Mittwoch, 13. August 2025
13.08.25
Irgendwie habe ich heute Morgen das Gefühl, ich möchte auch mal was Lustiges oder wenigstens Interessantes erzählen. Woraufhin natürlich sofort die gehässig-strenge Stimme im Kopf mich runtermacht, dafür muss man ja erstmal was Lustiges oder Interessantes erleben bzw. man muss überhaupt irgendwas erleben und sich nicht nur jeden Abend schwitzend unter der Decke verkriechen, wie schon als Kind, als die Einsamkeit schon genauso schlimm war wie jetzt und nix dazugelernt seitdem.

Als ich heute aufstand dachte ich "nein, eigentlich kann ich noch nicht arbeiten." Eigentlich möchte ich mich weiter krank melden, möchte schlafen, kann mich auf nichts konzentrieren. Ich traue mich aber nicht. Und habe ja auch keine Hoffnung, das mein Zustand besser wird, wenn ich nicht arbeite. Ich bin halt nicht effektiv, aber das kümmert niemand.

Die Nächte laufen immer nach dem gleichen Schema ab, es hat etwas Beruhigendes, gibt eine gewisse Sicherheit, so anstrengend und unerholsam sie auch sind. Ich schlafe früh ein, meist döse ich weg beim Schauen einer Serie, auf die ich mich ab 19:00 Uhr sowieso nicht mehr konzentrieren kann. Dann räume ich das Notebook weg und lege mich richtig hin. Wache dann nach ca. 1,5 Studen schweißgebadet auf und liege dann schwitzend 1-2 Stunden wach. Schlafe dann wieder ein usw., schwitzen, aufwachen, wachliegen, einschlafen, Kissen wechseln weil nass, Shirt wechseln weil nass.
Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Positionswechsel aufgrund der relativ frischen Wunde in der Brust nicht wirklich möglich, also immer auf der rechten Seite liegen, auf dem Rücken kann ich nicht schlafen. Versuchen im Kopf einen Happyplace zu finden, meist erfolglos. Versuchen, wenigstens mich nicht zu sehr selbst zu quälen, klappt manchmal.
5:30 zwitschert der Wecker, spät für meine Verhältnisse, möchte dann eigentlich weiterschlafen, weil so müde, aber gleichzeitig auch so unruhig, also doch aufstehen.
Wechseljahre auf Drogen, so schlimm war es nicht, als sie von alleine kamen damals, vor fast zehn Jahren. Danke, Letrozol. Und ja, ja klar bin ich wirklich dankbar, es hilft ja, damit der Krebs sich in mir nicht wohlfühlt. Ich kann das ertragen. Aber ich kann nicht gleichzeitig arbeitsfähig sein.

Irgendwas muss ich ändern und ja klar, es läuft wieder darauf hinaus, dasss ich meine Ernährung, meinen Lebensstil umkrempele. Das Blöde ist nur, dass das im Moment der einzige Happyplace ist, den ich habe. Abend entspannen, wenigstens die kuzen 2-3 Stunden bevor die beschissene Nacht losgeht, da freue ich mich drauf. Etwas Süßes essen, mich trösten.

Die Katze muss ihre Ernährung auch umstellen, sie hatte viel Durchfall und Kotzerei in den letzten Wochen. Jetzt bekommt sie sauteures Futter vom Tierarzt, es hilft aber schon. Sie hat mich, um dafür zu sorgen, dass sich gesund ernährt. Und ich habe mich nicht, kann nicht gut für mich sorgen gerade, bin überfordert. Ich versuche den Schalter im Kopf umzulegen, aber er klemmt. Oder ich versuche es nicht genug, weil ich mich so klein und weinerlich fühle und mich eigentlich nur verstecken will.

Ich kriege immer alles irgendwie soweit hin, dass ich nicht unangenehm auffalle in der Öffentlichkeit. Immer unter dem Radar, ich wirke nie wirklich hilfebedürftig. Ein Schattendasein, denke das Wort passt ganz gut. Und seit der Krebsdiagnose fühle ich mich gleichzeitig hoffnungslos und verzweifelt. Dabei ist ja nicht alles vorbei, so schlimm war die Diagnose nicht. Aber ich merke, wie wenig Kraft ich habe und wie wenig ich den Weg oder auch nur die Richtung kenne, um mal aus dem Schatten zu kommen.

Gestern eine Mail an eine Therapeutin geschrieben, ohne Hoffnung, aber trotzdem für mich als guten Schritt verbucht. Auch wenn ich tatsächlich keine Hoffnung habe, eine Therapie zu finden, die mir hilft. Irgendetwas in mir zu finden, das mir hilft.

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Montag, 11. August 2025
11.08.25
Heute arbeite ich den ersten Tag wieder, nach über zwei Monaten Pause. Erst Urlaub, dann die OPs, die Krankschreibungen.

Zwei Monate, so viel Angst und Unwohlsein. Schweißgebadet im Bett liegen, nicht zur Ruhe finden. Quälende Gedanken von Verlassensein und Tod, Einsamkeit und demütigenden Zuständen.

Und jetzt plötzlich wieder die relative Normalität. Nichts hat sich verändert, alles genauso unbefriedigend wie vorher. Und trotzdem, irgendwoher, neuer Lebenswille. Ein neuer Anfang, irgendwie. Auch wenn es sich wie immer anfühlt.

Ich habe nicht genügend Kontakt mit den Kollegen, als dass ich groß vermisst worden wäre. Trotz ein paar freundlicher Bemerkungen.

Vielleicht ist es das, was mir in den letzten Wochen so zugesetzt hat. Das Wissen, keine Kontakte zu haben, wie leicht es ist, ins Vergessen zu rutschen, zu sterben, bevor ich tot bin. Nichts bleibt. Und immer wieder das alte Lied, ich weiß nicht, was mir Freude macht. Ich weiß nicht, wie ich mich am Leben halten soll.

Das Wetter, der Himmel, so schön heute, gestern auch schon. Sommer wie in der Kindheit, nicht zu heiß. Vielleicht läuft es darauf hinaus. Sonne auf dem Pelz, mehr gibt es nicht. Ein neuer Tag, essen, trinken, hoffen, dass man in der Nacht nicht stirbt.

Ich wünsche mir Sicherheit und nicht allein zu sein. Mehr ist nicht drin in meinem Kopf.

Ich spüre die Wunde in der Brust, nichts ist mehr wie immer. Auch daran gewöhnt man sich dann wohl irgendwann, aber es löst sofort Fluchtreflexe aus.

Müdigkeit und gleichzeitig nagende Unruhe. Innerliches Herumzappeln und gleichzeitig wie gelähmt sein, alles denken, nichts zu Ende bringen. Unkonzentriert, zerfasert, aufgelöst. Nervös, schreckhaft, geräuschüberempfindlich. Ausgelaugt.

Keine Zuflucht mehr. Wenn ich wenigstens gut schlafen könnte.

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Mittwoch, 23. Juli 2025
23.07.25
In 20 Minuten gehe ich los mit meinem Rollköfferchen.
Meine Energie ist verbraucht, ich habe keine regeneriert in den letzten Wochen. Ich hoffe es reicht, um die Fassung zu bewahren. Sturm im Kopf.

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