Sonntag, 28. Januar 2024
27.01.24
Samstag. Auf den Tag genau einen Monat nach der Trennung. Wobei das eigentlich falsch formuliert ist, denn die Trennung verläuft nicht glatt in einem Moment sondern zieht sich hin. Es ist kein Schnitt sondern ein unfassbar komplexer Prozess, der vielleicht nie ganz abgeschlossen ist.

Ich bin wieder vor 5:00 aufgestanden und frage mich, wie ich jemals an ausreichend erholsamen Schlaf kommen soll.

Samstag ist Orga-Tag also mache ich mich da als erstes ran. Zwei Sachen erledigt, die seit längerem "drücken", sehr gutes Gefühl!

Danach gehe ich zum Tierbedarfgeschäft und kaufe einen 10 l Beutel Katzenstreu und einen frischen Topf Katzengras. So ein Beutel wiegt ca. 9,6 Kilo, habe neulich einen auf die Waage gestellt. Das ist schon schwer und unbequem im Rucksack und keine meiner Lieblingsaufgaben.
S. hat oft betont, wie selbstverständlich es sei, dass wir das Katzenstreu auf Vorrat mit ihrem Auto holen, zu Fuß "geht ja gar nicht". Ich hatte dazu gemischte Gefühle, wie zu so vielem. Einerseits natürlich voll praktisch, das mit dem Auto zu machen. Aber halt auch irgendwie so als ob ich ein altes Muttchen wäre, dem man die Einkäufe nachhause fahren muss. Und auch irgendwie ignorant, denn "geht ja gar nicht" ist das, was ich seit 25 Jahren gemacht hatte, ohne davon irgendwelche Nachteile zu haben, außer ab und zu mein inneres Faultier überwinden zu müssen, was aber immer funktioniert hat, denn im Gegensatz zu mir habe ich meine Kater und Katze nie vernachlässigt.

Davon abgesehen frage ich mich manchmal schon, was ich so alles an total praktischen Sachen verpasse, weil ich kein Auto habe. Mehr einzukaufen, als ich tragen kann, ok. Aber was ich vor allem genossen habe, war dass man mal schnell ins Grüne fahren kann, dort dann aussteigt und einen schönen Spaziergang machen kann. Ohne Auto ist die Anreise ins Grüne so lang, dass sich Aufwand und Nutzen da für mich manchmal aufheben.

Nach der Schlepperei dann noch zur Packstation. Das Wetter ist schön, sonnig und kalt. Ideales Spaziergehwetter aber es drängt mich seit zwei Wochen dazu, die Fenster meiner Wohnung zu putzen und heute ist der Tag.

Beim Gehen kommt mir eine verspätete Idee für eine mögliche Synergie zwischen S. und mir.
Sie hätte gemerkt, was passiert.
Ich hätte gemerkt, warum das passiert.
Wir hätten uns das gegenseitig erklären können.
Aber der Raum dafür ist nicht entstanden. Vertrauen, Respekt, der Wunsch nach Zusammenarbeit, hat alles gefehlt.

Beim Frühstück fange ich an, die Dschungelfolgen der letzten Tage aufzuholen. So richtig kann ich nicht mehr mit der jungen Frau relaten obwohl sie mir immer noch leid tut aber meine Güte, ist das eine Nervensäge. Falls das nur eine Taktik für mehr Aufmerksamkeit bzw. Sendezeit ist, geht sie voll auf, es gibt ja kaum ein anderes Thema mehr als sie.

Ich verbringe ein paar Stunden mit putzen: Fensterputzen, Möbel polieren, gründlich Staubsaugen, Böden wischen. Hinterher bin ich zufrieden mit dem Ergebnis.

Da beim Putzen sonst nicht viel zu denken anfällt, kreise ich um die Trennung, Erinnerungen, den Vermissensschmerz, der weiterhin in Wellen kommt, sobald ich gedanklichen Leerlauf habe.

Sie hatte geschrieben, dass sie Kontakt mit mir möchte aber sie meldet sich nicht. Ich wünsche mir, sie hätte das nicht geschrieben, dann ich warte seitdem auf Kontakt. Ich funktioniere so. Wenn jemand etwas ankündigt, dann warte ich darauf, dass es passiert. Und wenn nichts passiert, habe ich ein Problem, dann geht irgendwas nicht weiter in meinem Kopf. Wenn eine Vertrauensperson mir etwas zusagt und sich dann nicht daran hält, bekommt irgendetwas in mir einen kleinen Zusammenbruch und liegt weinend am Boden und kann einfach nicht darüber hinweg kommen, dass die Welt so unzuverlässig ist. Wie ein Sog, der so stark ist, dass ich nicht dagegen ankomme.

Sie wird sich nicht melden. Wenn wir Kontakt haben, muss sie weinen weil es weh tut und sie meidet Dinge, die ihr weh tun. Es ist ihr egal, was sie gesagt hat. Da wird nichts mehr kommen, bis es ihr besser geht und selbst dann wahrscheinlich nicht mehr. Und mir tut der Kontakt auch nicht gut.
Sagt die Stimme der Vernunft in mir. Aber das arme kleine Ding, das schreiend am Boden liegt, kann das nicht aufnehmen. Ich weiß nicht, was ich machen soll, außer das auszuhalten.

Nach dem Putzen kommt ausgiebige Körperpflege. Ich habe Hunger aber es dauert noch bis zu meiner selbstgewählten Abendessenszeit. Das Handy zeigt mir als Rückblick ein schönes Foto von S. aus unserer Anfangszeit, auf dem sie mich verliebt anstrahlt. Schmerz zieht schockartig durch mich hindurch.

Ich hole den Dschungel komplett auf aber weiß, dass ich zu müde bin, um die heutige Folge live zu schauen. Stelle mir mit wenig Hoffnung den Wecker, möchte es wenigstens versucht haben. Klappt aber nicht, ich höre ein paar Minuten zu und schlafe dann wieder ein.

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Ein Monat
27.01.24, einen Monat nach der Trennung.

In meiner Wohnung ist S. inzwischen weniger präsent. Ich kann mir immer noch vorstellen, dass sie in meinem Bett liegt, während ich morgens am Rechner schreibe aber die Vorstellung fühlt sich unrealistischer an als noch vor 2-3 Wochen. Bilder, Karten, Andenken sind aber noch alle dort wo sie immer waren, ich habe noch nichts weggeräumt. Es fühlt sich noch nicht richtig an.

Ich fange an, Distanz zu spüren, wenn ich an sie denke. All die Selbstverständlichkeiten wie ihre Hand zu halten und zu streicheln, sie eng zu umarmen, ihren Nacken zu küssen, sie zärtlich zu berühren, gehen nun ganz offiziell nicht mehr, weil wir uns getrennt haben. Obwohl mein Gefühl das durchaus noch möchte und ich mich oft daran erinnere. Aber ich fange an, auch in Gedanken die unsichtbare Schranke zu spüren, die das nun verhindert. Es sind nur noch Erinnerungen da, keine reale Möglichkeit mehr.

Seit der Trennung haben wir uns nicht mehr gesehen. Ich stelle es mir sehr schmerzhaft vor, wenn sie nun wirklich vor mir stehen würde. Wenn das Handy ein Foto von ihr herauspickt und es mir als Rückblick prasentiert, sticht es jedenfalls sehr.

Schmerzhaft ist auch das Gefühl, dass wir es nie geschafft haben, auch nur eine einzige kleine Unstimmigkeit zwischen uns zu klären und es nun auch niemals schaffen werden. Diese 5,5 Jahre als ungelöstes Knäuel, als großen Haufen vertaner Chancen ziehen lassen zu müssen.

Je weiter wir auseinander driften, desto unwahrscheinlicher ist es, jemals die Nähe mit ihr zu haben, die ich mir so gewünscht hätte und die am Anfang ja auch zu entstehen schien.

Ich glaube nicht, dass wir "Freundinnen bleiben" werden. Die Basis dafür fehlt.

Aber wer weiß, was noch kommt.

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