Mittwoch, 7. Februar 2024
06.02.24
Dienstag. Bürotag.

Und nachher Großeinkaufstag, ich habe bis Aschermittwoch durchgeplant, was ich kochen will und möchte über Karneval möglichst nichts mehr einkaufen müssen.

Aber erstmal Büro, ich freue mich auf den Weg dahin. Vogelgezwitscher und heller werdender Himmel, allein für den Weg lohnt es sich.

Um 7:30 sitze ich im Büro am am Schreibtisch, für den Sonnenaufgang war ich zu früh dran aber die Vögel waren verlässlich.

Die Arbeit läuft so vor sich hin, ein paar Routinesachen, eine Besprechung und eine Sache, die ich gerne noch länger vor mir herschieben würde, die aber in einer Woche fertig sein muss. Ich bin immer noch nicht wirklich bei der Sache, zu abgelenkt von der Trennung und dem, was sie mit mir macht. Zwischendurch schreibe ich meine Gedanken in ein Notizbuch, ich möchte sie nicht vergessen.

Für meine Verhältnisse habe ich viele Termine gerade, also außerhalb der Arbeit. Es fühlt sich jedenfalls so an und ich fühle mich davon belastet. Zum Kieser kann ich noch nicht gehen, wann ich will sondern habe dafür Termine. Dann die Party am Sonntag. Zwei kommende Arzttermine. Beratung, Kegeln, zwei Geburtstage. Eigentlich ist es nicht viel. Und ich möchte ja belastbarer werden. Ich möchte, dass mir solche Termine nicht mehr die letzte Energie rauben, die ich habe. Also ruhig bleiben und weitermachen.

Ein Bild, eine prägende Erinnerung, fühle ich gerade wieder sehr. Ich bin wieder ein kleines Kind, liege im Bett, weine und schreie und niemand kommt. Ich weiß, dass meine Mutter mit meinen Großeltern unten im Wohnzimmer sitzt, ich weiß, dass sie mich schreien hören aber es kommt niemand. Ich weiß, dass meine Mutter bald wieder nach Hause fährt aber sie kommt nicht. Sie lassen mich schreien oder kommen, um zu schimpfen aber niemand nimmt mich in den Arm. Niemand tröstet mich oder gibt mir das Vertrauen, nicht allein zu sein.

Niemand kommt und das damit abfinden und alleine sein und mich trotzdem trauen, zu gehen und vielleicht woanders Nähe suchen, ist das, wovor ich zurückschrecke.

Ich habe kein Vertrauen in Menschen. Als Teen ein zaghafter Versuch, der schlimm geendet hat. Dann ganz lange nichts mehr.

Bei S. dann plötzlich wieder ein grüner Trieb, wo scheinbar alles verdorrt war. Ich habe Vertrauen gespürt, vielleicht wegen ihrer verbindlichen, Sicherheit verströmenden Freundlichkeit. 1-2 Glaubenssprünge, erzählen, was ich noch nie erzählt hatte.

Und dann habe ich nicht auf mich aufgepasst. Ich hätte gar nicht gewußt, wie. Die Beziehung entstand unter falschen Voraussetzungen. Hatte die falsche Dynamik. Sie hat mir Sicherheit geboten und mich gleichzeitig tief in meinem Innersten verletzt, dort wo es richtig weh tut. Aber das hat mich auch hier an diesen Punkt geführt.

Die Starre, ich die ich manchmal verfalle, ist wie die emotionale Taubheit nach sehr langem Weinen. Resignation, Abschalten. Es kommt niemand, es ist alles egal. Nur noch dumpfe graue Existenz.

Ich hänge an diesem Zustand des Es-kommt-niemand wie an einem Marterpfahl. Ich bin wütend. Enttäuscht. Unfassbar traurig und einsam. Ängstlich. Orientierungslos. Unselbständig.

Ich kannte nie eine Alternative, kann mich an keine "normale" Zeit erinnern.

Und jetzt mal weitergehen. Weggehen von da wo es wehtut, etwas neues finden. Narben mitnehmen. Das alles bin ich, es gibt nichts anderes.

Nach der Arbeit dann der Großeinkauf für 8 Tage. 10801 Schritte später bin ich fertig und muss nicht mehr raus für heute. Auf dem Weg hin und zurück zu den Geschäften träumt mein Kopf sich Geschichten zusammen, wenigstens sind sie ganz gut. Aber ich habe Angst, dass mir das nicht gut tut, dass ich diese Droge, meine Phantasie, die am leichtesten zugänglich ist, irgendwann doch wieder zu viel nutze.

Nach dem aufgewärmten Essen bin ich müde aber nicht entspannt genug, um auf der Couch einzuschlafen. Ich schaue im Bett noch den ersten Teil der sehr guten Disco Doku auf Arte und mache dann das Licht aus.

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Dienstag, 6. Februar 2024
05.02.24
Montag. Ich bin ab 4:30 wach, trotz spätem Einschlafen. Schaue nach, wer Dschungelkönigin geworden ist und bin zufrieden mit dem Ergebnis.

Stimmung des Tages: Die Zeit vergeht zu schnell. Ich fühle mich allein.

Heute Nachmittag habe ich einen Kontrolltermin beim Kiefernchirurgen und es nimmt mir den Atem, dass ich genau bei S. Arbeitsplatz umsteigen muss. Wieviele fucking Erinnerungen kann man denn in 5,5 Jahren ansammeln? Das ist doch meine Stadt, ich bin hier geboren. Ich war an so vielen Orten schon lange bevor ich sie kannte. Und jetzt ist alles eingefärbt, überall schreit mich Verlust an.

Ich frage mich, wieviele Bahnen zu früh ich planen muss, um pünktlich in der Praxis zu sein, die am anderen Ende der Stadt ist. Ich entscheide mich für drei.

Mir wird so schlecht, wenn ich an Karneval denke. An das Alleinsein und das scheiß Gedankenkarussell.

Im Moment wäre ich wirklich gerne ein paar Wochen raus aus der Arbeit, raus aus dem Alltag. Mich nur um mich und meine Wunden kümmern. Jemand haben, der sich um alles kümmert, bemuttert werden, weinen. Irgendwas verordnet bekommen, das alles wieder richtet. Gesund werden.

Aber dann hätte ich immer noch niemand in meinem Leben, wenn das vorbei wäre. Es wäre das gleiche wie vorher. Ich habe kein gutes Leben, zu dem ich zurückfinden kann.
Mit Menschen zu tun haben, wird niemals leicht für mich sein. Zumindest kann ich mir das nicht vorstellen. Ich fühle mich mutlos.

Aber ich mache weiter.

In der Mittagspause koche ich für heute und morgen Abend vor. Ich bin wohl grad etwas pingelig mit meinen Essenszeiten aber an irgendwas muss man sich ja festhalten. Und wenigstens esse ich gesund und nicht zu wenig oder zu viel.

Eigentlich war ich auch vor der Trennung schon reif für eine Auszeit. Ich war voller negativer Gedanken, voller Rücken-an-der-Wand-Aggressionen, im totalen Energiedefizit.

Was ist denn heute los? Der Arzttermin? Ja, das stresst aber eigentlich passiert nichts Schlimmes, nur Röntgen. Die Frage, die ich dort stellen möchte? Ja, auf jeden Fall, die stresst sehr bzw. die mögliche Antwort, die wiederum vom Ergebnis des Röntgenbilds abhängt. Also doch, was da heute passiert. Und keinen Menschen zu haben, der das Ergebnis mit mir trägt.

Und das Gefühl das Abgehängtseins. Dass die Zeit zu schnell vergeht, dass ich nicht mitkomme. Dass sie mich überrunden wird mit ihrem neuem Glück, mich abhängen wird.
Dass ich nicht weiß, wohin und im Grunde gar keine Hoffnung habe, weil ich nichts Besseres kenne. Ich kenne nur das Gefühl nicht zu verstehen, nicht mitzukommen, nur zuzugucken. Auch wenn jemand da ist, im Grunde allein zu sein.

Und wie um alles noch schlimmer zu machen, scheint grelle Wintersonne auf mein verkümmertes Ich.

Als sie da war, war sie der Pol, nach dem sich alles ausrichtet und jetzt wo sie weg ist, ist sie das immer noch. Loslassen. Wir driften sowieso schon auseinander. Lass los.

Das ist heute so ein Tag, an dem ich weglaufen möchte, mich verstecken, ablenken. Ein Tag ohne Hoffnung. Ich warte darauf, endlich losgehen zu können, die Bewegung befreit mich vielleicht etwas aus der Starre.

Die Bahnfahrt ist erwartungsgemäß sehr lang aber eine Strecke, die ich eigentlich gerne, weil seltener, fahre. An der Haltestelle vor ihrem Büro muss ich umsteigen und denke daran, dass ich vor 7 Wochen noch dort war. Komme an dem Café vorbei, in dem wir zusammen gesessen haben, denke an diesen Sonntag, an dem ich es so schade fand, dass wir nicht zusammen nach Hause, zu einem gemeinsamen Zuhause, fahren konnten. Was jetzt natürlich gut ist, also dass wir kein gemeinsames Zuhause hatten. Trotzdem ist die Sehnsucht sehr groß und der Gedanke, dass sie vielleicht so nah gerade am Schreibtisch sitzt und nicht mehr zu mir gehört, ist sehr schmerzhaft.

Ich komme 20 Minuten zu früh beim Kiefernchirurgen an und lese im Wartezimmer eine Nachricht von T., sie hat Karten für eine Party am Sonntag und fragt, ob ich mitkomme. Ich bin sicher, dass S. nicht dort sein wird und sage sofort zu. Ein bisschen mulmig ist mir dabei aber besser als zu Hause alleine sage ich mir und fühle das auch. Dann lieber fake it till you make it ohne Alkohol unter 1 Million Jecken.

Die Kontrolle fällt semi aus, ich muss in einem halben Jahr nochmal hin. Vielleicht verliere ich den Zahn doch. Abwarten und Zahnseide nutzen.

Auf dem Rückweg zur Bahnhaltestelle durch die Vorstadt auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt fühle ich mich klein und schwach und finde den Tag schwer. Immerhin muss ich nur einmal 7 Minuten und einmal 4 Minuten auf die Bahnen warten, das ist ein top Anschluss und brauche nur etwas mehr als eine Stunde bis zu meiner Vorstadt, nach Hause. Die letzten 15 Minuten in der Bahn ziehen sich und ich gähne gefühlt jede Minute. Vielleicht einfach Müdigkeit, weshalb sich der Tag so schwer anfühlt. Ich bin erschöpft und möchte in den Arm genommen werden.

Mein Abendessen schmeckt auch nur semi obwohl ich großen Hunger habe. Ich schaue die letzte Dschungelfolge, in der alle nochmal irgendwas behaupten dürfen und wieder bunt angezogen und geschminkt sind aber finde es nicht mehr interessant. Der Dschungel ist vorbei, bis nächstes Jahr.

Um 21:00 gehe ich ins Bett und schaue noch ein paar Hunde- und Katzenfilmchen auf dem Handy vor dem Einschlafen.

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Montag, 5. Februar 2024
04.02.24
Sonntag. Die Katze weiß auch ohne Wecker, wie spät es ist und weckt mich um kurz vor fünf. Ich bleibe noch ein bisschen liegen und stehe dann auf.

Der tägliche selbstquälerische Check ihres Profilbilds zeigt, dass es wieder meine Katze ist. Sie ist also auch noch nicht fertig mit dem Vermissen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der nächste Wechsel wird mich wieder im Innersten treffen.

Die Morgenroutine tut mir gut, gibt mir Halt. Katze füttern, Kaffee kochen, den Beitrag über den vorherigen Tag zu Ende schreiben und veröffentlichen.

Tapfer noch weiter Orgakram machen, dann Frühstück.

Nein danke, Handy, ich brauche keinen neuen Fotorückblick mit Portraits, um genau zu sein, ist es das Letzte, das ich jetzt sehen möchte. Und übrigens schafft mein Kopf das auch ohne deine Hilfe.

Schaue die Dschungelfolge von gestern auf der Couch. Draußen ist es grau und nieselig.

Den Statusmeldungen von anderen nach, war der Termin der Sitzung wohl wirklich gestern. Schmerz zieht durch meinen Bauch. Ich räume irgendwas auf, um was zu tun zu haben. Räume Taschen, die ich nicht mehr benutze, in den Keller. Verstaue Häkelzeug, für das ich keine Ruhe habe, im Schrank. Lüfte durch. Wenn es so weitergeht, nimmt meine Wohnung ungeahnte Ausmaße an Sauberkeit und Ordentlichkeit an. Wie ironisch, dass S. das nicht mehr mitbekommt, wo sie darauf doch so viel Wert gelegt hat.

Mir kommen die Tränen, ich möchte mit ihr zusammen sein. Warum hatten wir nur so ein mieses Timing.

Ich möchte raus aus der Wohnung, mich bewegen und gehe eine halbe Stunde durch den Nieselregen spazieren. Denke darüber nach, ob ich mich nochmal auf eine Therapie einlassen kann. Also nicht nur Beratung sondern sich das Trauma genauer angucken. Ich denke, ich möchte es versuchen. Ich weiß nicht, wie ich sonst auf Dauer weitermachen soll. Wie ich jemals erwachsen werden soll.

Wieder zu Hause lege ich mich ins Bett und versuche zu schlafen aber mehr als ein paar Minuten wegdösen ist nicht drin. Um 14:00 stehe ich wieder auf und schaue die Stunde danach von gestern. Nur noch ein Tag, dann ist der Dschungel vorbei und ich habe mal wieder Zeit, was anderes zu schauen. Die Stunde danach wird mir ein bisschen fehlen.

Ich bin müde und traurig, es ist auch draußen alles grau in grau, eigentlich ein klassicher Tag, um im Bett zu bleiben. Aber ich habe um 16:30 mein erstes Kieser-Training. Ich gehe früh los, um mich in Ruhe vorher umziehen zu können und komme dank der üblichen Verspätungen der Straßenbahn um 16:29 im Studio an.

Das Training ist ok, die Gewichte natürlich sehr niedrig, trotzdem merke ich die ungewohnte Anstengung, die ungewohnten Bewegungen. Wie wenig dehnbar meine Muskeln sind und wie wenig Kraft ich habe. Das wird ein langer Weg zum Besserfühlen. Einer der Mitarbeiter sagt, dass er mein T-Shirt gut findet und wir tauschen zwei Sätze darüber aus. Ich bin verdattert und sage irgendwas Nichtssagendes, ganz die introvertierte Nerd. Soziale Interaktion ist fast immer ein Blindflug für mich.

Auf dem Rückweg ist die Bahn sehr voll, hätte ich nicht gedacht am Sonntag. Mir kommt der Gedanke "das ist jetzt mein Leben". Es gibt grad nichts anderes. Das Bahnfahren ist nicht nur unangenehmer Stress, aus dem ich raus will und denke, dass das eigentliche Leben nur mit S. stattfindet. Sondern es ist mein Leben, Teil meines Lebens. Ich bin ruhig, bin nicht gestresst. Niemand wartet auf mich. Ich muss nirgendwo anders sein. Der "Pull", den andere Menschen und besonders Beziehungen und ganz besonders S. auf mich ausüben, ist weg.

Trotzdem träume ich sie herbei und hoffe gegen jede Wahrscheinlichkeit, dass ihr Auto vor meiner Haustür steht, als ich von der Bahnstation heimgehe.

Immerhin wartet die Katze auf mich und läßt meine Liebesbedürftigkeit leicht genervt über sich ergehen. Was tut man nicht alles für eine frische Tüte Futter.

Essen, Spülen, bettfertig machen. Dschungel Countdown zum Finale schauen. Mein Körper fühlt sich angenehm müde an, selbst die geringen Gewichte zeigen Wirkung. Die Countdown Sendung ist unterhaltsam. Ich glaube so gründlich wie dieses Jahr habe ich noch keine Staffel verfolgt. Aber um 22:30 bin ich sehr müde, mache die Augen zu und höre noch eine Weile weiter zu, wache um 23:00 auf und mache dann alles aus. So habe ich morgen doch noch eine letzte Nachschau-Session.

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