Samstag, 23. März 2024
22.03.24
Freitag. Ich werde um 4:00 wach, die Katze liegt auf meiner Hüfte. Kann nicht mehr einschlafen und stehe um 4:30 auf.

Ich freue mich auf 2,5 arbeitsfreie Tage.

Gestern hat mich eine Welle der Hoffnungslosigkeit in Bezug auf meine Zukunft überrollt.
Keine Änderung, kein Glück, kein Vertrauen, keine Beziehungen konnte ich für mich sehen.
Nur älter, kränker, einsamer werden. Irgendwann mit wenig Rente noch ein paar Jahre überleben, in denen ich mir kein Kieser und keine Veranstaltungen mehr leisten kann, dann einsam sterben.
Diese Gefühle habe ich öfter, meist sind sie im Moment des Schreibens wieder abgesunken, jetzt habe ich die Erinnerung daran mal erwischt.

Ich weiß nicht, was ich gegen diese Hoffnungslosigkeit tun kann. Vermutlich gar nichts, einfach trotzdem weitermachen. Irgendwann nochmal ein Glaubenssprung. Obwohl ich mir im Moment wirklich überhaupt keine Beziehung real vorstellen kann. Ich wäre einfach nur komplett überfordert, so wie bei S, so wie in dem Meme von gestern. Das, was S bei mir an explodierenden Altlasten ausgelöst hat, war schon sehr extrem.

Vielleicht doch irgendwie als Trost, überlege ich nun konkret die Anschaffung eines neuen Handys. Dafür muss ich erstmal schauen, was vom alten übertragen werden muss und wie. Liste die ganzen Sonder-Apps auf, die sich nicht so einfach durch das Aufspielen eines Backups wieder herstellen lassen. Ich müsste auch mal die Fotos sortieren und es graut mir davor. Und dafür vielleicht doch mal den Speicher in der iCloud vergrößern, ich habe knapp 27 GB Fotos und nur 5 GB Speicher. So viel werde ich niemals ausmisten.

In einer Mischung aus 'aber es ist doch gut, auch mal eine normale Konversation zu haben und sie freut sich, wenn sie helfen kann' und dem einfach sehr großen Wunsch nach Kontakt frage ich S vormittags, wo sie ihre Handyhülle gekauft hat, denn den Stil mag ich sehr. Sie antwortet schnell und wie immer bei solchen Fragen mit einem Foto ihrer Bestellung.
Ich finde die Firma und bestelle mir spontan eine Hülle, die aber eine andere Farbgebung hat als ihre und einen eingebauten kleinen Ständer, was ich sehr praktisch finde. Damit ist das Handy beschlossen und ich freue mich schon darauf, möchte aber erst das alte Handy aufräumen, damit ich es nach dem Datentausch gleich gegen Gutschrift abgeben kann. In meinem Kopf höre ich S sagen, dass ich viel mehr dafür bekomme, wenn ich es privat verkaufe und fühle mich damit wie immer nicht gut, als ob ich etwas nicht richtig mache.

Immer und immer wieder bekomme ich gesagt und gezeigt, wie man es richtig macht, richtig heißt so wie S es macht und ihre Familie und ihre Leute, die sie respektiert, richtig heißt so viel Profit wie möglich zu machen, für sich selbst 100% rauszuschlagen, keine Kompromisse machen und ich bekomme es einfach nicht gebacken, da kann man nur leicht angewidert wegschauen, tragischer Fall.

So ungefähr fühlt es sich an, hat es sich 6 Jahre lang angefühlt.

Das Texten mit S am Vormittag ist schön und emotional, sie erzählt von einem Termin, bei dem sie war, der ihr sehr wichtig ist. Ich freue mich für sie, bestärke sie. Das, worum es geht, sehe ich anders als sie, aber das weiß sie sowieso. Das ist egal, ihre Wahrnehmung zählt hier, sie soll glücklich sein. Ich fühle sehr viel Liebe und schreibe das auch. Ich bin sehr emotional, sehr verliebt, möchte bei ihr sein, mit ihr lachen und sie küssen, aber das schreibe ich nicht.

Ich gehe um 13:00 offline und fahre zum Rückenmaschinentermin bei Kieser. Heute wieder der Trainer in meinem Alter, bei dem irgendwie Vibes rüberkommen oder er macht es einfach sehr routiniert. Jedenfalls fühle ich mich ganz wohl, aufgetauter als bei dem unsympathischen jungen Trainer und auch als bei dem vom Anfang, obwohl der auch sehr nett war.
Aber ich merke auch gleichzeitig die Warnschranke in mir. Ganz komisch. Es herrscht gelber Alarm, sobald ich mich Männern gegenüber irgendwie offener fühle. Na, eigentlich nicht komisch. Nur mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unnötig und wen beschränke ich damit? Richtig, mich und nicht den Typen, der vor 43 Jahren meine Grenzen überschritten hat.

Kieser ist anstrengend, ich lasse wieder die beiden Arm/Brust-Maschinen aus wegen des Tattoos. Der nächste Termin ist Montag, da versuche ich sie wieder. S hat sich noch einmal gemeldet, wir texten in normalem Ton, dann bricht es ab.

Auf dem Rückweg steige ich wieder 2 Stationen früher aus, aber fühle mich angestrengt. Nicht vom Gehen an sich sondern allgemein körperlich, der Kreislauf sitzt immer noch im Keller und knurrt 'fucking Frühling'. Ich habe regelrecht Hitzewallungen, habe gelesen, dass das vorkommt, während der Körper sich an die Ketose gewöhnt und werde die deshalb aussitzen.

Zuhause hänge ich die Sportsachen auf und gehe dann noch mal in den Drogeriemarkt, hole die bestellten Abzüge vom Möwenfoto ab und kaufe versuchsweise eine neue Sorte Katzenfutter. Abwechslung ist Trumpf und siehe da, die Katze mag das Futter. Also demnächst mehr davon anschleppen, bis sie die Nase voll hat davon. Ich hänge das Möwenfoto an den Kühlschrank, nun hängt S doch wieder dort, also quasi, wenn auch nicht im Bild zu sehen. Es würde sie vermutlich freuen.

Das Verliebtheitsgefühl vom Vormittag ist noch spürbar aber es geht ins Leere. Das Texten am Nachmittag ist abgebrochen, meine letzte Nachricht wurde erst Stunden später gelesen. Ich weiß nicht, was sie gerade macht und mit wem. Wie sind nicht mehr zusammen. Für mich geht es ohne sie weiter.

Ich mache das Abendessen warm und kacke in der Quizshow ab, 3/12, verliere alles bei der Masterfrage. Hach, naja. Der Gastgeber der Kochshow ist mir sehr unsympathisch aber heute kommt Let's Dance, ich lasse den Fernseher laufen während ich spüle und mich bettfertig mache.

Um 21:00 fallen mir die Augen zu, ich halte noch bis 21:30 durch, dann mache ich Licht aus. Den Rest schaue ich morgen, dann wenigstens ohne Werbung.

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Freitag, 22. März 2024
21.03.24
Donnerstag. 12 Wochen nach der Trennung. Ich weiß gar nicht, ob die Zeitspanne noch wichtig ist. Sie steht in keinem direkten Bezug zu meinen Gefühlen, ob nun 11, 12 oder 14 Wochen, was sagt das schon.

Ich habe allerdings immer noch das Bedürfnis, nicht Frühling sondern fucking Frühling zu sagen, wann immer ich daran denke, dass jetzt alles ganz toll neu, frisch und hoffnungsvoll sein soll.

Stehe um 5:00 auf, kann gar nicht glauben, dass die Katze schon quengelt, der Wecker schon klingelt. Habe auch gleich wieder ein Unwohlsein im Magen, verdammt. Ist aber nicht so schlimm wie gestern.

Heute haben wir um 10:00 den Tierarzttermin für die Depot-Schmerzspritze. Die Katze riecht morgens schon Lunte, ich bin schon zu nervös. Es tut mir leid, dass sie nun den Morgen über Angst hat, aber ich kann meine eigene Aufgeregtheit und Nervosität wegen der Termine heute nicht abstellen. Ich lenke mich ab, sie legt sich ins Körbchen und bleibt dort auch bis wir losmüssen. Beim Tierarzt geht es schnell, die Tierärztin scheint aber erkältet zu sein. So wie die Kollegin, die am Dienstag in mein Büro geniest hat.

Das Bauchweh ist weg, ich vertrage Kaffee und Frühstück gut.

Ich entdecke, dass es Fahrrad- und Wanderrouten-Apps gibt. Also theoretisch wußte ich das wohl aber als praktische Möglichkeit für mich war es mir bislang nicht bewußt.

Meinem Kreislauf geht es noch immer nicht besonders gut, ich schiebe es aufs Wetter. Zu schnell zu warm geworden, außerdem komisches Licht, viel zu weiß alles draußen. Ich bin müde und möchte mich am liebsten wieder hinlegen, werde den Termin aber heute durchziehen.

Um 15:30 fahre ich zu dem Beratungstermin für die Laser-Haarentfernung, bin zu früh dran. Die Praxis ist mitten in der Fußgängerzone also gehe noch in ein großes Bekleidungsgeschäft, registriere, dass zur Zeit ein ganz schönes Grün modisch ist und kaufe ein (nicht grünes) T-Shirt mit Peanuts Aufdruck. Es hat genau die Form, die ich mag, nicht zu lang, nicht zu eng. Und die Peanuts mag ich auch.

Am Hauseingang weisen mehrere Schilder darauf hin, dass es Videoüberwachung gibt, der Hausflur ist geschäftsmäßiger kahler Marmor und es riecht komisch. In der Praxis wird mir ein mehrseitiges Formular ausgehändigt, das ich ausfülle, während ich warte. Die Beratung ist dann sehr kurz. Ich frage als erstes, ob es bei meiner Haarfarbe überhaupt Sinn macht, ich soll dann meine Haarfarbe herzeigen, was ich auch mache und mir dabei sehr unpassend vorkomme vor der Beraterin, die mit ihrem Äußeren auch gut in eine Reality Show passen würde. Dann wird mir höflich mitgeteilt, dass es bei mir keinen Sinn macht, es gäbe bei meiner Haarfarbe nur eine 30%ige Erfolgschance, das sei das Geld nicht wert, denn ich müsste mit ca. 1300,- rechnen. Die Summe überrascht mich nicht, die niedrige Erfolgschance schon. Ich hatte auf 80% gehofft.

Bedröppelt verlasse ich die Praxis wieder und gehe über die Fußgängerzone zurück zur Bahn. Weil ich schon mal dort vorbei komme, nehme ich bei Apple nochmal die neuen iPhones in die Hand und schaue in einem Sportgeschäft Laufschuhe an. Ich bin aber nicht in der Stimmung zum Schuhe anprobieren, auch wenn ich mal neue bräuchte für meine vielen Spaziergänge. Vermutlich auch mal eine fachkundige Beratung dazu, da ich meinen rechten Fuß immer verdrehe. Überlege, ob ich das 'gesparte' Geld für ein neues Handy ausgeben soll.

Ich fahre nachhause, die Bahn ist unangenehm voll. Ich sitze eingequetscht zwischen zwei Frauen, die erst kurz vor mir aussteigen. Wenigstens riechen sie gut.

Ich bin enttäuscht und finde es schade, dass es nicht klappt. Ich habe es mir so praktisch vorgestellt, es hätte mir einiges erspart. Darunter spüre ich aber noch ein altbekanntes Gefühl. Zurückgewiesen werden. Unpassend sein. Nicht geeignet sein. Es fühlt sich nicht gut an. Ich habe das Bedürfnis, mich zu trösten. Spüre Unruhe in mir, kann nicht gut damit umgehen. Bin sauer, gekränkt. Labil irgendwie. Die Stimmung, in der ich sonst Trost in Ablenkung gesucht hätte, in Süßigkeiten, in der ich "abgeschaltet" hätte. Es gibt keinen Mensch in meinem Leben, der Trost spenden kann, gab es noch nie.

Mache aber weiter mit meinem gewohnten Ablauf. Abendessen, Quizshow, Spülen, Badezimmer.

Im Bett habe ich keine Lust auf eine Serie, ich scrolle im Handy. Sehe ein Meme, dass zur Beziehung mit S passt, ein riesiger Haufen emotional luggage rollt mit Wucht in eine neue Beziehung hinein. Schicke es an S und schreibe etwas, wie ich hoffe, Liebes dazu. Sie antwortet und hat vom Meme wohl hauptsächlich die Hintergrundmusik mitbekommen, I will always love you. Auch das ist typisch für uns, vollkommen unterschiedlicher Fokus. Ich auf Text, sie auf Ton, vielleicht auch weil ihr Handy immer auf volle Lautstärke steht und bei mir der Ton meist aus oder ganz leise ist. Könnte auch wieder ein Meme sein.

Wir schreiben ein paarmal hin und her, es scheint alles unverändert aber irgendwie distanziert. Traurig aber nicht emotional. Dann wünsche ich gute Nacht und mache um 21:00 das Licht aus.

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Donnerstag, 21. März 2024
20.03.24
Mittwoch. Der 12. Mittwoch ohne S. Der Tag hat mies angefangen. Ich habe etwas geträumt, war sehr wütend, als der Wecker anging. Wußte schon in der Küche dann nicht mehr, worum es ging, aber das ungute Gefühl blieb.

Das Wetter ist weißgrau aber sonnig, zumindest vormittags. Ich fange früh an zu arbeiten, bin aber unkonzentriert. Mache mir Gedanken über die Priorisierung ein paar 'großer' Themen, was gut ist. Komme mir weniger überfordert vor. Es gibt schon eine logische Reihenfolge, auch wenn dann alles anders werden sollte, aber es wird nicht alles auf einmal passieren. Es dauert. Wird das ganze Jahr dauern. Was solls, die Beziehung als Riesen-Streßfaktor fällt ja weg.

Ich mache mir vermutlich Illusionen in Bezug auf Therapie und Medikamente. Es gibt keine schnelle Hilfe und schon gar keine 'Lösung'.

Mein Bedürfnis, nicht mehr einsam und allein zu sein, hat immer nur zu Stress und Kummer und neuer Einsamkeit geführt. Neuem Rückzug, neuem Schaden für mich. Vielleicht habe ich völlig falsche Vorstellungen.

Die Straßenbahn hat anscheinend wieder große Probleme. Ich muss vermutlich mit der S-Bahn in die Stadt fahren.
Das hat sich dann um 14:00 erledigt, ich bekomme Bauchweh und der Kreislauf geht runter. Möchte nicht unterwegs plötzlich dringend eine Toilette benötigen und verschiebe den Termin auf morgen.

Um 15:00 fühle ich mich sehr schlecht, ich gehe offline und lege mich ins Bett, vielleicht schlafe ich ein bisschen, jedenfalls scheint die Zeit schnell zu vergehen, bis ich um 16:00 wieder auf die Uhr schaue. Den Rest des Tages verbringe ich mehr oder weniger im Bett, stehe nur auf um Essen warm zu machen, zu spülen und ins Bad zu gehen. Ich schaue die neue Folge Constellation, die Quizshow (9/12, Masterfrage richtig), eine Folge Morning Show.

Um 20:00 bin ich nicht mehr aufnahmefähig, möchte nichts mehr sehen oder hören. Das Unwohlsein hat nachgelassen. Ich lege mich eine Weile im Dunklen auf die Couch, genieße die Ruhe. Frage mich das, was ich mich so oft frage, ob ich jemals einen Menschen treffe, zu dem ich eine echte Verbindung spüren kann. Eine Verbindung, bei der mir nicht der Mensch oder mein Hirn suggeriert, dass ich nichts richtig mache. Eine Verbindung, auf die ich vertrauen kann.

Ich gehe ins Bett, sehne mich danach, S zu schreiben. Starre mein Handy an, das neben mir liegt. Glaube, dass es nicht gut wäre, sich zu melden. Dass sie sich nicht freuen würde. Dass es egoistisch wäre, ihr sagen zu wollen, wie sehr ich sie vermisse, wie sehr ich an sie denke.

Ich schreibe nichts und mache das Licht aus.

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