Sonntag, 11. Februar 2024
10.02.24
Samstag. Um 5:50 schlägt die Katze so richtig Hungeralarm, nachdem ich ihre weniger eindringlichen Hinweise seit 3:00 ignoriert habe. Ich stehe auf und freue mich, dass immerhin eine 5 vorne steht.

Ich beschließe, dass "bitte nicht antworten" bis Sonntagabend gilt, da ihr Karnevalsbesuch normalerweise das ganzen Wochenende bleibt. Also brauche ich erst am Montag zu antworten.

Nach dem Bloggen geht es weiter mit Orgakram, Listen aufdröseln, Ablage. Ich finde, ich mache das gut. Ich teile die Sachen in bewältigbare Schritte auf und halte mich dann auch daran. Fleißsternchen für mich!

Ein bißchen wehleidig fahre ich den Rechner herunter. Ich vermisse meine morgendlichen Spielesessions schon etwas. Die heile, immer gleiche Welt dort, alles berechenbar. Ich hätte nichts dagegen, dort noch ab und an etwas Zeit zu verbringen, aber ich glaube nicht daran, dass ich nochmal eine Person wie M. kennenlerne, mit der das möglich und schön wäre.

Gebe dann doch vormittags eine kurze Antwort, schon um mir selbst die Freiheit zu geben, ggfs. etwas zu posten von Sonntag. Und um ihren Besuch zu grüßen, den ich ja auch kenne.

Wie gerne wäre ich jetzt bei ihr, würde mithelfen, den Frühstückstisch zu decken, Eier kochen, S einen Kuss geben und sie anlächeln können.

Ich probiere das Schwamm-Teleskops-Dings aus, das ich im Baumarkt gekauft habe und schrubbe die deckenhohen Kacheln im Bad. Das Ergebnis ist ganz ok, nur eignet sich die glatte Seite nicht wirklich zum Trockenwischen, wie ich eigentlich gehofft hatte. Also doch noch recken und mit dem Abzieher hinterher. Und schauen, ob ich eine geeignete Stange für den Abzieher finde. Oder weiterhin recken, das tut vielleicht auch ganz gut.

Um 11:15 fahre ich zum Kieser, die Bahn ist voll, da sich schon Leute für Veedelszüge einfinden. Ich trage Maske, wie ich mir selbst versprochen hatte. Das Training ist sehr angenehm, Gewichte immer noch gut schaffbar, ich steigere langsam.

Auf dem Rückweg steige ich zwei Stationen früher aus, um noch einen Spaziergang dranzuhängen. Ich habe ja sonst nichts mehr zu tun für heute.

Um 14:45 bin ich frisch geduscht und habe 2-3 Stunden Zeit zu verbringen, was tun?
Mit Freundinnen plaudern wäre jetzt ideal, ich habe aber keine Freundinnen.
Ich spüre Sehnsucht nach Nähe aber das tut nicht gut, das Gefühl hat dunkle Gedanken im Schlepptau, Gedanken an an die letzten Beziehungsmonate, an alles das, was nicht mehr ging.

Also was tun? Ich versuche es mir, soweit es mit den Rückenschmerzen geht, bequem zu machen und fange ein Buch an, das ich schon sehr lange lesen wollte. In der Geschichte sehe ich bei allen Unterschiedlichkeiten auch Parallelen zu mir, sie berührt mich.

Trotzdem schweifen meine Gedanken zwischendurch ab. Aus meinem Wunsch nach Nähe treten Erinnerungen an meine Gefühle während der Beziehung heraus. Die ständigen Minderwertigkeitsgefühle, die ständige Überforderung. Die Einsamkeit, wenn all meine verzweifelten Erklärungsversuche mit Liebesentzug bestraft wurden. Wenn ich nicht angesehen wurde. Wenn nicht mit mir geredet wurde außer über Belanglosigkeiten.

Es gibt keinen Weg zurück, obwohl ich es mir wünsche. Warum wünsche ich mir so etwas? Weil es Sicherheit gab.

Ich fühle Scham über mein Verhalten in der Beziehung. Meine völlige Überforderung, meine Aufgewühltheit, meine totale Unsicherheit, mein "Drama".

Nach dem üblichen Abendprogramm aus Essen, Spülen, Aufräumen schaue ich die Slow Horses Staffel zu Ende. Wie immer werde ich früh müde, was ja auch klar ist bei meinen Aufstehzeiten. Ich weiß nicht, wie ich das verschieben kann oder soll.

Ich kann mir eigentlich gar nicht wirklich einen Abend mit Partnerin vorstellen. Meine Abende sind so kurz. Alleine eine Serie gucken ist auch nur Ablenkung, wie WoW, aber wenigstens höre ich dann die Stimmen der Schauspieler. Zusammen etwas mit deutscher Synchro gucken interessiert mich nicht. Habe es trotzdem manchmal gemacht, S zuliebe. S geht solche Kompromisse nicht ein. Wenn sie jetzt hier wäre, würde sich nichts ändern. Sie würde alles so machen wie immer. Was würde ich machen? Mich wachhalten bis 24:00? Am nächsten Morgen bis 10:00 schlafen? Nein.

Das alles war nicht wirklich unser größtes Problem. Warum es mich gestört hat, war mein Wunsch nach mehr Dialog, mehr Qualitätszeit. Weil eben so viel anderes nicht ok war.

Ich sehe, wie sehr ich in der Beziehung nicht ich selbst war. Ich habe mich zurückgezogen, bis ich selbst nicht mehr den Weg zu mir fand.
Mir fehlt hier jetzt der optimistische nächste Satz. Als ob nicht eh alles schon Textbook Kitsch genug wäre. Mit mir selbst in den Sonnenaufgang reiten, das wäre so das Bild. Aber ich weiß nicht, ob ich das in mir habe.

Ich mache um 21:00 das Licht aus und liege noch eine Weile wach.

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