Donnerstag, 22. Mai 2025
Das komische Kind
garelia, 03:32h
Ich scheine allein zu sein auf dem Flur, es fühlt sich seltsam leer an, als ob ein Ausnahmetag wäre. Es ist aber nur früh und es ist vor Ostern, viele haben Urlaub. Und es ist grau und bedeckt draussen, die Art von Wetter, die mir Erinnerungen an die Grundschulzeit macht. Termine mit Oma, wegen denen ich nicht in die Schule musste. Schluckimpfung, die alte Zahnärztin Fr. Fischer, die lieb war. Was wäre geworden, wenn die nicht so alt gewesen wäre und mich hätte weiterbehandeln können? Zeitstränge, die es nie gegeben hat.
Regenwetter macht mir ein geborgenes Gefühl, ein aus der Zeit gefallenes Gefühl. Es sind Zeitanomalien, das Gefühl, in zwei Zeiten gleichzeitig zu sein. Vielleicht werden Zeitwände dünner im Regen und bei trübem Licht. Oder Erinnerungen stärker.
Im Aufzugschacht rumpelt es, wenn die Kabine vorbei fährt, die Türen zum Treppenhaus gehen auf und fallen wieder zu, Schlüssel drehen sich in Schlössern. Stimmen sind zu hören, leider bin ich doch nicht allein hier auf dem Flur.
'Die grüne Wolke' hat mir Unbehagen gemacht als Kind, jetzt wünsche ich sie mir manchmal herbei. Aber das Erwachsenenhirn macht sich natürlich sofort Sorgen. Was wenn niemand mehr die Atomkraftwerke beaufsichtigt, oder was sonst noch so alles außer Kontrolle geraten kann. Dann habe ich nicht viel vom Alleinesein, oder nicht lange zumindest.
Wie lange kann man mit Tüten rascheln? Dann hört es auf. Ich habe den Impuls, nachzuschauen, was da ausgepackt wurde. Dann raschelt es wieder, ein komisches Geräusch. Ich gehe zur Kaffeemaschine und um zu schauen, wer da raschelt. Es war nur ein Kollege, der seinen Arbeitsplatz aufgebaut und ein Brötchen gegessen hat.
Mein ewiges Dilemma. Solche Angst vor Menschen, solche Sehnsucht danach, nicht mehr einsam zu sein. Wie ein Hund an der Kette, der sich aus Angst vor den Menschen duckt und doch gestreichelt werden möchte.
Wie ein Haustier wurde ich gehalten und so fühle ich mich auch. Die Schrecken, die ich kenne, geben Sicherheit. Gleichgültigkeit und Leckerlis für nichts. Dinge wurden nach mir geworfen und ein Stück Schokolade gegeben, wenn ich mir weh getan hatte. Einsamkeit im Dunklen, im Regen, unter der Bettdecke, wenn das Grauen kam. Reglos liegen, der Schweiss rinnt mir am ganzen Körper herunter. Nicht bewegen, die Angst ist so groß. Mich in mir verstecken. Mit niemandem reden, niemand hört zu, niemand fragt, niemand sieht etwas.
Das komische Kind. Das unauffällige Kind. Das Kind, für das sich niemand interessiert. Aufmerksamkeit, wenn sie vorkommt, ist immer auch stochern, ärgern, testen. Abschätzig, mit mir ist nichts los. Stochern, ob ich reagiere. Ich krümme mich zusammen, ziehe mich zurück. Weine vor Sehnsucht.
Mich müde schluchzen, mich in den Schlaf weinen. Niemand sieht mich, niemand interessiert sich für mich.
Wut und Angst. Der Hund kläfft an der Kette, die Augen sprechen von unbändiger Verzweiflung.
Es wird ein bißchen heller, der Tag schleicht voran und ich möchte nachhause. Möchte spielen, alleine, wie immer. In einer Ecke, alleine, mit gesenktem Kopf. Mich wegträumen, in eine hellere Welt, wo es Lachen und Aufmerksamkeit und Geborgenheit gibt.
Regenwetter macht mir ein geborgenes Gefühl, ein aus der Zeit gefallenes Gefühl. Es sind Zeitanomalien, das Gefühl, in zwei Zeiten gleichzeitig zu sein. Vielleicht werden Zeitwände dünner im Regen und bei trübem Licht. Oder Erinnerungen stärker.
Im Aufzugschacht rumpelt es, wenn die Kabine vorbei fährt, die Türen zum Treppenhaus gehen auf und fallen wieder zu, Schlüssel drehen sich in Schlössern. Stimmen sind zu hören, leider bin ich doch nicht allein hier auf dem Flur.
'Die grüne Wolke' hat mir Unbehagen gemacht als Kind, jetzt wünsche ich sie mir manchmal herbei. Aber das Erwachsenenhirn macht sich natürlich sofort Sorgen. Was wenn niemand mehr die Atomkraftwerke beaufsichtigt, oder was sonst noch so alles außer Kontrolle geraten kann. Dann habe ich nicht viel vom Alleinesein, oder nicht lange zumindest.
Wie lange kann man mit Tüten rascheln? Dann hört es auf. Ich habe den Impuls, nachzuschauen, was da ausgepackt wurde. Dann raschelt es wieder, ein komisches Geräusch. Ich gehe zur Kaffeemaschine und um zu schauen, wer da raschelt. Es war nur ein Kollege, der seinen Arbeitsplatz aufgebaut und ein Brötchen gegessen hat.
Mein ewiges Dilemma. Solche Angst vor Menschen, solche Sehnsucht danach, nicht mehr einsam zu sein. Wie ein Hund an der Kette, der sich aus Angst vor den Menschen duckt und doch gestreichelt werden möchte.
Wie ein Haustier wurde ich gehalten und so fühle ich mich auch. Die Schrecken, die ich kenne, geben Sicherheit. Gleichgültigkeit und Leckerlis für nichts. Dinge wurden nach mir geworfen und ein Stück Schokolade gegeben, wenn ich mir weh getan hatte. Einsamkeit im Dunklen, im Regen, unter der Bettdecke, wenn das Grauen kam. Reglos liegen, der Schweiss rinnt mir am ganzen Körper herunter. Nicht bewegen, die Angst ist so groß. Mich in mir verstecken. Mit niemandem reden, niemand hört zu, niemand fragt, niemand sieht etwas.
Das komische Kind. Das unauffällige Kind. Das Kind, für das sich niemand interessiert. Aufmerksamkeit, wenn sie vorkommt, ist immer auch stochern, ärgern, testen. Abschätzig, mit mir ist nichts los. Stochern, ob ich reagiere. Ich krümme mich zusammen, ziehe mich zurück. Weine vor Sehnsucht.
Mich müde schluchzen, mich in den Schlaf weinen. Niemand sieht mich, niemand interessiert sich für mich.
Wut und Angst. Der Hund kläfft an der Kette, die Augen sprechen von unbändiger Verzweiflung.
Es wird ein bißchen heller, der Tag schleicht voran und ich möchte nachhause. Möchte spielen, alleine, wie immer. In einer Ecke, alleine, mit gesenktem Kopf. Mich wegträumen, in eine hellere Welt, wo es Lachen und Aufmerksamkeit und Geborgenheit gibt.
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