Donnerstag, 15. Februar 2024
14.02.24
Aschermittwoch. Der Wecker klingelt bzw. zwitschert um 4:30. Ich träume gerade von einem Haus, in dem es ungelüftet riecht und alt gewordenen Menschen, deren jüngere Schwägerin fleißiger ist als sie dachten. Was auch immer.

Um 6:00 muss ich mich schon einloggen, deshalb der frühere Wecker. Überschaubare Sachen wegarbeiten lenkt ab.

Der innere Walk of Shame geht weiter. Bauchweh, stummes Verharren im Schmerz, ich fühle mich kraftlos.

Es ist Valentinstag, mein Profilbild ist unsere Rose. Ob das nun passend ist oder nicht, ich fühle es jedenfalls.

Ich wünschte, ich hätte mehr kleine Sachen zu tun, für die großen reichen Energie und Konzentrationsfähigkeit nicht. Kann sie nur in kleine Schritte aufteilen, langsam, langsam. Ich mache, was ich machen muss, aber nicht die Kür.

Lenke mich ab mit der Suche nach einem Tattoo-Studio. Denke, ich habe eines gefunden, bin dann doch unsicher, frage keinen Termin an.

Ich bin unruhig und müde und voller Selbstanklagen. Ich möchte irgend jemand Vertrautes haben. Mein Leben bleibt stehen, wenn ich nicht vom Stuhl aufstehe, niemand bringt Alltag, niemand merkt es, wenn ich einfach nicht mehr aufstehe. Ich habe das Gefühl zu sinken.

Immerhin werde ich zum Kieser gehen.

Nach der Arbeit mache ich mich auf den Weg. Kieser ist sehr angenehm, aber die Anstrengung ist schon in Sicht, die Gewichte werden im Moment ja noch jedes Mal schwerer. Meine Oberschenkelmuskulatur ist wirklich sehr, sehr schwach geworden. Das habe ich natürlich schon lange gemerkt, jede Treppe hat sie komplett ausgepowert. Zu viel Sitzen, zu wenig Bewegung, der Klassiker. Depression, Antriebslosigkeit, Introvertiertheit und den Rest hat ihnen dann der Lockdown gegeben.

Das Bauchweh bleibt, der Verlust hat nun die zusätzliche Note "Sie will mich nicht mehr", scharf und bitter, der dazugekommene Schmerz richtet es sich gemütlich ein, bleibt wohl länger.

Auf dem Rückweg vom Kieser in der Straßenbahn habe ich gedacht, dass es doch eigentlich total legitim ist, wenn ich mir mit mir selbst einen gemütlichen Fernsehabend mache. Wo ich doch schließlich die Frau bin, die ich dieses Jahr kennen lernen möchte, mit der ich die meiste Zeit verbringen möchte. Das Jahr soll sich um mich drehen, ich möchte mir eine gute Gefährtin sein. Da gehört so etwas doch dazu. Einfach mal abschalten ohne schlechtes Gewissen weil ich ja "nur allein bin und damit mal wieder versagt habe".

Aber im Moment spüre ich vor allem die Einsamkeit, wenn ich alleine auf der Couch sitze.

Die Abende zu zweit habe ich nicht als sonderlich entspannend oder harmonisch in Erinnerung. Es gab mir zu viel Unausgesprochenes, zu wenig Kommunikation, zu wenig Miteinander. Aber ich konnte ihre Hand halten, spüren, dass da ein Mensch neben mir sitzt, dass jemand zu mir gehört.

Meine Abende seit der Trennung sind einförmig aber nicht vollkommen unangenehm. Gesellschaft würde mich vermutlich überfordern. Ich muss erst mal selber klar kommen.

Ich halte mich an meiner Routine fest, binde mich damit quasi ans Steuerrad während ich Angst habe, dass die Wellen zu hoch werden, dass sich das Schiff doch irgendwann überschlägt.

Essen warm machen und gegen 17:30 essen, Tabletten nehmen, Rateshow gucken, spülen, aufräumen, heute keine Kochshow, da der Gastgeber mich nicht interessiert. Zähne putzen, Gesicht waschen, im Bett 2 Folgen Wohlfühlserie.

Wellenförmige Ungläubigkeit, dass mein Leben ohne S weitergehen soll. Wie denn nur? Als ob ein vertrauter Leuchtturm plötzlich ausgeschaltet wurde, um mal im Bild zu bleiben.

Auf Insta wieder etwas vielleicht Schlaues gehört. Kurz gefasst: zuviel grübeln über Warum ist nicht zielführend, nur mit fühlen des Was kommt man weiter.

Gegen 21:00 schlafe ich ein.

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Mittwoch, 14. Februar 2024
13.02.24
Dienstag. Bürotag. Ich wache um 4:20 auf und mache weiter. Katze füttern, Kaffee kochen, Blogeintrag für gestern zu Ende schreiben und posten, duschen, anziehen, Sachen zusammenpacken, losgehen.

Kobaltblauer Himmel, dort wo die Sonne bald aufgeht. Sehr schön, sehr hoffnungsvoll. Nur dass 'hoffnungsvoll' mir gerade den Magen umdreht, denn das war die Stimmung, als ich S kennenlernte. Als ich S kennenlernte, habe ich gefühlt, dass mein Leben noch nicht zu Ende war.

Die Gefühlsmischung aus Erinnerung, Wiederholung und ungedrehten Vorzeichen macht mich fertig. Verwirrt mich, als ob zwei Platten gleichzeitig abgespielt werden. Hoffnung und Verlust, Trauer und Verliebtsein.

Ich muss heute etwas präsentieren. Vollkommen irreal grade. Augen zu und durch, ist im Vergleich zu dem Scherbenhaufen um mich herum gerade weniger angstbesetzt als normalerweise. Es läuft wie erwartet und hinterlässt keine unangenehmen Gefühle.

Ich versuche mir das Gefühl zu beschreiben, das mir immer wieder in Wellen 'Bauchweh' macht. Das ich anscheinend nicht verdaut bekomme, würden die Freudianer jetzt wohl sagen.

Das Gefühl, versagt zu haben. Für meine Fehler bestraft zu werden. Dass S weg ist, ist meine Schuld. Dass sie unglücklich ist, meine Schuld.
Meine Verliebtheit war nicht ausreichend, ich weiß gar nicht, wie das geht und wußte es nie, nie genug Vertrauen, es ging mein Leben lang nie um meine Bedürfnisse. Ich fühle mich schuldig, schäme mich, fühle mich bestraft.

Warum, warum? Weil ich nicht bereit war. Weil ich vor lauter unbearbeiteten Themen nicht in der Lage war, gar nicht die Möglichkeit hatte, nicht die Freiheit hatte, mich richtig zu verlieben. So wie jetzt.

Immer wieder Schmerzen, als hätte ich unsere Beziehung vor den Bus gestoßen. Als wäre alles Elend meine Schuld. Ist es auch, ist es auch. Shame. Shame. Shame! Geifernder Mob kann mein Hirn gut.

Arbeiten, Besprechungen, Termine machen, Mails beantworten. Da ich auch sonst nicht überbordend fröhlich bin, merkt niemand was.

Nun doch die Kollegin gefragt, ob sie mit zum Vortrag kommt. Ein Schritt nach vorne, es soll ja weitergehen mit den Sozialkontakten.

Auf dem Weg zurück nach Hause komme ich an verkleideten Menschen vorbei, unser Veedelszug ist gerade zu Ende.
Ich stelle meinen Rucksack ab, füttere die Katze und gehe wieder los, brauche noch etwas Bewegung. Eine Runde um den Block, eine halbe Stunde Energie abbauen. Nachdenken im Rhythmus meiner Schritte. Noch mehr verkleidete Menschen, hier und da noch Musik und Party. Kinder, deren Erwachsene die vollen Bonbontaschen tragen.

Wieder zu Hause, diesmal ruhig genug um mir bequeme Klamotten anzuziehen und mein Essen warm zu machen.

Instagram zeigt mir Reels von wildfremdem Accounts, in denen mir Menschen sagen, dass ich selbst es bin, die mir verzeihen muss, dass ich durch meine Gefühle durch muss, dass niemand kommt, um mich zu retten sondern dass ich meine Gefühle durchleben muss ohne sie zu verdrängen oder mich zu verstecken, um sie zu verarbeiten. Zumeist englischsprachige Menschen sagen mir, dass ich ok bin, dass sie stolz auf mich sind, dass ich nicht aufgeben soll. Der Algorithmus ist wirklich beeindruckend.

Auch den Rest des Abends leide ich unspektakulär und leise vor mich hin, machen den Haushalt, lege mich ins Bett und schaue eine Serie, die ich schon kenne und von der ich weiß, das sie mich gut unterhält. Um 21:00 mache ich das Licht aus.

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Dienstag, 13. Februar 2024
12.02.24
Rosenmontag. 4:50 aufgestanden, nach höchstens 4 Stunden Schlaf. Egal, ich kann mich ja wieder hinlegen.

Nachts und auch seit dem Aufstehen, beim Aufschreiben des gestrigen Abends, kommen mir immer wieder die Tränen.

Noch im Bett hatte ich das Bedürfnis, mit S über den Moment zu reden, in dem sie mich so sehr verletzt hat, in dem ich mein Vertrauen in sie und in ihre Liebe verloren habe. Jetzt weiß ich nicht, was das bringen soll, außer unser Verhältnis noch mehr zu erschweren.

Vielleicht gerade lieber keine Entscheidungen treffen. Aus reinem Selbstschutz begebe ich mich nach Azeroth und dezimiere dort Gnolle und Banditen. Muss nach einer Stunde aufhören wegen Schulterschmerzen.

Die Katze meckert mich unentwegt an, gibt es echt keine, der ich gerecht werde?

Ich komme aus dem Weinen nicht raus. Als ob irgendein Damm gebrochen ist. Und ich habe niemanden, niemanden.

Ich frühstücke, gehe wieder ins Bett, schaue eine Serie. Heute ist so ein Tag.

Dann nehme ich doch Kontakt auf, denn heute ist so ein Tag.

Danach ist zumindest klar, dass es von ihrer Seite her keinen weiteren Versuch mehr geben wird, unserere Beziehung fortzuführen.

Ein Teil von mir ist erleichtert, schon weil nun diese ungeklärten Möglichkeiten hoffentlich aufhören, in mir herumzuspuken. Die Träumereien werden bleiben aber das Nachdenken über eine veränderte Beziehung ist damit überflüssig.

Diese Möglichkeit der Wiederannäherung hat mich nun schon seit Wochen beschäftigt und von dem abgelenkt, was ich mir für dieses Jahr vorgenommen hatte.
Dieses Jahr sollte ich selbst doch die Frau sein, um die mein Leben sich dreht.

Gestern und heute sind die Tage mit den meisten Tränen seit der Trennung. Ich finde das nicht schlimm. Ich fand es eher unheimlich, dass bei all der Trauer anscheinend nur so wenig Tränen in mir waren.

Der erleichtete Teil geht unter in der größen Schwärze, die ich nun vor mir sehe. Alleine sein, alleine alt werden, alleine sterben. Ohne Partnerin, ohne Freundinnen. Das ist im Moment der Ausgangspunkt. Was wird, weiß ich nicht.

Die Trennung ist wieder realer geworden und schmerzt umso mehr. Es fühlt sich immer noch so an, als würden meine Eingeweide herausgezogen. Ich stehe immer noch da und schreie verzweifelt "NEIN". Weiß nicht, wie ich loslassen soll, wohin der erste Schritt gehen soll. Jedenfalls nicht zurück.

Ich gehe doch noch spazieren, wenn auch kurz. Ich koche, esse, spüle, mache weiter. Schaue eine Serie. Putze meine Zähne, nehme meine Nachttablette. Mache das Licht aus. Vermisse sie schmerzlich und trauere um all die verpassten Möglichkeiten.

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