Freitag, 2. Februar 2024
01.02.24
Donnerstag. Schon Februar. Jetzt wird die Zeit seit der Trennung bald in Monaten gerechnet. Nicht mehr Tage oder Wochen. Es war Ende letzten Jahres, es ist über einen Monat her, bald sind es zwei. Aber für mich ist die Trennung noch im Nahbereich. Es sind fünf Wochen und so fühlt es sich auch an. Fünf Wochen, in denen ihre Abwesenheit mir bereits weh tut.

Beim Aufstehen schmerzt der Rücken wieder sehr stark, von wegen Besserung. Die Schmerzen lassen im Verlauf des Morgens aber wieder nach.

Ich stehe am Schlafzimmerfenster, sehe draußen blauen Himmel und helle Frühlingsverheißung und greife unwillkürlich nach ihrer Hand, ins Leere.

Es kotzt mich so an, ohne S. weitermachen zu müssen. Ich vermisse sie. Ich möchte keine andere Frau im Arm halten.

Es gibt so bestimmte Stellen in meiner Wohnung, da ploppen unvermittelt Erinnerungen auf und die Abwesenheit von S. fällt sehr schmerzlich auf. Gar nicht mal die offensichtlichen Stellen wie mein Bett, eher so unauffällige, die ich nicht auf dem Schirm habe und die mich dann von der Seite anspringen. Wie die Tür zum Wohnzimmer, an der meine dickste Fleecejacke als Dauerleihgabe an sie hing, wenn sie nicht da war. Und dahinter hängen meine Handtaschen und erinnern mich an unsere Ausflüge.

Und die Ablage im Bad, auf der 1001 Haarprodukte von ihr standen. Ich überlege ernsthaft, mir das Silbershampoo zu kaufen, gegen das ich mich immer gesträubt habe, nur damit es wieder da steht (und vielleicht auch meine Haarfarbe aufpeppt).

Ich denke an unsere Autofahrten, die Fahrten von mir zu ihr oder ungekehrt am Wochenende und es tut weh, denn da haben wir zusammengehört und das ist nun vorbei. Es ist vorbei aber ich fühle es noch.

Es tut nicht mehr permanent weh, aber solche Spitzen schmerzen noch sehr.

Ich stehe hier und verstehe nicht, wo sie hin ist und die Welt, die Zeit, fließen weiter, um mich herum. Ich werde überholt weil ich so langsam bin, so unsicher gehe, mich nicht traue weiterzugehen.

Ich frage mich, ob ich jemals mittanzen kann, mitrennen, mich im Strom fortziehen lassen. Ich glaube nicht daran.

Manchmal fühlt es sich an, als wäre wieder 2018 und ich könnte mich heute Abend fertigmachen und mit S. zur Ladies Night fahren. Als wäre alles neu und frisch und als gäbe es plötzlich Hoffnung. Das liegt am Himmel und der Jahreszeit und vor allem am Alleinesein in meiner Wohnung. Als wäre sie nicht gerade weg sondern noch nicht da. Als könnte ich zu ihr fahren und mit ihr die Möwen füttern. Spazierengehen, mich öffnen. Sonne hineinlassen.

In einem Film käme jetzt das Geräusch eines bremsenden Autos und dann das Geräusch des Crashs, wenn die Wunschträumerei vor die Realitätswand fährt.

Ich kämpfe mich durch Routineaufgaben, an denen meine Aufmerksamkeit abgleitet. Oder vielleicht ist die auch so flüchtig und rückwärtsgerichtet, dass die Aufgaben gar keine Chance haben. Nächste Woche gibt es eine Deadline einzuhalten, die holt sich dann die Aufmerksamkeit, die sie benötigt.

Um 14:00 Uhr mache ich Schluss und gehe zum Friseur. Dort ist es wie immer familiär und lustig, den Laden zu entdecken war ein totaler Glücksgriff. Der Friseurin erzähle ich, dass ich seit Dezember getrennt bin. Sie ist die 3. Person, der ich es persönlich erzähle. Ihre Reaktion ist angemessen betroffen und tut mir gut.

Sie fragt, ob wir verheiratet waren. Nein und wir haben auch nicht zusammen gewohnt. Das erspart natürlich sehr viel zusätzlichen Ärger. Allerdings macht das die Trennung auch abrupter. Man kann sich von jetzt auf gleich trennen: Schlüssel austauschen, Sachen mitnehmen, ein paar Reste mit der Post schicken, fertig. Getrennt. Die Psyche oder was auch immer kommt da gar nicht mit, so schnell geht es, dass kein Kontakt mehr benötigt wird.

Die gute Stimmung im Laden lenkt mich ab und ich komme mit einem breiten Grinsen heraus. Die Haare frisch haben ist auch immer schön. Ich gehe noch zum Drogeriemarkt und dann erstmal nach Hause, Zeug abladen. Dann nochmal los zum großen Supermarkt, Lebenmittel und Katzenfutter kaufen und bin geschockt über die Preise. Es scheint von Woche zu Woche teurer zu werden.

Wieder zu Hause beginnt der derzeitige Standardpart des Abends. Kochen, Essen, Spülen und dabei Dschungel von gestern nachholen. Ich koche eine große Portion Spitzkohl, Petersilienwurzel und Bratwurst, die für vier Mahlzeiten berechnet ist. Eine heute, eine morgen und zwei für die Tiefkühltruhe als Vorrat. Das Essen schmeckt besser als ich beim Kochen erwartet hätte, das Rezept muss ich mir merken.

Meine Stimmung ist weiter gedämpft und traurig. Ihre Abwesenheit und die überall verteilten Erinnerungen drücken und tun weh. Aber so, wie die Beziehung war, möchte ich sie nicht weiterführen. Und anders würden wir beide nicht schaffen. Also geht es nicht und war die richtige Entscheidung.

Im Dschungel auch alles wie immer, meine drei Favoriten sind noch dabei. Die arme Nervensäge auch. Ich gebe mir heute die volle Dröhnung, schaue dann noch die Stunde danach und fange die Sendung mit den ehemaligen Dschungelköniginnen an.
Aber um 21:00 Uhr ist Bettzeit, ich bin müde. Nicht müde genug, um direkt einzuschlafen und so drehe und wende und vermisse ich noch, bis ich dann endlich einschlafe.

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