Sonntag, 18. Februar 2024
17.02.24
Samstag. Um 4:00 die Katze gefüttert, dann noch bis 5:30 geschlafen. Aufgewacht aus einem Traum, in dem ich mit einer Mischung meiner Ex-Beziehungen in einer Cocktailbar war. Wir haben uns an einen guten Syrah rosé erinnert (im Wachzustand noch nie getrunken), dann wurde Champagner in einen gläsernern Messbecher abgefüllt und weggetragen, den Rest trank einer der Keller im Lokal aus einem Kochtopf, was mich zum Lachen gebracht hat. Ein anderer Kellner kam mit dem Champagner zurück und bat mich, ihm beim Mischen eines Cocktails zu helfen, die anderen Zutaten waren Kirschsaft und Sahne und sahen eher unappetitlich aus. Er holte zu großen Gesten aus, aber ich konnte nicht stillhalten vor Lachen und er wurde immer unterbrochen, dann bin ich aufgewacht.

Samstagmorgen Orgakram, inzwischen schon fast Routine, trotz immer noch leichtem Widerwillen.

Seit wann bitte ist es denn um 7:30 schon wieder hell!? Quasi gestern war es doch erst um 8:00 hell? Frühling macht mir Bauchweh. Meine Stimmung ist Polarnacht und wird wohl noch eine Weile so bleiben.

Die Reste vom alten Kratzbaum entsorgt. Eine Maschine Wäsche eingeworfen. Staubgesaugt, Böden gewischt, Regale abgestaubt, unklugerweise auch genau in dieser Reihenfolge. Die Putzabläufe haben Optimierungspotential. Aber die Regale fielen mir halt erst hinterher ein.

9:40, die Wohnung ist fertig geputzt für heute. Der Samstag kann beginnen, so fühlt es sich an. Nur, dass er für mich nun quasi vorbei ist oder leer bleibt oder einfach totgeschlagen werden muss. Zwei Sachen stehen noch auf meiner Liste: Katzenstreu holen und Kieser. Sonst nichts, ich werde mit niemandem reden, nichts machen, niemand anfassen, niemandes Stimme hören. Mein Körper vermisst ihre Umarmung.

Nach dem Frühstück gehe ich zum Tierbedarfgeschäft, das zweite Mal seit der Trennung hole ich wieder zu Fuß das Streu. Es fühlt sich ok an.

Dann fahre ich zum Kieser und nehme mir dort Zeit, mache in Ruhe die Übungen. Noch immer fühlt es sich wohltuend an, nicht zu anstrengend. Das Studio zu wechseln war eine gute Entscheidung, sowohl vom Weg her, als auch vom Gefühl des Neuanfangs her. Auf dem Rückweg steige ich wieder zwei Stationen früher aus und gehe durch die ländlich wirkenden kleinen Straßen, der Fußweg ist angenehm.

Zuhause dusche ich lange, ziehe mir bequeme Klamotten an und bin um 14:30 dann wirklich fertig für heute. Ich habe nichts mehr zu tun, mein Körper ist angenehm müde.

Was würde ich jetzt gerne machen, wenn eine Partnerin hier wäre? Keine Ahnung. Anlehnen, Anwesenheit spüren, ist das, was ich mir wünsche.

Etwas mit mir anfangen, Freude empfinden. Wissen, was mir Spaß macht. Das sind meine Defizite. Manchmal fühle ich mich wie ein gebrochenes, hoffnungsloses Käfigtier. Das sich nichts sehnlicher wünscht als einen Menschen, der sich zu ihm setzt, freundlich ist, ihm Vertrauen einflößt. Und das gleichzeitig so viel Angst hat, dass es knurrt und schnappt, sobald sich jemand nähert. Das abgeschrieben wird als unvermittelbar.

Ich lese eine Stunde, dann wird es meinen Augen zu anstrengend. Im Fernsehen läuft Wintersport, die Bobabfahrten schaue ich gerne, danach kommt Biathlon, aber das ist mir zu laut, also nicht der Sport sondern das Gegröhle des Publikums. Bzw. Anfeuern ist das wohl.

Ich fühle mich körperlich unwohl, es hängt was quer. Etwas zu verdauen war noch nie meine Stärke, auch nicht körperlich.

Der Vermissensschmerz scheint, zumindest heute, etwas nachzulassen.

Eine neue Träumerei entsteht, ich taste mich per Phantasie an eine mögliche Wunschvorstellung heran. Dann fällt mir ein, dass das Entscheidene ja wäre, wie ich mit Problemen umgehen würde. Das ist die schwierige Stelle. Sonst wäre es mit S ja auch anders gelaufen. Gute Vorsätze dazu hatte ich bei S auch. Aber es ging immer alles viel zu schnell. Wie ein Spiel, von dem ich die Regeln nicht kannte, es ist mir alles immer sofort um die Ohren geflogen.

Wieder ein schlaues Reel, in dem jemand sagt, dass es aufs Handeln und Hinsehen ankommt, nichts aufs Denken.

Ich schaue die Serie weiter, mache um 21:15 das Licht aus.

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Samstag, 17. Februar 2024
16.02.24
Freitag. In der Nacht bin ich zu den selben Zeiten wie immer aufgewacht und habe mich jeweils an seltsame Träume erinnert, die jetzt untergegangen sind. Nur an den letzten, kurz vor dem Aufstehen, kann ich mich noch nebelhaft erinnern, es ging um Sportgeräte, irgendwas mit Hanteln, die aussahen wie Flugzeugpropeller. Ich hatte getestet, wie schwer sie sind und das einer Person erzählt, die mit mir durch eine große Halle ging.

Ich stehe um 4:30 auf fühle mich müder als sonst.

Ich glaube, die schlechte Laune gestern kommt von den Schuldgefühlen. Es hat sich ein paar Tage wieder alles darum gedreht, was S (nicht mehr) will. Damit komme ich nicht weiter. Ich will die Beziehung ja selbst nicht mehr. Wir kommen nicht zusammen, sind mit unterschiedlichen Voraussetzungen gestartet, hatten unterschiedliche Routen, landen letztlich ganz woanders. Wir hätten diese Beziehung so gerne gehabt und haben dabei so ziemlich alles falsch gemacht.

Trotzdem bleibt das Gefühl, dass ich jetzt da bin, wo ich schon lange mal hin musste. Bei all der Trauer um das, was ich nicht erleben konnte, ist das jetzt der Weg, den ich gehen muss.

Leider geht die Genervtheit weiter. Ich kämpfe mich durch, projiziere, bin gereizt. Vielleicht doch irgendwie Zeit für den Rhein einplanen am Wochenende.

Um 10:30 haben die Katze und ich einen Termin beim Tierarzt für die monatliche Depotspritze, ich muss rechtzeitig die Schlafzimmertür schließen, um die Fluchtmöglichkeiten einzuschränken.

Die Katze nimmt meine Anspannung wahr und versteckt sich in einem Fach der Kommode aber ich kenne das schon. Wir bringen es schnell hinter uns. Sie schreit ein bisschen im Treppenhaus und ist dann ganz still, bis wir wieder zuhause sind.

Morgen hätte ich den nächsten Beratungstermin bei der Therapeutin gehabt, leider ist sie erkrankt und sagt den Termin ab. Schade, ich hatte dort auf Hilfe bei der Orientierung gehofft. Wie es nun weitergehen soll, ob ich doch eine "richtige" Therapie beantrage und was das nützen könnte. Ich hoffe, es geht ihr bald besser.

Das Wochenende gähnt mich nun leer an und fletscht die Zähne.

Wieder ein Wochenende ohne S, ohne überhaupt Gesellschaft, ohne Gespräche, ohne Sinn. Ja, ich muss Dinge erledigen und ja, das kommt mir vor, als ob ich etwas leiste oder "mache" aber eigentlich ist das ja nur das normale Grundgrundrauschen, was man sowieso macht, vor dem, was dann richtig Spaß macht. Also für die anderen, normalen Menschen, wie S. "Was richtig Spaß macht", habe ich nicht, kenne ich nicht.

Das Grundrauschen auf die Reihe zu bekommen, ist meine momentane Leistung. Absolut nicht selbstverständlich bei mir.

Leben, zuhause sein, bedeutet immer noch S. Ihre Abwesenheit prägt meine Gefühle, meinen Blick, mein Sein.

Es ist Freitag und ich mache früh Schluss. Möchte raus aus der Wohnung, mache Besorgungen und werde dabei sehr nass. Egal.

Von irgendwoher habe ich das Gefühl, dass mir die Zeit wegläuft. Ich bleibe zurück. Alle anderen sind weit voraus.

Ich möchte mir irgendwem chatten, mich unterhalten, Belanglosigkeiten austauschen, das Gefühl haben, nicht allein zu sein. Aber ich kann das nicht, nicht mal das.
Wo S an Fremde Romane schreibt, fällt mir nichts ein. Ich bin leer. Und immer wieder der Vergleich. Ich kann nur verlieren.

Abends stelle ich fest, dass es doch eine Art Anleitung für Booking Anfragen bei dem Tattoo-Studio gab und dass demnach in meiner Mail Angaben und Fotos fehlen. Das mach mich sehr unruhig. Ich habe sofort das Bedürfnis, meine Mail zu korrigieren, nachzubessern, aber ich glaube, dass ich dafür den Rechner brauche. Denn will ich aber nicht mehr anmachen. Außerdem habe ich Hunger und müsste eigentlich jetzt kochen. Außerdem insgesamt ein nicht so gutes Bauchgefühl dazu, dass es kein persönliches Vorabgespräch geben soll, wie ich vermute.

Ich koche, überlege, komme zu dem Entschluss, dass ich es wenigstens dort versuchen möchte und deshalb die Angaben nachliefern werde, esse, dann schreibe ich am Handy eine weitere, ergänzte Mail. Und bin stolz auf mich, dass ich das am Handy gemacht habe, denn das ist das eigentlich Besondere an der ganzen Episode und es macht mich flexibler.

Danach kann ich beruhigt den Abwasch machen.

Es geht mir nicht gut. Also, haha, sowieso. Aber es geht mir heute noch schlechter, anders schlecht. An S denken schmerzt scharf. Keine Tränen. Es wäre besser, wenn ich weinen könnte aber das Weinen vom Sonntag ist weit weg. Seit Montag spüre ich vor allem Schuldgefühle und Abgelehntsein. Ich krümme mich innerlich weg. Das ist so nah am Trauma, das wird mit Nebel und Sand übersprüht, mit dumpfer Schwärze, ich werde ins Upside Down gezogen, ich resigniere. Das macht mir Angst, ich möchte wach bleiben, ich möchte hingucken.

Den Beratungstermin hätte ich echt gut gebrauchen können. Ich bin müde, gehe ins Bett und schaue Hijack mit Idris Elba. Sehr gut, sehr spannend, aber mein Kopf hat Sperrstunde nach 1,5 Folgen. Ich fühle mich müde und fertig, mein Köper möchte Ruhe. Ich mache um 20:45 das Licht aus.

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Freitag, 16. Februar 2024
15.02.24
Donnerstag. Sieben Wochen nach der Trennung.

Wenn S jetzt vor mir stünde, würde ich alles über Bord werfen, was ich seit der Trennung gedacht habe. So toll weit bin ich schon gekommen.

Ich bin sehr froh und erleichtert, dass Karneval vorbei ist und auch der Valentinstag. Das Profilbil habe ich bereits wieder geändert. Der nächste Brocken wird Ostern. Nicht zu viel drüber nachdenken, nichts ist vorhersehbar.

Alles, was auch nur andeutungsweise mit Familie und Zuhausesein zu tun hat, jede kleine Erinnerung, löst Schmerz aus. Bestimmte Wörter, wie sie ausgesprochen wurden, Haushaltstätigkeiten, der Anblick bestimmter Lebensmittel.

Terminanfrage an ein Tattoostudio gestellt. Ich möchte mir ein Motiv stechen lassen, das mir vor sechs Jahren so große Hoffnung gegeben hat und mich immer noch sehr berührt. S ist nun nicht mehr Teil dieser Hoffnung aber ja, das Motiv wird mich auch an sie erinnern. Immerhin besser, als sich einen Namen tätowieren lassen.

Ich möchte rausgehen, mich bewegen, etwas tun, stattdessen sitze ich am Schreibtisch und die Zeit zieht sich zäh dahin.

Ich bin genervt wie seit Wochen nicht mehr. Gestresst, überfordert. Projiziere meine Selbstvorwürfe und Schuldgefühle auf andere. Die jammernde Katze, um die ich mich gefühlt nicht genug kümmere. Die nervenden Kollegen, weil ich das Gefühl habe, selbst nicht genug zu tun. Ich mag mich so nicht.

Es ist so ein Tag, an dem man am Rhein den Schiffen hinterherschauen und Bier trinken müsste. Aber ich mag kein Bier und ich werde nicht zum Rhein fahren. Schade, dass ich nicht zu Fuß hingehen kann, es ist zu weit. Wieder mal wünsche ich mir, ich würde in einer spannenderen Gegend wohnen.

Der Schmerz tritt zurück hinter der Genervtheit. Da ist mir der Schmerz eigentlich lieber. Ich will ihn nicht auf diese unsympathische Art verdrängen.

Stattdessen mache ich ganz normal weiter, gebe der Katze ein Leckerli und mache einen selbstironischen Scherz mit den Kollegen. Gehe nach der Arbeit zum Optiker, die neue Lesebrille abholen, kaufe Joghurt im Supermarkt.

Spule die Routine ab.

Bin auf eine seltsame, andere Art unglücklich, bin nicht bei mir sondern irgendwie losgelöst, schlecht gelaunt. Ich hoffe, ich werde nicht krank. Mittags ging die Stimme weg, wackelte und brach, ich habe mich angehört wie eine alte Frau. Jetzt geht es wieder.

Ich fühle mich unwohl, schwer, dumpf. Schlecht gelaunt. Benommen im Kopf.
S rutscht etwas weiter weg, aber der Schmerz darüber, dass sie mich nicht mehr haben will, bleibt. Und übertönt meinen ganz eigenen Schmerz über die gescheiterte Beziehung. Den Schmerz über meine eigenen, nicht zugelassenen Gefühle.

Freue mich aufs Bett.

Ich fange eine was-wäre-wenn Serie an, in der russische Astronauten als erste auf dem Mond landen. Mag das Setting optisch aber inhaltlich packt es mich nicht richtig. Mache um 21:20 das Licht aus und scrolle mich noch bis kurz vor zehn durch gute-Laune Reels.

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