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Mittwoch, 17. Januar 2024
16.01.24
garelia, 06:07h
Dienstag. In der Nacht zu den üblichen Zeiten aufgewacht und insgesamt nicht erholt, wie meistens. Das Aufwachen ist geprägt von der Erinnerung an den Austausch mit S. gestern Abend. Um 5:00 Uhr koche ich Kaffee.
Die Katze kommt seit einigen Tagen nicht mehr aufs Bett, ich mache mir Sorgen. Ich habe den Eindruck, dass ihre Arthroseschmerzen schlimmer geworden sind. Heute haben wir einen Termin beim Tierarzt, sie bekommt ihre Auffrischungsdosis Schmerzmittel. Vielleicht hält es jetzt nur noch 3 Wochen vor, muss ich beobachten.
Ich weiß nicht, wann man ehrlich sein soll und wann nicht. Ich kenne nur Offenheit -> Verletztwerden -> Abschotten oder aber gleich Abschotten ohne Umwege.
Wie heilt man eigentlich? Kann man das überhaupt? Oder geht es nur um Vernarbung, nicht weiter unangenehm auffallen, keine tragische Statistik werden. Das war ja mehr oder weniger der Status Quo bislang. Überleben kann ich, nur bei Beziehungen mit Menschen hapert es und dann natürlich noch die Sache mit dem Wohlbefinden.
Mich selber lieben lernen, so abgedroschen und banal. Wie scheisse, das nicht drauf zu haben.
Das Vergangene ziehen lassen. Scham, Minderwertigkeitsgefühl. Verletztheit, Schuldgefühl. Nicht genug sein, nie genug gewesen zu sein, schon immer. Ich möchte mich schützen, einigeln, endlich mal erholsam schlafen. Heilen.
Nur noch herausfinden, wie das geht ...
Sorge wegen des Wetters. Ich habe wirklich richtig Angst vor Glatteis. Aber gleich muss ich raus, der Tierarzttermin muss sein. Alles andere in den nächsten Tagen kann ich verschieben, auch wenn es sich doof anfühlt. Soll aber erst morgen richtig schlimm werden.
Es ist sonnig und gefühlt wärmer als auf dem Thermometer, als ich mit dem Katzenkorb durch die trockenen Straßen marschiere. In der Praxis werde ich informiert, dass ich eine Stunde zu spät sei. Seltsam, weil ich gestern noch extra gedacht habe, dass der Termin sehr gut zwischen zwei meiner Arbeitstermine passt. Ist aber kein Problem, da es sich ja nur um eine Spritze handelt, untersuchen lässt sich die Katze eh nicht. Also geht es wie geplant schnell. Die Tierärztin sagt, ich soll ruhig Schmerztropfen zur Überbrückung geben, sollte die Wirkung wieder nach 3 Wochen nachlassen.
Das Arbeiten klappt heute besser, ich halte mich mehr oder weniger an meinen Zeitplan und schaffe es, mich jeweils ca. 30 Minuten zu konzentrieren, dann brauche ich eine kleine Pause. Viel besser als gestern.
Zwischendurch formen sich in meinem Kopf immer wieder Gedanken, dass S. mich nun hinter sich lassen möchte um eine schönere, leichtere, unbeschwerte Beziehung zu führen, in der sie glücklicher ist als mit mir. Das schmerzt sehr, ich krümme mich innerlich zusammen.
Und gerade frage ich mich, ob ich mich damit quälen will, um die gefühlte Leere, die nun vermeintlich vor mir liegt, zu verdrängen.
"Ja, aber es nützt nichts mehr" hat sie gestern geschrieben, es ging um die Nähe, die wir beide noch fühlen. Der Gedanke daran verursacht mir körperliche Schmerzen. Die Trennung wird immer wieder bestätigt und tut einfach noch lange nicht weniger weh.
Nach der Arbeit nutze ich das trockene Wetter und gehe einkaufen, ich bin jetzt versorgt bis übers Wochenende. Danach setze ich mich auf die Couch und fange an, Handyfotos zu sortieren und schrecke zurück vor der Masse von Fotos aus all den Jahren, all den Erinnerungen. Erlösend der Gedanke, dass das gar kein To-do für heute war und ich ruhig einfach eine Boulevardsendung im Fernesehen gucken kann. Einfach ausruhen.
Aufgewärmte Reste von gestern, schmecken weiterhin nur so lala. Spülen, noch eine Kochshow, dabei muss ich viel gähnen. Ich bin müde und traurig.
Früh ins Bett, erschöpft. Ein paar kurze Videos vom Nordpol gucken, dann Licht aus.
Die Katze kommt seit einigen Tagen nicht mehr aufs Bett, ich mache mir Sorgen. Ich habe den Eindruck, dass ihre Arthroseschmerzen schlimmer geworden sind. Heute haben wir einen Termin beim Tierarzt, sie bekommt ihre Auffrischungsdosis Schmerzmittel. Vielleicht hält es jetzt nur noch 3 Wochen vor, muss ich beobachten.
Ich weiß nicht, wann man ehrlich sein soll und wann nicht. Ich kenne nur Offenheit -> Verletztwerden -> Abschotten oder aber gleich Abschotten ohne Umwege.
Wie heilt man eigentlich? Kann man das überhaupt? Oder geht es nur um Vernarbung, nicht weiter unangenehm auffallen, keine tragische Statistik werden. Das war ja mehr oder weniger der Status Quo bislang. Überleben kann ich, nur bei Beziehungen mit Menschen hapert es und dann natürlich noch die Sache mit dem Wohlbefinden.
Mich selber lieben lernen, so abgedroschen und banal. Wie scheisse, das nicht drauf zu haben.
Das Vergangene ziehen lassen. Scham, Minderwertigkeitsgefühl. Verletztheit, Schuldgefühl. Nicht genug sein, nie genug gewesen zu sein, schon immer. Ich möchte mich schützen, einigeln, endlich mal erholsam schlafen. Heilen.
Nur noch herausfinden, wie das geht ...
Sorge wegen des Wetters. Ich habe wirklich richtig Angst vor Glatteis. Aber gleich muss ich raus, der Tierarzttermin muss sein. Alles andere in den nächsten Tagen kann ich verschieben, auch wenn es sich doof anfühlt. Soll aber erst morgen richtig schlimm werden.
Es ist sonnig und gefühlt wärmer als auf dem Thermometer, als ich mit dem Katzenkorb durch die trockenen Straßen marschiere. In der Praxis werde ich informiert, dass ich eine Stunde zu spät sei. Seltsam, weil ich gestern noch extra gedacht habe, dass der Termin sehr gut zwischen zwei meiner Arbeitstermine passt. Ist aber kein Problem, da es sich ja nur um eine Spritze handelt, untersuchen lässt sich die Katze eh nicht. Also geht es wie geplant schnell. Die Tierärztin sagt, ich soll ruhig Schmerztropfen zur Überbrückung geben, sollte die Wirkung wieder nach 3 Wochen nachlassen.
Das Arbeiten klappt heute besser, ich halte mich mehr oder weniger an meinen Zeitplan und schaffe es, mich jeweils ca. 30 Minuten zu konzentrieren, dann brauche ich eine kleine Pause. Viel besser als gestern.
Zwischendurch formen sich in meinem Kopf immer wieder Gedanken, dass S. mich nun hinter sich lassen möchte um eine schönere, leichtere, unbeschwerte Beziehung zu führen, in der sie glücklicher ist als mit mir. Das schmerzt sehr, ich krümme mich innerlich zusammen.
Und gerade frage ich mich, ob ich mich damit quälen will, um die gefühlte Leere, die nun vermeintlich vor mir liegt, zu verdrängen.
"Ja, aber es nützt nichts mehr" hat sie gestern geschrieben, es ging um die Nähe, die wir beide noch fühlen. Der Gedanke daran verursacht mir körperliche Schmerzen. Die Trennung wird immer wieder bestätigt und tut einfach noch lange nicht weniger weh.
Nach der Arbeit nutze ich das trockene Wetter und gehe einkaufen, ich bin jetzt versorgt bis übers Wochenende. Danach setze ich mich auf die Couch und fange an, Handyfotos zu sortieren und schrecke zurück vor der Masse von Fotos aus all den Jahren, all den Erinnerungen. Erlösend der Gedanke, dass das gar kein To-do für heute war und ich ruhig einfach eine Boulevardsendung im Fernesehen gucken kann. Einfach ausruhen.
Aufgewärmte Reste von gestern, schmecken weiterhin nur so lala. Spülen, noch eine Kochshow, dabei muss ich viel gähnen. Ich bin müde und traurig.
Früh ins Bett, erschöpft. Ein paar kurze Videos vom Nordpol gucken, dann Licht aus.
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Dienstag, 16. Januar 2024
15.01.24
garelia, 05:53h
Montag, Tag 19 nach der Trennung. Es wäre in den Nachrichten schon kein Thema mehr, nach nun fast 3 Wochen.
Um ca. 5:00 Uhr stehe ich auf, mache Kaffee und setze mich wie immer an den Rechner, nur dass ich jetzt nicht mehr spiele sondern schreibe.
Vielleicht war das, was mich am meisten gestört hat (außer mir selbst), das nicht gut miteinander reden.
Ich verfranse mich in vielen kleinen Orga Dingen. Meine Gute-Vorsätze-Termine für die Arbeit funktionieren nicht, ich kann mich nicht konzentrieren.
Ich mache nun doch einen Termin für ein Kieser-Einführungstraining. Wenigstens das körperliche Nichtkönnen abbauen.
Momente des puren Verlustschmerzes, in denen Erinnerungen funkeln.
Bewegungsdrang. In manchen Momenten ähneln die Gefühle fast Verliebtheit. Vielleicht wegen der Sehnsucht.
Innerlicher Aufruhr, Unruhe. Alles fliegt lose im Kopf herum, dabei habe ich meine To-dos für heute erledigt und für die nächsten Tage durchgeplant. Ich möchte schreien.
Runter bringt mich dann ein Meeting mit einem Externen, der unfassbar monoton spricht, ich werde müde, muss gähnen und mute mich.
Nach der Arbeit ziehe ich mich warm an und gehe in die graue Kälte hinaus, einfach geradeaus an der großen Straße entlang. Nur bewegen und dabei denken, denn das geht gut beim Gehen.
Der kleine Fratz, der ich mal war, konnte aus dem Gitterbett klettern und Nähe suchen. Ich kann das auch. Dem Abenteuer ist es egal wie alt ich bin.
Wieder zuhause koche ich Abendessen für heute und morgen, es schmeckt leider nur so mittel. Aber egal, nicht alle Rezepte aus der App schmecken mir, dann mache ich das halt nicht nochmal. Nur morgen muss ich es dann nochmal essen.
Um 18:11 Uhr kommt eine Nachricht von S. während ich Geschirr spüle, ich habe nicht damit gerechnet und bin überrascht und erfreut. Sie schreibt immer noch liebevoll und traurig. Ich fühle einen ganz starken Impuls, zu ihr zu wollen, sie zu fragen, ob sie kommt oder mich einfach in die Bahn zu setzen und zu ihr zu fahren. Aber für so etwas ist es zu spät bei uns. Es wird kein filmreifes Happy End geben, nur irgendwann unsere jeweiligen Geschichten, wie wir uns aus dem Kummer freigeschwommen haben, hoffentlich.
Ich antworte ihr und bin dabei nicht ganz offen aber das bin ich ja fast nie, mein Upside Down will doch niemand sehen, verständlicherweise. Aber ich schreibe ihr wie sehr ich sie vermisse und das stimmt ja.
Der Gedanke, dass sie sich demnächst entliebt ist furchtbar, das wird dann das echte, endgültige Verlassen werden. Der Aufprall, denn das was jetzt ist, ist ja nur der lange Fall.
Noch eine Antwort von ihr, ein Gefühlsausbruch. Ich sehe sie so sehr in dem was sie schreibt.
Stimmt meine Antwort? Oder mache ich mit dem weiter, was ich kenne und was mich nicht glücklich macht?
Wir schreiben weiter, ich werde offener. Das verzweifelte Kind weint leise, die aus dem Kälteschlaf geholte Erwachsene sieht die eigene Verantwortung.
Es gibt nur einen Weg nach vorne, kein Zurück.
Wir werden müde, sagen Gute Nacht.
Um ca. 5:00 Uhr stehe ich auf, mache Kaffee und setze mich wie immer an den Rechner, nur dass ich jetzt nicht mehr spiele sondern schreibe.
Vielleicht war das, was mich am meisten gestört hat (außer mir selbst), das nicht gut miteinander reden.
Ich verfranse mich in vielen kleinen Orga Dingen. Meine Gute-Vorsätze-Termine für die Arbeit funktionieren nicht, ich kann mich nicht konzentrieren.
Ich mache nun doch einen Termin für ein Kieser-Einführungstraining. Wenigstens das körperliche Nichtkönnen abbauen.
Momente des puren Verlustschmerzes, in denen Erinnerungen funkeln.
Bewegungsdrang. In manchen Momenten ähneln die Gefühle fast Verliebtheit. Vielleicht wegen der Sehnsucht.
Innerlicher Aufruhr, Unruhe. Alles fliegt lose im Kopf herum, dabei habe ich meine To-dos für heute erledigt und für die nächsten Tage durchgeplant. Ich möchte schreien.
Runter bringt mich dann ein Meeting mit einem Externen, der unfassbar monoton spricht, ich werde müde, muss gähnen und mute mich.
Nach der Arbeit ziehe ich mich warm an und gehe in die graue Kälte hinaus, einfach geradeaus an der großen Straße entlang. Nur bewegen und dabei denken, denn das geht gut beim Gehen.
Der kleine Fratz, der ich mal war, konnte aus dem Gitterbett klettern und Nähe suchen. Ich kann das auch. Dem Abenteuer ist es egal wie alt ich bin.
Wieder zuhause koche ich Abendessen für heute und morgen, es schmeckt leider nur so mittel. Aber egal, nicht alle Rezepte aus der App schmecken mir, dann mache ich das halt nicht nochmal. Nur morgen muss ich es dann nochmal essen.
Um 18:11 Uhr kommt eine Nachricht von S. während ich Geschirr spüle, ich habe nicht damit gerechnet und bin überrascht und erfreut. Sie schreibt immer noch liebevoll und traurig. Ich fühle einen ganz starken Impuls, zu ihr zu wollen, sie zu fragen, ob sie kommt oder mich einfach in die Bahn zu setzen und zu ihr zu fahren. Aber für so etwas ist es zu spät bei uns. Es wird kein filmreifes Happy End geben, nur irgendwann unsere jeweiligen Geschichten, wie wir uns aus dem Kummer freigeschwommen haben, hoffentlich.
Ich antworte ihr und bin dabei nicht ganz offen aber das bin ich ja fast nie, mein Upside Down will doch niemand sehen, verständlicherweise. Aber ich schreibe ihr wie sehr ich sie vermisse und das stimmt ja.
Der Gedanke, dass sie sich demnächst entliebt ist furchtbar, das wird dann das echte, endgültige Verlassen werden. Der Aufprall, denn das was jetzt ist, ist ja nur der lange Fall.
Noch eine Antwort von ihr, ein Gefühlsausbruch. Ich sehe sie so sehr in dem was sie schreibt.
Stimmt meine Antwort? Oder mache ich mit dem weiter, was ich kenne und was mich nicht glücklich macht?
Wir schreiben weiter, ich werde offener. Das verzweifelte Kind weint leise, die aus dem Kälteschlaf geholte Erwachsene sieht die eigene Verantwortung.
Es gibt nur einen Weg nach vorne, kein Zurück.
Wir werden müde, sagen Gute Nacht.
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Montag, 15. Januar 2024
14.01.24
garelia, 06:39h
Sonntag. Vor fünf wach und aufgestanden. Graue Nacht ohne Gefühl der Erholung.
Heute gehe ich alleine zu dem Ausflug, der zu zweit geplant war. Ein bisschen macht es mir zu schaffen, dass ich nun alleine pünktlich dort ankommen muss, den Bus bekommen, den Weg finden, dort alle begrüßen. Alles das, was viel leichter war, mit S. an meiner Seite. Neben ihr bin ich untergegangen, es war aber auch ein gutes Versteck.
7:35 Uhr, ich habe Leerlauf. Der lange Blogeintrag von gestern ist fertig, was mache ich mit dem Rest des Morgens, bis ich los muss? Früher hätte ich ein Spiel gespielt, bis S. aufgewacht wäre und wir gemeinsam gefrühstückt hätten. Mir ist kalt. Ich mache alle Fenster auf Kipp, damit die Heizung anspringt.
Kurz in WoW Retail reingeschaut, bin überrascht, wie sich die Optik verändert hat in den letzten 5 Jahren. Ein leichter Kribbel, mich da wieder reinzufinden. Sachen sammeln, sich verbessern, schön befriedigend und berechenbar. Aber ich habe nicht genug freie Kapazität, um mir die Mechaniken usw. anzueignen.
Ich imprägniere die neuen Schuhe, nehme dafür extra eine Maske mit auf den Balkon und vergesse dann sie anzuziehen, atme dann doch den Gestank des Imprägniersprays ein.
Zwischendurch plötzlich ein Moment starker Angst davor, den Rest meines Lebens ohne S. zu verbringen. Reue, Scham, das Gefühl, mich furchtbar blamiert zu haben. All die unverarbeiteten Altlasten, Traumata, die mich zu einer unangenehmen (so glaube ich) Partnerin gemacht haben. Zu einer, die erstmal mit sich selbst klar kommen muss.
Auf der Couch in Instagram herumgescollt und der Algorithmus hat natürlich längst gemerkt, was Sache ist und zeigt mit einen Trauma Healing Clip nach dem nächsten. Manche finde ich wirklich gut und sehr passend für meine Situation, ich weine ein bisschen.
Dann sitze ich in meiner Küche und nehme ihre Abwesenheit wahr. Es fehlt Leben, Geräusch und irgendwie auch Licht. Ihre Sicherheit und Fröhlichkeit. Mir fehlt die Orientierung an ihr. Ich habe mich immer an ihr orientiert und konnte doch so vieles nicht mitmachen. Ständiges Versagen.
Alleine stehen, alleine gehen. Klingt wie ein kitschiger Schlager aus den späten 70ern.
Vor dem Losgehen habe ich Herzklopfen aber nicht vor Spannung sondern Anspannung. Auf dem Weg zum Bus bricht diese Anspannung in nervösem Herumgebrassel mit Schal, Handschuhe, Regenschirm durch. Ich packe den Schirm wieder weg, zu unbequem und marschiere durch den Nieselregen zur Bushaltestelle. Vorfreude ist was anderes. Warum habe ich den Termin nicht abgesagt? Weil ich gerne im Wald bin, so. Ich mach das jetzt alleine.
Das Waldbaden ist aufgrund des Wetters tatsächlich eine feuchte Angelegenheit. Im Nieselregen auf einem nassen Baumstamm sitzen, Vorstellungsrunde. Alle sind nur etwa halb so alt wie ich. Wenn ich rede, lache ich viel, fühle mich aber weit weg von mir selbst.
Es ist kalt und vor allem der Nieselschneeregen macht es ungemütlich aber ich friere nicht, außer im Gesicht. Die Schuhe bewähren sich, ebenso die lange Unterhose und die dicken Handschuhe. Der langsame Fuchsgang ist schwierig für mich wegen Gleichgewichtssinn. Wenn ich demnächst eine Gruppe Menschen in Zeitlupe durch den Wald staksen sehe, weiß ich wenigstens Bescheid. Ach ja, der Fuchsgang, Waldbaden, alles klar.
Ich mache, vermutlich entgegen jedem Achtsamkeitsprinzip, viele Fotos von Mosen und Baumstämmen. S. hat die bessere Kamera, das bessere Auge und mehr Übung und hat unsere Ausflüge immer sehr schön fotografiert. Jetzt muss ich es selber machen, wenn ich eine Erinnerung festhalten bzw. teilen möchte.
Es ist schön, im Wald zu sein. Allein dafür hat es sich gelohnt. Und der Tee aus selbst gesammelten Fichtennadelzweigen war auch erstaunlich lecker und hat mir Lust auf ein Kiefernbad gemacht, muss mal demnächst im Drogeriemarkt danach schauen, bevor der Winter vorbei ist.
Vor der Vertrauensübung (mit Augenbinde durch den Wald führen lassen) schrecke ich zurück. So weit bin ich noch nicht, nicht mit Fremden. Mit S. hätte ich es gemacht, denke ich. Nachdem ich den Kopf geschüttelt habe, höre ich die übliche unfreundliche Stimme in meinem Kopf. "Ja klar, wie üblich die Außenseiterin, die sich nicht traut, die nie mitmacht." Ich versuche, eine Gegenstimme zu sein. Es ist ok, auf meine Grenzen zu achten. Ein schales Gefühl bleibt trotzdem, ein negativer Nachklang. Es fällt eine Klappe und die Gruppe und ich sind endgültig getrennt voneinander, ich gehöre endgültig nicht dazu. Ein altbekannter Mechanismus bei mir, ungut, selbstverletzend, den ich mir bald mal genauer anschauen muss.
Nach 5,5 Stunden Kälte und immer wieder Nieselregen ist es fast unwirklich, als ich meine Wohnungstür wieder aufschließe. Aha, mein Zuhause.
Ich lasse mir ein heißes Bad ein und suche mich nach Zecken ab. Was mache ich, wenn eine da ist, wo ich nicht drankomme? Alles kacke alleine. Finde zu meiner Erleichterung keine.
Später fühle ich wieder die Fremdheit meiner Wohnung, die eigentlich schon lange, bevor ich S. kennengelernt habe, mein Zuhause war. Aber nun fehlt S. hier, alles scheint auf ihre Rückkehr zu warten.
Die übliche Routine: Abendessen, aufräumen, im Fernsehen alles uninteressant. Ich teile Fotos vom Wald auf der Platform, auf der ich niemand kenne, wo ich aber die meisten Erinnerungen festgehalten habe (im Vergleich zu anderen Social Media Dingern). Nach kurzem Überlegen dann auch als Status in WhatsApp. Ich finde die Fotos schön und möchte, dass sie angeschaut werden.
Gegen 21:30 Uhr mache ich das Licht aus.
Heute gehe ich alleine zu dem Ausflug, der zu zweit geplant war. Ein bisschen macht es mir zu schaffen, dass ich nun alleine pünktlich dort ankommen muss, den Bus bekommen, den Weg finden, dort alle begrüßen. Alles das, was viel leichter war, mit S. an meiner Seite. Neben ihr bin ich untergegangen, es war aber auch ein gutes Versteck.
7:35 Uhr, ich habe Leerlauf. Der lange Blogeintrag von gestern ist fertig, was mache ich mit dem Rest des Morgens, bis ich los muss? Früher hätte ich ein Spiel gespielt, bis S. aufgewacht wäre und wir gemeinsam gefrühstückt hätten. Mir ist kalt. Ich mache alle Fenster auf Kipp, damit die Heizung anspringt.
Kurz in WoW Retail reingeschaut, bin überrascht, wie sich die Optik verändert hat in den letzten 5 Jahren. Ein leichter Kribbel, mich da wieder reinzufinden. Sachen sammeln, sich verbessern, schön befriedigend und berechenbar. Aber ich habe nicht genug freie Kapazität, um mir die Mechaniken usw. anzueignen.
Ich imprägniere die neuen Schuhe, nehme dafür extra eine Maske mit auf den Balkon und vergesse dann sie anzuziehen, atme dann doch den Gestank des Imprägniersprays ein.
Zwischendurch plötzlich ein Moment starker Angst davor, den Rest meines Lebens ohne S. zu verbringen. Reue, Scham, das Gefühl, mich furchtbar blamiert zu haben. All die unverarbeiteten Altlasten, Traumata, die mich zu einer unangenehmen (so glaube ich) Partnerin gemacht haben. Zu einer, die erstmal mit sich selbst klar kommen muss.
Auf der Couch in Instagram herumgescollt und der Algorithmus hat natürlich längst gemerkt, was Sache ist und zeigt mit einen Trauma Healing Clip nach dem nächsten. Manche finde ich wirklich gut und sehr passend für meine Situation, ich weine ein bisschen.
Dann sitze ich in meiner Küche und nehme ihre Abwesenheit wahr. Es fehlt Leben, Geräusch und irgendwie auch Licht. Ihre Sicherheit und Fröhlichkeit. Mir fehlt die Orientierung an ihr. Ich habe mich immer an ihr orientiert und konnte doch so vieles nicht mitmachen. Ständiges Versagen.
Alleine stehen, alleine gehen. Klingt wie ein kitschiger Schlager aus den späten 70ern.
Vor dem Losgehen habe ich Herzklopfen aber nicht vor Spannung sondern Anspannung. Auf dem Weg zum Bus bricht diese Anspannung in nervösem Herumgebrassel mit Schal, Handschuhe, Regenschirm durch. Ich packe den Schirm wieder weg, zu unbequem und marschiere durch den Nieselregen zur Bushaltestelle. Vorfreude ist was anderes. Warum habe ich den Termin nicht abgesagt? Weil ich gerne im Wald bin, so. Ich mach das jetzt alleine.
Das Waldbaden ist aufgrund des Wetters tatsächlich eine feuchte Angelegenheit. Im Nieselregen auf einem nassen Baumstamm sitzen, Vorstellungsrunde. Alle sind nur etwa halb so alt wie ich. Wenn ich rede, lache ich viel, fühle mich aber weit weg von mir selbst.
Es ist kalt und vor allem der Nieselschneeregen macht es ungemütlich aber ich friere nicht, außer im Gesicht. Die Schuhe bewähren sich, ebenso die lange Unterhose und die dicken Handschuhe. Der langsame Fuchsgang ist schwierig für mich wegen Gleichgewichtssinn. Wenn ich demnächst eine Gruppe Menschen in Zeitlupe durch den Wald staksen sehe, weiß ich wenigstens Bescheid. Ach ja, der Fuchsgang, Waldbaden, alles klar.
Ich mache, vermutlich entgegen jedem Achtsamkeitsprinzip, viele Fotos von Mosen und Baumstämmen. S. hat die bessere Kamera, das bessere Auge und mehr Übung und hat unsere Ausflüge immer sehr schön fotografiert. Jetzt muss ich es selber machen, wenn ich eine Erinnerung festhalten bzw. teilen möchte.
Es ist schön, im Wald zu sein. Allein dafür hat es sich gelohnt. Und der Tee aus selbst gesammelten Fichtennadelzweigen war auch erstaunlich lecker und hat mir Lust auf ein Kiefernbad gemacht, muss mal demnächst im Drogeriemarkt danach schauen, bevor der Winter vorbei ist.
Vor der Vertrauensübung (mit Augenbinde durch den Wald führen lassen) schrecke ich zurück. So weit bin ich noch nicht, nicht mit Fremden. Mit S. hätte ich es gemacht, denke ich. Nachdem ich den Kopf geschüttelt habe, höre ich die übliche unfreundliche Stimme in meinem Kopf. "Ja klar, wie üblich die Außenseiterin, die sich nicht traut, die nie mitmacht." Ich versuche, eine Gegenstimme zu sein. Es ist ok, auf meine Grenzen zu achten. Ein schales Gefühl bleibt trotzdem, ein negativer Nachklang. Es fällt eine Klappe und die Gruppe und ich sind endgültig getrennt voneinander, ich gehöre endgültig nicht dazu. Ein altbekannter Mechanismus bei mir, ungut, selbstverletzend, den ich mir bald mal genauer anschauen muss.
Nach 5,5 Stunden Kälte und immer wieder Nieselregen ist es fast unwirklich, als ich meine Wohnungstür wieder aufschließe. Aha, mein Zuhause.
Ich lasse mir ein heißes Bad ein und suche mich nach Zecken ab. Was mache ich, wenn eine da ist, wo ich nicht drankomme? Alles kacke alleine. Finde zu meiner Erleichterung keine.
Später fühle ich wieder die Fremdheit meiner Wohnung, die eigentlich schon lange, bevor ich S. kennengelernt habe, mein Zuhause war. Aber nun fehlt S. hier, alles scheint auf ihre Rückkehr zu warten.
Die übliche Routine: Abendessen, aufräumen, im Fernsehen alles uninteressant. Ich teile Fotos vom Wald auf der Platform, auf der ich niemand kenne, wo ich aber die meisten Erinnerungen festgehalten habe (im Vergleich zu anderen Social Media Dingern). Nach kurzem Überlegen dann auch als Status in WhatsApp. Ich finde die Fotos schön und möchte, dass sie angeschaut werden.
Gegen 21:30 Uhr mache ich das Licht aus.
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