Freitag, 16. Februar 2024
15.02.24
Donnerstag. Sieben Wochen nach der Trennung.

Wenn S jetzt vor mir stünde, würde ich alles über Bord werfen, was ich seit der Trennung gedacht habe. So toll weit bin ich schon gekommen.

Ich bin sehr froh und erleichtert, dass Karneval vorbei ist und auch der Valentinstag. Das Profilbil habe ich bereits wieder geändert. Der nächste Brocken wird Ostern. Nicht zu viel drüber nachdenken, nichts ist vorhersehbar.

Alles, was auch nur andeutungsweise mit Familie und Zuhausesein zu tun hat, jede kleine Erinnerung, löst Schmerz aus. Bestimmte Wörter, wie sie ausgesprochen wurden, Haushaltstätigkeiten, der Anblick bestimmter Lebensmittel.

Terminanfrage an ein Tattoostudio gestellt. Ich möchte mir ein Motiv stechen lassen, das mir vor sechs Jahren so große Hoffnung gegeben hat und mich immer noch sehr berührt. S ist nun nicht mehr Teil dieser Hoffnung aber ja, das Motiv wird mich auch an sie erinnern. Immerhin besser, als sich einen Namen tätowieren lassen.

Ich möchte rausgehen, mich bewegen, etwas tun, stattdessen sitze ich am Schreibtisch und die Zeit zieht sich zäh dahin.

Ich bin genervt wie seit Wochen nicht mehr. Gestresst, überfordert. Projiziere meine Selbstvorwürfe und Schuldgefühle auf andere. Die jammernde Katze, um die ich mich gefühlt nicht genug kümmere. Die nervenden Kollegen, weil ich das Gefühl habe, selbst nicht genug zu tun. Ich mag mich so nicht.

Es ist so ein Tag, an dem man am Rhein den Schiffen hinterherschauen und Bier trinken müsste. Aber ich mag kein Bier und ich werde nicht zum Rhein fahren. Schade, dass ich nicht zu Fuß hingehen kann, es ist zu weit. Wieder mal wünsche ich mir, ich würde in einer spannenderen Gegend wohnen.

Der Schmerz tritt zurück hinter der Genervtheit. Da ist mir der Schmerz eigentlich lieber. Ich will ihn nicht auf diese unsympathische Art verdrängen.

Stattdessen mache ich ganz normal weiter, gebe der Katze ein Leckerli und mache einen selbstironischen Scherz mit den Kollegen. Gehe nach der Arbeit zum Optiker, die neue Lesebrille abholen, kaufe Joghurt im Supermarkt.

Spule die Routine ab.

Bin auf eine seltsame, andere Art unglücklich, bin nicht bei mir sondern irgendwie losgelöst, schlecht gelaunt. Ich hoffe, ich werde nicht krank. Mittags ging die Stimme weg, wackelte und brach, ich habe mich angehört wie eine alte Frau. Jetzt geht es wieder.

Ich fühle mich unwohl, schwer, dumpf. Schlecht gelaunt. Benommen im Kopf.
S rutscht etwas weiter weg, aber der Schmerz darüber, dass sie mich nicht mehr haben will, bleibt. Und übertönt meinen ganz eigenen Schmerz über die gescheiterte Beziehung. Den Schmerz über meine eigenen, nicht zugelassenen Gefühle.

Freue mich aufs Bett.

Ich fange eine was-wäre-wenn Serie an, in der russische Astronauten als erste auf dem Mond landen. Mag das Setting optisch aber inhaltlich packt es mich nicht richtig. Mache um 21:20 das Licht aus und scrolle mich noch bis kurz vor zehn durch gute-Laune Reels.

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