Donnerstag, 29. Mai 2025
28.05.25
Die Nacht war verschwitzt und unterbrochen, aber nicht schlimmer als sonst, zählt eigentlich sogar als gute Nacht, da keine Grübeleien.

Stehe auf, versuche beim Kaffeekochen weiter, mich mit der neuen Mischbatterie anzufreunden, deren Wasserdruck viel höher ist als ich es bislang gewohnt war. Ich muss sie viel vorsichtiger angehen, sonst Überschwemmung. Außerdem liegt der Handgriff ungünstig, da habe ich mir keine Gedanken drum gemacht, das war wohl ein Fehler. Versuche mir zu sagen, dass sowas jetzt gerade irrelevant ist, aber es fällt halt täglich mehrmals auf. Ich hoffe, ich gewöhne mich dran und muss nicht nochmal so einen Akt machen mit Klempner anrücken lassen.

Ich gehe heute ins Büro, letzter Arbeitstag vor Urlaub und Krankenhaus. Ein paar Dinge noch übergeben, ein paar Besprechungen, dann weg. Ich werde es nicht vermissen. Und die Zeit wird sicher schnell vergehen und schon beschäftige ich mich wieder mit der Arbeit.

Vormittags rufe ich die Ärztin an, es ist mir unangenehm, aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Sie ist im OP, reagiert aber freundlich und und sagt, dass sie mich später zurückruft. Ich bin froh, dass ich angerufen habe, auch wenn es mir unangenehm ist, so aufzufallen. Dann also weiter warten, aber mit mehr Aussichten auf Erlösung.

Eine der Gruppenleiterinnen sagt dreimal 'Alles Gute für dich' als ich gehe, sie weiß also schon Bescheid. War klar, aber ist schon etwas unangenehm und klingt auch nicht ehrlich gemeint, sondern weil man das halt so sagt und ich bin froh, dass ich schnell verschwinden kann, als ob ich ganz normal mal zwei Wochen in Urlaub gehe.

Als ich schon aus dem Gebäude aber noch auf den Gelände bin, ruft die Ärztin zurück. Es gibt noch kein Protokoll der Tumorkonferenz, sie glaubt aber, dass nur die Frage offen ist, ob die Sentinel Lymphknoten mit rausoperiert werden oder nicht. Sie wird mir Bescheid geben, sobald sie das weiß, Wegen des Vorgesprächs mit der Anästhesie war es gut, dass ich sie angerufen habe, denn sie wundert sich, dass sich noch niemand bei mir gemeldet hat. Sagt, sie gibt dort nochmal Bescheid und wenn ich Freitag bis Mittag nichts gehört habe, soll ich dort anrufen, sie gibt mir die Telefonnummer. Ich bin sehr erleichtert.

Der Abend mit S ist wie so oft zeitweise anstrengend für mich und ich eskaliere wieder mal kurz, werde böse, sauer, kann nicht mit ihrer Art umgehen. Mein Fehler, unsouverain wie so oft. Ich gebe kurz darauf zu, dass es eine schlechte Reaktion war, es scheint ok zu sein. Ich disse mich auch selbst in meinem Kopf dafür, mehr als sie vermutlich, sie hat es bald wieder vergessen, ich nicht. Same old same old.

Ich schlafe auf der Couch ein, an sie gelehnt und wache davon auf, dass mir der linke Arm einschläft. Putze mir die Zähne, gehe ins Bett, kann aber nicht schnell wieder einschlafen.
Später schläft S auf der Couch ein und wird mit erst wieder wach, als ich ein Glas Wasser trinken gehe. Man könnte meine, es wäre abends mit uns nix los, aber eigentlich brauchen wir nur eine bequemere Couch, dann wäre das Einschlafen darauf zumindest erholsam.

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