Montag, 8. April 2024
07.04.24
Sonntag. Ich stehe um 5:50 auf, die Katze ist heute wieder sehr wählerisch und quengelt so lange, bis ich nachgebe und ihr eine dritte Sorte Katzenfutter anbiete.

Heute Abend gehe ich mit K zu einem Diavortrag und S wird mit einer Freundin ebenfalls da sein. Wir haben die Karten unabhängig voneinander gekauft. Ich hatte aber geahnt, dass es dort zu einen Treffen kommen kann und das auch in Kauf genommen, fast schon gehofft, aus schierer Sehnsucht.
Bis letzte Woche wäre das eventuell traurig und aufwühlend geworden. Jetzt ist es aus anderem Grund schwierig. S und K kennen sich bislang nur aus meinen Erzählungen und es stresst mich, dass sie sich heute Abend sehen werden. Aus einem so kindischen wie traurigen Grund: Ich habe Angst davor, dass K S netter findet als mich. So wie es sich bei meinen anderen Sozialkontakten für mich auch angefühlt hat. Das wühlt mich sehr auf.

Ich möchte auch das Experiment mit dem Riesenrad deswegen verschieben. Zwei solche anstrengenden Themen an einem Tag fühlt sich zu viel an. Außerdem fängt der Vortrag früher an, als ich dachte und ich möchte für beides viel Zeit haben. Fühle mich gestresst bei dem Gedanken, heute beides zu machen. Dafür ist beides zu besonders, zu sehr Herausforderung.

Das Riesenrad. Der alte Stich, der alte Selbstvorwurf. Meine Höhenangst, die mich zu einer schlechten Begleitung macht, wenn ich sie nicht kaschieren kann. Der Gedanke, mich alleine ins Riesenrad zu setzen, macht Angst, sie erscheint mir aber händelbar. Ich möchte dieses Experiment machen, nur nicht heute. Und ich glaube mir, dass ich es tun würde, wenn heute Abend nicht der Vortrag wäre.

Und die Stimme in mir die sagt, "Wenn du cool wärst, würdest du beides machen, würde S auch und alle anderen, die sie gut findet und respektiert auch", kann einfach mal die Klappe halten.

Gehen und es machen ist gut.
Es nicht zu machen und das ok finden ist gut.
Sich selbst zu beschimpfen ist schlecht.

Ich werde das probieren aber nicht heute sondern als Einzelevent und mit Vorbereitung (Tabletten gegen Seekrankheit oder sowas). Will ja nicht, dass es schlimmer wird mit der Angst. So, das ist beschlossen, jetzt bitte damit leben.

Mache einen Spaziergang, meine übliche Route. Besuche den Baum und sehe, dass er einige abgestorbene Äste hat während an den meisten schon kleine grüne Blätter sprießen. Auch der Baum kann nicht alles mitschleppen.
Manches, das zu mir gehört hat, muss absterben, damit genug Kraft für neue Blätter und Triebe, naja in meinem Fall eher Gewohnheiten, Einstellungen, bleibt. Ich möchte die Schimpferei mit mir selbst absterben lassen. Keine Selbsthäme mehr.

Googele Internetverträge. Entscheide mich so halbwegs, vertage die Bestellung auf Dienstag. Dann fallen mir die Fotos wieder ein, die ich auf dem Spaziergang gemacht habe. Überlege, ob die nicht langweilig sind. Aber wen interessierts, niemand außer mir wird sie sehen. Niemand außer mir macht solche Bemerkungen.

Dusche, lege mich hin, schlafe eine Stunde und bin sehr verschlafen, als ich wieder aufstehe. Ich bin taumelig, mein Körper glaupt, er schläft noch.

Mir fällt ein, dass ich S nun vielleicht doch wieder ein Geburtstagsgeschenk machen werde. Aber es gibt neue Möglichkeiten. Ausgehen ist keine Qual mehr.

À propos. Ich freue mich nicht auf heute Abend. Auf den Vortrag schon aber nicht auf das Zusammentreffen der Kulturen. Ich stelle mir vor, dass die 3 danach zusammen zurückfahren und ich alleine in die andere Richtung. Was für eine Symbolkraft. Eine schöne Verstärkung des Gefühls, Außenseiter zu sein, die sich mein Hirn da ausdenkt. Ein Gefühl, das mich seit der Kindheit begleitet: die, die ich kenne, verstehen sich untereinander besser als mit mir. Finden sich netter als mich. Mich mag niemand, ich mag mich auch nicht.
Aber das stimmt so nicht mehr. Ich mag mich doch. Ich habe für mich gesorgt in den letzten 3 Monaten und ich habe das gut gemacht. Ich kann mir vertrauen. Ich bin ok.
Und ich kann mich auf den Abend freuen, auf den Vortrag und auf K und S. Aber besonders auf den Vortrag, aufs Ausgehen. Sogar auf die Fahrt (mit der S-Bahn, ganz souverain).

Ich feile mir die Nägel, schminke mich. Merke, dass ich dringend auch neue Schuhe brauche. Das wird ein teures Jahr, andererseits habe ich auch lange kein Geld mehr für Kleidung ausgegeben.

Esse früh, bin dann noch ein bisschen nervös, und gehe zeitig los. Die Unterführung des Grauens ist einfach eine nach Urin stinkende Unterführung, es ist ja noch hell. Die S-Bahn kommt pünktlich und ich schlendere 20 Minuten später am Dom vorbei zum Veranstaltungsort. S und ihre Freundin kommen pünktlich wie immer, K sehr knapp wie immer. Vor Beginn treffen sie nicht aufeinander, erst in der Pause. Das verläuft natürlich vollkommen ok, es sind ja alle nett und aufgeschlossen. Alles ist gut, ich fühle mich aber nicht so, bin immer noch relativ angespannt. Es merkt aber niemand außer mir. Sie gehen nachher nicht zusammen, ich hätte mir denken können, dass S und ihre Freundin zu Fuß zurück gehen, aber mein Doom Scenario war natürlich verführerischer. K und ich gehen zusammen zur Bahn, wir reden kurz über S und wie es nun ist. Kurz, aber tut gut.

Weil unsere Verkehrbetriebe glauben, Sonderbahnen wegen Brückensperrung nur alle halbe Stunde fahren lassen zu müssen, entscheide ich mich kurzfristig doch wieder für die S-Bahn und eile über den Domplatz durch den vollen Hauptbahnhof zum S-Bahnsteig, das hat was. Pralles Leben um 21:30, Großstadtfeeling zu einer Zeit, zu der ich sonst schon schlafe.

Zuhause texte ich kurz mit S, dann telefonieren wir der Einfachheit halber. Es wird ein schwieriges Gespräch, alte Verletzungen werden angerissen, alte Irrwege genannt. Aber wir bleiben uns nah, reden gut, keinerlei Streit. Es gibt sehr viel, das wir uns nur zurecht gelegt hatten während der Beziehung, nie offen ausgesprochen, Fehlannahmen auf beiden Seiten. Es wird schwer werden, besonders für mich, denn ich bin es weniger gewohnt, zu reden, offen zu sein. Mich ohne Angst zu zeigen.

Wir legen liebevoll auf und ich mache gegen 23:45 das Licht aus, kann aber nicht einschlafen. Es wird eine kurze Nacht, wieder.

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Sonntag, 7. April 2024
06.04.24
Samstag. Ich stehe um 5:50 auf und koche Kaffee, setze mich an den Schreibtisch. Die Katze ist unruhig, kann sich nicht für einen Schlafplatz entscheiden. Ich blogge und mache meinen Orgakram.

S schickt einen Gruß direkt nach dem Aufwachen mit einem Selfie. Ich freue mich sehr, fühle Liebe, Verliebtheit, Freude. Schicke ein Selfie zurück. Sie ist verreist bis Sonntag und ich bin ganz froh darum. Ein bisschen Angst habe ich vor dem ersten Wochenende, an dem wieder Alltag ins Spiel kommt. Denn die funkelnden Nächte fast ohne Schlaf werden Ausnahmen sein.

Ich erkenne in mir das bekannte Gefühl wieder, dass sie mir Energie abzieht. Ein Gefühl der Unfreiheit, Fremdgesteuertheit. Aber ich erkenne auch, dass das nicht sie macht. Das mache ich, das macht mein Kopf. Ich denke konstant an alles, was ich falsch machen könnte, bewerte alles was ich denke bis ich nicht mehr weiß was ich denke. Meine Unsicherheit zieht mir die Energie ab. Stehe da wie ein Reh im Scheinwerferlicht der vermeintlichen Bewertung von außen, die eigentlich eine Bewertung von innen ist.

S ist nicht da, ich kann dieses Wochenende alles frei entscheiden. Ich bin immer noch genauso ungebunden wie vor einer Woche. Muss es bleiben, wenn sich etwas ändern soll. Es ist alles in meinem Kopf.

Bei schönstem Frühlingswetter gehe ich in Sommerhose zum Baumarkt und möchte sehr viel Erde kaufen für die Balkonkästen. Ich habe rankende Jasmin und viel Zitronenthymian bestellt. Den Kauf von Töpfen bzw. Kästen für den Jasmin verschiebe ich, da ich nicht sicher bin, wie groß die Ballen sein werden. Weil mir so frühlingshaft ist und die Pflanzenreihen so schön bunt sind, stehe ich schließlich mit 3 Pflanzen, einer Vogeltränke und nur 15 Litern Erde an der Kasse. Macht nichts, ich gehe dann nochmal, wenn die bestellten Pflanzen da sind.

Ich bringe alles nachhause und wechsele gut gelaunt ein paar Worte mit dem aufdringlichen Nachbarn von nebenan. Sogar mit dem unangenehmen Nachbarn von unten tausche ich einen Gruß und eine Bemerkung zum Wetter aus. Es ist wirklich klischeehaft schön, die Menschen lächeln auf der Straße und ich auch. Denke an S und fühle Hoffnung in mir blühen.

Dann gehe ich wieder los und kaufe Katzenstreu und ein paar Dosen von sehr fischig riechendem Katzenfutter. Die Katze liebt dieses Futter und ich freue mich, dass sie sich freut.

Ich topfe die gekauften Pflanzen in Tontöpfe um und stelle sie auf den Balkon. Gebe Wasser in die Tränke und lege ein paar Steine in die Mitte, damit da keine Insekten ertrinken.

Nach dem Frühstück sauge ich die Wohnung und fege den Hausflur, danach wische ich durch. Das mache ich nicht gern aber egal, es stand auf der Liste, ich mache es, habe es danach hinter mir.

Bin dann gut durchgeschwitzt und setze mich noch eine halbe Stunde in die Küche, um runterzukommen bevor ich zum Kieser gehe. Ich fahre direkt zum Kieser, das Wetter lädt zwar zu einem Spaziergang ein aber ich möchte nicht abgekämpft dort ankommen, das ist nicht gut für mich.

Ich hatte mir vorgenommen 'durchzuziehen' aber schaffe es nicht bei allen Maschinen. Bei 1-2 habe ich Fragen, nächstes Mal ist begleitetes Training, da bekomme ich dann Antworten. Zwischendurch einfach fragen, denn dafür sind die Leute dort ja da, muss ich mir noch angewöhnen. Bzw. wie jetzt erstmal den Gedanken zulassen, dass das eine reale Möglichkeit ist. Krass, wie sehr ich mich im Schatten, im Hintergrund bewege, nicht auffallen will, nicht lästig fallen will. Wie sehr ich das gewohnt bin.

Auch mit der Frau, die mir meine Karte im Tausch für den Spindschlüssel zurückgibt, wechsele ich Worte über das Wetter. Ich fange sogar damit an und es fühlt sich gut an.

Ich fahre nicht nachhause sondern in die Stadt, mitten in die vollste Stelle, zur Fußgängerzone, zu dem Laden, mit dem ich im Winter ein Date verabredet hatte. Es ist noch nicht so weit, dass ich dort nach Hosen suche, aber ich brauche neue Pullis. Ich habe heute gesehen, dass der Pulli, den ich anhabe, hinten ein Loch am Ärmel hat und es ist nicht der einzige Pulli mit Loch in meinem Schrank. Der ist auch locker 7 Jahre alt und viel getragen, da kommt das vor. Ich möchte etwas Neues haben, ich kann es mir leisten, ich mache das jetzt.

Als ich aus der U-Bahn-Station hochfahre und mir die Menschenmenge entgegenschlägt muss ich lachen. Es sind so übertrieben viele Menschen, ich hasse es so und es ist mir heute fast egal. Ich passe mich an, gehe mal langsam, mal schneller, suche Lücken, bin alleine, passe auch durch kleine Lücken. Mir kommt eine Frau entgegen, in deren Gesicht ich eine Mischung aus Leiden und Trotz lese, das kommt mir bekannt vor. Sie geht genau auf mich zu. Sie hat genug, ist auf dem Rückweg, will hier weg. Wir stoppen kurz voreinander, nur eine Millisekunde, blicken uns an, weichen dann genauso viel zur Seite wie nötig und gehen weiter.

Im Geschäft ist es nicht so voll, wie ich gefürchtet habe. Ich schlendere durchs Erdgeschoss, die anderen Stockwerke sind für spätere Expeditionen. Falte Oberteile auseinander, nehme einiges mit zu den nächsten Tischen. Gehe schließlich in eine Umkleide und probiere alles an. Denke nicht, dass ich furchtbar aussehe. Vieles passt und gefällt mir. Ich schlendere weiter und gehe schließlich mit drei neuen Pullis zur Kasse. Standardsachen für den Alltag, genau was ich gesucht habe. Freue mich und bin stolz auf mich.

Fahre zurück nachhause, werfe den löchrigen Pulli, den ich anhatte, in den Müll. Setze mich eine halbe Stunde auf den Balkon, genieße die milde Luft. Morgen soll es schon wieder grau werden.

Ich habe nichts mehr vor und viel geschafft heute. Koche eins meiner Lieblingsessen und esse vor dem Fernseher. Spüle, mache mich bettfertig. Schaue Let's Dance von gestern. Schaue zu oft aufs Handy, das Ding ist auch so ein Energiemagnet.

Gegen 21:15 meldet sich S und wir texten lange, fast eine Stunde. Ich bin eine langsame Tipperin am Handy, habe es mir nie angewöhnt mit zwei Fingern zu tippen. Das stresst mich etwas. Aber S telefoniert nicht gerne. Es fühlt sich trotzdem nah an, sie schreibt wie sie spricht. Ich weiß nicht, wie ich klinge. Gegen 22:15 mache ich das Licht aus.

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Samstag, 6. April 2024
05.04.24
Freitag. Ich stehe um 6:20 auf und hoffe, dass S noch ein paar Stunden bequem schlafen kann. Ziehe mich an und gehe in der Dämmerung zur Bahnhaltestelle. Es nieselt, ich fühle die letzte Nacht noch, es war schön, ist schön.

Steige eine Station früher aus und gehe am Bach vorbei, so viel Zeit muss sein, auch wenn ich großen Kaffeedurst habe.

Die Katze begrüßt mich aufgeregt, ist froh, dass ich wieder da bin. Ich bin auch froh, sie zu sehen.

Ich logge mich ein, alles wie immer.

Und in mir alles neu. Neu aber nicht unbekannt. Farbflecken im Grau. Warnende Stimmen, trau ihnen nicht. Einfach machen. Fallen lassen in die Arme, nach denen ich mich so gesehnt habe. Nicht nach unten gucken. Jeder Schritt eine Herausforderung, sie ist so viel schneller als ich. Lass dir Zeit, nimm dir Zeit. Sprich mit dem Bach und den Bäumen. Sei verrückt, mutig, gib dir eine Blöße. Nichts zu verlieren, alles zu gewinnen.

Die Arbeit läuft nebenher, ich bin aufgeregt. Habe Angst, die Zügel zu meinem Leben wieder aus der Hand zu verlieren. Zu schnell ja zu sagen, ohne dann auch liefern zu können, zu wollen. Mich zu überfordern. Und doch, ich möchte. Möchte losgehen, endlich, mich bewegen, weg von der Felskante, sehen was danach kommt.

Ich kaufe zwei Karten für ein Konzert der Künstlerin, die wir gestern Abend gehört haben. Das Konzert ist in Hannover, also buche ich auch eine Übernachtung dazu. Aufregend, ich freue mich darauf. Wir hatten darüber gesprochen, deshalb weiß ich, dass sie Lust darauf hat und sie freut sich, als ich es ihr schreibe.

Nach der Arbeit gehe ich einkaufen und erledige ein paar Dinge. Es ist warm, eher schon schwül, ich schwitze und fühle mich unwohl in der leichten Regenjacke.

Lasse mir zuhause ein Bad ein und genieße die Schaumwolken auf der Haut. Koche Lachs in Kokossauce, esse zur Quizshow (6/12, Masterfrage richtig), spüle. Dann eine Änderung, ein anderes Programm, das S gut findet. Die Kochschow schaue ich in 9 von 10 Fällen sowieso nicht. Das andere Programm fesselt mich auch nicht, läuft aber im Hintergrund, während ich mich bettfertig mache. Ich habe wenig geschlafen aber wie am Mittwoch werde ich trotzdem erst abends müde, also jetzt so langsam.

Schreibe K die neue Entwicklung mit S, naja ich deute sie an. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Der Freundschaftsstatus mit K ist nebulös, ich fühle mich unehrlich, bin unsicher. Aber was erwarte ich denn? Ist doch alles gut. Sie ist wie immer. Wir sehen uns am Sonntag zum Vortrag, zu dem S ebenfalls kommt, mit einer Freundin. Ich hatte es geahnt, gehofft, nun ist es so und sogar ohne touch of drama.

Ich schaue Let's Dance, halte den zweiten Werbeblock aus, nur um direkt danach auszuschalten, was eine Verschwendung von Werbungdurchhalteenergie. Mache gegen 21:15 das Licht aus.

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