Mittwoch, 14. Februar 2024
13.02.24
Dienstag. Bürotag. Ich wache um 4:20 auf und mache weiter. Katze füttern, Kaffee kochen, Blogeintrag für gestern zu Ende schreiben und posten, duschen, anziehen, Sachen zusammenpacken, losgehen.

Kobaltblauer Himmel, dort wo die Sonne bald aufgeht. Sehr schön, sehr hoffnungsvoll. Nur dass 'hoffnungsvoll' mir gerade den Magen umdreht, denn das war die Stimmung, als ich S kennenlernte. Als ich S kennenlernte, habe ich gefühlt, dass mein Leben noch nicht zu Ende war.

Die Gefühlsmischung aus Erinnerung, Wiederholung und ungedrehten Vorzeichen macht mich fertig. Verwirrt mich, als ob zwei Platten gleichzeitig abgespielt werden. Hoffnung und Verlust, Trauer und Verliebtsein.

Ich muss heute etwas präsentieren. Vollkommen irreal grade. Augen zu und durch, ist im Vergleich zu dem Scherbenhaufen um mich herum gerade weniger angstbesetzt als normalerweise. Es läuft wie erwartet und hinterlässt keine unangenehmen Gefühle.

Ich versuche mir das Gefühl zu beschreiben, das mir immer wieder in Wellen 'Bauchweh' macht. Das ich anscheinend nicht verdaut bekomme, würden die Freudianer jetzt wohl sagen.

Das Gefühl, versagt zu haben. Für meine Fehler bestraft zu werden. Dass S weg ist, ist meine Schuld. Dass sie unglücklich ist, meine Schuld.
Meine Verliebtheit war nicht ausreichend, ich weiß gar nicht, wie das geht und wußte es nie, nie genug Vertrauen, es ging mein Leben lang nie um meine Bedürfnisse. Ich fühle mich schuldig, schäme mich, fühle mich bestraft.

Warum, warum? Weil ich nicht bereit war. Weil ich vor lauter unbearbeiteten Themen nicht in der Lage war, gar nicht die Möglichkeit hatte, nicht die Freiheit hatte, mich richtig zu verlieben. So wie jetzt.

Immer wieder Schmerzen, als hätte ich unsere Beziehung vor den Bus gestoßen. Als wäre alles Elend meine Schuld. Ist es auch, ist es auch. Shame. Shame. Shame! Geifernder Mob kann mein Hirn gut.

Arbeiten, Besprechungen, Termine machen, Mails beantworten. Da ich auch sonst nicht überbordend fröhlich bin, merkt niemand was.

Nun doch die Kollegin gefragt, ob sie mit zum Vortrag kommt. Ein Schritt nach vorne, es soll ja weitergehen mit den Sozialkontakten.

Auf dem Weg zurück nach Hause komme ich an verkleideten Menschen vorbei, unser Veedelszug ist gerade zu Ende.
Ich stelle meinen Rucksack ab, füttere die Katze und gehe wieder los, brauche noch etwas Bewegung. Eine Runde um den Block, eine halbe Stunde Energie abbauen. Nachdenken im Rhythmus meiner Schritte. Noch mehr verkleidete Menschen, hier und da noch Musik und Party. Kinder, deren Erwachsene die vollen Bonbontaschen tragen.

Wieder zu Hause, diesmal ruhig genug um mir bequeme Klamotten anzuziehen und mein Essen warm zu machen.

Instagram zeigt mir Reels von wildfremdem Accounts, in denen mir Menschen sagen, dass ich selbst es bin, die mir verzeihen muss, dass ich durch meine Gefühle durch muss, dass niemand kommt, um mich zu retten sondern dass ich meine Gefühle durchleben muss ohne sie zu verdrängen oder mich zu verstecken, um sie zu verarbeiten. Zumeist englischsprachige Menschen sagen mir, dass ich ok bin, dass sie stolz auf mich sind, dass ich nicht aufgeben soll. Der Algorithmus ist wirklich beeindruckend.

Auch den Rest des Abends leide ich unspektakulär und leise vor mich hin, machen den Haushalt, lege mich ins Bett und schaue eine Serie, die ich schon kenne und von der ich weiß, das sie mich gut unterhält. Um 21:00 mache ich das Licht aus.

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