Montag, 5. Februar 2024
04.02.24
Sonntag. Die Katze weiß auch ohne Wecker, wie spät es ist und weckt mich um kurz vor fünf. Ich bleibe noch ein bisschen liegen und stehe dann auf.

Der tägliche selbstquälerische Check ihres Profilbilds zeigt, dass es wieder meine Katze ist. Sie ist also auch noch nicht fertig mit dem Vermissen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der nächste Wechsel wird mich wieder im Innersten treffen.

Die Morgenroutine tut mir gut, gibt mir Halt. Katze füttern, Kaffee kochen, den Beitrag über den vorherigen Tag zu Ende schreiben und veröffentlichen.

Tapfer noch weiter Orgakram machen, dann Frühstück.

Nein danke, Handy, ich brauche keinen neuen Fotorückblick mit Portraits, um genau zu sein, ist es das Letzte, das ich jetzt sehen möchte. Und übrigens schafft mein Kopf das auch ohne deine Hilfe.

Schaue die Dschungelfolge von gestern auf der Couch. Draußen ist es grau und nieselig.

Den Statusmeldungen von anderen nach, war der Termin der Sitzung wohl wirklich gestern. Schmerz zieht durch meinen Bauch. Ich räume irgendwas auf, um was zu tun zu haben. Räume Taschen, die ich nicht mehr benutze, in den Keller. Verstaue Häkelzeug, für das ich keine Ruhe habe, im Schrank. Lüfte durch. Wenn es so weitergeht, nimmt meine Wohnung ungeahnte Ausmaße an Sauberkeit und Ordentlichkeit an. Wie ironisch, dass S. das nicht mehr mitbekommt, wo sie darauf doch so viel Wert gelegt hat.

Mir kommen die Tränen, ich möchte mit ihr zusammen sein. Warum hatten wir nur so ein mieses Timing.

Ich möchte raus aus der Wohnung, mich bewegen und gehe eine halbe Stunde durch den Nieselregen spazieren. Denke darüber nach, ob ich mich nochmal auf eine Therapie einlassen kann. Also nicht nur Beratung sondern sich das Trauma genauer angucken. Ich denke, ich möchte es versuchen. Ich weiß nicht, wie ich sonst auf Dauer weitermachen soll. Wie ich jemals erwachsen werden soll.

Wieder zu Hause lege ich mich ins Bett und versuche zu schlafen aber mehr als ein paar Minuten wegdösen ist nicht drin. Um 14:00 stehe ich wieder auf und schaue die Stunde danach von gestern. Nur noch ein Tag, dann ist der Dschungel vorbei und ich habe mal wieder Zeit, was anderes zu schauen. Die Stunde danach wird mir ein bisschen fehlen.

Ich bin müde und traurig, es ist auch draußen alles grau in grau, eigentlich ein klassicher Tag, um im Bett zu bleiben. Aber ich habe um 16:30 mein erstes Kieser-Training. Ich gehe früh los, um mich in Ruhe vorher umziehen zu können und komme dank der üblichen Verspätungen der Straßenbahn um 16:29 im Studio an.

Das Training ist ok, die Gewichte natürlich sehr niedrig, trotzdem merke ich die ungewohnte Anstengung, die ungewohnten Bewegungen. Wie wenig dehnbar meine Muskeln sind und wie wenig Kraft ich habe. Das wird ein langer Weg zum Besserfühlen. Einer der Mitarbeiter sagt, dass er mein T-Shirt gut findet und wir tauschen zwei Sätze darüber aus. Ich bin verdattert und sage irgendwas Nichtssagendes, ganz die introvertierte Nerd. Soziale Interaktion ist fast immer ein Blindflug für mich.

Auf dem Rückweg ist die Bahn sehr voll, hätte ich nicht gedacht am Sonntag. Mir kommt der Gedanke "das ist jetzt mein Leben". Es gibt grad nichts anderes. Das Bahnfahren ist nicht nur unangenehmer Stress, aus dem ich raus will und denke, dass das eigentliche Leben nur mit S. stattfindet. Sondern es ist mein Leben, Teil meines Lebens. Ich bin ruhig, bin nicht gestresst. Niemand wartet auf mich. Ich muss nirgendwo anders sein. Der "Pull", den andere Menschen und besonders Beziehungen und ganz besonders S. auf mich ausüben, ist weg.

Trotzdem träume ich sie herbei und hoffe gegen jede Wahrscheinlichkeit, dass ihr Auto vor meiner Haustür steht, als ich von der Bahnstation heimgehe.

Immerhin wartet die Katze auf mich und läßt meine Liebesbedürftigkeit leicht genervt über sich ergehen. Was tut man nicht alles für eine frische Tüte Futter.

Essen, Spülen, bettfertig machen. Dschungel Countdown zum Finale schauen. Mein Körper fühlt sich angenehm müde an, selbst die geringen Gewichte zeigen Wirkung. Die Countdown Sendung ist unterhaltsam. Ich glaube so gründlich wie dieses Jahr habe ich noch keine Staffel verfolgt. Aber um 22:30 bin ich sehr müde, mache die Augen zu und höre noch eine Weile weiter zu, wache um 23:00 auf und mache dann alles aus. So habe ich morgen doch noch eine letzte Nachschau-Session.

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