Donnerstag, 18. September 2025
18.09.2025
garelia, 14:12h
Die Katze ist tot. Sie ist nicht mehr da, kommt nie wieder.
Sie hinterlässt einen Hohlraum in mir, in meiner Wohnung. Leere Plätze, die immer noch ihr gehören.
Das Fußende von meinem Bett, unwillkürlich schaue ich durch die Schlafzimmertür dorthin, wenn ich im Flur bin.
Das leere Körbchen steht noch auf dem Teppich vor der Balkontür. Es sieht aus, als ob die Katze verreist wäre. In Urlaub, vielleicht in Griechenland. Aber sie kommt nicht wieder. Ich werde das Körbchen wohl morgen wegräumen.
Die Lehne der Couch, wo sie in den letzten Jahren gesessen hat, wenn sie auf mich gewartet hat. Denn von dort konnte sie sehen, ob die Wohnungstür aufgeht. Seit sie nichts mehr gehört hat, war das ihre bevorzugte Warteposition.
In meinen Ohren hallt das Geräusch ihrer zu langen Hinterkrallen auf dem Laminat nach. Ein Klacken, Schleifen, unüberhörbar, unverwechselbar.
Nachts dann nach dem Klacken eine kurze Stille, wenn sie über den Teppich vor meinem Bett ging, dann die sanfte Landung auf meiner Hüfte. Sie kam kurz nach oben und schnupperte an meinem Kopf, legte sich dann auf die Kuhle zwischen Hüfte und Oberkörper zum Schlafen hin. Sie war leicht, der Druck ihres Körpers beruhigend und nie zu schwer.
Die Wohnung ist jetzt viel ruhiger. Ich bin ruhiger. Eine große Sorge und Verantwortung fällt nun weg aus meinem Leben. Aber es fehlt auch etwas, das ich nicht richtig beschreiben kann. Ein Bezugspunkt, ein Kanalisierungspunkt für meine Liebe.
Sie war keine Katze, die Menschen mit Liebe überschüttet hat. Aber es war klar, dass wir zusammen gehören. Sie hat meine Zuneigung gesucht und bekommen. Von anderen Menschen wollte sie sich nicht anfassen lassen.
Und ich habe für sie funktioniert, in Zeiten, in denen ich für mich selbst nicht funktioniert habe.
Ich habe jetzt mehr Energie zur Verfügung. Einen Punkt weniger, bei dem ich permanent das Gefühl habe, alles falsch zu machen, allem nicht gerecht zu werden. Ein Stück ständig schlechtes Gewissen weniger. Der Wegfall von Druck ist eine Erleichterung, selbst wenn ansonsten gar nichts Gutes passiert. Ich bin jetzt allein, nur noch für mich selbst verantwortlich. Das fühlt sich tatsächlich wie eine deutliche Veränderung an. Ich hoffe, dass sich irgendetwas Positives daraus ergibt, während ich den Verlust noch sehr deutlich spüre.
Sie hinterlässt einen Hohlraum in mir, in meiner Wohnung. Leere Plätze, die immer noch ihr gehören.
Das Fußende von meinem Bett, unwillkürlich schaue ich durch die Schlafzimmertür dorthin, wenn ich im Flur bin.
Das leere Körbchen steht noch auf dem Teppich vor der Balkontür. Es sieht aus, als ob die Katze verreist wäre. In Urlaub, vielleicht in Griechenland. Aber sie kommt nicht wieder. Ich werde das Körbchen wohl morgen wegräumen.
Die Lehne der Couch, wo sie in den letzten Jahren gesessen hat, wenn sie auf mich gewartet hat. Denn von dort konnte sie sehen, ob die Wohnungstür aufgeht. Seit sie nichts mehr gehört hat, war das ihre bevorzugte Warteposition.
In meinen Ohren hallt das Geräusch ihrer zu langen Hinterkrallen auf dem Laminat nach. Ein Klacken, Schleifen, unüberhörbar, unverwechselbar.
Nachts dann nach dem Klacken eine kurze Stille, wenn sie über den Teppich vor meinem Bett ging, dann die sanfte Landung auf meiner Hüfte. Sie kam kurz nach oben und schnupperte an meinem Kopf, legte sich dann auf die Kuhle zwischen Hüfte und Oberkörper zum Schlafen hin. Sie war leicht, der Druck ihres Körpers beruhigend und nie zu schwer.
Die Wohnung ist jetzt viel ruhiger. Ich bin ruhiger. Eine große Sorge und Verantwortung fällt nun weg aus meinem Leben. Aber es fehlt auch etwas, das ich nicht richtig beschreiben kann. Ein Bezugspunkt, ein Kanalisierungspunkt für meine Liebe.
Sie war keine Katze, die Menschen mit Liebe überschüttet hat. Aber es war klar, dass wir zusammen gehören. Sie hat meine Zuneigung gesucht und bekommen. Von anderen Menschen wollte sie sich nicht anfassen lassen.
Und ich habe für sie funktioniert, in Zeiten, in denen ich für mich selbst nicht funktioniert habe.
Ich habe jetzt mehr Energie zur Verfügung. Einen Punkt weniger, bei dem ich permanent das Gefühl habe, alles falsch zu machen, allem nicht gerecht zu werden. Ein Stück ständig schlechtes Gewissen weniger. Der Wegfall von Druck ist eine Erleichterung, selbst wenn ansonsten gar nichts Gutes passiert. Ich bin jetzt allein, nur noch für mich selbst verantwortlich. Das fühlt sich tatsächlich wie eine deutliche Veränderung an. Ich hoffe, dass sich irgendetwas Positives daraus ergibt, während ich den Verlust noch sehr deutlich spüre.
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Montag, 15. September 2025
15.09.2025
garelia, 10:47h
Heute ist der letzte Lebenstag der Katze. Gleich haben wir einen Termin beim Tierarzt.
Sie ist sehr alt geworden, aber sie hatte auch viele Beschwerden zum Schluss.
Ich bin so unsicher, ist es zu früh? Aber dann erinnere ich mich daran, dass sie nicht mehr frisst. Und dass sie das, was sie frisst, nach ein paar Stunden wieder erbricht. Dass sie Schmerzen zu haben scheint, trotz der Schmerzmittel.
Ich möchte nicht, dass sie leidet.
Vielleicht möchte sie lieber leiden als sterben.
Aber ich habe mich entschieden.
Habe große Angst vor dem Termin. Vor dem Punkt, an dem es keine Rückkehr gibt. An dem sie weg ist.
Für mich ist das ein sehr großer Einschnitt in meinem Leben, eine sehr große Veränderung. Die Katze war mein Bezugspunkt, hat viele Regeln aufgestellt. Was in der Wohnung stehen kann, ob Fenster offen sein können, wie lange ich in Urlaub fahren kann, wann ich spätestens wieder in den Supermarkt muss.
Sie hat jeden Tag mit mir am Schreibtisch gesessen, hat sich ein Loch in den Bauch gefreut, wenn ich aus dem Urlaub zurück kam. Sie hat mir Halt gegeben, meine Gefühle kanalisiert.
Ihre Lebenszeit ist zu Ende. Ich bin sehr, sehr traurig.
Sie ist sehr alt geworden, aber sie hatte auch viele Beschwerden zum Schluss.
Ich bin so unsicher, ist es zu früh? Aber dann erinnere ich mich daran, dass sie nicht mehr frisst. Und dass sie das, was sie frisst, nach ein paar Stunden wieder erbricht. Dass sie Schmerzen zu haben scheint, trotz der Schmerzmittel.
Ich möchte nicht, dass sie leidet.
Vielleicht möchte sie lieber leiden als sterben.
Aber ich habe mich entschieden.
Habe große Angst vor dem Termin. Vor dem Punkt, an dem es keine Rückkehr gibt. An dem sie weg ist.
Für mich ist das ein sehr großer Einschnitt in meinem Leben, eine sehr große Veränderung. Die Katze war mein Bezugspunkt, hat viele Regeln aufgestellt. Was in der Wohnung stehen kann, ob Fenster offen sein können, wie lange ich in Urlaub fahren kann, wann ich spätestens wieder in den Supermarkt muss.
Sie hat jeden Tag mit mir am Schreibtisch gesessen, hat sich ein Loch in den Bauch gefreut, wenn ich aus dem Urlaub zurück kam. Sie hat mir Halt gegeben, meine Gefühle kanalisiert.
Ihre Lebenszeit ist zu Ende. Ich bin sehr, sehr traurig.
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Mittwoch, 13. August 2025
13.08.25
garelia, 07:45h
Irgendwie habe ich heute Morgen das Gefühl, ich möchte auch mal was Lustiges oder wenigstens Interessantes erzählen. Woraufhin natürlich sofort die gehässig-strenge Stimme im Kopf mich runtermacht, dafür muss man ja erstmal was Lustiges oder Interessantes erleben bzw. man muss überhaupt irgendwas erleben und sich nicht nur jeden Abend schwitzend unter der Decke verkriechen, wie schon als Kind, als die Einsamkeit schon genauso schlimm war wie jetzt und nix dazugelernt seitdem.
Als ich heute aufstand dachte ich "nein, eigentlich kann ich noch nicht arbeiten." Eigentlich möchte ich mich weiter krank melden, möchte schlafen, kann mich auf nichts konzentrieren. Ich traue mich aber nicht. Und habe ja auch keine Hoffnung, das mein Zustand besser wird, wenn ich nicht arbeite. Ich bin halt nicht effektiv, aber das kümmert niemand.
Die Nächte laufen immer nach dem gleichen Schema ab, es hat etwas Beruhigendes, gibt eine gewisse Sicherheit, so anstrengend und unerholsam sie auch sind. Ich schlafe früh ein, meist döse ich weg beim Schauen einer Serie, auf die ich mich ab 19:00 Uhr sowieso nicht mehr konzentrieren kann. Dann räume ich das Notebook weg und lege mich richtig hin. Wache dann nach ca. 1,5 Studen schweißgebadet auf und liege dann schwitzend 1-2 Stunden wach. Schlafe dann wieder ein usw., schwitzen, aufwachen, wachliegen, einschlafen, Kissen wechseln weil nass, Shirt wechseln weil nass.
Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Positionswechsel aufgrund der relativ frischen Wunde in der Brust nicht wirklich möglich, also immer auf der rechten Seite liegen, auf dem Rücken kann ich nicht schlafen. Versuchen im Kopf einen Happyplace zu finden, meist erfolglos. Versuchen, wenigstens mich nicht zu sehr selbst zu quälen, klappt manchmal.
5:30 zwitschert der Wecker, spät für meine Verhältnisse, möchte dann eigentlich weiterschlafen, weil so müde, aber gleichzeitig auch so unruhig, also doch aufstehen.
Wechseljahre auf Drogen, so schlimm war es nicht, als sie von alleine kamen damals, vor fast zehn Jahren. Danke, Letrozol. Und ja, ja klar bin ich wirklich dankbar, es hilft ja, damit der Krebs sich in mir nicht wohlfühlt. Ich kann das ertragen. Aber ich kann nicht gleichzeitig arbeitsfähig sein.
Irgendwas muss ich ändern und ja klar, es läuft wieder darauf hinaus, dasss ich meine Ernährung, meinen Lebensstil umkrempele. Das Blöde ist nur, dass das im Moment der einzige Happyplace ist, den ich habe. Abend entspannen, wenigstens die kuzen 2-3 Stunden bevor die beschissene Nacht losgeht, da freue ich mich drauf. Etwas Süßes essen, mich trösten.
Die Katze muss ihre Ernährung auch umstellen, sie hatte viel Durchfall und Kotzerei in den letzten Wochen. Jetzt bekommt sie sauteures Futter vom Tierarzt, es hilft aber schon. Sie hat mich, um dafür zu sorgen, dass sich gesund ernährt. Und ich habe mich nicht, kann nicht gut für mich sorgen gerade, bin überfordert. Ich versuche den Schalter im Kopf umzulegen, aber er klemmt. Oder ich versuche es nicht genug, weil ich mich so klein und weinerlich fühle und mich eigentlich nur verstecken will.
Ich kriege immer alles irgendwie soweit hin, dass ich nicht unangenehm auffalle in der Öffentlichkeit. Immer unter dem Radar, ich wirke nie wirklich hilfebedürftig. Ein Schattendasein, denke das Wort passt ganz gut. Und seit der Krebsdiagnose fühle ich mich gleichzeitig hoffnungslos und verzweifelt. Dabei ist ja nicht alles vorbei, so schlimm war die Diagnose nicht. Aber ich merke, wie wenig Kraft ich habe und wie wenig ich den Weg oder auch nur die Richtung kenne, um mal aus dem Schatten zu kommen.
Gestern eine Mail an eine Therapeutin geschrieben, ohne Hoffnung, aber trotzdem für mich als guten Schritt verbucht. Auch wenn ich tatsächlich keine Hoffnung habe, eine Therapie zu finden, die mir hilft. Irgendetwas in mir zu finden, das mir hilft.
Als ich heute aufstand dachte ich "nein, eigentlich kann ich noch nicht arbeiten." Eigentlich möchte ich mich weiter krank melden, möchte schlafen, kann mich auf nichts konzentrieren. Ich traue mich aber nicht. Und habe ja auch keine Hoffnung, das mein Zustand besser wird, wenn ich nicht arbeite. Ich bin halt nicht effektiv, aber das kümmert niemand.
Die Nächte laufen immer nach dem gleichen Schema ab, es hat etwas Beruhigendes, gibt eine gewisse Sicherheit, so anstrengend und unerholsam sie auch sind. Ich schlafe früh ein, meist döse ich weg beim Schauen einer Serie, auf die ich mich ab 19:00 Uhr sowieso nicht mehr konzentrieren kann. Dann räume ich das Notebook weg und lege mich richtig hin. Wache dann nach ca. 1,5 Studen schweißgebadet auf und liege dann schwitzend 1-2 Stunden wach. Schlafe dann wieder ein usw., schwitzen, aufwachen, wachliegen, einschlafen, Kissen wechseln weil nass, Shirt wechseln weil nass.
Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Positionswechsel aufgrund der relativ frischen Wunde in der Brust nicht wirklich möglich, also immer auf der rechten Seite liegen, auf dem Rücken kann ich nicht schlafen. Versuchen im Kopf einen Happyplace zu finden, meist erfolglos. Versuchen, wenigstens mich nicht zu sehr selbst zu quälen, klappt manchmal.
5:30 zwitschert der Wecker, spät für meine Verhältnisse, möchte dann eigentlich weiterschlafen, weil so müde, aber gleichzeitig auch so unruhig, also doch aufstehen.
Wechseljahre auf Drogen, so schlimm war es nicht, als sie von alleine kamen damals, vor fast zehn Jahren. Danke, Letrozol. Und ja, ja klar bin ich wirklich dankbar, es hilft ja, damit der Krebs sich in mir nicht wohlfühlt. Ich kann das ertragen. Aber ich kann nicht gleichzeitig arbeitsfähig sein.
Irgendwas muss ich ändern und ja klar, es läuft wieder darauf hinaus, dasss ich meine Ernährung, meinen Lebensstil umkrempele. Das Blöde ist nur, dass das im Moment der einzige Happyplace ist, den ich habe. Abend entspannen, wenigstens die kuzen 2-3 Stunden bevor die beschissene Nacht losgeht, da freue ich mich drauf. Etwas Süßes essen, mich trösten.
Die Katze muss ihre Ernährung auch umstellen, sie hatte viel Durchfall und Kotzerei in den letzten Wochen. Jetzt bekommt sie sauteures Futter vom Tierarzt, es hilft aber schon. Sie hat mich, um dafür zu sorgen, dass sich gesund ernährt. Und ich habe mich nicht, kann nicht gut für mich sorgen gerade, bin überfordert. Ich versuche den Schalter im Kopf umzulegen, aber er klemmt. Oder ich versuche es nicht genug, weil ich mich so klein und weinerlich fühle und mich eigentlich nur verstecken will.
Ich kriege immer alles irgendwie soweit hin, dass ich nicht unangenehm auffalle in der Öffentlichkeit. Immer unter dem Radar, ich wirke nie wirklich hilfebedürftig. Ein Schattendasein, denke das Wort passt ganz gut. Und seit der Krebsdiagnose fühle ich mich gleichzeitig hoffnungslos und verzweifelt. Dabei ist ja nicht alles vorbei, so schlimm war die Diagnose nicht. Aber ich merke, wie wenig Kraft ich habe und wie wenig ich den Weg oder auch nur die Richtung kenne, um mal aus dem Schatten zu kommen.
Gestern eine Mail an eine Therapeutin geschrieben, ohne Hoffnung, aber trotzdem für mich als guten Schritt verbucht. Auch wenn ich tatsächlich keine Hoffnung habe, eine Therapie zu finden, die mir hilft. Irgendetwas in mir zu finden, das mir hilft.
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