Montag, 12. Februar 2024
11.02.24
Sonntag. Wieder habe ich ich mich nach dem Füttern nochmal hingelegt. Es war leider nicht die richtige Sorte, deshalb hat die Katze mich von meiner Hüfte aus weiter dringlich angeschnurrt. Trotzdem nochmal eingeschlafen und erst um 5:50 aufgestanden.

Noch im Bett habe ich die Dummheit begangen, in die Statusmeldungen zu schauen. Wäre ja unfair den anderen Kontakten gegenüber, ne? Durchsichtig, aber ich war noch zu verschlafen, um es selbst direkt zu merken. Und ja, es gab die Quittung. Nein, habe ihren Status nicht aufgerufen, nur das geänderte Profilbild gesehen. Ja, habe jetzt Bauchweh. Guten Morgen!

Ab 8:00 habe ich erstmal nichts mehr zu tun, die Gedanken wandern herum und produzieren einen großen Sehnsuchts- mit dazugehörendem Bauchwehschub. Danke für nichts.

Ich fühle mich einsam. Gelangweilt und unterfordert. So wie als Teenager. Lese, wie als Teenager. Lesen weil ich keine Freunde hatte. Ich hätte lieber Gesellschaft. Jemand zum Reden, Rausgehen, Lachen.

Ich wäre sogar beim Chatten verloren, so wenig Übung habe ich im Umgang mit Menschen. Ich bin zu langsam, verstehe die Regeln zu wenig. Keine Ahnung von Small Talk.

Und immer wieder das Gefühl, dass der Zug eh abgefahren ist. Ich bin zu alt, um mich zu ändern. Ich habe es verpasst. Verpasst, falsch gemacht, aussortiert.

Der Himmel ist grau und meine Gedanken sind noch viel grauer.

Ich gehe vor die Tür, 30 Minuten spazieren. Unter die Dusche. Bereite das Essen vor.

Bin aufgeregt wegen der Party nachher. Es gibt da so viele Unsicherheitsfaktoren.

Fühle mich zerfasert und zerbröselt. Ausgeschlossen, abgehängt. Ich stelle wieder Vergleiche mit S an, bei denen ich scheinbar nur verlieren kann. Das und die Anspannung sind so anstrengend, dass ich einfach abschalten möchte, mich ins Bett legen, zu Hause bleiben.

Meine sowieso dürftige Schutzhülle bröckelt weg, ich fühle mich ausgesetzt und fehl am Platz.

Der Vergleich ist es. Der Vergleich zieht mich so unsäglich herunter. Ich komme so vernichtend schlecht weg dabei. Warum mache ich das.

Ich möchte es bitte nochmal versuchen. Bitte lass mich hier nicht stehen. Bitte lass mich nicht allein.

Ich werde auf die scheiß Party gehen. Mit verheulten Augen, interessiert doch eh niemand.

Ja, und da war ich dann, nicht mit verheulten Augen, verhalten traurig. Die Party war nicht dolle, aber die anderen Frauen, Freundinnen von T., freundlich und gut gelaunt. Die meisten kannte ich vom Sehen von vor 20-25 Jahren. Ich habe S das erste Mal öffentlich meine Ex-Freundin genannt und das fühlte sich furchtbar an, furchtbar falsch. Ich habe den ganzen Abend nur Wasser getrunken, Bier hätte mir weder geschmeckt noch geholfen.

Die Location war meh, das restliche Publikum 30 Jahre jünger als wir. Als wir ankamen, hatte ich kurz Lust zu tanzen, dann nicht mehr und bin nur so herumgewippt, wie wir Introvertierten das so machen. Schmerzhafte Gedanken an S, ein riesengroßer Klumpen Vermissen. Irgendwann sind wir dann in eine andere Kneipe, weil die anderen Hunger hatten. Dort am Tisch war es ein bisschen schwieriger, nicht in Tränen auszubrechen aber ich konnte es abwenden. Lächeln, irgendwie, auch wenn es vielleicht nicht echt wirkt.

Sehr bedrückend war auch die Erkenntnis, dass scheinbar alle Frauen in meinem Alter gute Freundinnen haben, die sie seit 30 Jahren kennen. Zumindest alle da am Tisch und S ja auch und dann fiel noch der Name einer anderen ehemaligen Freundin von mir, die jemand beim CSD gesehen hatte und die dort auch mit einer alten Freundin war. Nur ich habe es nicht geschafft, Freundschaften aufzubauen und zu pflegen oder wenigstens Kontakte zu halten. Mein Selbstwertgefühl lag wimmernd am Boden.

Auf dem Weg zurück musste ich 25 Minuten auf die Anschlußbahn warten und habe sehr gefroren, innerlich wie äußerlich. Überhaupt war ich so unlocker den ganzen Abend, dass ich Gleichgewichtsprobleme bekommen habe. Ich fange dann an, unsicher zu gehen, als hätte ich Alkohol getrunken, was ja nicht der Fall war.

Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, dort hin zu gehen aber das ist jetzt müßig. Wer weiß, wie ich mich fertig gemacht hätte, wäre ich nicht gegangen.

Zuhause brach dann das Weinen aus mir heraus, in verzweifelten, leisen (wegen der Nachbarn) Schluchzern. Das Gefühl, mein ganzes Leben lang auf ganzer Linie versagt zu haben, Sehnsucht, Vermissen, uferlose Traurigkeit. S nicht loslassen können, wollen, das Gefühl, ohne sie zu ertrinken. Und mit ihr trotzdem nicht an Land zu kommen. Zurückgelassen werden, während alle anderen es schaffen, normal zu sein.

Nur ich weiß nicht, wie es geht, bin in einer Gedankenwelt gefangen, aus der ich keinen Ausweg sehe. Zu spät, zu alt, zu seltsam. Niemand, die man gerne um sich hat. Zu stumm, zu grau, zu blind. Zu hilflos, zu uncool, zu wenig Spaß.

Kurz vor Mitternacht ins Bett, irgendwann eingeschlafen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 11. Februar 2024
10.02.24
Samstag. Um 5:50 schlägt die Katze so richtig Hungeralarm, nachdem ich ihre weniger eindringlichen Hinweise seit 3:00 ignoriert habe. Ich stehe auf und freue mich, dass immerhin eine 5 vorne steht.

Ich beschließe, dass "bitte nicht antworten" bis Sonntagabend gilt, da ihr Karnevalsbesuch normalerweise das ganzen Wochenende bleibt. Also brauche ich erst am Montag zu antworten.

Nach dem Bloggen geht es weiter mit Orgakram, Listen aufdröseln, Ablage. Ich finde, ich mache das gut. Ich teile die Sachen in bewältigbare Schritte auf und halte mich dann auch daran. Fleißsternchen für mich!

Ein bißchen wehleidig fahre ich den Rechner herunter. Ich vermisse meine morgendlichen Spielesessions schon etwas. Die heile, immer gleiche Welt dort, alles berechenbar. Ich hätte nichts dagegen, dort noch ab und an etwas Zeit zu verbringen, aber ich glaube nicht daran, dass ich nochmal eine Person wie M. kennenlerne, mit der das möglich und schön wäre.

Gebe dann doch vormittags eine kurze Antwort, schon um mir selbst die Freiheit zu geben, ggfs. etwas zu posten von Sonntag. Und um ihren Besuch zu grüßen, den ich ja auch kenne.

Wie gerne wäre ich jetzt bei ihr, würde mithelfen, den Frühstückstisch zu decken, Eier kochen, S einen Kuss geben und sie anlächeln können.

Ich probiere das Schwamm-Teleskops-Dings aus, das ich im Baumarkt gekauft habe und schrubbe die deckenhohen Kacheln im Bad. Das Ergebnis ist ganz ok, nur eignet sich die glatte Seite nicht wirklich zum Trockenwischen, wie ich eigentlich gehofft hatte. Also doch noch recken und mit dem Abzieher hinterher. Und schauen, ob ich eine geeignete Stange für den Abzieher finde. Oder weiterhin recken, das tut vielleicht auch ganz gut.

Um 11:15 fahre ich zum Kieser, die Bahn ist voll, da sich schon Leute für Veedelszüge einfinden. Ich trage Maske, wie ich mir selbst versprochen hatte. Das Training ist sehr angenehm, Gewichte immer noch gut schaffbar, ich steigere langsam.

Auf dem Rückweg steige ich zwei Stationen früher aus, um noch einen Spaziergang dranzuhängen. Ich habe ja sonst nichts mehr zu tun für heute.

Um 14:45 bin ich frisch geduscht und habe 2-3 Stunden Zeit zu verbringen, was tun?
Mit Freundinnen plaudern wäre jetzt ideal, ich habe aber keine Freundinnen.
Ich spüre Sehnsucht nach Nähe aber das tut nicht gut, das Gefühl hat dunkle Gedanken im Schlepptau, Gedanken an an die letzten Beziehungsmonate, an alles das, was nicht mehr ging.

Also was tun? Ich versuche es mir, soweit es mit den Rückenschmerzen geht, bequem zu machen und fange ein Buch an, das ich schon sehr lange lesen wollte. In der Geschichte sehe ich bei allen Unterschiedlichkeiten auch Parallelen zu mir, sie berührt mich.

Trotzdem schweifen meine Gedanken zwischendurch ab. Aus meinem Wunsch nach Nähe treten Erinnerungen an meine Gefühle während der Beziehung heraus. Die ständigen Minderwertigkeitsgefühle, die ständige Überforderung. Die Einsamkeit, wenn all meine verzweifelten Erklärungsversuche mit Liebesentzug bestraft wurden. Wenn ich nicht angesehen wurde. Wenn nicht mit mir geredet wurde außer über Belanglosigkeiten.

Es gibt keinen Weg zurück, obwohl ich es mir wünsche. Warum wünsche ich mir so etwas? Weil es Sicherheit gab.

Ich fühle Scham über mein Verhalten in der Beziehung. Meine völlige Überforderung, meine Aufgewühltheit, meine totale Unsicherheit, mein "Drama".

Nach dem üblichen Abendprogramm aus Essen, Spülen, Aufräumen schaue ich die Slow Horses Staffel zu Ende. Wie immer werde ich früh müde, was ja auch klar ist bei meinen Aufstehzeiten. Ich weiß nicht, wie ich das verschieben kann oder soll.

Ich kann mir eigentlich gar nicht wirklich einen Abend mit Partnerin vorstellen. Meine Abende sind so kurz. Alleine eine Serie gucken ist auch nur Ablenkung, wie WoW, aber wenigstens höre ich dann die Stimmen der Schauspieler. Zusammen etwas mit deutscher Synchro gucken interessiert mich nicht. Habe es trotzdem manchmal gemacht, S zuliebe. S geht solche Kompromisse nicht ein. Wenn sie jetzt hier wäre, würde sich nichts ändern. Sie würde alles so machen wie immer. Was würde ich machen? Mich wachhalten bis 24:00? Am nächsten Morgen bis 10:00 schlafen? Nein.

Das alles war nicht wirklich unser größtes Problem. Warum es mich gestört hat, war mein Wunsch nach mehr Dialog, mehr Qualitätszeit. Weil eben so viel anderes nicht ok war.

Ich sehe, wie sehr ich in der Beziehung nicht ich selbst war. Ich habe mich zurückgezogen, bis ich selbst nicht mehr den Weg zu mir fand.
Mir fehlt hier jetzt der optimistische nächste Satz. Als ob nicht eh alles schon Textbook Kitsch genug wäre. Mit mir selbst in den Sonnenaufgang reiten, das wäre so das Bild. Aber ich weiß nicht, ob ich das in mir habe.

Ich mache um 21:00 das Licht aus und liege noch eine Weile wach.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 10. Februar 2024
09.02.24
Freitag. Ich stehe um 4:40 auf und bin immer noch angeschlagen von gestern Abend. Koche Kaffee und setze mich an den Rechner. Übertrage das Gekritzel aus meinem Notizbuch in das Blog-Tagebuch, lasse ein paar Gedankenkarussell-Runden weg, weil sie sich wiederholen und nur aufs Papier mussten, um den Druck abzulassen.

Die Scham ist noch präsent. Die Erleichterung aber auch, wenn ich die Chat App aufmache. S ist natürlich noch in meinen Kontakten. Was auch immer da mal kommt, ich möchte es sehen und damit umgehen.

Ich bin froh, dass Freitag und damit ein potentiell kürzerer Arbeitstag ist. Meine Konzentrationsfähigkeit ist immer noch mangelhaft.

Bei scheinbar unerwarteten Gelegenheiten springt mich Vermissen an. Es scheint oft was mit Haushalt zu tun zu haben, wie beim Wäsche falten. Oder beim Öffnen einer Dose Katzenfutter. Zuhause, jetzt die ohne-S-Edition.

Ich überlege wieder, wie auch gestern schon, in WoW einzuloggen aber es erscheint mir sinnlos. Sinnlos gewordene Ablenkung. Mit Gesellschaft wäre es etwas anderes aber alleine macht es im Moment keinen Sinn mehr, gibt mir nichts mehr.

Mein Hirn schreit aber nach Ablenkung und spielt die Disco Songs aus der Arte Doku ab. Never can say goodbye, no, no, no.

Ich fühle mich wund und müde und allein. Gehe Altpapier rausbringen. Kann nichts mit mir anfangen. Möchte wieder ins Bett und in den Arm genommen werden.

Das Frühstücksrezept schmeckt mir nur mäßig. Eher ein Dezember-Rezept mit Kakao und Zimt. Dafür gibt es heute Abend lecker Lachs mit Kohlrabi, Rucola und Apfel.

Die letzte Stunde Homeoffice schleppt sich dahin. Da vermutlich fast alle Brückentag machen, ist wenig zu tun, das macht es noch etwas zäher.

Die Katze möchte Nachschlag, frisst zu schnell, kotzt dann alles ins Wohnzimmer. Kaum habe ich die Spuren beseitigt, möchte sie weiteren Nachschlag, der Magen ist schließlich wieder leer.

Unüberlegt handeln, alles auskotzen, rinse & repeat. Nichts draus lernen. Macht man auch viel zu oft.

Endlich ausloggen und einen Moment das freudige "Wochenende" Gefühl haben, dann merken, dass S nicht gleich kommt, wir nicht den Abend und das Wochenende zusammen verbringen, dass nichts mehr davon Realität ist.

Müdigkeit.

Ich gehe zur Post, die Turnschuhe zurückschicken. Nach 30 Metern piept mein Handy im Nachricht-von-S-Ton. Ich hole es raus um nachzuschauen, kann es nicht glauben. Aber ja, sie hat geschrieben. Ich lese nur den ersten Satz im Sperrbildschirm weil ich wissen will, ob es gut oder schlecht ist. Schlecht wäre alles, was irgendwie mit "ich muss dir was sagen" anfängt. Tut es aber nicht. Den Rest möchte ich erst zuhause lesen, nicht auf der Straße, wo ich auch nicht antworten möchte.

Ich gehe nach der Post noch zum Drogeriemarkt, hole die Lieblingsbrekkies der Katze und ein paar andere Sachen. Sehe kaum verkleidete Menschen aber Karnevals-Freitag ist ja auch immer eher ein normaler Tag, zumindest tagsüber.

Zuhause lese ich die Nachricht komplett. Es wirkt fast so, als hätte sie mein Zurückschrecken vor den Statusbildern und -Filmen mitbekommen. Sie schreibt, ja, sie feiert Karneval aber das heißt nicht, dass es ihr gut geht, sie vermisst mich. Und ich soll nicht antworten, denn sie bekommt jeden Moment Besuch.

Ich erinnere mich, dass sie das öfter gemacht hat und es mich milde genervt hat: Zu schreiben, unmittelbar bevor sie was anderes macht, so daß ich dann nicht mehr antworten kann oder soll, weil das dann stören würde.

Andererseits ist es mir recht, dass ich nicht antworten soll. Auch für mich ist es sehr schwer und sehr traurig, ihr mitzuteilen, dass ich traurig bin, sie vermisse, dabei zu wissen, dass das alles zu keinem Aufeinanderzugehen mehr führt, so wie ich es eigentlich erwarten würde, wenn noch so viele Gefühle da sind.

Also keine Antwort, das ist ok, bis auf ein mildes Gefühl des Bevormundetwerdens ganz weit hinten, das kurz hochguckt und eine Augenbraue hochzieht. Der Rest, so ca. 95%, ist einverstanden.

Und was macht die Nachricht mit mir?
Ich freue mich, dass sie mir schreibt. Ich freue mich über die Aufmerksamkeit, die mir dadurch zuteil wird.
Ich fühle eine ungute Art der Beruhigung, dass sie mich, im Moment, auch noch vermisst. Auf so eine Beruhigung möchte ich mich aber nicht einlassen. Vermissen kann sich jederzeit ändern, ein entscheidender kleiner innerer Schritt in eine andere Richtung reicht aus. Im Weitergehen ist sie besser als ich.
Ich traue der Nachricht nicht. Weil ein Teil von mir sich daran klammern möchte und ich weiß, das sie nicht die Substanz dafür hat.
Es ist nur ein Hinweis "Trau den Bildern nicht", vielleicht aus Mitleid, vielleicht weil sie sich vorstellen kann, wie sie sich im umgekehrten Fall fühlen würde.

Vielleicht auch einfach mal heute alles ruhen lassen in diesem traurigen Status Quo. Zumindest heute sind wir beide traurig, vermissen uns, lieben uns, obwohl wir nicht zusammen glücklich sein können. Bis morgen einfach mal alles ruhen lassen.

Ich koche mein Abendessen und esse es mit Genuß. Der gebratene Lachs, der milde Kohlrabi, der süße Apfel und die herbe Rucola bieten perfekte Ablenkung und machen mich einen Moment lang zufrieden und glücklich.

Nach der üblichen Haushaltsroutine schaue ich im Bett noch ein paar Folgen Slow Horses. Manchmal muss ich auf Stop drücken, weil sich Gedanken in den Vordergrund drängen aber insgesamt klappt das mit Ruhen-lassen ganz gut. Ich mache gegen 21:00 das Licht aus und schlafe schnell ein.

... link (0 Kommentare)   ... comment