Freitag, 19. Januar 2024
18.01.24
Donnerstag. 3 Wochen nach der Trennung. 2 Wochen nach der letzten Zigarette. Das Nichtrauchen ist nach wie vor eigentlich nicht erwähneneswert. Kein Thema, bin froh, dass ich den Schmutz los bin.

5:00 Uhr zwitschern die Vögel auf dem Handy, da ich vergessen habe, den Wecker wieder auf 6:00 zu stellen. Aber egal, ich ärgere mich nicht darüber.

Ich strecke mich und frage mich dabei, ob jemals wieder jemand neben mir liegt und die Hand nach mir ausstreckt, mich berührt. Und wie das wäre, wenn es nicht S. ist.

Ich koche Kaffee und setze mich an den Rechner. Fühle mich immer noch seltsam ruhig und schmerzfrei. Nur die graue Nebelwand vor mir, mein Leben allein, ohne S. und ohne sonstige Orientierungspunkte wie Freundinnen oder Familie.

Der Abendablauf wird langsam zur neuen Gewohnheit, das hat etwas Angenehmes. Gewohnheiten vermitteln mir ein Gefühl der Sicherheit, des Michauskennens. Routine werden nur wenige Dinge bei mir. Routinen werden nicht in Frage gestellt und ich stelle sehr viel in Frage. Kaffee kochen ist Routine. Nase putzen ist Routine. Mehr fällt mir spontan nicht ein aber es gibt vielleicht noch mehr.

Auch das Bloggen wird zur angenehmen Gewohnheit. Es hat mir in Krisen immer geholfen, meine Gedanken schriftlich auszudrücken. Wie ein Überdruckventil.

Ah, guck. Kaum denke ich daran, wie S. nun ihr Leben ohne mich plant und führt, sticht es doch wieder. Wie wenn man die Zahnscherzen fast vergessen hat und dann aus Versehen an die entzündete Stelle kommt.

Das "Was die anderen ohne mich machen" hat immer mehr Fokus als das "Was ich nun mache". Mein Leben dreht sich um andere, was die denken, was die machen, wie ungenügend die mich finden, wie die mich nicht haben wollen.

Ich traue mir selber nicht viel zu.

Super wie ich das hinkriege mit dem weniger Grübeln.

Mein Handy blinkt und ich hoffe kurz, dass es S. ist. Aber die Nachricht ist von einem Shop: "Wir dachten, Ihnen würde unsere Auswahl an Fräsmaschinen gefallen." Äh, Nein.

Eine gemeinsame Bekannte postet eine Info zu einer Kundgebung am Sonntag. Ich überlege, hinzugehen, obwohl ich Menschenansammlungen eigentlich nicht mag. Ein Meer von Gesichtern, in dem ich nichts mehr erkenne, herumgedrängt und ständig angestoßen werden und dann noch alleine, das ist Stress pur für mich. Trotzdem spüre ich Lust, dahin zu gehen.
Welche Rolle spielt es bei meiner Motivation, dass ich es für äußerst unwahrscheinlich aber möglich halte, dasss S. ebenfalls dort ist? Es hat eindeutig einen großen Reiz für mich, dass ich sie dort sehen könnte. Für sie vermutlich eher umgekehrt, sie meidet solch für sie schmerzhafte Momente. Und sie hätte damit ja Recht. Was hätte ich davon sie zu sehen außer Schmerz, es ändert sich nichts.

Was mache ich überhaupt eigentlich gerade wirklich für mich und nicht "für sie", bzw. für die Träumerei vom Wiederzusammenfinden, vom Nichtverlieren, die sich in meine Gedanken schleicht, sobald ich sie einfach laufen lasse. Sie ist immer noch der Pol, auf den ich ausgerichtet bin.

Ich mache das am Sonntag einfach spontan, abhängig von der Wetterlage und meiner Verfassung. Sinnvoll wäre es auf jeden Fall, ein Zeichen gegen rechts zu setzen, ganz unabhängig von allem anderen.

Wieder ein langes Meeting, bei dem ich zwischendurch gedanklich völlig abschweife. Dann eine unangenehme Situation. Ich bin verunsichert, komme mir dumm vor und merke, dass ich kurz aggressiv werde. Nicht heftig, nicht laut und nur kurz aber es ist mir sehr peinlich. Ich war von der Situation überfordert und habe mir eine Blöße gegeben, ich finde das selbst unsympatisch.

Es war nicht schlimm, sage ich mir und das war es auch nicht. Aber ich schäme mich ein bisschen. Ich fühle mich, als hätte ich einen Rückschlag erlitten. Du wirst es nie lernen, sagt eine Stimme in mir. Warum bin ich so fies zu mir? Was wäre mein guter Rat an mich? Ruhig bleiben, freundlich fragen. Ja, das klingt gut.

Trotzdem fühle ich mich resigniert. Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe, klarzukommen, besser zu mir selbst zu sein, freundlicher zu anderen. Ich habe Angst, dass ich mich wieder in meinen Kummer zurückziehe und mich bald doch wieder ablenke, verdränge, die Einsamkeit nicht aushalte.

Erkenntnis des Tages: Ich brauche immer etwas, an dem ich mich festhalten kann. Deshalb kann ich so gut nach Plan essen, jeden Tag die selben Dinge machen. Ein Ablaufplan, eine Routine, ein Fahrplan, ich möchte wissen, was als nächstes kommt. Was ich in einem beliebigen Moment gerade wirklich möchte, darauf achte ich nicht. Ich weiß gar nicht, ob ich die Mittel hätte, überhaupt herauszufinden, was ich wirklich möchte.

Später noch etwas über die Schuldfrage gegrübelt, um die es ja angeblich nie geht, die sich aber bei Trennungen wie von selbst aufdrängt.
S. und ich waren miteinander komplett überfordert. Wir sind in vielen Aspekten vollkommen gegensätzlich und haben keinen guten Weg gefunden, damit umzugehen. Wir haben beide dicht gemacht, nur auf eine andere Art und Weise. Ich mit Rückzug in mein Schneckenhaus, sie während Streits mit Liebesentzug und außerhalb von Streits mit der Abwehr von Gesprächen. Was mich gefühlt immer wieder ins "Unrecht" setzt ist, dass es bei mir an allen Fronten nicht gut aussieht während sie ein Leben hat, in dem sie sich wohlfühlt. Wer sich ansonsten wohl fühlt, muss ja was richtig machen oder?

Nach der üblichen Kochen-Spülen-Quizshow-Routine noch eine politische Doku geschaut, zumindest drei Viertel, dann sind mir die Augen zugefallen. War aber interessant, werde ich noch zu Ende schauen.

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Donnerstag, 18. Januar 2024
Erinnerungen
In meiner Wohnung gibt es keine Richtung, in die ich schauen könnte, ohne an dich erinnert zu werden.

Am Kühlschrank hängen Urlaubsfotos, auf denen du mich anlachst. Karten von dir mit lieben Worten. Tickets für Events, die ich nun alleine besuche. Auf dem Küchentisch funkeln winzige Stücke Glitter, abgefallen von dem Band, dass ich um dein Weihnachtsgeschenk gebunden hatte. Der Küchenstuhl, auf dem du gekippelt hast, steht nun gerade und bleibt leer.

Im Bad fragen die freien Flächen, wo deine unzähligen Pflegeprodukte sind. Im Flur hängt der große Schirm, den du mal hiergelassen hast und den ich wahrscheinlich nie benutzen werde.

Im Wohnzimmer brennen die Lichter nun heller und dafür ist der Fernseher leiser. Ich sitze auf deinem Platz auf der Couch, der früher meiner war und es jetzt wieder ist. Strecke die Hand nach deiner aus und spüre die Leere neben mir.

Der Igel unter dem Monitor schaut mich fragend an. Nein, keine Angst, du darfst bleiben. Ihr dürft alle bleiben. Der kleine Maulwurf weint leise, weil er seinen Bruder so vermisst. Der grüne Drache tröstet ihn, "Du hast doch mich".

"Und ich?" möchte ich sagen. Ich habe nur noch Erinnerungen. Warme Berührung deiner Haut, dein Atem in meinem Nacken. Pieksige Vertrautheit, deine lustvolle Stimme in meinem Ohr. Die Schnecke auf deinem Rücken sah mich einäugig an, während ich dich liebte.

Aber das Kissen neben meinem ist leer.

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17.01.24
Mittwoch. Die Zeit "zwischen den Jahren" ist lang vorbei, trotzdem habe ich Probleme mit den Wochentagen. Ich muss morgens etwas länger als sonst überlegen, welcher Tag gerade ist.

Die Beziehung hat, unter anderem, Struktur in die Wochentage gebracht. Mittwochs kommt S. abends zu mir, Freitags und Samstags sehen wir uns und übernachten ebenfalls im gleichen Bett, oft hier, manchmal bei ihr. Donnerstagabends ist sie erst später erreichbar wegen eines regelmäßigen Termins.

Vergangenheitsform muss ich mir noch angewöhnen. Mittwochs kam sie zu mir.

Der Wecker klingelt um 5:00 Uhr, da ich mich früh einloggen muss. Ich habe leichtes Bauchgrimmen, vermutlich das gesunde Sauerkraut von gestern.

Die Nacht war unruhig, ich war im Stundenrhythmus wach, konnte jeweils kaum glauben, dass wieder erst eine Stunde herum war. Irgendwann zwischen 1-2 das Fenster geöffnet trotz Minusgraden, das schien zu helfen. Als der Wecker klingelte, lag endlich mal wieder die Katze auf mir.

Innerlich fühle ich mich leicht betäubt. Entweder ist durch die ständigen Reize meine Schmerzschwelle nun höher oder irgendwas hat gerade dicht gemacht und ein "Geschlossen"-Schild aufgehängt.

Einfach ein paar Tage weitermachen, Arbeiten, gut zum Körper sein, gut zur Wohnung sein und, wenn ich schon mangels Freund*innen und bei Dreckswetter nichts Gutes für das Selbst tun kann, dann wenigstens nicht ständig darauf rumhacken. Einfach mal ein paar Tage ohne Grübeln. Ein Tag nach dem anderen.

Heute und morgen muss ich natürlich arbeiten wie immer aber habe keine To-dos ansonsten. Nur weitermachen, mich nicht gehen lassen, gut zu mir sein.

Das Bauchgrimmen vergeht nach der ersten Tasse Kaffee.

Manche Arbeitsaufgaben lösen psychischen und körperlichen Stress bei mir aus. Akutes Überforderungsgefühl, starke Abwehr, dabei sind es gar keine schwierigen Sachen. Aber ich müsste dafür aus meinem Schneckenhaus raus, mit Leuten sprechen, eventuell was herausfinden, das ich nicht weiß. Die Reaktion ist vielleicht einfach "kindisch" im wörtlichen Sinn, nicht im abfälligen Sinn. Ängstliches Kind, das nicht weiß, was es tun soll und mit Abwehr reagiert weil es nie Rückendeckung hatte, nie Vertrauen oder gar Selbstvertrauen gelernt hat.
Wie anstrengend und nervig das alles ist. Sagt die gestresste Erwachsene, wenig hilfreich.
Ok, Schritt für Schritt, ganz langsam. Siehst du, es passiert nichts. Super gemacht! Sagt die nette Erwachsene in mir. Gut zu mir sein. Geht doch.

Was den Kontakt zu S. angeht, bin ich mir nicht sicher, was ich möchte und was gut für mich wäre. Sie sagt, sie möchte in Kontakt bleiben. "Ohne geht gar nicht." Aber meine Vorstellung ist dann schon wieder bei langsam bröckelndem Kontakt bis er schließlich ganz ausbleibt, weil sie sich neu verliebt während ich einsam in einem dunklen Zimmer sitze und verzweifelt auf mein Handy starre. Der Doomsday Prophet in mir läuft ja bei sowas zur Höchstform auf.

Ich weiß aber gar nicht, was irgendwann passieren wird. Und ich kann zumindest ohne schlechtes Gefühl eine Nachricht schicken. Pass auf dich auf bei dem Wetter, ich denke an dich. Das ist in Ordnung, auch für sie, glaube ich.

13:00 Uhr Die graue Welt wird weiß. Ich bin froh, dass ich meinen Termin abgesagt habe und nicht raus muss. Solche "Es schneit!!" Momente würde ich eigentlich mit ihr teilen und vermisse es sehr.

Ich sehe müde aus im Spiegel, müde Augen, traurige Augen.

Langer Arbeitstag heute aber egal. Nach der Arbeit das Übliche: Kochen, Spülen, ein bisschen Fernsehen.

Heute entfällt das Rausgehen. Eigentlich wollte ich jeden Tag mindestens einmal vor die Tür aber heute mag ich nicht. Obwohl der Schnee noch sehr schön aussieht und ich mir selbst Druck mache, dass ich doch raus müsste bei so schönem Schnee. Aber es wird dunkel, es schneit noch immer, es ist kalt, ich habe Hunger, ich mag nicht.
Noch jetzt, am nächsten Morgen wenn ich das hier schreibe verspüre ich eine leichte Reue, als ob ich etwas falsch gemacht hätte. Wieder zurückgeschreckt, wieder ein verpasstes Abenteuer. Aus Angst, dass ich mich unwohl fühle und mir körperlich etwas zustößt. Ich fühle mich unzureichend im Vergleich mit anderen. Aber wer urteilt da in mir?

Ich bin müde, gehe wie immer früh ins Bett, denn ich bin lange wach gewesen.

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Mittwoch, 17. Januar 2024
16.01.24
Dienstag. In der Nacht zu den üblichen Zeiten aufgewacht und insgesamt nicht erholt, wie meistens. Das Aufwachen ist geprägt von der Erinnerung an den Austausch mit S. gestern Abend. Um 5:00 Uhr koche ich Kaffee.

Die Katze kommt seit einigen Tagen nicht mehr aufs Bett, ich mache mir Sorgen. Ich habe den Eindruck, dass ihre Arthroseschmerzen schlimmer geworden sind. Heute haben wir einen Termin beim Tierarzt, sie bekommt ihre Auffrischungsdosis Schmerzmittel. Vielleicht hält es jetzt nur noch 3 Wochen vor, muss ich beobachten.

Ich weiß nicht, wann man ehrlich sein soll und wann nicht. Ich kenne nur Offenheit -> Verletztwerden -> Abschotten oder aber gleich Abschotten ohne Umwege.

Wie heilt man eigentlich? Kann man das überhaupt? Oder geht es nur um Vernarbung, nicht weiter unangenehm auffallen, keine tragische Statistik werden. Das war ja mehr oder weniger der Status Quo bislang. Überleben kann ich, nur bei Beziehungen mit Menschen hapert es und dann natürlich noch die Sache mit dem Wohlbefinden.

Mich selber lieben lernen, so abgedroschen und banal. Wie scheisse, das nicht drauf zu haben.

Das Vergangene ziehen lassen. Scham, Minderwertigkeitsgefühl. Verletztheit, Schuldgefühl. Nicht genug sein, nie genug gewesen zu sein, schon immer. Ich möchte mich schützen, einigeln, endlich mal erholsam schlafen. Heilen.

Nur noch herausfinden, wie das geht ...

Sorge wegen des Wetters. Ich habe wirklich richtig Angst vor Glatteis. Aber gleich muss ich raus, der Tierarzttermin muss sein. Alles andere in den nächsten Tagen kann ich verschieben, auch wenn es sich doof anfühlt. Soll aber erst morgen richtig schlimm werden.

Es ist sonnig und gefühlt wärmer als auf dem Thermometer, als ich mit dem Katzenkorb durch die trockenen Straßen marschiere. In der Praxis werde ich informiert, dass ich eine Stunde zu spät sei. Seltsam, weil ich gestern noch extra gedacht habe, dass der Termin sehr gut zwischen zwei meiner Arbeitstermine passt. Ist aber kein Problem, da es sich ja nur um eine Spritze handelt, untersuchen lässt sich die Katze eh nicht. Also geht es wie geplant schnell. Die Tierärztin sagt, ich soll ruhig Schmerztropfen zur Überbrückung geben, sollte die Wirkung wieder nach 3 Wochen nachlassen.

Das Arbeiten klappt heute besser, ich halte mich mehr oder weniger an meinen Zeitplan und schaffe es, mich jeweils ca. 30 Minuten zu konzentrieren, dann brauche ich eine kleine Pause. Viel besser als gestern.

Zwischendurch formen sich in meinem Kopf immer wieder Gedanken, dass S. mich nun hinter sich lassen möchte um eine schönere, leichtere, unbeschwerte Beziehung zu führen, in der sie glücklicher ist als mit mir. Das schmerzt sehr, ich krümme mich innerlich zusammen.
Und gerade frage ich mich, ob ich mich damit quälen will, um die gefühlte Leere, die nun vermeintlich vor mir liegt, zu verdrängen.

"Ja, aber es nützt nichts mehr" hat sie gestern geschrieben, es ging um die Nähe, die wir beide noch fühlen. Der Gedanke daran verursacht mir körperliche Schmerzen. Die Trennung wird immer wieder bestätigt und tut einfach noch lange nicht weniger weh.

Nach der Arbeit nutze ich das trockene Wetter und gehe einkaufen, ich bin jetzt versorgt bis übers Wochenende. Danach setze ich mich auf die Couch und fange an, Handyfotos zu sortieren und schrecke zurück vor der Masse von Fotos aus all den Jahren, all den Erinnerungen. Erlösend der Gedanke, dass das gar kein To-do für heute war und ich ruhig einfach eine Boulevardsendung im Fernesehen gucken kann. Einfach ausruhen.

Aufgewärmte Reste von gestern, schmecken weiterhin nur so lala. Spülen, noch eine Kochshow, dabei muss ich viel gähnen. Ich bin müde und traurig.

Früh ins Bett, erschöpft. Ein paar kurze Videos vom Nordpol gucken, dann Licht aus.

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