Donnerstag, 2. Oktober 2025
02.10.25
garelia, 05:59h
Ich arbeite wieder und es ist alles wieder etwas normaler, wenn auch ganz anders als vorher.
Anders als vor der Krebsdiagnose, auch wenn ich nicht sagen kann, dass die Andersartigkeit Auswirkungen auf meine Reaktionen hat. Meine gewohnten Emotionen reiben sich an der neuen Aussicht, es passt alles noch nicht zusammen. Es sollte mir vieles egaler sein im Alltag, bei der Arbeit usw., aber ist es nicht. Ich rege mich immer noch über die selben Dinge auf, aber das liegt vermutlich daran, dass es sowieso nie eine angemessene Reaktion war, sondern ein Symptom für irgendwas. Projizierung von Selbstvorwürfen, was auch immer.
Ich würde das gerne abschütteln, gerne eine tiefgehende Erkenntnis gewinnen und dann wie ein glücklicher Buddah durch den Rest meines Lebens spazieren.
Oder ist so ein Buddah nur gelassen, oder gleichgültig? Ich wäre gerne glücklich, aber vermutlich wäre "frei von Angst" der bessere Wunsch. Also frei von unrealistischer Angst.
Es gibt immer noch einen katzenförmigen Hohlraum in meinem Leben, ein ziehendes Vermissen.
Und auch ein Staunen, wie viele Regeln nun nicht mehr gelten. Ungläubigkeit, immer noch das Gefühl, dass es nicht richtig ist, nun die Balkontür offen stehen zu lassen. Blumen stehen unbeaufsichtigt auf dem Küchentisch, ein Teller Kekse auf dem Wohnzimmertisch. Niemand mehr, die mir mein Madeleine stibitzen will, wenn ich nicht hingucke. Ruhe, viel mehr Ruhe. In mir und in der Wohnung.
Aber Unruhe ist auch da. Bewegungsdrang und erfreulicherweise kann ich mich auch wieder normal bewegen. Ich suche nach etwas, das mich ausfüllt, das den Hohlraum füllt, denn alleine bin ich nie genug. Alleine sein ist mein größter Schmerz und gleichzeitig der einzige Zustand, in dem ich Ruhe finde.
Anders als vor der Krebsdiagnose, auch wenn ich nicht sagen kann, dass die Andersartigkeit Auswirkungen auf meine Reaktionen hat. Meine gewohnten Emotionen reiben sich an der neuen Aussicht, es passt alles noch nicht zusammen. Es sollte mir vieles egaler sein im Alltag, bei der Arbeit usw., aber ist es nicht. Ich rege mich immer noch über die selben Dinge auf, aber das liegt vermutlich daran, dass es sowieso nie eine angemessene Reaktion war, sondern ein Symptom für irgendwas. Projizierung von Selbstvorwürfen, was auch immer.
Ich würde das gerne abschütteln, gerne eine tiefgehende Erkenntnis gewinnen und dann wie ein glücklicher Buddah durch den Rest meines Lebens spazieren.
Oder ist so ein Buddah nur gelassen, oder gleichgültig? Ich wäre gerne glücklich, aber vermutlich wäre "frei von Angst" der bessere Wunsch. Also frei von unrealistischer Angst.
Es gibt immer noch einen katzenförmigen Hohlraum in meinem Leben, ein ziehendes Vermissen.
Und auch ein Staunen, wie viele Regeln nun nicht mehr gelten. Ungläubigkeit, immer noch das Gefühl, dass es nicht richtig ist, nun die Balkontür offen stehen zu lassen. Blumen stehen unbeaufsichtigt auf dem Küchentisch, ein Teller Kekse auf dem Wohnzimmertisch. Niemand mehr, die mir mein Madeleine stibitzen will, wenn ich nicht hingucke. Ruhe, viel mehr Ruhe. In mir und in der Wohnung.
Aber Unruhe ist auch da. Bewegungsdrang und erfreulicherweise kann ich mich auch wieder normal bewegen. Ich suche nach etwas, das mich ausfüllt, das den Hohlraum füllt, denn alleine bin ich nie genug. Alleine sein ist mein größter Schmerz und gleichzeitig der einzige Zustand, in dem ich Ruhe finde.
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Donnerstag, 18. September 2025
18.09.2025
garelia, 14:12h
Die Katze ist tot. Sie ist nicht mehr da, kommt nie wieder.
Sie hinterlässt einen Hohlraum in mir, in meiner Wohnung. Leere Plätze, die immer noch ihr gehören.
Das Fußende von meinem Bett, unwillkürlich schaue ich durch die Schlafzimmertür dorthin, wenn ich im Flur bin.
Das leere Körbchen steht noch auf dem Teppich vor der Balkontür. Es sieht aus, als ob die Katze verreist wäre. In Urlaub, vielleicht in Griechenland. Aber sie kommt nicht wieder. Ich werde das Körbchen wohl morgen wegräumen.
Die Lehne der Couch, wo sie in den letzten Jahren gesessen hat, wenn sie auf mich gewartet hat. Denn von dort konnte sie sehen, ob die Wohnungstür aufgeht. Seit sie nichts mehr gehört hat, war das ihre bevorzugte Warteposition.
In meinen Ohren hallt das Geräusch ihrer zu langen Hinterkrallen auf dem Laminat nach. Ein Klacken, Schleifen, unüberhörbar, unverwechselbar.
Nachts dann nach dem Klacken eine kurze Stille, wenn sie über den Teppich vor meinem Bett ging, dann die sanfte Landung auf meiner Hüfte. Sie kam kurz nach oben und schnupperte an meinem Kopf, legte sich dann auf die Kuhle zwischen Hüfte und Oberkörper zum Schlafen hin. Sie war leicht, der Druck ihres Körpers beruhigend und nie zu schwer.
Die Wohnung ist jetzt viel ruhiger. Ich bin ruhiger. Eine große Sorge und Verantwortung fällt nun weg aus meinem Leben. Aber es fehlt auch etwas, das ich nicht richtig beschreiben kann. Ein Bezugspunkt, ein Kanalisierungspunkt für meine Liebe.
Sie war keine Katze, die Menschen mit Liebe überschüttet hat. Aber es war klar, dass wir zusammen gehören. Sie hat meine Zuneigung gesucht und bekommen. Von anderen Menschen wollte sie sich nicht anfassen lassen.
Und ich habe für sie funktioniert, in Zeiten, in denen ich für mich selbst nicht funktioniert habe.
Ich habe jetzt mehr Energie zur Verfügung. Einen Punkt weniger, bei dem ich permanent das Gefühl habe, alles falsch zu machen, allem nicht gerecht zu werden. Ein Stück ständig schlechtes Gewissen weniger. Der Wegfall von Druck ist eine Erleichterung, selbst wenn ansonsten gar nichts Gutes passiert. Ich bin jetzt allein, nur noch für mich selbst verantwortlich. Das fühlt sich tatsächlich wie eine deutliche Veränderung an. Ich hoffe, dass sich irgendetwas Positives daraus ergibt, während ich den Verlust noch sehr deutlich spüre.
Sie hinterlässt einen Hohlraum in mir, in meiner Wohnung. Leere Plätze, die immer noch ihr gehören.
Das Fußende von meinem Bett, unwillkürlich schaue ich durch die Schlafzimmertür dorthin, wenn ich im Flur bin.
Das leere Körbchen steht noch auf dem Teppich vor der Balkontür. Es sieht aus, als ob die Katze verreist wäre. In Urlaub, vielleicht in Griechenland. Aber sie kommt nicht wieder. Ich werde das Körbchen wohl morgen wegräumen.
Die Lehne der Couch, wo sie in den letzten Jahren gesessen hat, wenn sie auf mich gewartet hat. Denn von dort konnte sie sehen, ob die Wohnungstür aufgeht. Seit sie nichts mehr gehört hat, war das ihre bevorzugte Warteposition.
In meinen Ohren hallt das Geräusch ihrer zu langen Hinterkrallen auf dem Laminat nach. Ein Klacken, Schleifen, unüberhörbar, unverwechselbar.
Nachts dann nach dem Klacken eine kurze Stille, wenn sie über den Teppich vor meinem Bett ging, dann die sanfte Landung auf meiner Hüfte. Sie kam kurz nach oben und schnupperte an meinem Kopf, legte sich dann auf die Kuhle zwischen Hüfte und Oberkörper zum Schlafen hin. Sie war leicht, der Druck ihres Körpers beruhigend und nie zu schwer.
Die Wohnung ist jetzt viel ruhiger. Ich bin ruhiger. Eine große Sorge und Verantwortung fällt nun weg aus meinem Leben. Aber es fehlt auch etwas, das ich nicht richtig beschreiben kann. Ein Bezugspunkt, ein Kanalisierungspunkt für meine Liebe.
Sie war keine Katze, die Menschen mit Liebe überschüttet hat. Aber es war klar, dass wir zusammen gehören. Sie hat meine Zuneigung gesucht und bekommen. Von anderen Menschen wollte sie sich nicht anfassen lassen.
Und ich habe für sie funktioniert, in Zeiten, in denen ich für mich selbst nicht funktioniert habe.
Ich habe jetzt mehr Energie zur Verfügung. Einen Punkt weniger, bei dem ich permanent das Gefühl habe, alles falsch zu machen, allem nicht gerecht zu werden. Ein Stück ständig schlechtes Gewissen weniger. Der Wegfall von Druck ist eine Erleichterung, selbst wenn ansonsten gar nichts Gutes passiert. Ich bin jetzt allein, nur noch für mich selbst verantwortlich. Das fühlt sich tatsächlich wie eine deutliche Veränderung an. Ich hoffe, dass sich irgendetwas Positives daraus ergibt, während ich den Verlust noch sehr deutlich spüre.
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Montag, 15. September 2025
15.09.2025
garelia, 10:47h
Heute ist der letzte Lebenstag der Katze. Gleich haben wir einen Termin beim Tierarzt.
Sie ist sehr alt geworden, aber sie hatte auch viele Beschwerden zum Schluss.
Ich bin so unsicher, ist es zu früh? Aber dann erinnere ich mich daran, dass sie nicht mehr frisst. Und dass sie das, was sie frisst, nach ein paar Stunden wieder erbricht. Dass sie Schmerzen zu haben scheint, trotz der Schmerzmittel.
Ich möchte nicht, dass sie leidet.
Vielleicht möchte sie lieber leiden als sterben.
Aber ich habe mich entschieden.
Habe große Angst vor dem Termin. Vor dem Punkt, an dem es keine Rückkehr gibt. An dem sie weg ist.
Für mich ist das ein sehr großer Einschnitt in meinem Leben, eine sehr große Veränderung. Die Katze war mein Bezugspunkt, hat viele Regeln aufgestellt. Was in der Wohnung stehen kann, ob Fenster offen sein können, wie lange ich in Urlaub fahren kann, wann ich spätestens wieder in den Supermarkt muss.
Sie hat jeden Tag mit mir am Schreibtisch gesessen, hat sich ein Loch in den Bauch gefreut, wenn ich aus dem Urlaub zurück kam. Sie hat mir Halt gegeben, meine Gefühle kanalisiert.
Ihre Lebenszeit ist zu Ende. Ich bin sehr, sehr traurig.
Sie ist sehr alt geworden, aber sie hatte auch viele Beschwerden zum Schluss.
Ich bin so unsicher, ist es zu früh? Aber dann erinnere ich mich daran, dass sie nicht mehr frisst. Und dass sie das, was sie frisst, nach ein paar Stunden wieder erbricht. Dass sie Schmerzen zu haben scheint, trotz der Schmerzmittel.
Ich möchte nicht, dass sie leidet.
Vielleicht möchte sie lieber leiden als sterben.
Aber ich habe mich entschieden.
Habe große Angst vor dem Termin. Vor dem Punkt, an dem es keine Rückkehr gibt. An dem sie weg ist.
Für mich ist das ein sehr großer Einschnitt in meinem Leben, eine sehr große Veränderung. Die Katze war mein Bezugspunkt, hat viele Regeln aufgestellt. Was in der Wohnung stehen kann, ob Fenster offen sein können, wie lange ich in Urlaub fahren kann, wann ich spätestens wieder in den Supermarkt muss.
Sie hat jeden Tag mit mir am Schreibtisch gesessen, hat sich ein Loch in den Bauch gefreut, wenn ich aus dem Urlaub zurück kam. Sie hat mir Halt gegeben, meine Gefühle kanalisiert.
Ihre Lebenszeit ist zu Ende. Ich bin sehr, sehr traurig.
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