Mittwoch, 13. März 2024
12.03.24
Dienstag. Schon fast Mitte März, das ist doch unwirklich.

Nachts eine Stunde gegrübelt über die Arztgeschichte. Als Einschlafhilfe kurz auf die Couch gelegt, dann wieder ins Bett. Die Katze kam mit, ist aber schnell wieder zurück ins Wohnzimmer. Danach hatte ich Traumphasen. Ein Traum, in dem S vorkam und in dem ich wußte: nein, es ist nicht genug, nur beim Sex offen zu sein. Offen miteinander reden können muss auch sein. Ich fand das für mich wichtig und habe das beim kurzen Aufwachen zwischendurch ein paarmal für mich wiederholt, damit ich es mir merke. 'Wußte' ich vorher schon aber im Traum wußte ich es richtig.

Das erste Mal seit der Trennung grübele ich nach dem Aufwachen über etwas anderes als über S. Besenreiser Verödung ja oder nein, wenn ja wann und wo. Vor dem Urlaub, dann noch im März. aber wo. Oder lieber noch rausschieben, weil gerade auch noch so viel anderes ist. Es tut ja nichts weh, es wäre rein kosmetisch. Ein bisschen gegoogelt, viele andere Praxen schreiben, dass mehrere Behandlungen erforderlich sind, davon hat er nichts gesagt. Vielleicht doch lieber im Herbst, wenn keine Sonne ansteht. Und woanders, auch wenn es dort länger dauert, einen Termin zu bekommen. Ich buche schließlich einen Beratungstermin in einer auf Gefäßbehandlungen spezialisierten Klinik, der Termin ist zwar erst im Juni aber dann komme ich auch nicht mit dem Sommerurlaub in Terminprobleme. So, und jetzt bitte mit der Entscheidung leben und kein Unsicherheitskarussell mehr fahren.

Als nächstes googele ich nach einer BH-Beratung und mache einen Beratungstermin für April, nach Abheilung des Tattoos, das hoffentlich am Freitag gestochen wird. Der Name des Geschäfts bringt mich zum Lachen, er klingt ein bisschen nach 50er Jahre Erotik. Der Webauftritt ist sympathisch und sie antworten abends sehr freundlich auf meine Terminanfrage, das reicht mir erstmal. Ich hoffe, ich finde dort etwas, das bequem und trotzdem schön ist und nicht nach 5 Minuten verrutscht.

Mittags habe ich einen Friseurtermin, es ist wie immer sehr angenehm dort. Ich mache auch gleich die nächsten Termine fest bis August. Einen Tag vor dem Urlaub auch einen, das ist für meine Verhältnisse sportlich, normalerweise putze ich dann immer wie wild die Wohnung, damit alles sauber ist wenn die Catsitterin kommt. Aber diesmal wird da vermutlich weniger zu tun sein und etwas Ablenkung vom Reisefieber ist vielleicht gut.

Wieder zuhause warte ich auf die Ersatzlieferung für das zurückgeschickte Öl. Diesmal ist alles heile, ich stelle die Flaschen zufrieden in den Keller.
Es ist immer noch zu nass, um den Balkon zu putzen aber ich wische zumindest mal die Gieskannen ab.
Gehe zum Supermarkt und kaufe Katzenfuttervorräte, leider gibt es schon seit Wochen die 7+ Variante nicht mehr, die der Katze gut schmeckt.

Ich setze mich auf die Couch, scrolle im Handy und der junge Amerikaner, der aussieht wie Garth aus Supernatural, sagt etwas, das mich zum Weinen bringt. Ich glaube ihm, er macht das sehr gut, trifft genau die Stelle, an der es weh tut und sagt Dinge, die ich sehnlichst gerne vor sehr vielen Jahren mal von einer Bezugsperson gehört hätte. Ich scheine nicht die Einzige zu sein, den Kommentaren nach, von denen ich nur die ersten kurz überfliege. Es tut auf seltsam ungreifbare Weise gut, dass jemand so gute, einfache Worte findet, dass andere ähnlich fühlen und dass die Tränen fliessen.

Ich gehe duschen, um die kurzen Härchen, die dem Fön entwischt sind, loszuwerden und um frisch zu sein für den Termin bei der Kosmetikerin nachher. Ich glaube, dass ich sehr, sehr müde sein werde, ist ja quasi meine Schlafenszeit.

Es gibt eine neue Staffel von Somebody Feed Phil, schreibt mir Netflix und ob ich nicht mein Abo reaktivieren möchte. Ich möchte, liebe diese Sendung und freue mich darauf, neue Folgen zu sehen.

Der Gedanke, mir ein Fahrrad zu kaufen, nimmt langsam Gestalt an. Ich finde es reizvoll, einfach losfahren zu können. Habe aber auch Angst, vor dem Verkehr, traue meinem Körper nicht.

An S denke ich relativ wenig aber in dem Moment, in dem ich das denke, fühle ich Trauer. Und auch immer noch Liebe.

Der Termin bei der Kosmetikerin ist sehr gut. Ich war vor anderthalb Jahren zuletzt dort, es ist inzwischen eine andere Kosmetikerin und ich lasse auch eine andere Behandlung machen. Sie macht es sehr gut, sehr sanft, das Augenbrauenzupfen tut weniger weh, die Gesichtsmassage ist sehr angenehm und die Behandlung fühlt sich besser auf der Haut an. Alles prima. Und ich bin gar nicht müde, erstaunlich. Das werde ich auf jeden Fall wiederholen, es tut mir gut.

Es regnet wieder und ich gehe durch die Dunkelheit nachhause. Fühle mich nicht unglücklich. Begrüße die Katze, gehe ins Bett und schaue die erste Folge der neuen Phil Staffel. Danach bin ich aber doch sehr müde und mache um kurz vor zehn das Licht aus.

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Dienstag, 12. März 2024
11.03.24
Montag. Wecker auf 5:00 trotz Urlaub, da ich sehr früh einen Arzttermin habe.

Es soll den ganzen Tag regnen, toll. Mal gucken, wie viel Regen ich toleriere beim Balkon schrubben und ab wo es dann zu ungemütlich wird.

Morgengrübelei über mein Gefühl, alleine verloren und zum Sterben verurteilt zu sein. Das war als Baby im Krankenhaus sicher realistisch aber inzwischen wirft es mir einfach nur noch Stöcke zwischen die Beine.

Auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle ist klar, dass es zu viel Regen ist, um den Balkon trotzdem zu putzen. Schade. Und eigentlich ist es auch noch etwas zu kalt, um ohne Sonne dort die Fliesen zu schrubben.

Ich bin zu früh und steige eine Haltestelle früher aus, gehe ein Stück über die dortige Geschäftsstraße, sehe einen großen türkischen Lebensmittelladen und versuche mir eine geistige Notiz zu machen, dass ich dort mal nach Gewürzen gucke.

Beim Arzt scheine ich der erste Termin zu sein, ich muss ein paar Minuten warten, dann wird die Praxis aufgeschlossen. Die Sprechstundenhilfen sind sehr freundlich und ich muss nicht lange warten. Der Arzt ist relativ jung und recht locker, aber auch nicht sehr auskunftsfreudig. Meine Beinvenen scheinen ok zu sein, immerhin, ich hatte nicht damit gerechnet. Vielleicht hatte ich die Beschwerden in den vergangenen Jahren doch immer nur wegen mangelnder Bewegung, sie sind ja tatsächlich im Moment quasi nicht vorhanden. Nur noch leicht eingedellte Sockenrandabdrücke, keine fühlbaren Schwellungen mehr. Die Besenreiser veröden lassen wäre rein kosmetisch, ich wäre sie gerne los, bin aber unsicher, einerseits habe ich etwas Angst vor den Spritzen, andererseits vor möglichen Nebenwirkungen. Ich bekomme einen Aufklärungsbogen und ein Rezept für Kompressionsstrümpfe, die würde ich nach der Behandlung ein paar Tage tragen müssen und ist auch nicht unpraktisch, so etwas zu haben.

Auf dem Nachhauseweg bin ich unsicherer als vorher, aber ich muss mich ja auch nicht sofort entscheiden. Ich bin unsicher wegen des Arztes, ob er 'gut' ist, keine Ahnung, woran ich so etwas festmachen will, er wirkt nicht wie ein Profi. Ich frage mich, welche Vorurteile da ins Spiel kommen bei mir.

Ich fahre eine Station weiter und gehe noch zum Biometzger, nach dem Reinfall gestern freue ich mich heute auf ein Rezept mit Rinderhack, Karotten und Fenchel.

Erdbeersmoothie zum Frühstück und dann durch den Regen zum Discounter. Ein paar Sachen gibt es dort nicht, z.B. eine der Katze genehme Sorte Futter, aber den Großteil meines Wocheneinkaufs kann ich dort machen.

Es regnet ohne Unterbrechung und zu stark, um ohne Schirm zu gehen. Statt Balkon hake ich einen anderen Punkt auf meine Liste ab: Unterbettkisten wieder sichten und sortieren. Die Wollsachen kommen rein, ein paar Sweatshirtsachen raus und in den Schrank bzw. erst in die Wäsche. Ich probiere ein paar alte Leinenhosen an, eine passt sogar schon wieder. Ein paar Sachen kommen in die Kleidersammlung, sie sind noch gut, aber ich kann mir nicht vorstellen, sie wieder zu tragen.

Es gibt ein paar Sachen, die ich seit 6 Jahren nicht getragen habe, weil sie nicht mehr passen. Ich hebe sie weiter auf, rein aus dem Ehrgeiz, sie erst dann wegzuschmeißen, wenn sie wieder passen aber ich sie nicht mehr tragen möchte, weil ich sie nicht mehr gut finde. Schon komisch, wie ausdauernd ich in manchen Dingen bin.

Ich lese den Aufklärungsbogen und bin noch unsicherer als vorher. Fühle mich etwas unter Zeitdruck, da ich mich bald entscheiden muss, wenn es noch vor dem Urlaub abgeheilt sein soll, was ratsam wäre.

Dann fahre ich nochmal in die Stadt, zum Sanitätshaus. Ich kann das Rezept genausogut gleich einlösen, habe ja nichts anderes zu tun. Und auch irgendwie Lust dazu, vielleicht auch noch in einen Outdoorladen aber nur vielleicht.

Im Sanitätshaus denke ich zuerst, was für ein gemütlicher Job das sein muss, sich mit so einem klar abgesteckten Thema zu beschäftigen. Dann sehe ich aber erst eine, dann zwei Personen gemeinsam in Listen von Krankenkassen nach einer bestimmten Bezeichnung suchen, ohne Erfolg, sie müssen eine dritte Person anrufen, die weiß dann, dass das Geschäft mit dieser bestimmten Kasse keinen Vertrag für den fraglichen Gegenstand hat und die darüber informierte Kundin ist sauer darüber, vor allem anscheinend weil die erste Person, die sie beraten hat, das nicht sofort auswendig wußte. Vielleicht doch komplizierter als es den Anschein hat.

Mein Verkäufer wirkt leicht resigniert aber dabei gut gelaunt und ist wirklich ausnehmend freundlich, auch zu seinen Kolleginnen. Ich werde in einen Raum mit bläulichem Dämmerlicht geführt, muss Schuhe und Strümpfe ausziehen und mich auf ein Gerät stellen, das meine Beine vermisst. Anscheinend gibt es eine passende Normgröße für mich, ich kann jedenfalls ein paar Strümpfe gleich mitnehmen. Ich verzichte auf den Kauf von Anziehhilfe-Handschuhen, die der Verkäufer mir empfiehlt.

In den Outdoorladen möchte ich doch nicht mehr, die Umzieherei macht schon mit trockenen Klamotten keinen Spaß. Ich mache einen kurzen Abstecher in die große Buchhandlung, genieße den Duft von Büchern und Kaffee und freue mich über einen freundlichen Spruch auf der Toilettenwand dort "may love be with you". Wie immer in einer Buchhandlung würde ich gerne Bücher kaufen, weiß aber, dass ich nicht die Energie habe, sie zu lesen und lasse es. Ich lerne, dass es eine mir neue Sparte von Literatur gibt, die sich "New Adult" nennt, vermutlich nach den verschnörkelten rosalila Umschlägen sowas wie deftige Liebesschmöker, bei denen der Sex nicht ausgelassen wird.

Um 16:00 bin ich zuhause und setze mich auf die Couch, schaue fern, scrolle im Handy. Ich habe Hunger, koche und esse noch etwas früher als sonst. Mein derzeitiger Rhythmus passt mir sehr gut, ist aber vermutlich nicht beziehungskompatibel, zumindest nicht, wenn auf gemeinsame Mahlzeiten zu Standarduhrzeiten Wert gelegt wird. Aber wer sagt, dass das so sein muss, dass solche Standards wichtig sein müssen? Und wieso denke ich jetzt schon, dass ich diese Gewohnheit, die mir sehr gut passt, aufgeben muss, sobald ich wieder auf einen Menschen treffe? Mich anpassen, zurücktreten, den Fokus auf andere richten, hat mich bislang letztlich unglücklich gemacht.

Ich fühle mich müde und finde mich im Spiegel alt, älter als vor 6 Jahren bei der letzten Trennung. Ja klar, 6 Jahre her, logisch, aber es kommt vor allem keine Hoffung mehr auf. Das ist der Unterschied zur letzten Trennung. 2018 kam nach ca. 7 Wochen S in mein Leben und damit Hoffnung auf ein neues Leben, auf Veränderung. Zunächst als Bekannte, schnell als Freundin. Dann plötzlich als love interest. Mich wieder hübsch fühlen, zu einem Selbstbild zurückfinden, das ich 18 Jahre vorher aufgegeben hatte. Und dann ging alles zu schnell und blabla. Der Vergleich hilft nicht.

Und was auch immer der Spiegel zu meinem Gesicht sagt, ich fühle mich körperlich viel, viel besser als vor der Trennung.

An meinem ersten Urlaubstag als Single seit 6 Jahren habe ich mich angenehm frei gefühlt. Ich kann machen, was ich will, ohne jedes schlechte Gewissen, das ich vorher gehabt hätte, weil ich mir 'alleine' Urlaub genommen habe. Es gibt keinen Druck, dass es 'sinnvoll' sein muss, was ich mache. Ich freue mich sehr darüber, einfach machen zu können, was ich will und ohne dass mir die Arbeit vorher die Energie dazu raubt. Das Gefühl möchte ich mir bewahren, mich daran erinnern, wenn ich nochmal eine Beziehung eingehe.

Auf eine Serie kann ich mich abends nicht konzentrieren aber ich schaue eine kurze Doku über Kreta, die ich interessant finde. Ich mache früh das Licht aus, nicht so sehr wegen Müdigkeit sondern einfach weil ich nicht länger irgendetwas sehen will.

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Montag, 11. März 2024
10.03.24
Sonntag. Ich stehe um 5:00 auf, koche Kaffee, setze mich an den Schreibtisch.

Die Nacht war nicht gut, das erste Mal seit der Ernährungsumstellung hatte ich wieder Sodbrennen. Es muss an irgendwas im Salat gelegen haben, den habe ich gestern zum ersten Mal gemacht. Den Fenchel würde ich eher ausschließen, vielleicht die rohen Zwiebeln oder der Thunfisch oder die rohen Tomaten. Jedenfalls bin ich um 23:00 aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen, bin irgendwann auf die Wohnzimmercouch umgezogen, wo ich eigentlich immer einschlafen kann, nur nicht länger schlafen, da sie relativ kurz ist. Es hat aber gereicht, um alles wieder zu bruhigen und um 1:00 konnte ich wieder ins Bett umziehen. Schade, den Salat fand ich lecker und auch praktisch zum Vorbereiten. Einen Versuch bekommt er noch.

Heute gehe ich ins Fußballstadion, bin gespannt und freue mich. Es ist ein Event, Lokalbands werden auftreten und die Hymne mitsingen und es wird sicher voll. Die große Frage wird sein, wie viel zu früh ich losgehen muss, um mit der Straßenbahn pünktlich am anderen Ende der Stadt anzukommen.

Ich backe einen angeblichen Zitronenkuchen, der mit meiner Vorstellung davon aber nach Fertigstellung nur wenig gemeinsam hat. Egal, er wird aus den Muffinformen gekratzt und ist nun 3 Tage lang mein Frühstück. Vielleicht. Danach möchte ich mediterrane Muffins backen, die wiederum enden in einer Auflaufform. Was den Geschmack angeht, schwant mir nichts Gutes aber erstmal abwarten, wie es mir heute Abend schmeckt. Wenigstens mal neue Rezepte ausprobiert, die Zeit nehme ich mir nur selten.

Mir kommen ein paar mal Tränen. Ich vermisse S stark und hätte sie gerne heute dabei. Das Kunststück wäre, bei mir zu bleiben, auch wenn sie da ist. Mein Fokus auf sie war Mist.
Und auch wenn wir nie wieder nah miteinander sind, kommt ja vielleicht jemand anders. Auch da muss ich auf mich achten, nicht wieder den kompletten Fokus auf das Verhalten der anderen richten. Nur wie? Rausfinden, was mir Spaß macht, ist schon mal gut.

Ich fahre relativ früh los zum Fußball. In der Stadt steige ich um, gehe ein paar Schritte über den Antikmarkt, der quasi neben der Haltestelle stattfindet. Denke an die vielen Flohmarktbesuche mit S. Zum gemütlich gucken und schlendern ist es zu voll, die Sachen sind schön aber vermutlich auch sehr teuer. Es stehen schon viele Fans an der Haltestelle, ich fahre doch lieber weiter. Am Stadion sind viele Familien mit kleinen Kindern, da es auch spezielle Aktionen für Kinder gibt. Es ist ein Highlightspiel, was auch immer das bedeutet. Es wurde sehr viel Werbung für diesen Spieltag gemacht, so bin ich ja auch darauf aufmerksam geworden.

Ich spaziere herum, schaue mich um. Lerne, dass man im Station nur mit Karte bezahlen kann, die ich leider zuhause gelassen habe. Also kein lässiges Getränk für mich. Setze mich irgendwann auf meinen Platz und genieße die Stimmung. Ich finde meinen Platz sehr gut, ich bin erstaunt, dass das Spielfeld doch nicht so riesig ist, wie es im Fernsehen wirkt. Die neue Stadionsprecherin wird vorgestellt, sie klingt sympathisch. Dann geht es langsam los. Ich bin komplett emotional als Hennes einläuft, für mich der Star des Tages. Dann die Hymne, ich filme sie und mir fällt erst nachher auf, dass ich sie niemandem zeigen werde. Nächstes Mal einfach nur mitsingen, dafür muss ich aber textsicherer werden.

Es macht Spaß, das Spiel live zu sehen. Die Stimmung im Stadion gefällt mir. Ich weiß nicht, ob es am Frauenfußball oder dem speziellen Spieltag liegt oder ob es sonst auch so ist, die Stimmung ist jedenfalls sehr friedlich und gut gelaunt. Irgendwann fällt mir auf, wie angenehm es ist, dass es keine Sprecher gibt, die ständig mit todernster oder völlig angespannter Stimme Namen nennt, die ich nicht kenne und dazu eine dieser immer gleichen Experten-Floskeln. So wie es halt im Fernsehen ist, wo ich Fußball immer gleichzeitig langweilig und übertrieben finde. Hier kann ich einfach nur zugucken, unsere Frauen anfeuern und jetzt verstehe ich auch, warum die Leute unsere sagen, ich fand das eigentlich immer albern. Aber ich werde mitgerissen, stehe auf und klatsche wenn es spannend wird und weil ich Kölnerin bin. Fein, das mache ich gerne irgendwann nochmal.

Obwohl ich mich dort alleine nicht unwohl fühle, ist das Vermissen wieder sehr präsent. Ich wünsche mir, mit S dort zu sein und im Anschluß mit ihr in unser gemeinsames Zuhause zurückzufahren. Ein gemeinsames Zuhause, das wir nie hatten.

Schmerz, Trauer, Vermissen brennen in mir, machen mich ernst. Die Rückfahrt ist problemlos, es sind viele Sonderbahnen im Einsatz. Ich steige eine Haltestelle zu früh aus und gehe durch den kleinen Park zurück zu meiner Wohnung.

Zuhause zeigt sich, dass das Abendessen leider völlig ungenießbar ist, ich bekomme es nicht herunter. Esse nur ein paar Bissen und gebe dann auf. Ich schmeiße nicht gerne Lebensmittel weg aber in diesem Fall führt kein Weg dran vorbei.

Ich drehe mich im Kreis, ums Vermissen, möchte sie sehen, weiß dass es nicht gut gehen würde, verstehe nicht wieso es so weh tut, möchte bei ihr sein, weiß dass es nicht funktioniert, vermisse sie so.

Nicht bei ihr melden, weitermachen im Abendprogramm, spülen, bettfertig machen. Eine Folge The Man in the High Castle schauen.

Irgendwann kurz vor 21:00 mache ich das Licht aus.

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