Mittwoch, 10. April 2024
09.04.24
Dienstag. Ich habe unruhig geschlafen, war oft wach. Dachte immer, es ist schon später. Das Ärgern zieht sich bis in den Traum, worüber ich mich da ärgere weiß ich nicht mehr, aber S war involviert.

Um 5:00 weckt mich die Katze endgültig auf. Ich mache mir ein Früstück zum mitnehmen, da wieder Bürotag ist. Koche Kaffee. Packe die Tasche, die sehr schwer wird. Sportzeug, große Flasche Wasser, Arbeitsszeug und der übliche Rest.

Es geht mir nicht gut, ich bin angeschlagen von gestern. Rotiere weiter um alte Verletzungen. Mein Blick auf das Wesentliche scheint wieder verbaut zu sein. Wovor schütze ich mich? Dieser ganze Bohei muss doch einen Grund haben, wozu macht mein Kopf so einen Wahnsinnsaufstand? Warum will ich mich um jeden Preis davon abhalten, S zu vertrauen, mich auf Nähe mit ihr einzulassen?

Atmen. Nachdem ich mir diese Fragen gestellt habe, kehrt etwas Ruhe im Kopf ein. Ich spüre meine Magengrube wieder.

Weitermachen.

Ich gehe schwerbepackt zur Arbeit, bin um 7:00 schon im Büro, da ich wegen des Termins für die Rückenmaschine früher gehen muss. Vollkommen ungewohnt, wieder mal einen vor Ort Termin mit Externen zu haben. Alles lief remote in den letzten 3 Jahren. Es gibt sogar Kaffee und Kekse. Irreal.

Ich möchte vertrauen können.

Kieser ist anstrengend und meine Vermutung bestätigt sich, ich muss bei einer Maschine Gewicht reduzieren zugunsten der sauberen Ausführung. Danach fahre ich direkt nachhause. Beziehe das Bett frisch, beziehe auch die zweite Bettdecke wieder, die seit 3 Monaten vakuumiert auf dem Schrank lag. Esse und schaue nebenher die Quizshow, verpasse aber die Hälfte der Fragen. Spüle und räume auf, dusche. Freue mich auf S. Wenn auch nicht mehr so unbefangen wie letzte Woche. Nebelschwaden in meinem Kopf.

Der Abend ist schön und nah. Gewohntes und Ungewohntes. Irgendwann fängt mein Kopf an zu grübeln. Sie möchte keine 'Schwere'. Mein Kopf ist da aber sehr massiv, schaltet in den Nebelmodus, schaltet normale Sprache ab. Körperliches Fühlen hilft anscheinend, muss ich mir merken. Es geht vorbei, keine Katastrophe. Es bleibt das Gefühl, die Ursache der Probleme zu sein. Nicht gut.

Gegen 23:00 machen wir das Licht aus. Auch im Dunkeln Nähe. Entspannen, fallen lassen.

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Dienstag, 9. April 2024
08.04.24
Montag. Die Nacht war zu kurz und nicht erholsam. Die Waage zeigt mir morgens einen neuen Tiefstand an, das freut mich.

Bürotag und das auf einen Montag. War aber der günstigste Tag dafür diese Woche. Erst als ich im Büro bin, fällt mir auf, dass ich morgen auch ins Büro muss, wegenen eines Termins mit Externen, der gefühlt seit Jahren das erste Mal wieder in Präsenz stattfindet. Das wirft meine Planung über den Haufen.

Was am Mittwoch als Unruhe angefangen hat, steigert sich im Verlauf des Tages in einen Rückfall in den alten Gedankentrott hinein. Ich fühle massiven Druck auf mir und reagiere aggressiv. Meine Laune rutscht in den Keller, meine Energie versickert, im Kopf Nebel, Unsicherheit, Verzweiflung.
Ich habe das Gefühl, ich muss jetzt alles mögliche überwinden, schaffen, was ich nicht schaffen kann. Ich überfordere mich.
Eine Bemerkung von S gestern macht mir besonders zu schaffen, ich fühle mich abgestempelt als ängstliches Wesen, das nicht mitmachen kann, bei allem was Spaß macht. Das hat genau in die alte Kerbe gehauen.
Und ich kann nichts dagegen tun, ich rede mir gut zu und es nützt nichts. Ich sage mir, dass der Druck nur in meinem Kopf existriert und es nützt nichts. Ich sage mir, dass es mir jetzt besser geht als vorher und es nützt nichts.

Ein Missverständnis über die nächste Verabredung, ich interpretiere ihre Reaktion negativ, und das reicht, ich ziehe mich zurück. Würde darauf verzichten, sie zu sehen. Wir klären es, werden uns morgen sehen, aber ich freue mich nicht mehr.

Ich rutsche steil bergab, am Abend fühle ich mich sehr schlecht. Deutlich schlechter als vor dem Treffen mit S am Ostermontag. Es ist wie ein Erdrutsch. Ich male mir selbstquälerisch unangenehme Szenen aus. Fühle den bekannten Ärger und die Aggression in mir. Bin müde, möchte weinen, kann nicht.

Bin nicht mehr ich selbst durch den Druck, den der wieder aufgeblühte Kontakt in mir auslöst. Ich taumele, bin unglücklich und verzweifelt. Ich kann mir nicht helfen.

Der ganze Mist ist nur in meinem Kopf. Ein paar Missverständnisse, ein paar vorschnelle, unüberlegte Bemerkungen von S und ich werde zu einem Kind, das nicht mal genau sagen kann, was so schlimm ist.

Wenigstens hilft es ein bisschen, das aufzuschreiben.

Ich gehe duschen, danach ins Bett, vielleicht lenkt eine Serie ab. Schaue eine Folge 3 Body Problem und mache um 21:30 das Licht aus.

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Montag, 8. April 2024
07.04.24
Sonntag. Ich stehe um 5:50 auf, die Katze ist heute wieder sehr wählerisch und quengelt so lange, bis ich nachgebe und ihr eine dritte Sorte Katzenfutter anbiete.

Heute Abend gehe ich mit K zu einem Diavortrag und S wird mit einer Freundin ebenfalls da sein. Wir haben die Karten unabhängig voneinander gekauft. Ich hatte aber geahnt, dass es dort zu einen Treffen kommen kann und das auch in Kauf genommen, fast schon gehofft, aus schierer Sehnsucht.
Bis letzte Woche wäre das eventuell traurig und aufwühlend geworden. Jetzt ist es aus anderem Grund schwierig. S und K kennen sich bislang nur aus meinen Erzählungen und es stresst mich, dass sie sich heute Abend sehen werden. Aus einem so kindischen wie traurigen Grund: Ich habe Angst davor, dass K S netter findet als mich. So wie es sich bei meinen anderen Sozialkontakten für mich auch angefühlt hat. Das wühlt mich sehr auf.

Ich möchte auch das Experiment mit dem Riesenrad deswegen verschieben. Zwei solche anstrengenden Themen an einem Tag fühlt sich zu viel an. Außerdem fängt der Vortrag früher an, als ich dachte und ich möchte für beides viel Zeit haben. Fühle mich gestresst bei dem Gedanken, heute beides zu machen. Dafür ist beides zu besonders, zu sehr Herausforderung.

Das Riesenrad. Der alte Stich, der alte Selbstvorwurf. Meine Höhenangst, die mich zu einer schlechten Begleitung macht, wenn ich sie nicht kaschieren kann. Der Gedanke, mich alleine ins Riesenrad zu setzen, macht Angst, sie erscheint mir aber händelbar. Ich möchte dieses Experiment machen, nur nicht heute. Und ich glaube mir, dass ich es tun würde, wenn heute Abend nicht der Vortrag wäre.

Und die Stimme in mir die sagt, "Wenn du cool wärst, würdest du beides machen, würde S auch und alle anderen, die sie gut findet und respektiert auch", kann einfach mal die Klappe halten.

Gehen und es machen ist gut.
Es nicht zu machen und das ok finden ist gut.
Sich selbst zu beschimpfen ist schlecht.

Ich werde das probieren aber nicht heute sondern als Einzelevent und mit Vorbereitung (Tabletten gegen Seekrankheit oder sowas). Will ja nicht, dass es schlimmer wird mit der Angst. So, das ist beschlossen, jetzt bitte damit leben.

Mache einen Spaziergang, meine übliche Route. Besuche den Baum und sehe, dass er einige abgestorbene Äste hat während an den meisten schon kleine grüne Blätter sprießen. Auch der Baum kann nicht alles mitschleppen.
Manches, das zu mir gehört hat, muss absterben, damit genug Kraft für neue Blätter und Triebe, naja in meinem Fall eher Gewohnheiten, Einstellungen, bleibt. Ich möchte die Schimpferei mit mir selbst absterben lassen. Keine Selbsthäme mehr.

Googele Internetverträge. Entscheide mich so halbwegs, vertage die Bestellung auf Dienstag. Dann fallen mir die Fotos wieder ein, die ich auf dem Spaziergang gemacht habe. Überlege, ob die nicht langweilig sind. Aber wen interessierts, niemand außer mir wird sie sehen. Niemand außer mir macht solche Bemerkungen.

Dusche, lege mich hin, schlafe eine Stunde und bin sehr verschlafen, als ich wieder aufstehe. Ich bin taumelig, mein Körper glaupt, er schläft noch.

Mir fällt ein, dass ich S nun vielleicht doch wieder ein Geburtstagsgeschenk machen werde. Aber es gibt neue Möglichkeiten. Ausgehen ist keine Qual mehr.

À propos. Ich freue mich nicht auf heute Abend. Auf den Vortrag schon aber nicht auf das Zusammentreffen der Kulturen. Ich stelle mir vor, dass die 3 danach zusammen zurückfahren und ich alleine in die andere Richtung. Was für eine Symbolkraft. Eine schöne Verstärkung des Gefühls, Außenseiter zu sein, die sich mein Hirn da ausdenkt. Ein Gefühl, das mich seit der Kindheit begleitet: die, die ich kenne, verstehen sich untereinander besser als mit mir. Finden sich netter als mich. Mich mag niemand, ich mag mich auch nicht.
Aber das stimmt so nicht mehr. Ich mag mich doch. Ich habe für mich gesorgt in den letzten 3 Monaten und ich habe das gut gemacht. Ich kann mir vertrauen. Ich bin ok.
Und ich kann mich auf den Abend freuen, auf den Vortrag und auf K und S. Aber besonders auf den Vortrag, aufs Ausgehen. Sogar auf die Fahrt (mit der S-Bahn, ganz souverain).

Ich feile mir die Nägel, schminke mich. Merke, dass ich dringend auch neue Schuhe brauche. Das wird ein teures Jahr, andererseits habe ich auch lange kein Geld mehr für Kleidung ausgegeben.

Esse früh, bin dann noch ein bisschen nervös, und gehe zeitig los. Die Unterführung des Grauens ist einfach eine nach Urin stinkende Unterführung, es ist ja noch hell. Die S-Bahn kommt pünktlich und ich schlendere 20 Minuten später am Dom vorbei zum Veranstaltungsort. S und ihre Freundin kommen pünktlich wie immer, K sehr knapp wie immer. Vor Beginn treffen sie nicht aufeinander, erst in der Pause. Das verläuft natürlich vollkommen ok, es sind ja alle nett und aufgeschlossen. Alles ist gut, ich fühle mich aber nicht so, bin immer noch relativ angespannt. Es merkt aber niemand außer mir. Sie gehen nachher nicht zusammen, ich hätte mir denken können, dass S und ihre Freundin zu Fuß zurück gehen, aber mein Doom Scenario war natürlich verführerischer. K und ich gehen zusammen zur Bahn, wir reden kurz über S und wie es nun ist. Kurz, aber tut gut.

Weil unsere Verkehrbetriebe glauben, Sonderbahnen wegen Brückensperrung nur alle halbe Stunde fahren lassen zu müssen, entscheide ich mich kurzfristig doch wieder für die S-Bahn und eile über den Domplatz durch den vollen Hauptbahnhof zum S-Bahnsteig, das hat was. Pralles Leben um 21:30, Großstadtfeeling zu einer Zeit, zu der ich sonst schon schlafe.

Zuhause texte ich kurz mit S, dann telefonieren wir der Einfachheit halber. Es wird ein schwieriges Gespräch, alte Verletzungen werden angerissen, alte Irrwege genannt. Aber wir bleiben uns nah, reden gut, keinerlei Streit. Es gibt sehr viel, das wir uns nur zurecht gelegt hatten während der Beziehung, nie offen ausgesprochen, Fehlannahmen auf beiden Seiten. Es wird schwer werden, besonders für mich, denn ich bin es weniger gewohnt, zu reden, offen zu sein. Mich ohne Angst zu zeigen.

Wir legen liebevoll auf und ich mache gegen 23:45 das Licht aus, kann aber nicht einschlafen. Es wird eine kurze Nacht, wieder.

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