dann doch um 5:25 auf. Die Unruhe zieht mich hoch.
Ich habe das Gefühl, eine Liste abarbeiten zu müssen, Vorbereitungen treffen zu müssen und bin starr. Ich denke einen Moment, ich kann heute doch zum Kieser gehen und möchte mich einen Moment später nur noch verstecken.
Es wird wohl erst Donnerstag irgendwie weitergehen, wenn ich gesagt bekomme, was da in mir wächst. Bis dahin bin funktioniere ich irgendwie, ohne jegliches Extra.
S kam Freitagnachmittag und wir waren Essen, man konnte draußen sitzen, es war angenehm. Schnitzel mit Pommes, beruhigend irgendwie. Äußere Normalität während ich innerlich ängstlich vor mich hinstarre. Ich habe Wein getrunken, S war sehr nett, sehr nah.
Ich merke, dass sie eine 'ich muss jetzt stark sein' Haltung hat und das kann sie gut, aber ich mache mir auch Gedanken, ein bißchen Sorge um sie. Und ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich bin schuld an dem Ärger jetzt. Natürlich ist das Quatsch, aber der Gedanke ist da, im Hintergrund, wie Schimmel an der Wand.
Abends haben wir Let's Dance geschaut und sind dann beide ins Bett, das war schön. Normalerweise bleibt sie länger auf. In der Nacht waren wir nah, näher als sonst. Wir haben beide Angst.
Auch der Samstag war gut, harmonisch, nah. Draußen sehr viel Hand halten. Ein Stück Kuchen und kleine Andenken beim Tierheimfest, eine Stunde schlafen während sie Fußball schaut, Einkaufen fahren, ESC, naja für mich nur der Anfang vom ESC.
Der Sonntagmorgen dann etwas stressiger, nicht wegen uns sondern wegen des Urlaubs, der nun so nicht stattfinden wird.
Der Urlaub muss abgesagt werden, ich hätte es ausgesessen bis ich am Donnerstag den Befund bekomme, aber dann wäre eine Frist überschritten und S möchte das Geld nicht komplett verlieren. Mir ist das Geld im Moment egal. Es ist traurig, den Urlaub abzusagen. Ich hatte mich drauf gefreut, trotz der immer vorhandenen Sorge wegen der Katze und der Flugangst und der Unruhe wegen allem. Ich mag unsere Urlaube sehr und bin traurig, sie auch. Sie legt größere Wichtigkeit in Urlaube als ich, glaube ich. Es tut mir aber auch weh.
Mittags dann noch ein schöner Spaziergang, der auch gut tat, trotz der Angst im Bauch und der Wehmut, die mir nun auf dem Rücken sitzt und über die Schulter schaut.
Am frühen Nachmittag fährt sie nachhause und ich koche, schaue irgendeine Serie, versuche den Schmerz zu betäuben. Es ist wie immer wenn sie am Sonntag geht, nur schlimmer, legitim schlimmer, reale Angst, Alarmzustand. Alles intensiver, ständige Angst im Bauch.
Eine durchbrochene Nacht, viel wach liegen, starke Schweißausbrüche. Ich kann mich nicht beruhigen, wie denn auch. Welche meiner selbstberuhigenden Träumereien soll denn jetzt noch wirken?
Ab und zu merke ich, dass ich wohl gerade doch geschlafen und geträumt habe, bin dann aber wieder wach. Wach und gleichzeitig müde. Ich möchte mich verstecken im Bett, möchte nicht aufstehen, stelle den Wecker weiter vor. Aber stehe dann doch um 5:25 auf. Die Unruhe zieht mich hoch.
Ich habe das Gefühl, eine Liste abarbeiten zu müssen, Vorbereitungen treffen zu müssen und bin starr. Ich denke einen Moment, ich kann heute doch zum Kieser gehen und möchte mich einen Moment später nur noch verstecken.
Es wird wohl erst Donnerstag irgendwie weitergehen, wenn ich gesagt bekomme, was da in mir wächst. Bis dahin bin funktioniere ich irgendwie, ohne jegliches Extra.
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Donnerstag, 15. Mai 2025
15.05.25
garelia, 14:11h
Heute Morgen Ultraschall, Mammographie, Stanzbiopsie. Mit fünf verschiedenen, sehr freundlichen Frauen zu tun gehabt.
Ich habe mich irgendwie besser gehalten, als ich gedacht hätte. Ich war und bin ruhiger, als ich gedacht hätte. Nur ab und an ein kurzer Moment des Grauens, ein kurzes Flackern des dunklen Lochs ins Nichts. Ein Riss in der Wand, hinter dem unendliche, einsame Leere ist.
Allein im Weltall, so habe ich mir als Kind den Tod vorgestellt. Allein im unendlichen Nichts. Aufzuhören zu Existieren konnte ich mir nicht vorstellen.
Inzwischen stelle ich es mir vor als Wissen, dass das nächste Einschlafen das letzte sein wird, dass ich danach nie wieder aufwache. Dass ich weggeräumt werde und alles andere weitergeht wie immer. Alle Menschen leben weiter ihr Leben, nur ich nicht.
Alle machen weiter, nur ohne mich. So fühle ich mich, wenn ich verlassen werde.
Als ob die Welt mich verlassen wird und nicht ich die Welt. Komisch, wie selbstzentriert solche Vorstellungen sind.
In einer Woche bekomme ich den Befund. Ich fühle keinen Optimismus, fühle mich starr und müde. Als ich heute Morgen aus dem Krankenhaus ging, durch den Park, Wind und Sonne in den Bäumen, kamen mir kurz die Tränen.
Aber wird sich irgendwas ändern, wenn der Befund nicht so fies ist, wie ich fürchte? Vermutlich nicht.
Ich habe mich irgendwie besser gehalten, als ich gedacht hätte. Ich war und bin ruhiger, als ich gedacht hätte. Nur ab und an ein kurzer Moment des Grauens, ein kurzes Flackern des dunklen Lochs ins Nichts. Ein Riss in der Wand, hinter dem unendliche, einsame Leere ist.
Allein im Weltall, so habe ich mir als Kind den Tod vorgestellt. Allein im unendlichen Nichts. Aufzuhören zu Existieren konnte ich mir nicht vorstellen.
Inzwischen stelle ich es mir vor als Wissen, dass das nächste Einschlafen das letzte sein wird, dass ich danach nie wieder aufwache. Dass ich weggeräumt werde und alles andere weitergeht wie immer. Alle Menschen leben weiter ihr Leben, nur ich nicht.
Alle machen weiter, nur ohne mich. So fühle ich mich, wenn ich verlassen werde.
Als ob die Welt mich verlassen wird und nicht ich die Welt. Komisch, wie selbstzentriert solche Vorstellungen sind.
In einer Woche bekomme ich den Befund. Ich fühle keinen Optimismus, fühle mich starr und müde. Als ich heute Morgen aus dem Krankenhaus ging, durch den Park, Wind und Sonne in den Bäumen, kamen mir kurz die Tränen.
Aber wird sich irgendwas ändern, wenn der Befund nicht so fies ist, wie ich fürchte? Vermutlich nicht.
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