Sonntag, 7. Oktober 2018
WMDEDGT, 05.10.2018
Frau Brüllen fragt an jedem 5. des Monats "Was machst du eigentlich den ganzen Tag?" Manchmal merke ich es rechtzeitig und antworte darauf.

Heute ist es wieder soweit und mir ist es immerhin um 14:04 aufgefallen. Ausgerechnet heute Morgen habe ich meinen Blog gelöscht. Aber fangen wir am Anfang an.

Um 4:00 bin ich aufgestanden weil ich nicht mehr schlafen konnte. Ich schlafe immer schlecht und bin um 4:00 immer wach. Meist schlafe ich dann aber noch 1 - 1,5 Stunden weiter, bevor ich aufstehe aber manchmal, so wie heute, merke ich, dass es keinen Zweck hat, liegen zu bleiben. Sind so viele Kommas normal oder habe ich übertrieben?

Ich bin also aufgestanden und habe die Katze gefüttert und mir Kaffee gekocht. Kaffee ist wichtig. Mit der Thermoskanne und meiner Tasse habe ich mich an den Schreibtisch gesetzt und meinen Wordpress.com Blog gelöscht. Das Wichtigste an dem Blog war, ungefiltert schreiben zu können, was mir in den Sinn kommt, ohne dass es Menschen mitlesen, die mich privat so gut kennen, dass sie drin vorkommen können. Schon wieder diese Komma-Sucht. Was ist denn heute los? Naja, das mit der Anonymität war leider nicht mehr gegeben. Damit hatte der Blog seine Funktion für mich verloren. Er hat mir gute Dienste geleistet und ich habe viel dort abgeladen. Jetzt ist es Zeit für etwas Neues.

Nachdem der alte Blog gelöscht war, habe ich anhand der neuen Follower festgestellt, dass auch der dazugehörige Twitter-Account "enttarnt" war. Ich überlege noch, ob ich den auch löschen soll. Ich schreibe sowieso fast nie etwas, nutze ihn nur zur Information und zur Unterhaltung.

Von 5:00 - 5:30 habe ich dann World of Warcraft gespielt. Eine kleine Prise einfach strukturierte und kontrollierbare Comicwelt am Morgen vertreibt Kummer und ... na, nicht wirklich. Aber es entspannt.

Dann habe ich gespült, wozu ich am Abend vorher zu müde war. Ich habe mir ein bisschen Gemüse, Oliven und Ziegenkäse für die Mittagspause kleingeschnitten und mit Salz, Pfeffer und Öl angemacht. Um 6:50 habe ich dann geduscht und mich für die Arbeit fertig gemacht. Um 7:10 bin ich aus dem Haus, nach dem ich meiner Katze versprochen habe, dass alles gut wird. Das glaubt mir aber vermutlich nicht mal die Katze. Die glaubt nur an die Brekkies, die es zum Versprechen dazu gab.

Der Weg zur Arbeit war schön, hellblaue Morgendämmerung mit rosa Streifen, Vogelgezwitscher und frische Luft. Konnte ich aber nicht wirklich genießen Das Bauchweh wegen der Auseinandersetzung mit meiner Freundin am Abend vorher war zu groß. Es ist jetzt immer noch zu groß um sich zu konzentrieren. Ich fühle mich gehetzt, gedrückt, Nebel in meinem Kopf. So weh tat es nicht mehr seit der Trennung von meinem Freund Anfang des Jahres.

Der Arbeitstag war ruhig und ab Mittag wurde es leer im Gebäude, wie jeden Freitag. Zwischendurch habe ich mir den Kopf zerbrochen, wie mein neuer Blog heißen soll. Also erstmal die URL, denn die kann man ja bei blogger.de nicht mehr ändern. Ich habe ans Verschwinden gedacht und war dann beim Classic Schurken in WoW. Blendpulver klingt aber nicht so dolle. Schließlich habe ich mich für Disteltee entschieden. Der Blog soll mir ja im besten Fall auch Energie geben und so.



Eine Kollegin erzählte vom viel zu frühen Tod eines Bekannten von ihr, der kurz vor der Rente stand und noch viele Pläne hatte. Vor ein paar Monaten bekam er eine schlimme Diagnose, gestern ist er gestorben. Wir sehen beide, wie sinnlos es ist, kostbare Zeit mit Streiten zu verbringen. Aber auch wie leicht diese Einsicht wieder in Vergessenheit gerät.

Pünktlich um 16:00 habe ich das Büro verlassen und mich auf den Heimweg gemacht.

Der Plan für den restlichen Freitag war, den Abend bei meiner Freundin zu verbringen und wenn möglich wieder gut miteinander sein. Zuhause habe ich die Katze gefüttert und ein bisschen auf Vorrat gestreichelt. E-Mails gelesen, Tasche gepackt, umgezogen und zur Straßenbahn. Die hatte wie immer Verspätung. Als sie schließlich kam und ich gerade einsteigen wollte, fiel mir ein, dass ich mein Portemonnaie vergessen habe. Also wieder nach hause und zurück zu Haltestelle, inzwischen mit dem Wissen, zu spät zu kommen, inklusive dem leicht irrealen Gefühl, das beim Zuspätkommen für mich immer inbegriffen ist.

Unterwegs habe ich erfahren, dass eine Bekannte, die heute Geburtstag hat, auch dort sein wird. Also habe ich dann nicht nur wie geplant Pizza und Rotwein besorgt sondern auch noch ein kleines Geschenk aus einem kleinen Laden, in dem ich immer schon mal stöbern wollte. Für meine Freundin habe ich dort auch etwas Schönes gefunden. Das hat Spaß gemacht und war die Extrazeit wert.

Beide haben sich über die Mitbringsel gefreut und wir haben einen erinnernswerten Abend zu dritt auf dem Balkon verbracht. Wieder war der Tod ein Thema, denn die Schwester meiner Freundin ist sehr krank und wird vermutlich nicht mehr lange leben. Tränen, Trost, gemeinsame Pläne für Weihnachten und Karneval. Ein sehr kölscher Kreislauf des Lebens.

Nachdem sich die Bekannte verabschiedet hat, haben wir uns auf die Couch gekuschelt und irgendeine alberne Sendung geschaut. Alles war friedlich und gut. Und kurz nachdem der 05.10.2018 zu Ende war, sind wir ins Bett gegangen.

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Nachtrag am 07.10.18. Ich komme erst jetzt dazu, den Text zu veröffentlichen und werde ihn nicht in die Linkliste von Fr. Brüllen eintragen weil 1. zu spät und 2. finde ich den neuen Blog noch zu frisch dafür.

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